Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775.

Bild:
<< vorherige Seite
Zeugungstheile. XXVII. Buch.

Es ist dagegen in dem bereits abnehmenden Saa-
menflusse sehr gemein, daß der Saame viel zu geschwinde
zum Vorschein kömmt, ohne die Steifigkeit der Ruthe
erst zu erwarten, und daß derselbe folglich nicht mit dem
gehörigen Nachdrukke(c) fortgetrieben wird; so weiß
man von der unmäßigen Begierde zum Beischlafe, daß
der Saame oft und ohne Steifigkeit des Gliedes (d)
weggegangen.

Es kann der Saame ferner aus den Bläschen in
die Harnröhre gepreßt werden, und dennoch nicht aus
der Ruthe zum Vorschein kommen. Es entstehen Hin-
dernisse, die dieser Aussprizzung des Saamens im Wege
stehen, und die Austreibung desselben nicht erlauben,
dergleichen geschieht, wenn der Saamen nach einer ge-
genseitigen Richtung in die Blase zurükke tritt, zu einer
andern Zeit sanft mit dem Urine weggeht (e), oder auch
durch ein Geschwür in den Mastdarm übergeht (f). Es
kann ein geschwollenes Saamenhügelchen diesen Fehler
(f*) veranlassen, und eben dieses können auch andre harte
Queerstreifen(g), die wie Narben anzusehen sind, und
welche man mit Zuverläßigkeit an der Harnröhre gesehen,
bewerkstelligen.

Endlich gehören andre Kräfte dazu, wenn der
Saame in die Harnröhre kommen soll; und noch andre,
um denselben ausserhalb dem Körper fortzutreiben.

Erstlich gehört, den Saamen aus den Bläschen zu
pressen, eine auf den höchsten Grad getriebne Wollust,
und gleichsam ein convulsivischer Kampf der Nerven:

denn
(c) [Spaltenumbruch] HOFMAN. cons. T. I. Dec.
IV. c.
5.
(d) DEIDIER. cons. T. I. p. 301.
SAUVAGES. nosolog. V. p.
216.
(e) PETIT. Acad. Chir. II. p.
318. 340. &c.
(f) DEIDIER. cons. T. III. n. 1.
(f*) Delic. Med. Chir. n. 40. 41.
cons. p.
462.
(g) [Spaltenumbruch] MORGAGN. sed. caus.
morb. II. p. 198. BRUNNER.
Eph. Nat. Cur. Cent. I. obs. 97.
add. La PEYRONIE l. c.
von der,
durch die schwammige Körper ge-
drükkten Harnröhre Ess. of a So-
ciet. at Edimb. I. p.
316.
Zeugungstheile. XXVII. Buch.

Es iſt dagegen in dem bereits abnehmenden Saa-
menfluſſe ſehr gemein, daß der Saame viel zu geſchwinde
zum Vorſchein koͤmmt, ohne die Steifigkeit der Ruthe
erſt zu erwarten, und daß derſelbe folglich nicht mit dem
gehoͤrigen Nachdrukke(c) fortgetrieben wird; ſo weiß
man von der unmaͤßigen Begierde zum Beiſchlafe, daß
der Saame oft und ohne Steifigkeit des Gliedes (d)
weggegangen.

Es kann der Saame ferner aus den Blaͤschen in
die Harnroͤhre gepreßt werden, und dennoch nicht aus
der Ruthe zum Vorſchein kommen. Es entſtehen Hin-
derniſſe, die dieſer Ausſprizzung des Saamens im Wege
ſtehen, und die Austreibung deſſelben nicht erlauben,
dergleichen geſchieht, wenn der Saamen nach einer ge-
genſeitigen Richtung in die Blaſe zuruͤkke tritt, zu einer
andern Zeit ſanft mit dem Urine weggeht (e), oder auch
durch ein Geſchwuͤr in den Maſtdarm uͤbergeht (f). Es
kann ein geſchwollenes Saamenhuͤgelchen dieſen Fehler
(f*) veranlaſſen, und eben dieſes koͤnnen auch andre harte
Queerſtreifen(g), die wie Narben anzuſehen ſind, und
welche man mit Zuverlaͤßigkeit an der Harnroͤhre geſehen,
bewerkſtelligen.

Endlich gehoͤren andre Kraͤfte dazu, wenn der
Saame in die Harnroͤhre kommen ſoll; und noch andre,
um denſelben auſſerhalb dem Koͤrper fortzutreiben.

Erſtlich gehoͤrt, den Saamen aus den Blaͤschen zu
preſſen, eine auf den hoͤchſten Grad getriebne Wolluſt,
und gleichſam ein convulſiviſcher Kampf der Nerven:

denn
(c) [Spaltenumbruch] HOFMAN. conſ. T. I. Dec.
IV. c.
5.
(d) DEIDIER. conſ. T. I. p. 301.
SAUVAGES. noſolog. V. p.
216.
(e) PETIT. Acad. Chir. II. p.
318. 340. &c.
(f) DEIDIER. conſ. T. III. n. 1.
(f*) Delic. Med. Chir. n. 40. 41.
conſ. p.
462.
(g) [Spaltenumbruch] MORGAGN. ſed. cauſ.
morb. II. p. 198. BRUNNER.
Eph. Nat. Cur. Cent. I. obſ. 97.
add. La PEYRONIE l. c.
von der,
durch die ſchwammige Koͤrper ge-
druͤkkten Harnroͤhre Eſſ. of a So-
ciet. at Edimb. I. p.
316.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0866" n="830"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Zeugungstheile. <hi rendition="#aq">XXVII.</hi> Buch.</hi> </fw><lb/>
              <p>Es i&#x017F;t dagegen in dem bereits abnehmenden Saa-<lb/>
menflu&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ehr gemein, daß der Saame viel zu ge&#x017F;chwinde<lb/>
zum Vor&#x017F;chein ko&#x0364;mmt, ohne die Steifigkeit der Ruthe<lb/>
er&#x017F;t zu erwarten, und daß der&#x017F;elbe folglich nicht mit dem<lb/>
geho&#x0364;rigen Nachdrukke<note place="foot" n="(c)"><cb/><hi rendition="#aq">HOFMAN. con&#x017F;. T. I. Dec.<lb/>
IV. c.</hi> 5.</note> fortgetrieben wird; &#x017F;o weiß<lb/>
man von der unma&#x0364;ßigen Begierde zum Bei&#x017F;chlafe, daß<lb/>
der Saame oft und ohne Steifigkeit des Gliedes <note place="foot" n="(d)"><hi rendition="#aq">DEIDIER. con&#x017F;. T. I. p. 301.<lb/>
SAUVAGES. no&#x017F;olog. V. p.</hi> 216.</note><lb/>
weggegangen.</p><lb/>
              <p>Es kann der Saame ferner aus den Bla&#x0364;schen in<lb/>
die Harnro&#x0364;hre gepreßt werden, und dennoch nicht aus<lb/>
der Ruthe zum Vor&#x017F;chein kommen. Es ent&#x017F;tehen Hin-<lb/>
derni&#x017F;&#x017F;e, die die&#x017F;er Aus&#x017F;prizzung des Saamens im Wege<lb/>
&#x017F;tehen, und die Austreibung de&#x017F;&#x017F;elben nicht erlauben,<lb/>
dergleichen ge&#x017F;chieht, wenn der Saamen nach einer ge-<lb/>
gen&#x017F;eitigen Richtung in die Bla&#x017F;e zuru&#x0364;kke tritt, zu einer<lb/>
andern Zeit &#x017F;anft mit dem Urine weggeht <note place="foot" n="(e)"><hi rendition="#aq">PETIT. Acad. Chir. II. p.<lb/>
318. 340. &amp;c.</hi></note>, oder auch<lb/>
durch ein Ge&#x017F;chwu&#x0364;r in den Ma&#x017F;tdarm u&#x0364;bergeht <note place="foot" n="(f)"><hi rendition="#aq">DEIDIER. con&#x017F;. T. III. n.</hi> 1.</note>. Es<lb/>
kann ein ge&#x017F;chwollenes Saamenhu&#x0364;gelchen die&#x017F;en Fehler<lb/><note place="foot" n="(f*)"><hi rendition="#aq">Delic. Med. Chir. n. 40. 41.<lb/>
con&#x017F;. p.</hi> 462.</note> veranla&#x017F;&#x017F;en, und eben die&#x017F;es ko&#x0364;nnen auch andre harte<lb/>
Queer&#x017F;treifen<note place="foot" n="(g)"><cb/><hi rendition="#aq">MORGAGN. &#x017F;ed. cau&#x017F;.<lb/>
morb. II. p. 198. <hi rendition="#g">BRUNNER.</hi><lb/>
Eph. Nat. Cur. Cent. I. ob&#x017F;. 97.<lb/>
add. La PEYRONIE l. c.</hi> von der,<lb/>
durch die &#x017F;chwammige Ko&#x0364;rper ge-<lb/>
dru&#x0364;kkten Harnro&#x0364;hre <hi rendition="#aq">E&#x017F;&#x017F;. of a So-<lb/>
ciet. at Edimb. I. p.</hi> 316.</note>, die wie Narben anzu&#x017F;ehen &#x017F;ind, und<lb/>
welche man mit Zuverla&#x0364;ßigkeit an der Harnro&#x0364;hre ge&#x017F;ehen,<lb/>
bewerk&#x017F;telligen.</p><lb/>
              <p>Endlich geho&#x0364;ren andre Kra&#x0364;fte dazu, wenn der<lb/>
Saame in die Harnro&#x0364;hre kommen &#x017F;oll; und noch andre,<lb/>
um den&#x017F;elben au&#x017F;&#x017F;erhalb dem Ko&#x0364;rper fortzutreiben.</p><lb/>
              <p>Er&#x017F;tlich geho&#x0364;rt, den Saamen aus den Bla&#x0364;schen zu<lb/>
pre&#x017F;&#x017F;en, eine auf den ho&#x0364;ch&#x017F;ten Grad getriebne Wollu&#x017F;t,<lb/>
und gleich&#x017F;am ein convul&#x017F;ivi&#x017F;cher Kampf der Nerven:<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">denn</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[830/0866] Zeugungstheile. XXVII. Buch. Es iſt dagegen in dem bereits abnehmenden Saa- menfluſſe ſehr gemein, daß der Saame viel zu geſchwinde zum Vorſchein koͤmmt, ohne die Steifigkeit der Ruthe erſt zu erwarten, und daß derſelbe folglich nicht mit dem gehoͤrigen Nachdrukke (c) fortgetrieben wird; ſo weiß man von der unmaͤßigen Begierde zum Beiſchlafe, daß der Saame oft und ohne Steifigkeit des Gliedes (d) weggegangen. Es kann der Saame ferner aus den Blaͤschen in die Harnroͤhre gepreßt werden, und dennoch nicht aus der Ruthe zum Vorſchein kommen. Es entſtehen Hin- derniſſe, die dieſer Ausſprizzung des Saamens im Wege ſtehen, und die Austreibung deſſelben nicht erlauben, dergleichen geſchieht, wenn der Saamen nach einer ge- genſeitigen Richtung in die Blaſe zuruͤkke tritt, zu einer andern Zeit ſanft mit dem Urine weggeht (e), oder auch durch ein Geſchwuͤr in den Maſtdarm uͤbergeht (f). Es kann ein geſchwollenes Saamenhuͤgelchen dieſen Fehler (f*) veranlaſſen, und eben dieſes koͤnnen auch andre harte Queerſtreifen (g), die wie Narben anzuſehen ſind, und welche man mit Zuverlaͤßigkeit an der Harnroͤhre geſehen, bewerkſtelligen. Endlich gehoͤren andre Kraͤfte dazu, wenn der Saame in die Harnroͤhre kommen ſoll; und noch andre, um denſelben auſſerhalb dem Koͤrper fortzutreiben. Erſtlich gehoͤrt, den Saamen aus den Blaͤschen zu preſſen, eine auf den hoͤchſten Grad getriebne Wolluſt, und gleichſam ein convulſiviſcher Kampf der Nerven: denn (c) HOFMAN. conſ. T. I. Dec. IV. c. 5. (d) DEIDIER. conſ. T. I. p. 301. SAUVAGES. noſolog. V. p. 216. (e) PETIT. Acad. Chir. II. p. 318. 340. &c. (f) DEIDIER. conſ. T. III. n. 1. (f*) Delic. Med. Chir. n. 40. 41. conſ. p. 462. (g) MORGAGN. ſed. cauſ. morb. II. p. 198. BRUNNER. Eph. Nat. Cur. Cent. I. obſ. 97. add. La PEYRONIE l. c. von der, durch die ſchwammige Koͤrper ge- druͤkkten Harnroͤhre Eſſ. of a So- ciet. at Edimb. I. p. 316.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/866
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 830. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/866>, abgerufen am 18.05.2024.