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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775.

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II. Abschn. Bau der Gebärmutter.
Heister(z), welcher zwar an der Gebärmutter Muskel-
fasern zuließ, aber nicht zugestehen wollte, daß man sie
einen Muskel nennen könnte. Dieses ist auch gemeinig-
lich die Vorstellung, welche sich andere berühmte Män-
ner (a) von der Gebärmutter machen.

Andere, ob sie gleich nicht eben über diese Beschaffen-
heit, ein Muskel zu seyn, viel Streit geführet, erinnern
demohngeachtet doch die Aerzte, daß sie nicht die Ablösung
des Mutterkuchens, diesem gar zu unsichern Werkzeuge
überlassen möchten (b).

Selbst Ruysch (c) gestand es, da er schon ein be-
jahrter Greis war, offenbar, daß er sich auf seine Mu-
skeln nicht viel verlassen dürfte.

Jndessen beobachtete doch nach Ruyschens Zeiten
ein berühmter Mann, nemlich der erste unter den Leib-
ärzten (d), an dieser Stelle Zirkelrunde und in sich selbst
zurükklaufende Fasern. So redet der berühmte Dei-
dier
von zwo Faserschichten an der Gebärmutter, davon
die eine ihrer Länge nach, und die andere aber überzwerch
fortlief.

(e)
Frie-
(z) [Spaltenumbruch] Compend. anat. not. 31. in
diss. MOEB I,
wie auch LOPO-
RINUS
in einem deutsch geschrieb-
nen Büchelgen.
(a) HARTRANFT. l. c. n. 17.
LIETAUD. p. 359. VIEUSSENS.
nov. syst. p. 15. BOERHAAVE
in
seinen praelect. GORTER. de mot.
vit. p. 41. CASSEBOHM.
in seinen
scholis posthumis. SMELLIE p.
58. NORTWIK.
der ber. MEKEL
zeigt beim HANNES. in der Disp.
worinnen er fetum per os nutriri
zeiget. MONRO Ed. IV. Ess. of a
Societ. at Edimb. V. P. 2. p.
107.
(b) J. H. COHAUSEN. in lu-
cina RUYSCHIANA. HART-
[Spaltenumbruch] RANFT. de secund. extract. non
differ.
(c) Unser Freund SCHREIBE-
RUS,
in dem Leben des RUYSCH.
p.
54. aus dem Munde J. F. BOH-
LII,
diesem berühmten Manne,
mit dem ich wie mit dem SCHREI-
BERO
zwei vergnügte Jahre zu
Leiden zugebracht habe. BOH-
LIUS
aber war gegen die lezzte Jah-
re des RUYSCHII geliebter, und
fast einziger Schüler.
(d) SENAC. du coeur. II. p.
689. wie auch MULLER. de uter.
rupt. p.
13.
(e) Anat. p. 386.
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II. Abſchn. Bau der Gebaͤrmutter.
Heiſter(z), welcher zwar an der Gebaͤrmutter Muſkel-
faſern zuließ, aber nicht zugeſtehen wollte, daß man ſie
einen Muſkel nennen koͤnnte. Dieſes iſt auch gemeinig-
lich die Vorſtellung, welche ſich andere beruͤhmte Maͤn-
ner (a) von der Gebaͤrmutter machen.

Andere, ob ſie gleich nicht eben uͤber dieſe Beſchaffen-
heit, ein Muſkel zu ſeyn, viel Streit gefuͤhret, erinnern
demohngeachtet doch die Aerzte, daß ſie nicht die Abloͤſung
des Mutterkuchens, dieſem gar zu unſichern Werkzeuge
uͤberlaſſen moͤchten (b).

Selbſt Ruyſch (c) geſtand es, da er ſchon ein be-
jahrter Greis war, offenbar, daß er ſich auf ſeine Mu-
ſkeln nicht viel verlaſſen duͤrfte.

Jndeſſen beobachtete doch nach Ruyſchens Zeiten
ein beruͤhmter Mann, nemlich der erſte unter den Leib-
aͤrzten (d), an dieſer Stelle Zirkelrunde und in ſich ſelbſt
zuruͤkklaufende Faſern. So redet der beruͤhmte Dei-
dier
von zwo Faſerſchichten an der Gebaͤrmutter, davon
die eine ihrer Laͤnge nach, und die andere aber uͤberzwerch
fortlief.

(e)
Frie-
(z) [Spaltenumbruch] Compend. anat. not. 31. in
diſſ. MOEB I,
wie auch LOPO-
RINUS
in einem deutſch geſchrieb-
nen Buͤchelgen.
(a) HARTRANFT. l. c. n. 17.
LIETAUD. p. 359. VIEUSSENS.
nov. ſyſt. p. 15. BOERHAAVE
in
ſeinen prælect. GORTER. de mot.
vit. p. 41. CASSEBOHM.
in ſeinen
ſcholis poſthumis. SMELLIE p.
58. NORTWIK.
der ber. MEKEL
zeigt beim HANNES. in der Diſp.
worinnen er fetum per os nutriri
zeiget. MONRO Ed. IV. Eſſ. of a
Societ. at Edimb. V. P. 2. p.
107.
(b) J. H. COHAUSEN. in lu-
cina RUYSCHIANA. HART-
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differ.
(c) Unſer Freund SCHREIBE-
RUS,
in dem Leben des RUYSCH.
p.
54. aus dem Munde J. F. BOH-
LII,
dieſem beruͤhmten Manne,
mit dem ich wie mit dem SCHREI-
BERO
zwei vergnuͤgte Jahre zu
Leiden zugebracht habe. BOH-
LIUS
aber war gegen die lezzte Jah-
re des RUYSCHII geliebter, und
faſt einziger Schuͤler.
(d) SENAC. du coeur. II. p.
689. wie auch MULLER. de uter.
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13.
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[949/0985] II. Abſchn. Bau der Gebaͤrmutter. Heiſter (z), welcher zwar an der Gebaͤrmutter Muſkel- faſern zuließ, aber nicht zugeſtehen wollte, daß man ſie einen Muſkel nennen koͤnnte. Dieſes iſt auch gemeinig- lich die Vorſtellung, welche ſich andere beruͤhmte Maͤn- ner (a) von der Gebaͤrmutter machen. Andere, ob ſie gleich nicht eben uͤber dieſe Beſchaffen- heit, ein Muſkel zu ſeyn, viel Streit gefuͤhret, erinnern demohngeachtet doch die Aerzte, daß ſie nicht die Abloͤſung des Mutterkuchens, dieſem gar zu unſichern Werkzeuge uͤberlaſſen moͤchten (b). Selbſt Ruyſch (c) geſtand es, da er ſchon ein be- jahrter Greis war, offenbar, daß er ſich auf ſeine Mu- ſkeln nicht viel verlaſſen duͤrfte. Jndeſſen beobachtete doch nach Ruyſchens Zeiten ein beruͤhmter Mann, nemlich der erſte unter den Leib- aͤrzten (d), an dieſer Stelle Zirkelrunde und in ſich ſelbſt zuruͤkklaufende Faſern. So redet der beruͤhmte Dei- dier von zwo Faſerſchichten an der Gebaͤrmutter, davon die eine ihrer Laͤnge nach, und die andere aber uͤberzwerch fortlief. Frie- (e) (z) Compend. anat. not. 31. in diſſ. MOEB I, wie auch LOPO- RINUS in einem deutſch geſchrieb- nen Buͤchelgen. (a) HARTRANFT. l. c. n. 17. LIETAUD. p. 359. VIEUSSENS. nov. ſyſt. p. 15. BOERHAAVE in ſeinen prælect. GORTER. de mot. vit. p. 41. CASSEBOHM. in ſeinen ſcholis poſthumis. SMELLIE p. 58. NORTWIK. der ber. MEKEL zeigt beim HANNES. in der Diſp. worinnen er fetum per os nutriri zeiget. MONRO Ed. IV. Eſſ. of a Societ. at Edimb. V. P. 2. p. 107. (b) J. H. COHAUSEN. in lu- cina RUYSCHIANA. HART- RANFT. de ſecund. extract. non differ. (c) Unſer Freund SCHREIBE- RUS, in dem Leben des RUYSCH. p. 54. aus dem Munde J. F. BOH- LII, dieſem beruͤhmten Manne, mit dem ich wie mit dem SCHREI- BERO zwei vergnuͤgte Jahre zu Leiden zugebracht habe. BOH- LIUS aber war gegen die lezzte Jah- re des RUYSCHII geliebter, und faſt einziger Schuͤler. (d) SENAC. du coeur. II. p. 689. wie auch MULLER. de uter. rupt. p. 13. (e) Anat. p. 386. O o o 3

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 949. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/985>, abgerufen am 26.06.2024.