Jch bin überzeugt, daß man hier eine Klappe hinzu- gemuthmasset habe (k), weil diese kleine Oefnung vor der Empfängnis nicht vorhanden ist, und erst mit Ge- walt hervorgebracht wird.
Wenn berühmte Männer vielleicht die Sache so ver- standen haben wollen, daß vor der Empfängnis am Eyer- stokke keine Oefnung zu finden gewesen, welche in das hohle Bläschen und in den hohlen gelben Körper führe, so haben sie in der That Recht, und die Wahrheit ge- schrieben.
§. 18. Ob das kleine Menscheney vom Eyerstokke losgehe.
Da das Bläschen über der Oberfläche des Eyerstok- kes hervorragt und zerreisset, und diese Veränderung niemals statt findet, ausser in der wirklichen Schwän- gerung (a), so läst es sich mit vieler Wahrscheinlichkeit daraus folgern, daß etwas durch diese Rizze herausge- hen müsse.
Die Aerzte des lezztern Jahrhunderts haben sich in der vergleichenden Zergliederungskunst viele Mühe gege- ben. Sie sahen unter dem Volke der Vögel Eyer, wel- che mit den Graafischen Bläschen vollkommen überein- kamen. Sie fanden daran einen Kelch, nämlich ein häutiges Stengelchen voller Gefässe (b), welches sich ausbreitet, und über den Eydotter legt, denselben fast völlig in sich nimmt, und am Eyerstokke hängen bleibt (c), wenn das Ey bereits entfallen ist.
Es
(k)[Spaltenumbruch]DUVERNEY. Mem. de 1701.
(a) Jm Beischlaje mit Ver- schnittenen zerreissen die Bläschen nicht KUHLEMAN. p. 15.
(b)GRAAF. t. 18. f. p. 209. [Spaltenumbruch]
210. conf. die Pariser von dem Straussen.
(c)GRAAF. ibid. & p. 211 ULMUS apud ALDROVANDUM L. XIV. p. 213.
Die Frucht. XXIX. B.
Jch bin uͤberzeugt, daß man hier eine Klappe hinzu- gemuthmaſſet habe (k), weil dieſe kleine Oefnung vor der Empfaͤngnis nicht vorhanden iſt, und erſt mit Ge- walt hervorgebracht wird.
Wenn beruͤhmte Maͤnner vielleicht die Sache ſo ver- ſtanden haben wollen, daß vor der Empfaͤngnis am Eyer- ſtokke keine Oefnung zu finden geweſen, welche in das hohle Blaͤschen und in den hohlen gelben Koͤrper fuͤhre, ſo haben ſie in der That Recht, und die Wahrheit ge- ſchrieben.
§. 18. Ob das kleine Menſcheney vom Eyerſtokke losgehe.
Da das Blaͤschen uͤber der Oberflaͤche des Eyerſtok- kes hervorragt und zerreiſſet, und dieſe Veraͤnderung niemals ſtatt findet, auſſer in der wirklichen Schwaͤn- gerung (a), ſo laͤſt es ſich mit vieler Wahrſcheinlichkeit daraus folgern, daß etwas durch dieſe Rizze herausge- hen muͤſſe.
Die Aerzte des lezztern Jahrhunderts haben ſich in der vergleichenden Zergliederungskunſt viele Muͤhe gege- ben. Sie ſahen unter dem Volke der Voͤgel Eyer, wel- che mit den Graafiſchen Blaͤschen vollkommen uͤberein- kamen. Sie fanden daran einen Kelch, naͤmlich ein haͤutiges Stengelchen voller Gefaͤſſe (b), welches ſich ausbreitet, und uͤber den Eydotter legt, denſelben faſt voͤllig in ſich nimmt, und am Eyerſtokke haͤngen bleibt (c), wenn das Ey bereits entfallen iſt.
Es
(k)[Spaltenumbruch]DUVERNEY. Mém. de 1701.
(a) Jm Beiſchlaje mit Ver- ſchnittenen zerreiſſen die Blaͤschen nicht KUHLEMAN. p. 15.
(b)GRAAF. t. 18. f. p. 209. [Spaltenumbruch]
210. conf. die Pariſer von dem Strauſſen.
(c)GRAAF. ibid. & p. 211 ULMUS apud ALDROVANDUM L. XIV. p. 213.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0120"n="68"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Die Frucht. <hirendition="#aq">XXIX.</hi> B.</hi></fw><lb/><p>Jch bin uͤberzeugt, daß man hier eine Klappe hinzu-<lb/>
gemuthmaſſet habe <noteplace="foot"n="(k)"><cb/><hirendition="#aq">DUVERNEY. Mém. de</hi> 1701.</note>, weil dieſe kleine Oefnung vor<lb/>
der Empfaͤngnis nicht vorhanden iſt, und erſt mit Ge-<lb/>
walt hervorgebracht wird.</p><lb/><p>Wenn beruͤhmte Maͤnner vielleicht die Sache ſo ver-<lb/>ſtanden haben wollen, daß vor der Empfaͤngnis am Eyer-<lb/>ſtokke keine Oefnung zu finden geweſen, welche in das<lb/>
hohle Blaͤschen und in den hohlen gelben Koͤrper fuͤhre,<lb/>ſo haben ſie in der That Recht, und die Wahrheit ge-<lb/>ſchrieben.</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 18.<lb/>
Ob das kleine Menſcheney vom Eyerſtokke<lb/>
losgehe.</head><lb/><p>Da das Blaͤschen uͤber der Oberflaͤche des Eyerſtok-<lb/>
kes hervorragt und zerreiſſet, und dieſe Veraͤnderung<lb/>
niemals ſtatt findet, auſſer in der wirklichen Schwaͤn-<lb/>
gerung <noteplace="foot"n="(a)">Jm Beiſchlaje mit Ver-<lb/>ſchnittenen zerreiſſen die Blaͤschen<lb/>
nicht <hirendition="#aq">KUHLEMAN. p.</hi> 15.</note>, ſo laͤſt es ſich mit vieler Wahrſcheinlichkeit<lb/>
daraus folgern, daß etwas durch dieſe Rizze herausge-<lb/>
hen muͤſſe.</p><lb/><p>Die Aerzte des lezztern Jahrhunderts haben ſich in<lb/>
der vergleichenden Zergliederungskunſt viele Muͤhe gege-<lb/>
ben. Sie ſahen unter dem Volke der Voͤgel Eyer, wel-<lb/>
che mit den <hirendition="#fr">Graafiſchen</hi> Blaͤschen vollkommen uͤberein-<lb/>
kamen. Sie fanden daran einen Kelch, naͤmlich ein<lb/>
haͤutiges Stengelchen voller Gefaͤſſe <noteplace="foot"n="(b)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">GRAAF.</hi> t. 18. f. p. 209.<lb/><cb/>
210. conf.</hi> die Pariſer von dem<lb/>
Strauſſen.</note>, welches ſich<lb/>
ausbreitet, und uͤber den Eydotter legt, denſelben faſt<lb/>
voͤllig in ſich nimmt, und am Eyerſtokke haͤngen bleibt <noteplace="foot"n="(c)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">GRAAF.</hi> ibid. & p. 211<lb/>
ULMUS apud ALDROVANDUM<lb/>
L. XIV. p.</hi> 213.</note>,<lb/>
wenn das Ey bereits entfallen iſt.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Es</fw><lb/></div></div></div></div></body></text></TEI>
[68/0120]
Die Frucht. XXIX. B.
Jch bin uͤberzeugt, daß man hier eine Klappe hinzu-
gemuthmaſſet habe (k), weil dieſe kleine Oefnung vor
der Empfaͤngnis nicht vorhanden iſt, und erſt mit Ge-
walt hervorgebracht wird.
Wenn beruͤhmte Maͤnner vielleicht die Sache ſo ver-
ſtanden haben wollen, daß vor der Empfaͤngnis am Eyer-
ſtokke keine Oefnung zu finden geweſen, welche in das
hohle Blaͤschen und in den hohlen gelben Koͤrper fuͤhre,
ſo haben ſie in der That Recht, und die Wahrheit ge-
ſchrieben.
§. 18.
Ob das kleine Menſcheney vom Eyerſtokke
losgehe.
Da das Blaͤschen uͤber der Oberflaͤche des Eyerſtok-
kes hervorragt und zerreiſſet, und dieſe Veraͤnderung
niemals ſtatt findet, auſſer in der wirklichen Schwaͤn-
gerung (a), ſo laͤſt es ſich mit vieler Wahrſcheinlichkeit
daraus folgern, daß etwas durch dieſe Rizze herausge-
hen muͤſſe.
Die Aerzte des lezztern Jahrhunderts haben ſich in
der vergleichenden Zergliederungskunſt viele Muͤhe gege-
ben. Sie ſahen unter dem Volke der Voͤgel Eyer, wel-
che mit den Graafiſchen Blaͤschen vollkommen uͤberein-
kamen. Sie fanden daran einen Kelch, naͤmlich ein
haͤutiges Stengelchen voller Gefaͤſſe (b), welches ſich
ausbreitet, und uͤber den Eydotter legt, denſelben faſt
voͤllig in ſich nimmt, und am Eyerſtokke haͤngen bleibt (c),
wenn das Ey bereits entfallen iſt.
Es
(k)
DUVERNEY. Mém. de 1701.
(a) Jm Beiſchlaje mit Ver-
ſchnittenen zerreiſſen die Blaͤschen
nicht KUHLEMAN. p. 15.
(b) GRAAF. t. 18. f. p. 209.
210. conf. die Pariſer von dem
Strauſſen.
(c) GRAAF. ibid. & p. 211
ULMUS apud ALDROVANDUM
L. XIV. p. 213.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/120>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.