Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Harnwege. XXVI. Buch.
Wasser, wiewohl einige mehr, andre weniger(u), ihre
Betten und Seen mit einer topfartigen Rinde, die von
allerlei Art ist, zu überziehen.

Da alle Thiere von diesem Wasser genährt werden,
so ist die Ursache nicht dunkel, daß das Wasser die Grund-
lage von den Steinen sei. Jch bin zwar nicht dawider,
daß nicht durch gewisse Krankheiten der Knochen selbst
eine kreidige Materie in den Urin zurükk treten, und
weiche Membranen hinterlassen sollte. So fand man
in dem Urin einer gewissen Personen (u*) und in andern
Kranken (u+) deren Knochen vom Beinfraße angenagt
waren, eine Menge kreidiger Materie; daß aber der-
gleichen nicht einzig und allein von aufgelößten festen
Theilen des menschlichen Körpers, die in die Blutmasse
aufgenommen worden, herrühre, läßt sich daher schlies-
sen, weil der Stein der Kinder und Knaben, selbst der
neugebohrnen Kinder [Spaltenumbruch] (u*) ein gemeines Uebel ist, da man
glauben kann, daß in ihnen die festen Theile mehr zu-
nehmen, als abgerieben werden. Jch habe in neuge-
bohrnen Kindern eine gelbe Materie in den Röhrchen
der Niere, als eine Materie| zu einem künftigen Steine
angetroffen (u**).

Man wird sich leicht vorstellen können, daß einige
Wasser mit den kalkartigen mehr, so wie andre weniger,
angefüllt sind; ich will auch nicht in Abrede seyn, daß
nicht das Brunnenwasser (w), welches eine träge Be-
wegung hat, daran schuld seyn sollte: eben so kann

man
(u) [Spaltenumbruch] Die topfsteinartige Wasser
von Burgund, davon häufige Drü-
senverhärtungen VIRIDET. bon
chyle p.
618. ein so häufiger Kalk,
daß er die Haut der Fische über-
zieht SPRINGSFELD. Carlsbad.
pag. 1. 124. von Landstrassenwasser
PETRON. vict. Rom. p. 33.
(u*) HERISSANT. Mem. de
1758. p.
426.
(u+) Idem. p. 427. 428.
(u*) BUCHNER. bei dem NI-
COLAI
von der Erzeugung p. 223.
n.
114 bei Früchten, welche kaum
5. 6. Monat alt waren, sahe fast
harte Nierensteine AYLWYN. de
nephritid. Leid.
1682.
(u**) Jn dem Nierenröhrchen
Steine DRELINCOURT. ibid.
(w) LOBB. Praef. p. 13. LIST.
de calculo p.
36.

Die Harnwege. XXVI. Buch.
Waſſer, wiewohl einige mehr, andre weniger(u), ihre
Betten und Seen mit einer topfartigen Rinde, die von
allerlei Art iſt, zu uͤberziehen.

Da alle Thiere von dieſem Waſſer genaͤhrt werden,
ſo iſt die Urſache nicht dunkel, daß das Waſſer die Grund-
lage von den Steinen ſei. Jch bin zwar nicht dawider,
daß nicht durch gewiſſe Krankheiten der Knochen ſelbſt
eine kreidige Materie in den Urin zuruͤkk treten, und
weiche Membranen hinterlaſſen ſollte. So fand man
in dem Urin einer gewiſſen Perſonen (u*) und in andern
Kranken (u†) deren Knochen vom Beinfraße angenagt
waren, eine Menge kreidiger Materie; daß aber der-
gleichen nicht einzig und allein von aufgeloͤßten feſten
Theilen des menſchlichen Koͤrpers, die in die Blutmaſſe
aufgenommen worden, herruͤhre, laͤßt ſich daher ſchlieſ-
ſen, weil der Stein der Kinder und Knaben, ſelbſt der
neugebohrnen Kinder [Spaltenumbruch] (u*) ein gemeines Uebel iſt, da man
glauben kann, daß in ihnen die feſten Theile mehr zu-
nehmen, als abgerieben werden. Jch habe in neuge-
bohrnen Kindern eine gelbe Materie in den Roͤhrchen
der Niere, als eine Materie| zu einem kuͤnftigen Steine
angetroffen (u**).

Man wird ſich leicht vorſtellen koͤnnen, daß einige
Waſſer mit den kalkartigen mehr, ſo wie andre weniger,
angefuͤllt ſind; ich will auch nicht in Abrede ſeyn, daß
nicht das Brunnenwaſſer (w), welches eine traͤge Be-
wegung hat, daran ſchuld ſeyn ſollte: eben ſo kann

man
(u) [Spaltenumbruch] Die topfſteinartige Waſſer
von Burgund, davon haͤufige Druͤ-
ſenverhaͤrtungen VIRIDET. bon
chyle p.
618. ein ſo haͤufiger Kalk,
daß er die Haut der Fiſche uͤber-
zieht SPRINGSFELD. Carlsbad.
pag. 1. 124. von Landſtraſſenwaſſer
PETRON. vict. Rom. p. 33.
(u*) HERISSANT. Mém. de
1758. p.
426.
(u†) Idem. p. 427. 428.
(u*) BUCHNER. bei dem NI-
COLAI
von der Erzeugung p. 223.
n.
114 bei Fruͤchten, welche kaum
5. 6. Monat alt waren, ſahe faſt
harte Nierenſteine AYLWYN. de
nephritid. Leid.
1682.
(u**) Jn dem Nierenroͤhrchen
Steine DRELINCOURT. ibid.
(w) LOBB. Præf. p. 13. LIST.
de calculo p.
36.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0566" n="530"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die Harnwege. <hi rendition="#aq">XXVI.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er, wiewohl einige mehr, andre weniger<note place="foot" n="(u)"><cb/>
Die topf&#x017F;teinartige Wa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
von Burgund, davon ha&#x0364;ufige Dru&#x0364;-<lb/>
&#x017F;enverha&#x0364;rtungen <hi rendition="#aq">VIRIDET. bon<lb/>
chyle p.</hi> 618. ein &#x017F;o ha&#x0364;ufiger Kalk,<lb/>
daß er die Haut der Fi&#x017F;che u&#x0364;ber-<lb/>
zieht <hi rendition="#aq">SPRINGSFELD.</hi> Carlsbad.<lb/><hi rendition="#aq">pag.</hi> 1. 124. von Land&#x017F;tra&#x017F;&#x017F;enwa&#x017F;&#x017F;er<lb/><hi rendition="#aq">PETRON. vict. Rom. p.</hi> 33.</note>, ihre<lb/>
Betten und Seen mit einer topfartigen Rinde, die von<lb/>
allerlei Art i&#x017F;t, zu u&#x0364;berziehen.</p><lb/>
              <p>Da alle Thiere von die&#x017F;em Wa&#x017F;&#x017F;er gena&#x0364;hrt werden,<lb/>
&#x017F;o i&#x017F;t die Ur&#x017F;ache nicht dunkel, daß das Wa&#x017F;&#x017F;er die Grund-<lb/>
lage von den Steinen &#x017F;ei. Jch bin zwar nicht dawider,<lb/>
daß nicht durch gewi&#x017F;&#x017F;e Krankheiten der Knochen &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
eine kreidige Materie in den Urin zuru&#x0364;kk treten, und<lb/>
weiche Membranen hinterla&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ollte. So fand man<lb/>
in dem Urin einer gewi&#x017F;&#x017F;en Per&#x017F;onen <note place="foot" n="(u*)"><hi rendition="#aq">HERISSANT. Mém. de<lb/>
1758. p.</hi> 426.</note> und in andern<lb/>
Kranken <note place="foot" n="(u&#x2020;)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Idem.</hi> p.</hi> 427. 428.</note> deren Knochen vom Beinfraße angenagt<lb/>
waren, eine Menge kreidiger Materie; daß aber der-<lb/>
gleichen nicht einzig und allein von aufgelo&#x0364;ßten fe&#x017F;ten<lb/>
Theilen des men&#x017F;chlichen Ko&#x0364;rpers, die in die Blutma&#x017F;&#x017F;e<lb/>
aufgenommen worden, herru&#x0364;hre, la&#x0364;ßt &#x017F;ich daher &#x017F;chlie&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, weil der Stein der Kinder und Knaben, &#x017F;elb&#x017F;t der<lb/>
neugebohrnen Kinder <cb/>
<note place="foot" n="(u*)"><hi rendition="#aq">BUCHNER.</hi> bei dem <hi rendition="#aq">NI-<lb/>
COLAI</hi> von der Erzeugung <hi rendition="#aq">p. 223.<lb/>
n.</hi> 114 bei Fru&#x0364;chten, welche kaum<lb/>
5. 6. Monat alt waren, &#x017F;ahe fa&#x017F;t<lb/>
harte Nieren&#x017F;teine <hi rendition="#aq">AYLWYN. de<lb/>
nephritid. Leid.</hi> 1682.</note> ein gemeines Uebel i&#x017F;t, da man<lb/>
glauben kann, daß in ihnen die fe&#x017F;ten Theile mehr zu-<lb/>
nehmen, als abgerieben werden. Jch habe in neuge-<lb/>
bohrnen Kindern eine gelbe Materie in den Ro&#x0364;hrchen<lb/>
der Niere, als eine Materie| zu einem ku&#x0364;nftigen Steine<lb/>
angetroffen <note place="foot" n="(u**)">Jn dem Nierenro&#x0364;hrchen<lb/>
Steine <hi rendition="#aq">DRELINCOURT. ibid.</hi></note>.</p><lb/>
              <p>Man wird &#x017F;ich leicht vor&#x017F;tellen ko&#x0364;nnen, daß einige<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er mit den kalkartigen mehr, &#x017F;o wie andre weniger,<lb/>
angefu&#x0364;llt &#x017F;ind; ich will auch nicht in Abrede &#x017F;eyn, daß<lb/>
nicht das Brunnenwa&#x017F;&#x017F;er <note place="foot" n="(w)"><hi rendition="#aq">LOBB. Præf. p. 13. LIST.<lb/>
de calculo p.</hi> 36.</note>, welches eine tra&#x0364;ge Be-<lb/>
wegung hat, daran &#x017F;chuld &#x017F;eyn &#x017F;ollte: eben &#x017F;o kann<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">man</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[530/0566] Die Harnwege. XXVI. Buch. Waſſer, wiewohl einige mehr, andre weniger (u), ihre Betten und Seen mit einer topfartigen Rinde, die von allerlei Art iſt, zu uͤberziehen. Da alle Thiere von dieſem Waſſer genaͤhrt werden, ſo iſt die Urſache nicht dunkel, daß das Waſſer die Grund- lage von den Steinen ſei. Jch bin zwar nicht dawider, daß nicht durch gewiſſe Krankheiten der Knochen ſelbſt eine kreidige Materie in den Urin zuruͤkk treten, und weiche Membranen hinterlaſſen ſollte. So fand man in dem Urin einer gewiſſen Perſonen (u*) und in andern Kranken (u†) deren Knochen vom Beinfraße angenagt waren, eine Menge kreidiger Materie; daß aber der- gleichen nicht einzig und allein von aufgeloͤßten feſten Theilen des menſchlichen Koͤrpers, die in die Blutmaſſe aufgenommen worden, herruͤhre, laͤßt ſich daher ſchlieſ- ſen, weil der Stein der Kinder und Knaben, ſelbſt der neugebohrnen Kinder (u*) ein gemeines Uebel iſt, da man glauben kann, daß in ihnen die feſten Theile mehr zu- nehmen, als abgerieben werden. Jch habe in neuge- bohrnen Kindern eine gelbe Materie in den Roͤhrchen der Niere, als eine Materie| zu einem kuͤnftigen Steine angetroffen (u**). Man wird ſich leicht vorſtellen koͤnnen, daß einige Waſſer mit den kalkartigen mehr, ſo wie andre weniger, angefuͤllt ſind; ich will auch nicht in Abrede ſeyn, daß nicht das Brunnenwaſſer (w), welches eine traͤge Be- wegung hat, daran ſchuld ſeyn ſollte: eben ſo kann man (u) Die topfſteinartige Waſſer von Burgund, davon haͤufige Druͤ- ſenverhaͤrtungen VIRIDET. bon chyle p. 618. ein ſo haͤufiger Kalk, daß er die Haut der Fiſche uͤber- zieht SPRINGSFELD. Carlsbad. pag. 1. 124. von Landſtraſſenwaſſer PETRON. vict. Rom. p. 33. (u*) HERISSANT. Mém. de 1758. p. 426. (u†) Idem. p. 427. 428. (u*) BUCHNER. bei dem NI- COLAI von der Erzeugung p. 223. n. 114 bei Fruͤchten, welche kaum 5. 6. Monat alt waren, ſahe faſt harte Nierenſteine AYLWYN. de nephritid. Leid. 1682. (u**) Jn dem Nierenroͤhrchen Steine DRELINCOURT. ibid. (w) LOBB. Præf. p. 13. LIST. de calculo p. 36.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/566
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 530. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/566>, abgerufen am 04.05.2024.