Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite
I. Abs. Empfängnis.

Einige lassen die Eyerstökke von einer Fermenta-
tion (p), oder blos von einer bewegenden Kraft, derglei-
chen ein immaterielles Wesen ist (q), begeistert werden.

Viele fertigen dahin, der Leeuwenhöckischen
Meinung gemäs, ein Saamenwürmchen ab, welches
sich mit seinem Nabel an den Stengel eines Eygefäßgen
anhängen soll.

Jch werde von dieser Meinung meine Gedanken bei
einer andern Gelegenheit sagen (r). Und da ich bei
Hipothesen ein wenig zu furchtsam zu seyn pflege, so be-
stimme ich hier nichts. Doch es läst sich daher, daß ein
durchsichtiges Ey von dem Beischlafe dunkel wird, und
eine neue Farbe bekömmt, wohl vermuthen, daß etwas
Körperliches zum Eyerstokke kommen müsse. So wer-
den die blaßgelbe Eyer der Seidenwürmer (s) durch die
Befruchtung violetfarben (t); und die befruchtete weisse
Eyer der Frösche schwarz (u); dergleichen geschieht auch
bei den Eyern der Raupen (x).

§. 25.
Die erste Gestalt des sich bildenden Thieres.
Ob diese ein Ey sey, und wer sie so gesehen.

Da man weder im Eyerstokke, noch in der Trom-
pete, oder der Gebärmutter, in den ersten Tagen eines
fruchtbaren Beischlases, jemals mit Zuverläßigkeit ein
Ey entdekken können, so frägt es sich billig, unter wel-

cher
(p) [Spaltenumbruch] PERRAULT. mecaniq. des
animaux p. 487. CONNOR.
Evang. med. p.
6.
(q) HARVEI p. 300. STAHL.
p.
30.
(r) Sect. III.
(s) MALPIGHI bomb. p. 36.
42. durchsichtig und unfruchtbar
[Spaltenumbruch] BRADLEY phil. acount. p. 99.
137.
(t) Ibid. p. 42.
(u) Jn dem Frosche ist ein
schwarzep Punkt SWAMMERD.
prodr. p.
21.
(x) RAI. SYNOPS. quadr. p.
250. add. MONRO Compar. anat.
p.
110.
I. Abſ. Empfaͤngnis.

Einige laſſen die Eyerſtoͤkke von einer Fermenta-
tion (p), oder blos von einer bewegenden Kraft, derglei-
chen ein immaterielles Weſen iſt (q), begeiſtert werden.

Viele fertigen dahin, der Leeuwenhoͤckiſchen
Meinung gemaͤs, ein Saamenwuͤrmchen ab, welches
ſich mit ſeinem Nabel an den Stengel eines Eygefaͤßgen
anhaͤngen ſoll.

Jch werde von dieſer Meinung meine Gedanken bei
einer andern Gelegenheit ſagen (r). Und da ich bei
Hipotheſen ein wenig zu furchtſam zu ſeyn pflege, ſo be-
ſtimme ich hier nichts. Doch es laͤſt ſich daher, daß ein
durchſichtiges Ey von dem Beiſchlafe dunkel wird, und
eine neue Farbe bekoͤmmt, wohl vermuthen, daß etwas
Koͤrperliches zum Eyerſtokke kommen muͤſſe. So wer-
den die blaßgelbe Eyer der Seidenwuͤrmer (s) durch die
Befruchtung violetfarben (t); und die befruchtete weiſſe
Eyer der Froͤſche ſchwarz (u); dergleichen geſchieht auch
bei den Eyern der Raupen (x).

§. 25.
Die erſte Geſtalt des ſich bildenden Thieres.
Ob dieſe ein Ey ſey, und wer ſie ſo geſehen.

Da man weder im Eyerſtokke, noch in der Trom-
pete, oder der Gebaͤrmutter, in den erſten Tagen eines
fruchtbaren Beiſchlaſes, jemals mit Zuverlaͤßigkeit ein
Ey entdekken koͤnnen, ſo fraͤgt es ſich billig, unter wel-

cher
(p) [Spaltenumbruch] PERRAULT. mècaniq. des
animaux p. 487. CONNOR.
Evang. med. p.
6.
(q) HARVEI p. 300. STAHL.
p.
30.
(r) Sect. III.
(s) MALPIGHI bomb. p. 36.
42. durchſichtig und unfruchtbar
[Spaltenumbruch] BRADLEY phil. acount. p. 99.
137.
(t) Ibid. p. 42.
(u) Jn dem Froſche iſt ein
ſchwarzep Punkt SWAMMERD.
prodr. p.
21.
(x) RAI. SYNOPS. quadr. p.
250. add. MONRO Compar. anat.
p.
110.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0143" n="91"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I.</hi> Ab&#x017F;. Empfa&#x0364;ngnis.</hi> </fw><lb/>
              <p>Einige la&#x017F;&#x017F;en die Eyer&#x017F;to&#x0364;kke von einer Fermenta-<lb/>
tion <note place="foot" n="(p)"><cb/><hi rendition="#aq">PERRAULT. mècaniq. des<lb/>
animaux p. 487. <hi rendition="#g">CONNOR.</hi><lb/>
Evang. med. p.</hi> 6.</note>, oder blos von einer bewegenden Kraft, derglei-<lb/>
chen ein immaterielles We&#x017F;en i&#x017F;t <note place="foot" n="(q)"><hi rendition="#aq">HARVEI p. 300. STAHL.<lb/>
p.</hi> 30.</note>, begei&#x017F;tert werden.</p><lb/>
              <p>Viele fertigen dahin, der <hi rendition="#fr">Leeuwenho&#x0364;cki&#x017F;chen</hi><lb/>
Meinung gema&#x0364;s, ein Saamenwu&#x0364;rmchen ab, welches<lb/>
&#x017F;ich mit &#x017F;einem Nabel an den Stengel eines Eygefa&#x0364;ßgen<lb/>
anha&#x0364;ngen &#x017F;oll.</p><lb/>
              <p>Jch werde von die&#x017F;er Meinung meine Gedanken bei<lb/>
einer andern Gelegenheit &#x017F;agen <note place="foot" n="(r)"><hi rendition="#aq">Sect. III.</hi></note>. Und da ich bei<lb/>
Hipothe&#x017F;en ein wenig zu furcht&#x017F;am zu &#x017F;eyn pflege, &#x017F;o be-<lb/>
&#x017F;timme ich hier nichts. Doch es la&#x0364;&#x017F;t &#x017F;ich daher, daß ein<lb/>
durch&#x017F;ichtiges Ey von dem Bei&#x017F;chlafe dunkel wird, und<lb/>
eine neue Farbe beko&#x0364;mmt, wohl vermuthen, daß etwas<lb/>
Ko&#x0364;rperliches zum Eyer&#x017F;tokke kommen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e. So wer-<lb/>
den die blaßgelbe Eyer der Seidenwu&#x0364;rmer <note place="foot" n="(s)"><hi rendition="#aq">MALPIGHI bomb. p.</hi> 36.<lb/>
42. durch&#x017F;ichtig und unfruchtbar<lb/><cb/> <hi rendition="#aq">BRADLEY phil. acount. p.</hi> 99.<lb/>
137.</note> durch die<lb/>
Befruchtung violetfarben <note place="foot" n="(t)"><hi rendition="#aq">Ibid. p.</hi> 42.</note>; und die befruchtete wei&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Eyer der Fro&#x0364;&#x017F;che &#x017F;chwarz <note place="foot" n="(u)">Jn dem Fro&#x017F;che i&#x017F;t ein<lb/>
&#x017F;chwarzep Punkt <hi rendition="#aq">SWAMMERD.<lb/>
prodr. p.</hi> 21.</note>; dergleichen ge&#x017F;chieht auch<lb/>
bei den Eyern der Raupen <note place="foot" n="(x)"><hi rendition="#aq">RAI. SYNOPS. quadr. p.<lb/>
250. add. MONRO Compar. anat.<lb/>
p.</hi> 110.</note>.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 25.<lb/><hi rendition="#b">Die er&#x017F;te Ge&#x017F;talt des &#x017F;ich bildenden Thieres.</hi><lb/>
Ob die&#x017F;e ein Ey &#x017F;ey, und wer &#x017F;ie &#x017F;o ge&#x017F;ehen.</head><lb/>
              <p>Da man weder im Eyer&#x017F;tokke, noch in der Trom-<lb/>
pete, oder der Geba&#x0364;rmutter, in den er&#x017F;ten Tagen eines<lb/>
fruchtbaren Bei&#x017F;chla&#x017F;es, jemals mit Zuverla&#x0364;ßigkeit ein<lb/>
Ey entdekken ko&#x0364;nnen, &#x017F;o fra&#x0364;gt es &#x017F;ich billig, unter wel-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">cher</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[91/0143] I. Abſ. Empfaͤngnis. Einige laſſen die Eyerſtoͤkke von einer Fermenta- tion (p), oder blos von einer bewegenden Kraft, derglei- chen ein immaterielles Weſen iſt (q), begeiſtert werden. Viele fertigen dahin, der Leeuwenhoͤckiſchen Meinung gemaͤs, ein Saamenwuͤrmchen ab, welches ſich mit ſeinem Nabel an den Stengel eines Eygefaͤßgen anhaͤngen ſoll. Jch werde von dieſer Meinung meine Gedanken bei einer andern Gelegenheit ſagen (r). Und da ich bei Hipotheſen ein wenig zu furchtſam zu ſeyn pflege, ſo be- ſtimme ich hier nichts. Doch es laͤſt ſich daher, daß ein durchſichtiges Ey von dem Beiſchlafe dunkel wird, und eine neue Farbe bekoͤmmt, wohl vermuthen, daß etwas Koͤrperliches zum Eyerſtokke kommen muͤſſe. So wer- den die blaßgelbe Eyer der Seidenwuͤrmer (s) durch die Befruchtung violetfarben (t); und die befruchtete weiſſe Eyer der Froͤſche ſchwarz (u); dergleichen geſchieht auch bei den Eyern der Raupen (x). §. 25. Die erſte Geſtalt des ſich bildenden Thieres. Ob dieſe ein Ey ſey, und wer ſie ſo geſehen. Da man weder im Eyerſtokke, noch in der Trom- pete, oder der Gebaͤrmutter, in den erſten Tagen eines fruchtbaren Beiſchlaſes, jemals mit Zuverlaͤßigkeit ein Ey entdekken koͤnnen, ſo fraͤgt es ſich billig, unter wel- cher (p) PERRAULT. mècaniq. des animaux p. 487. CONNOR. Evang. med. p. 6. (q) HARVEI p. 300. STAHL. p. 30. (r) Sect. III. (s) MALPIGHI bomb. p. 36. 42. durchſichtig und unfruchtbar BRADLEY phil. acount. p. 99. 137. (t) Ibid. p. 42. (u) Jn dem Froſche iſt ein ſchwarzep Punkt SWAMMERD. prodr. p. 21. (x) RAI. SYNOPS. quadr. p. 250. add. MONRO Compar. anat. p. 110.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/143
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/143>, abgerufen am 27.11.2024.