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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775.

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III. Abschn. Der Harn.
man auch auf einige mineralische Wasser sein Absehen
richten, welche sehr topfsteinartig sind; so wie nicht we-
nige unter den Quellwassern, so wie das ist, welches
man von dem Dorfe Arcueil nach Paris geleitet hat,
ihre Röhren inwendig mit einer Steinrinde überziehen(x).
Die Wasser in der Zipser Gespannschaft sind mit einer
kalkartigen Materie angefüllt, und der Nieren und Bla-
senstein ist daselbst unter den Ungarn ein gewöhnliches
Uebel (y). Das Wasser des Clarusberges sezzt von selbst
Kristallen an, und tödtet die Thiere, indem es in ihnen
den Stein erzeugt(z). Vater schreibt daß vom Pir-
monterwasser beinahe gleich nach dem Trinken der Stein
erzeugt worden (a). Ohne Zweifel wird das Blut, bei
einem langen Gebrauche solcher Wasser mit diesen Theil-
chen, mehr als es gesund ist, überladen, und vielleicht
bekommen davon die Knochen (b) ihre Festigkeit, so wie
die übrigen Grundstoffe des Körpers, her.

Jndessen erzeugt sich doch von dieser, noch so sehr
versteinernden Kraft der Wasser, nicht so gleich der Stein
im Menschen, und es kömmt weder in unsrer Gegend,
wo der Spat in unglaublicher Menge alle Quellen ver-
unreinigt, noch beim Karlsbade oft vor, daß sie den
Stein erzeugen sollten, ob die lezztern Wasser gleich die
hölzerne Röhren dikk mit einer Kalkrinde überziehen (b*).

Es bleibet nämlich eine sandartige Materie mit dem
Blute vermischt, und sie verliert sich niemals in gesun-
den Personen daraus. Jn Greisen wächst die Menge

der
(x) [Spaltenumbruch] ALDROVAND. mus. me-
tall. p.
211. die Pariserpferde ha-
ben häufig Steine in sich LISTER.
voyage. HALES. p.
236.
(y) FICHER. de calculo n. 24.
Forgenses aquae calculosae M. de
LIGNAC. Journ. de TREW.
von
heissen Bädern ein Darmstein
DION. CORNAR.
(z) [Spaltenumbruch] FABER. hydrogr. spagir.
(a) De calcul. obs. 2. im gesun-
den Menschen.
(b) Farberröthe färbt Knochen
und den Gichtkalk FOUGEROUX.
p.
97.
(b*) HOFMAN. von Nieren-
stein p. 177. du HAMEL. hist. p. 91.
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III. Abſchn. Der Harn.
man auch auf einige mineraliſche Waſſer ſein Abſehen
richten, welche ſehr topfſteinartig ſind; ſo wie nicht we-
nige unter den Quellwaſſern, ſo wie das iſt, welches
man von dem Dorfe Arcueil nach Paris geleitet hat,
ihre Roͤhren inwendig mit einer Steinrinde uͤberziehen(x).
Die Waſſer in der Zipſer Geſpannſchaft ſind mit einer
kalkartigen Materie angefuͤllt, und der Nieren und Bla-
ſenſtein iſt daſelbſt unter den Ungarn ein gewoͤhnliches
Uebel (y). Das Waſſer des Clarusberges ſezzt von ſelbſt
Kriſtallen an, und toͤdtet die Thiere, indem es in ihnen
den Stein erzeugt(z). Vater ſchreibt daß vom Pir-
monterwaſſer beinahe gleich nach dem Trinken der Stein
erzeugt worden (a). Ohne Zweifel wird das Blut, bei
einem langen Gebrauche ſolcher Waſſer mit dieſen Theil-
chen, mehr als es geſund iſt, uͤberladen, und vielleicht
bekommen davon die Knochen (b) ihre Feſtigkeit, ſo wie
die uͤbrigen Grundſtoffe des Koͤrpers, her.

Jndeſſen erzeugt ſich doch von dieſer, noch ſo ſehr
verſteinernden Kraft der Waſſer, nicht ſo gleich der Stein
im Menſchen, und es koͤmmt weder in unſrer Gegend,
wo der Spat in unglaublicher Menge alle Quellen ver-
unreinigt, noch beim Karlsbade oft vor, daß ſie den
Stein erzeugen ſollten, ob die lezztern Waſſer gleich die
hoͤlzerne Roͤhren dikk mit einer Kalkrinde uͤberziehen (b*).

Es bleibet naͤmlich eine ſandartige Materie mit dem
Blute vermiſcht, und ſie verliert ſich niemals in geſun-
den Perſonen daraus. Jn Greiſen waͤchſt die Menge

der
(x) [Spaltenumbruch] ALDROVAND. muſ. me-
tall. p.
211. die Pariſerpferde ha-
ben haͤufig Steine in ſich LISTER.
voyage. HALES. p.
236.
(y) FICHER. de calculo n. 24.
Forgenſes aquæ calculoſae M. de
LIGNAC. Journ. de TREW.
von
heiſſen Baͤdern ein Darmſtein
DION. CORNAR.
(z) [Spaltenumbruch] FABER. hydrogr. ſpagir.
(a) De calcul. obſ. 2. im geſun-
den Menſchen.
(b) Farberroͤthe faͤrbt Knochen
und den Gichtkalk FOUGEROUX.
p.
97.
(b*) HOFMAN. von Nieren-
ſtein p. 177. du HAMEL. hiſt. p. 91.
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[531/0567] III. Abſchn. Der Harn. man auch auf einige mineraliſche Waſſer ſein Abſehen richten, welche ſehr topfſteinartig ſind; ſo wie nicht we- nige unter den Quellwaſſern, ſo wie das iſt, welches man von dem Dorfe Arcueil nach Paris geleitet hat, ihre Roͤhren inwendig mit einer Steinrinde uͤberziehen (x). Die Waſſer in der Zipſer Geſpannſchaft ſind mit einer kalkartigen Materie angefuͤllt, und der Nieren und Bla- ſenſtein iſt daſelbſt unter den Ungarn ein gewoͤhnliches Uebel (y). Das Waſſer des Clarusberges ſezzt von ſelbſt Kriſtallen an, und toͤdtet die Thiere, indem es in ihnen den Stein erzeugt (z). Vater ſchreibt daß vom Pir- monterwaſſer beinahe gleich nach dem Trinken der Stein erzeugt worden (a). Ohne Zweifel wird das Blut, bei einem langen Gebrauche ſolcher Waſſer mit dieſen Theil- chen, mehr als es geſund iſt, uͤberladen, und vielleicht bekommen davon die Knochen (b) ihre Feſtigkeit, ſo wie die uͤbrigen Grundſtoffe des Koͤrpers, her. Jndeſſen erzeugt ſich doch von dieſer, noch ſo ſehr verſteinernden Kraft der Waſſer, nicht ſo gleich der Stein im Menſchen, und es koͤmmt weder in unſrer Gegend, wo der Spat in unglaublicher Menge alle Quellen ver- unreinigt, noch beim Karlsbade oft vor, daß ſie den Stein erzeugen ſollten, ob die lezztern Waſſer gleich die hoͤlzerne Roͤhren dikk mit einer Kalkrinde uͤberziehen (b*). Es bleibet naͤmlich eine ſandartige Materie mit dem Blute vermiſcht, und ſie verliert ſich niemals in geſun- den Perſonen daraus. Jn Greiſen waͤchſt die Menge der (x) ALDROVAND. muſ. me- tall. p. 211. die Pariſerpferde ha- ben haͤufig Steine in ſich LISTER. voyage. HALES. p. 236. (y) FICHER. de calculo n. 24. Forgenſes aquæ calculoſae M. de LIGNAC. Journ. de TREW. von heiſſen Baͤdern ein Darmſtein DION. CORNAR. (z) FABER. hydrogr. ſpagir. (a) De calcul. obſ. 2. im geſun- den Menſchen. (b) Farberroͤthe faͤrbt Knochen und den Gichtkalk FOUGEROUX. p. 97. (b*) HOFMAN. von Nieren- ſtein p. 177. du HAMEL. hiſt. p. 91. L l 2

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 531. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/567>, abgerufen am 04.05.2024.