Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775.

Bild:
<< vorherige Seite

Weibliche Theile. XXVIII. Buch.
nehmen müsse(c), oder daß sie wenigstens doch von kei-
ner grossen Wichtigkeit wären (d).

Es ist auch an sich gewiß, daß im menschlichen Kör-
per zwey Schlagaderstämmchen niemals mit ihren En-
den einander benachbart sind (e), daß nicht vielmehr
dergleichen und zwar grössere Zusammenhänge zwischen
den Aesten beider kleinen Stämmchen vorkommen sollten.
Es sind die Verästelungen zwischen den Gefässen des
Oberbauchs und der Brüste, welche wir so oft gesehen
haben, nur klein, und diesen muß man nicht, da sie
nichts von dem Bau des ganzen Menschenkörpers ver-
schiedenes an sich haben, ein ganz besonderes Amt auf-
tragen.

Wir haben ferner an einem andern Orte gezeiget (f),
daß sich ähnliche Abwechselungen, ähnlicher Säfte aller
Orten in dem thierischen Körper zur Gewohnheit machen,
und es verwechseln z. E. wäßrige Flüßigkeiten mit wäß-
rige Flüßigkeiten ihre Stellen mit einander, so wie sich
die Materie der unmerklichen Ausdünstung auf die Nie-
ren und aufs Gedärme, der Speichel eben dahin, und
der Urin auf den Magen und auf das Fadengewebe hin-
zieht.

Es läst sich nunmehr das Exempel von der Milch
noch viel leichter erklären. Es ist nemlich die Milch,
wie ich bald sagen werde, ein Chilus, welcher im Blute
herumirrt, und sich auf die Brüste, unter denjenigen
Bedingungen niederläst, von denen ich geredet habe.
Es fliesset dieser, von den Brüsten abgewandte Chilus
nicht nur nach der Gebärmutter, allein zurükk; sondern
man kann ihn auch, wenn er in das Blut wieder auf-

genom-
(c) [Spaltenumbruch] p. 15.
(d) VESAL. p. 477. BAYLE
catam. p. 64. Idem de consens.
uter. cum aliis part. corpor. SEN-
NERT. quaest. Anat. ARNISAEUS
[Spaltenumbruch] p. 286. HEUERMAN. t. 4. p. 404.
STORK. de Febre lactea.
(e) L. II. p. 91.
(f) L. VII. p. 369. sequ.

Weibliche Theile. XXVIII. Buch.
nehmen muͤſſe(c), oder daß ſie wenigſtens doch von kei-
ner groſſen Wichtigkeit waͤren (d).

Es iſt auch an ſich gewiß, daß im menſchlichen Koͤr-
per zwey Schlagaderſtaͤmmchen niemals mit ihren En-
den einander benachbart ſind (e), daß nicht vielmehr
dergleichen und zwar groͤſſere Zuſammenhaͤnge zwiſchen
den Aeſten beider kleinen Staͤmmchen vorkommen ſollten.
Es ſind die Veraͤſtelungen zwiſchen den Gefaͤſſen des
Oberbauchs und der Bruͤſte, welche wir ſo oft geſehen
haben, nur klein, und dieſen muß man nicht, da ſie
nichts von dem Bau des ganzen Menſchenkoͤrpers ver-
ſchiedenes an ſich haben, ein ganz beſonderes Amt auf-
tragen.

Wir haben ferner an einem andern Orte gezeiget (f),
daß ſich aͤhnliche Abwechſelungen, aͤhnlicher Saͤfte aller
Orten in dem thieriſchen Koͤrper zur Gewohnheit machen,
und es verwechſeln z. E. waͤßrige Fluͤßigkeiten mit waͤß-
rige Fluͤßigkeiten ihre Stellen mit einander, ſo wie ſich
die Materie der unmerklichen Ausduͤnſtung auf die Nie-
ren und aufs Gedaͤrme, der Speichel eben dahin, und
der Urin auf den Magen und auf das Fadengewebe hin-
zieht.

Es laͤſt ſich nunmehr das Exempel von der Milch
noch viel leichter erklaͤren. Es iſt nemlich die Milch,
wie ich bald ſagen werde, ein Chilus, welcher im Blute
herumirrt, und ſich auf die Bruͤſte, unter denjenigen
Bedingungen niederlaͤſt, von denen ich geredet habe.
Es flieſſet dieſer, von den Bruͤſten abgewandte Chilus
nicht nur nach der Gebaͤrmutter, allein zuruͤkk; ſondern
man kann ihn auch, wenn er in das Blut wieder auf-

genom-
(c) [Spaltenumbruch] p. 15.
(d) VESAL. p. 477. BAYLE
catam. p. 64. Idem de conſenſ.
uter. cum aliis part. corpor. SEN-
NERT. quæſt. Anat. ARNISAEUS
[Spaltenumbruch] p. 286. HEUERMAN. t. 4. p. 404.
STORK. de Febre lactea.
(e) L. II. p. 91.
(f) L. VII. p. 369. ſequ.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0920" n="884"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Weibliche Theile. <hi rendition="#aq">XXVIII.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
nehmen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e<note place="foot" n="(c)"><cb/><hi rendition="#aq">p.</hi> 15.</note>, oder daß &#x017F;ie wenig&#x017F;tens doch von kei-<lb/>
ner gro&#x017F;&#x017F;en Wichtigkeit wa&#x0364;ren <note place="foot" n="(d)"><hi rendition="#aq">VESAL. p. 477. BAYLE<lb/>
catam. p. 64. <hi rendition="#i">Idem</hi> de con&#x017F;en&#x017F;.<lb/>
uter. cum aliis part. corpor. SEN-<lb/>
NERT. quæ&#x017F;t. Anat. ARNISAEUS<lb/><cb/>
p. 286. HEUERMAN. t. 4. p. 404.<lb/>
STORK. de Febre lactea.</hi></note>.</p><lb/>
              <p>Es i&#x017F;t auch an &#x017F;ich gewiß, daß im men&#x017F;chlichen Ko&#x0364;r-<lb/>
per zwey Schlagader&#x017F;ta&#x0364;mmchen niemals mit ihren En-<lb/>
den einander benachbart &#x017F;ind <note place="foot" n="(e)"><hi rendition="#aq">L. II. p.</hi> 91.</note>, daß nicht vielmehr<lb/>
dergleichen und zwar gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere Zu&#x017F;ammenha&#x0364;nge zwi&#x017F;chen<lb/>
den Ae&#x017F;ten beider kleinen Sta&#x0364;mmchen vorkommen &#x017F;ollten.<lb/>
Es &#x017F;ind die Vera&#x0364;&#x017F;telungen zwi&#x017F;chen den Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;en des<lb/>
Oberbauchs und der Bru&#x0364;&#x017F;te, welche wir &#x017F;o oft ge&#x017F;ehen<lb/>
haben, nur klein, und die&#x017F;en muß man nicht, da &#x017F;ie<lb/>
nichts von dem Bau des ganzen Men&#x017F;chenko&#x0364;rpers ver-<lb/>
&#x017F;chiedenes an &#x017F;ich haben, ein ganz be&#x017F;onderes Amt auf-<lb/>
tragen.</p><lb/>
              <p>Wir haben ferner an einem andern Orte gezeiget <note place="foot" n="(f)"><hi rendition="#aq">L. VII. p. 369. &#x017F;equ.</hi></note>,<lb/>
daß &#x017F;ich a&#x0364;hnliche Abwech&#x017F;elungen, a&#x0364;hnlicher Sa&#x0364;fte aller<lb/>
Orten in dem thieri&#x017F;chen Ko&#x0364;rper zur Gewohnheit machen,<lb/>
und es verwech&#x017F;eln z. E. wa&#x0364;ßrige Flu&#x0364;ßigkeiten mit wa&#x0364;ß-<lb/>
rige Flu&#x0364;ßigkeiten ihre Stellen mit einander, &#x017F;o wie &#x017F;ich<lb/>
die Materie der unmerklichen Ausdu&#x0364;n&#x017F;tung auf die Nie-<lb/>
ren und aufs Geda&#x0364;rme, der Speichel eben dahin, und<lb/>
der Urin auf den Magen und auf das Fadengewebe hin-<lb/>
zieht.</p><lb/>
              <p>Es la&#x0364;&#x017F;t &#x017F;ich nunmehr das Exempel von der Milch<lb/>
noch viel leichter erkla&#x0364;ren. Es i&#x017F;t nemlich die Milch,<lb/>
wie ich bald &#x017F;agen werde, ein Chilus, welcher im Blute<lb/>
herumirrt, und &#x017F;ich auf die Bru&#x0364;&#x017F;te, unter denjenigen<lb/>
Bedingungen niederla&#x0364;&#x017F;t, von denen ich geredet habe.<lb/>
Es flie&#x017F;&#x017F;et die&#x017F;er, von den Bru&#x0364;&#x017F;ten abgewandte Chilus<lb/>
nicht nur nach der Geba&#x0364;rmutter, allein zuru&#x0364;kk; &#x017F;ondern<lb/>
man kann ihn auch, wenn er in das Blut wieder auf-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">genom-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[884/0920] Weibliche Theile. XXVIII. Buch. nehmen muͤſſe (c), oder daß ſie wenigſtens doch von kei- ner groſſen Wichtigkeit waͤren (d). Es iſt auch an ſich gewiß, daß im menſchlichen Koͤr- per zwey Schlagaderſtaͤmmchen niemals mit ihren En- den einander benachbart ſind (e), daß nicht vielmehr dergleichen und zwar groͤſſere Zuſammenhaͤnge zwiſchen den Aeſten beider kleinen Staͤmmchen vorkommen ſollten. Es ſind die Veraͤſtelungen zwiſchen den Gefaͤſſen des Oberbauchs und der Bruͤſte, welche wir ſo oft geſehen haben, nur klein, und dieſen muß man nicht, da ſie nichts von dem Bau des ganzen Menſchenkoͤrpers ver- ſchiedenes an ſich haben, ein ganz beſonderes Amt auf- tragen. Wir haben ferner an einem andern Orte gezeiget (f), daß ſich aͤhnliche Abwechſelungen, aͤhnlicher Saͤfte aller Orten in dem thieriſchen Koͤrper zur Gewohnheit machen, und es verwechſeln z. E. waͤßrige Fluͤßigkeiten mit waͤß- rige Fluͤßigkeiten ihre Stellen mit einander, ſo wie ſich die Materie der unmerklichen Ausduͤnſtung auf die Nie- ren und aufs Gedaͤrme, der Speichel eben dahin, und der Urin auf den Magen und auf das Fadengewebe hin- zieht. Es laͤſt ſich nunmehr das Exempel von der Milch noch viel leichter erklaͤren. Es iſt nemlich die Milch, wie ich bald ſagen werde, ein Chilus, welcher im Blute herumirrt, und ſich auf die Bruͤſte, unter denjenigen Bedingungen niederlaͤſt, von denen ich geredet habe. Es flieſſet dieſer, von den Bruͤſten abgewandte Chilus nicht nur nach der Gebaͤrmutter, allein zuruͤkk; ſondern man kann ihn auch, wenn er in das Blut wieder auf- genom- (c) p. 15. (d) VESAL. p. 477. BAYLE catam. p. 64. Idem de conſenſ. uter. cum aliis part. corpor. SEN- NERT. quæſt. Anat. ARNISAEUS p. 286. HEUERMAN. t. 4. p. 404. STORK. de Febre lactea. (e) L. II. p. 91. (f) L. VII. p. 369. ſequ.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/920
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 884. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/920>, abgerufen am 22.11.2024.