diese nemlich unter sich etwas gemein haben werden, was sich bei andern nicht finden sollte, welche diese Jahre nicht erreichen, so wird es sehr wahrscheinlich seyn, daß dieses eben die Ursache von der langen Lebensdauer gewe- sen sey.
Die meisten unter ihnen führten eine nüchterne und sparsame Lebensart (a).
Nüchtern leben die Jtaliäner, und vor andern sehr genau in der Diät, die Cardinäle und Päbste: sie er- reichen zugleich ein hohes Alter; und um den Beweis zu schärfen, so richteten sich die Jtaliäner aus den mitt- lern Zeiten (b) wenig nach der Regel der Nüchternheit, damals starben aber auch die Cardinäle und Päbste frü- her, so daß viele schon im dreißigsten Jahre ihres Alters, und manche wohl noch jünger, die päbsiliche Krone tru- gen, und keiner von ihnen dieselbe länger als vier und zwanzig Jahre getragen, da sie doch nunmehr zweimal länger Päbste bleiben würden, wenn es ihnen erlaubt wäre, in diesem Alter den Stuhl Petri zu besteigen.
Die Mönche von St. Catharina (c) trinken keinen Wein, sie essen kein Fleisch, so wie der den Tourne- ford nennt (d), und der von ihm angeführte Consul (e) gethan. Fischreiche Gegenden erziehen viele Greise (f), sonderlich sind die Cartheuser wegen ihrer Enthaltsamkeit bekannt (f*), wie auch unter denen Anachoreten Pau- lus(g) und Antonius, welche an den wüsten Oertern von Früchten und Wurzeln lebten, die von selbst wuch- sen, sie trunken nichts als Wasser, und es erhielte sich
der
(a)[Spaltenumbruch]
Eine genaue Lebensart in den Speisen ist gut. VERULA- MIUS p. 176.
(b)LANCIS advent. agr. Rom. qualit. c. 3.
(c)HAYMAN Reisen T. II. p. 182. 183.
(d)[Spaltenumbruch]p. 110.
(e)Ibid.
(f)HECQUET. dispense du carene I p 202
(f*)LONGEVILLE
(g)CHEYNE sanit. infirm. p. 51.
P p p 4
III. Abſ. Der Zuſtand des Menſchen.
dieſe nemlich unter ſich etwas gemein haben werden, was ſich bei andern nicht finden ſollte, welche dieſe Jahre nicht erreichen, ſo wird es ſehr wahrſcheinlich ſeyn, daß dieſes eben die Urſache von der langen Lebensdauer gewe- ſen ſey.
Die meiſten unter ihnen fuͤhrten eine nuͤchterne und ſparſame Lebensart (a).
Nuͤchtern leben die Jtaliaͤner, und vor andern ſehr genau in der Diaͤt, die Cardinaͤle und Paͤbſte: ſie er- reichen zugleich ein hohes Alter; und um den Beweis zu ſchaͤrfen, ſo richteten ſich die Jtaliaͤner aus den mitt- lern Zeiten (b) wenig nach der Regel der Nuͤchternheit, damals ſtarben aber auch die Cardinaͤle und Paͤbſte fruͤ- her, ſo daß viele ſchon im dreißigſten Jahre ihres Alters, und manche wohl noch juͤnger, die paͤbſiliche Krone tru- gen, und keiner von ihnen dieſelbe laͤnger als vier und zwanzig Jahre getragen, da ſie doch nunmehr zweimal laͤnger Paͤbſte bleiben wuͤrden, wenn es ihnen erlaubt waͤre, in dieſem Alter den Stuhl Petri zu beſteigen.
Die Moͤnche von St. Catharina (c) trinken keinen Wein, ſie eſſen kein Fleiſch, ſo wie der den Tourne- ford nennt (d), und der von ihm angefuͤhrte Conſul (e) gethan. Fiſchreiche Gegenden erziehen viele Greiſe (f), ſonderlich ſind die Cartheuſer wegen ihrer Enthaltſamkeit bekannt (f*), wie auch unter denen Anachoreten Pau- lus(g) und Antonius, welche an den wuͤſten Oertern von Fruͤchten und Wurzeln lebten, die von ſelbſt wuch- ſen, ſie trunken nichts als Waſſer, und es erhielte ſich
der
(a)[Spaltenumbruch]
Eine genaue Lebensart in den Speiſen iſt gut. VERULA- MIUS p. 176.
(b)LANCIS advent. agr. Rom. qualit. c. 3.
(c)HAYMAN Reiſen T. II. p. 182. 183.
(d)[Spaltenumbruch]p. 110.
(e)Ibid.
(f)HECQUET. diſpenſe du carene I p 202
(f*)LONGEVILLE
(g)CHEYNE ſanit. infirm. p. 51.
P p p 4
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[965[967]/1019]
III. Abſ. Der Zuſtand des Menſchen.
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nicht erreichen, ſo wird es ſehr wahrſcheinlich ſeyn, daß
dieſes eben die Urſache von der langen Lebensdauer gewe-
ſen ſey.
Die meiſten unter ihnen fuͤhrten eine nuͤchterne und
ſparſame Lebensart (a).
Nuͤchtern leben die Jtaliaͤner, und vor andern ſehr
genau in der Diaͤt, die Cardinaͤle und Paͤbſte: ſie er-
reichen zugleich ein hohes Alter; und um den Beweis
zu ſchaͤrfen, ſo richteten ſich die Jtaliaͤner aus den mitt-
lern Zeiten (b) wenig nach der Regel der Nuͤchternheit,
damals ſtarben aber auch die Cardinaͤle und Paͤbſte fruͤ-
her, ſo daß viele ſchon im dreißigſten Jahre ihres Alters,
und manche wohl noch juͤnger, die paͤbſiliche Krone tru-
gen, und keiner von ihnen dieſelbe laͤnger als vier und
zwanzig Jahre getragen, da ſie doch nunmehr zweimal
laͤnger Paͤbſte bleiben wuͤrden, wenn es ihnen erlaubt
waͤre, in dieſem Alter den Stuhl Petri zu beſteigen.
Die Moͤnche von St. Catharina (c) trinken keinen
Wein, ſie eſſen kein Fleiſch, ſo wie der den Tourne-
ford nennt (d), und der von ihm angefuͤhrte Conſul (e)
gethan. Fiſchreiche Gegenden erziehen viele Greiſe (f),
ſonderlich ſind die Cartheuſer wegen ihrer Enthaltſamkeit
bekannt (f*), wie auch unter denen Anachoreten Pau-
lus (g) und Antonius, welche an den wuͤſten Oertern
von Fruͤchten und Wurzeln lebten, die von ſelbſt wuch-
ſen, ſie trunken nichts als Waſſer, und es erhielte ſich
der
(a)
Eine genaue Lebensart in
den Speiſen iſt gut. VERULA-
MIUS p. 176.
(b) LANCIS advent. agr. Rom.
qualit. c. 3.
(c) HAYMAN Reiſen T. II.
p. 182. 183.
(d)
p. 110.
(e) Ibid.
(f) HECQUET. diſpenſe du
carene I p 202
(f*) LONGEVILLE
(g) CHEYNE ſanit. infirm. p. 51.
P p p 4
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 965[967]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/1019>, abgerufen am 25.11.2024.
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