Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775.

Bild:
<< vorherige Seite

Zeugungstheile, XXVII. Buch.
Eber(c), der Moschratte (d), dem Moschthiere (d*),
dem Maulwurfe (e), der Ratte (e*) und andern Thie-
ren(f) aus: und es vermuthete unser ehemalige Freund
Gmelin (g) nicht ohne Wahrscheinlichkeit, daß diese
Drüsen, welche fast bei allen vierfüßigen Thieren zu bei-
den Seiten am hintern liegen, vielmehr der Vorhaut
zugehören.

Bei Menschen liefert hier keine grosse Drüse etwas:
und dennoch zeiget sich beim gesunden Menschen, der sich
vom Beischlafe enthält, eine Unreinigkeit (h) zwischen der
Eichel und der Vorhaut, die sich nach und nach derge-
stalt anhäuft, daß sie auch die Eichel, mit einer Em-
pfindung von Hizze reizt; sie ist weis, schmierig, aber
läßt sich dennoch zerreiben, und hat einen sonderbaren
Geruch, und eine ziemliche Aenlichkeit mit demjenigen
Schmuzze, welcher sich an den Eiern der Vögel, zwi-
schen der äussern und innern Nabelhaut anlegt, nur daß
dieser ohne Geruch.

Man will, daß er vom Urin entstehe (i): man kann
aber, dieser Meinung zuwider das Beispiel von den
Frauenspersonen anführen (k): denn bei ihnen sammelt
sich zwischen der Vorhaut der weiblichen Ruthe, und
derselben Eichel, eine sehr ähnliche Schmiere: und doch
kann der Harn nicht dahin kommen.

Daher gaben sich die Zergliederer alle Mühe, Drü-
sen zu entdekken, welche wie an andern Stellen des mensch-
lichen Körpers, diese Art von Talg absonderten. Der
Erfolg mislung auch nicht: und ob ich gleich an sehr vie-

len
(c) [Spaltenumbruch] Schwein COWPER.
(d) Mem. de l'Acad. 1725. p. 334.
(d*) Nov. Comm. Acad. Petrop.
T. IV. p.
399.
(e) BUFFON. T. VIII. p. 95.
(e*) PARIS. DUVERNEY II.
p.
299.
(f) [Spaltenumbruch] Jn verschiednen Thieren
DUVERNEY Hist. de l'Acad. anno
1700. posth. II. p.
299. 559.
(g) Comm. nov. Petrop. T. V.
p.
362.
(h) Conf. DUVERN. p. 299.
(i) BUFFON. T. VI. p. 120. 121.
(k) Conf. MORGAGN. Sed.
et Caus. morb. II. p.
215. 216.

Zeugungstheile, XXVII. Buch.
Eber(c), der Moſchratte (d), dem Moſchthiere (d*),
dem Maulwurfe (e), der Ratte (e*) und andern Thie-
ren(f) aus: und es vermuthete unſer ehemalige Freund
Gmelin (g) nicht ohne Wahrſcheinlichkeit, daß dieſe
Druͤſen, welche faſt bei allen vierfuͤßigen Thieren zu bei-
den Seiten am hintern liegen, vielmehr der Vorhaut
zugehoͤren.

Bei Menſchen liefert hier keine groſſe Druͤſe etwas:
und dennoch zeiget ſich beim geſunden Menſchen, der ſich
vom Beiſchlafe enthaͤlt, eine Unreinigkeit (h) zwiſchen der
Eichel und der Vorhaut, die ſich nach und nach derge-
ſtalt anhaͤuft, daß ſie auch die Eichel, mit einer Em-
pfindung von Hizze reizt; ſie iſt weis, ſchmierig, aber
laͤßt ſich dennoch zerreiben, und hat einen ſonderbaren
Geruch, und eine ziemliche Aenlichkeit mit demjenigen
Schmuzze, welcher ſich an den Eiern der Voͤgel, zwi-
ſchen der aͤuſſern und innern Nabelhaut anlegt, nur daß
dieſer ohne Geruch.

Man will, daß er vom Urin entſtehe (i): man kann
aber, dieſer Meinung zuwider das Beiſpiel von den
Frauensperſonen anfuͤhren (k): denn bei ihnen ſammelt
ſich zwiſchen der Vorhaut der weiblichen Ruthe, und
derſelben Eichel, eine ſehr aͤhnliche Schmiere: und doch
kann der Harn nicht dahin kommen.

Daher gaben ſich die Zergliederer alle Muͤhe, Druͤ-
ſen zu entdekken, welche wie an andern Stellen des menſch-
lichen Koͤrpers, dieſe Art von Talg abſonderten. Der
Erfolg mislung auch nicht: und ob ich gleich an ſehr vie-

len
(c) [Spaltenumbruch] Schwein COWPER.
(d) Mém. de l’Acad. 1725. p. 334.
(d*) Nov. Comm. Acad. Petrop.
T. IV. p.
399.
(e) BUFFON. T. VIII. p. 95.
(e*) PARIS. DUVERNEY II.
p.
299.
(f) [Spaltenumbruch] Jn verſchiednen Thieren
DUVERNEY Hiſt. de l’Acad. anno
1700. poſth. II. p.
299. 559.
(g) Comm. nov. Petrop. T. V.
p.
362.
(h) Conf. DUVERN. p. 299.
(i) BUFFON. T. VI. p. 120. 121.
(k) Conf. MORGAGN. Sed.
et Cauſ. morb. II. p.
215. 216.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0750" n="714"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Zeugungstheile, <hi rendition="#aq">XXVII.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
Eber<note place="foot" n="(c)"><cb/>
Schwein <hi rendition="#aq">COWPER.</hi></note>, der Mo&#x017F;chratte <note place="foot" n="(d)"><hi rendition="#aq">Mém. de l&#x2019;Acad. 1725. p.</hi> 334.</note>, dem Mo&#x017F;chthiere <note place="foot" n="(d*)"><hi rendition="#aq">Nov. Comm. Acad. Petrop.<lb/>
T. IV. p.</hi> 399.</note>,<lb/>
dem Maulwurfe <note place="foot" n="(e)"><hi rendition="#aq">BUFFON. T. VIII. p.</hi> 95.</note>, der Ratte <note place="foot" n="(e*)"><hi rendition="#aq">PARIS. DUVERNEY II.<lb/>
p.</hi> 299.</note> und andern Thie-<lb/>
ren<note place="foot" n="(f)"><cb/>
Jn ver&#x017F;chiednen Thieren<lb/><hi rendition="#aq">DUVERNEY Hi&#x017F;t. de l&#x2019;Acad. anno<lb/>
1700. po&#x017F;th. II. p.</hi> 299. 559.</note> aus: und es vermuthete un&#x017F;er ehemalige Freund<lb/><hi rendition="#fr">Gmelin</hi> <note place="foot" n="(g)"><hi rendition="#aq">Comm. nov. Petrop. T. V.<lb/>
p.</hi> 362.</note> nicht ohne Wahr&#x017F;cheinlichkeit, daß die&#x017F;e<lb/>
Dru&#x0364;&#x017F;en, welche fa&#x017F;t bei allen vierfu&#x0364;ßigen Thieren zu bei-<lb/>
den Seiten am hintern liegen, vielmehr der Vorhaut<lb/>
zugeho&#x0364;ren.</p><lb/>
              <p>Bei Men&#x017F;chen liefert hier keine gro&#x017F;&#x017F;e Dru&#x0364;&#x017F;e etwas:<lb/>
und dennoch zeiget &#x017F;ich beim ge&#x017F;unden Men&#x017F;chen, der &#x017F;ich<lb/>
vom Bei&#x017F;chlafe entha&#x0364;lt, eine Unreinigkeit <note place="foot" n="(h)"><hi rendition="#aq">Conf. DUVERN. p.</hi> 299.</note> zwi&#x017F;chen der<lb/>
Eichel und der Vorhaut, die &#x017F;ich nach und nach derge-<lb/>
&#x017F;talt anha&#x0364;uft, daß &#x017F;ie auch die Eichel, mit einer Em-<lb/>
pfindung von Hizze reizt; &#x017F;ie i&#x017F;t weis, &#x017F;chmierig, aber<lb/>
la&#x0364;ßt &#x017F;ich dennoch zerreiben, und hat einen &#x017F;onderbaren<lb/>
Geruch, und eine ziemliche Aenlichkeit mit demjenigen<lb/>
Schmuzze, welcher &#x017F;ich an den Eiern der Vo&#x0364;gel, zwi-<lb/>
&#x017F;chen der a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ern und innern Nabelhaut anlegt, nur daß<lb/>
die&#x017F;er ohne Geruch.</p><lb/>
              <p>Man will, daß er vom Urin ent&#x017F;tehe <note place="foot" n="(i)"><hi rendition="#aq">BUFFON. T. VI. p.</hi> 120. 121.</note>: man kann<lb/>
aber, die&#x017F;er Meinung zuwider das Bei&#x017F;piel von den<lb/>
Frauensper&#x017F;onen anfu&#x0364;hren <note place="foot" n="(k)"><hi rendition="#aq">Conf. MORGAGN. Sed.<lb/>
et Cau&#x017F;. morb. II. p.</hi> 215. 216.</note>: denn bei ihnen &#x017F;ammelt<lb/>
&#x017F;ich zwi&#x017F;chen der Vorhaut der weiblichen Ruthe, und<lb/>
der&#x017F;elben Eichel, eine &#x017F;ehr a&#x0364;hnliche Schmiere: und doch<lb/>
kann der Harn nicht dahin kommen.</p><lb/>
              <p>Daher gaben &#x017F;ich die Zergliederer alle Mu&#x0364;he, Dru&#x0364;-<lb/>
&#x017F;en zu entdekken, welche wie an andern Stellen des men&#x017F;ch-<lb/>
lichen Ko&#x0364;rpers, die&#x017F;e Art von <hi rendition="#fr">Talg</hi> ab&#x017F;onderten. Der<lb/>
Erfolg mislung auch nicht: und ob ich gleich an &#x017F;ehr vie-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">len</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[714/0750] Zeugungstheile, XXVII. Buch. Eber (c), der Moſchratte (d), dem Moſchthiere (d*), dem Maulwurfe (e), der Ratte (e*) und andern Thie- ren (f) aus: und es vermuthete unſer ehemalige Freund Gmelin (g) nicht ohne Wahrſcheinlichkeit, daß dieſe Druͤſen, welche faſt bei allen vierfuͤßigen Thieren zu bei- den Seiten am hintern liegen, vielmehr der Vorhaut zugehoͤren. Bei Menſchen liefert hier keine groſſe Druͤſe etwas: und dennoch zeiget ſich beim geſunden Menſchen, der ſich vom Beiſchlafe enthaͤlt, eine Unreinigkeit (h) zwiſchen der Eichel und der Vorhaut, die ſich nach und nach derge- ſtalt anhaͤuft, daß ſie auch die Eichel, mit einer Em- pfindung von Hizze reizt; ſie iſt weis, ſchmierig, aber laͤßt ſich dennoch zerreiben, und hat einen ſonderbaren Geruch, und eine ziemliche Aenlichkeit mit demjenigen Schmuzze, welcher ſich an den Eiern der Voͤgel, zwi- ſchen der aͤuſſern und innern Nabelhaut anlegt, nur daß dieſer ohne Geruch. Man will, daß er vom Urin entſtehe (i): man kann aber, dieſer Meinung zuwider das Beiſpiel von den Frauensperſonen anfuͤhren (k): denn bei ihnen ſammelt ſich zwiſchen der Vorhaut der weiblichen Ruthe, und derſelben Eichel, eine ſehr aͤhnliche Schmiere: und doch kann der Harn nicht dahin kommen. Daher gaben ſich die Zergliederer alle Muͤhe, Druͤ- ſen zu entdekken, welche wie an andern Stellen des menſch- lichen Koͤrpers, dieſe Art von Talg abſonderten. Der Erfolg mislung auch nicht: und ob ich gleich an ſehr vie- len (c) Schwein COWPER. (d) Mém. de l’Acad. 1725. p. 334. (d*) Nov. Comm. Acad. Petrop. T. IV. p. 399. (e) BUFFON. T. VIII. p. 95. (e*) PARIS. DUVERNEY II. p. 299. (f) Jn verſchiednen Thieren DUVERNEY Hiſt. de l’Acad. anno 1700. poſth. II. p. 299. 559. (g) Comm. nov. Petrop. T. V. p. 362. (h) Conf. DUVERN. p. 299. (i) BUFFON. T. VI. p. 120. 121. (k) Conf. MORGAGN. Sed. et Cauſ. morb. II. p. 215. 216.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/750
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 714. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/750>, abgerufen am 18.12.2024.