rin(b) schäzzt sie auf anderthalb Pfunde, welche inner- halb einer Secunde einen Zoll weit geworfen würden. Die ganze Kraft, welche den Harn treibt, schäzzet Mi- chelotti auf 504 Pfunde (c), und man mus dieses Ge- wichte gedoppelt nehmen, weil man die Höhe eines Was- sers, so gegen eine Mündung einen Trieb äussert, nicht für einfach, sondern gedoppelt so gros sezzen muß (d), so daß diese Kraft von 362 bis 800 steigt (e). Eine Ochsen- blase trägt eine Gewalt von 381 Pfunden. Jndessen zerreißt sie doch von einem grossen Gewichte. Sie giebt änfänglich geschwinde nach, und hierauf dehnt sie sich langsam auseinander (f).
Merkwürdig ist es, daß der Urin bei Kindern be- ständiger und lebhafter, als bei Greisen fortstralt (g). Man kann dieses von der grössern Reizbarkeit der Jugend vermuthen, indem ein Mensch nach dem Genusse des Opii (h) gegen alle Reize taub den Urin verhält, und man hat die Harnblase in einem Hunde, so wie die Gal- lenblase, von diesem genossenen Gifte, angefüllt gefunden.
Es hat die Blase auch dieses mit den andern Mu- skeln gemein, daß sie, wenn sie über ihr Maas ausge- dehnt, und von dem durch Schaamhaftigkeit(i) oder aus andern Ursachen verhaltenen Urine heftig aufgetrie- ben wird, endlich die Kraft, sich zusammen zu ziehen verliert (k), und man den Urin ferner durch keine Kraft
des
(b)[Spaltenumbruch]Mot. aquar. fluct. pag. 48. Phil. trans. n. 259.
(c)Separat hum p. 117.
(d)RUTTY p. 22
(e)HANOV p. 323 bisweilen 1300 I.
(f)SAUVAGES Theor. tumor. pag 11.
(g)HILDAN. p. 715.
(h)SPROEGEL pag. 35 doch schadete nicht das Opium, daß sie sich nicht in unserm Versuche zu- sammengezogen.
(i)[Spaltenumbruch]TICHO BRAHE, ein Knabe PAREI.
(k)GALEN. loc. affect. L. VI. c 4 p. 78. 79 ARETAEUS acut. L II. c 10. CORTIUS Tard II. c. 1 MARTIAN. ad HIPPOC. p. 371. FABRIC. ad AQUAPEND. oper. p 76. BAYNARD. p. 349. SEN- NERT. L. III. P. VIII. S. I. c. 9. VERHEYN L. II. p 130. Eph Nat. Cur. Vol. VII obs 145 PARE. L. XVI c. 48 BOHN circ. p. 199. FOREST. L. XXV. obs. 14. COL-
LOT.
Die Harnwege. XXVI. Buch.
rin(b) ſchaͤzzt ſie auf anderthalb Pfunde, welche inner- halb einer Secunde einen Zoll weit geworfen wuͤrden. Die ganze Kraft, welche den Harn treibt, ſchaͤzzet Mi- chelotti auf 504 Pfunde (c), und man mus dieſes Ge- wichte gedoppelt nehmen, weil man die Hoͤhe eines Waſ- ſers, ſo gegen eine Muͤndung einen Trieb aͤuſſert, nicht fuͤr einfach, ſondern gedoppelt ſo gros ſezzen muß (d), ſo daß dieſe Kraft von 362 bis 800 ſteigt (e). Eine Ochſen- blaſe traͤgt eine Gewalt von 381 Pfunden. Jndeſſen zerreißt ſie doch von einem groſſen Gewichte. Sie giebt aͤnfaͤnglich geſchwinde nach, und hierauf dehnt ſie ſich langſam auseinander (f).
Merkwuͤrdig iſt es, daß der Urin bei Kindern be- ſtaͤndiger und lebhafter, als bei Greiſen fortſtralt (g). Man kann dieſes von der groͤſſern Reizbarkeit der Jugend vermuthen, indem ein Menſch nach dem Genuſſe des Opii (h) gegen alle Reize taub den Urin verhaͤlt, und man hat die Harnblaſe in einem Hunde, ſo wie die Gal- lenblaſe, von dieſem genoſſenen Gifte, angefuͤllt gefunden.
Es hat die Blaſe auch dieſes mit den andern Mu- ſkeln gemein, daß ſie, wenn ſie uͤber ihr Maas ausge- dehnt, und von dem durch Schaamhaftigkeit(i) oder aus andern Urſachen verhaltenen Urine heftig aufgetrie- ben wird, endlich die Kraft, ſich zuſammen zu ziehen verliert (k), und man den Urin ferner durch keine Kraft
des
(b)[Spaltenumbruch]Mot. aquar. fluct. pag. 48. Phil. tranſ. n. 259.
(c)Separat hum p. 117.
(d)RUTTY p. 22
(e)HANOV p. 323 bisweilen 1300 I.
(f)SAUVAGES Theor. tumor. pag 11.
(g)HILDAN. p. 715.
(h)SPROEGEL pag. 35 doch ſchadete nicht das Opium, daß ſie ſich nicht in unſerm Verſuche zu- ſammengezogen.
(i)[Spaltenumbruch]TICHO BRAHE, ein Knabe PAREI.
(k)GALEN. loc. affect. L. VI. c 4 p. 78. 79 ARETAEUS acut. L II. c 10. CORTIUS Tard II. c. 1 MARTIAN. ad HIPPOC. p. 371. FABRIC. ad AQUAPEND. oper. p 76. BAYNARD. p. 349. SEN- NERT. L. III. P. VIII. S. I. c. 9. VERHEYN L. II. p 130. Eph Nat. Cur. Vol. VII obſ 145 PARE. L. XVI c. 48 BOHN circ. p. 199. FOREST. L. XXV. obſ. 14. COL-
LOT.
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Die Harnwege. XXVI. Buch.
rin (b) ſchaͤzzt ſie auf anderthalb Pfunde, welche inner-
halb einer Secunde einen Zoll weit geworfen wuͤrden.
Die ganze Kraft, welche den Harn treibt, ſchaͤzzet Mi-
chelotti auf 504 Pfunde (c), und man mus dieſes Ge-
wichte gedoppelt nehmen, weil man die Hoͤhe eines Waſ-
ſers, ſo gegen eine Muͤndung einen Trieb aͤuſſert, nicht
fuͤr einfach, ſondern gedoppelt ſo gros ſezzen muß (d), ſo
daß dieſe Kraft von 362 bis 800 ſteigt (e). Eine Ochſen-
blaſe traͤgt eine Gewalt von 381 Pfunden. Jndeſſen
zerreißt ſie doch von einem groſſen Gewichte. Sie giebt
aͤnfaͤnglich geſchwinde nach, und hierauf dehnt ſie ſich
langſam auseinander (f).
Merkwuͤrdig iſt es, daß der Urin bei Kindern be-
ſtaͤndiger und lebhafter, als bei Greiſen fortſtralt (g).
Man kann dieſes von der groͤſſern Reizbarkeit der Jugend
vermuthen, indem ein Menſch nach dem Genuſſe des
Opii (h) gegen alle Reize taub den Urin verhaͤlt, und
man hat die Harnblaſe in einem Hunde, ſo wie die Gal-
lenblaſe, von dieſem genoſſenen Gifte, angefuͤllt gefunden.
Es hat die Blaſe auch dieſes mit den andern Mu-
ſkeln gemein, daß ſie, wenn ſie uͤber ihr Maas ausge-
dehnt, und von dem durch Schaamhaftigkeit (i) oder
aus andern Urſachen verhaltenen Urine heftig aufgetrie-
ben wird, endlich die Kraft, ſich zuſammen zu ziehen
verliert (k), und man den Urin ferner durch keine Kraft
des
(b)
Mot. aquar. fluct. pag. 48.
Phil. tranſ. n. 259.
(c) Separat hum p. 117.
(d) RUTTY p. 22
(e) HANOV p. 323 bisweilen
1300 I.
(f) SAUVAGES Theor. tumor.
pag 11.
(g) HILDAN. p. 715.
(h) SPROEGEL pag. 35 doch
ſchadete nicht das Opium, daß ſie
ſich nicht in unſerm Verſuche zu-
ſammengezogen.
(i)
TICHO BRAHE, ein Knabe
PAREI.
(k) GALEN. loc. affect. L. VI.
c 4 p. 78. 79 ARETAEUS acut.
L II. c 10. CORTIUS Tard II. c.
1 MARTIAN. ad HIPPOC. p. 371.
FABRIC. ad AQUAPEND. oper.
p 76. BAYNARD. p. 349. SEN-
NERT. L. III. P. VIII. S. I. c. 9.
VERHEYN L. II. p 130. Eph Nat.
Cur. Vol. VII obſ 145 PARE. L.
XVI c. 48 BOHN circ. p. 199.
FOREST. L. XXV. obſ. 14. COL-
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 474. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/510>, abgerufen am 22.11.2024.
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