Wir haben gesagt, daß in einem geöfneten Thiere diese eben beschriebene Bewegung des Nahrungssaftes und des Flieswassers nicht beständig, und so zuverläßig [Spaltenumbruch](a) vorkomme, daß nicht auch sowohl der Chilus (b), als das Flieswasser nach einer gegentheiligen Richtung zurükk strömen könnten (c).
Aus diesem Grunde, wie auch aus der vorgefaßten hohen Meinung von der Leber, ist es wie ich vermuthe geschehen, daß Bilsius(d), nebst einer Menge seiner Anhänger, die Bewegung der durch den Brustkanal fliessenden Feuchtigkeit umkehren.
Dieser vornehme Mann bediente sich in seiner Er- klärung der Krümmungen, dergleichen im Brustkanale nicht selten sind; ihre grosse Verschiedenheiten zeichnet Stenonius(d*) und Bilsius nennet es den Jrrgar- ten. Er hielte selbigen für ein limphatisches Herz, aus welchem das Flieswasser, sowohl aufwärts zu den Glied- maaßen zum Kopfe, zu den Speicheldrüsen, zu den Thränendrüsen, zur Brust, und zur Lunge; als auch abwärts zu den untern Theilen des Körpers seine Aeste verschikke (e).
Man kann auch hieher die zahlreiche Milchgefässe rech- nen, welche bei dem Anfange der neuen Entdekkung zum Gehirn (f), zur Brustdrüse (f*), zur Lunge (g), zu
den
(a)p. 227. u. s. f.
(b)p. 215. &c.
(c)L. III. p. 252.
(d)Conf. de lympha L. III. p. 253.
(d*) Bei der Einfügung in die Schlüsselblutader Act. Hafn. T. II.
(e)Diss. Epist p. 22.
(f)A. de MARCHETT. bei [Spaltenumbruch]
dem CAMER. Epist. Taurin p. 148. zum Trichter, und zur Schleim- drüse.
(f*)DORSTEN. de duct. thor. n. 10. nahe bei der Brustdrüse sahe einen Milchgang FLORENTINUS, ich meyne einen Ast des Brust- kanals de lacte p. 76. conf. p 225.
(g)MARCHETT.
Y 3
II. Abſchn. Beweg. der Nahrungsmilch.
§. 3. Die Gegenſeitige Meinung des Bilſius.
Wir haben geſagt, daß in einem geoͤfneten Thiere dieſe eben beſchriebene Bewegung des Nahrungsſaftes und des Flieswaſſers nicht beſtaͤndig, und ſo zuverlaͤßig [Spaltenumbruch](a) vorkomme, daß nicht auch ſowohl der Chilus (b), als das Flieswaſſer nach einer gegentheiligen Richtung zuruͤkk ſtroͤmen koͤnnten (c).
Aus dieſem Grunde, wie auch aus der vorgefaßten hohen Meinung von der Leber, iſt es wie ich vermuthe geſchehen, daß Bilſius(d), nebſt einer Menge ſeiner Anhaͤnger, die Bewegung der durch den Bruſtkanal flieſſenden Feuchtigkeit umkehren.
Dieſer vornehme Mann bediente ſich in ſeiner Er- klaͤrung der Kruͤmmungen, dergleichen im Bruſtkanale nicht ſelten ſind; ihre groſſe Verſchiedenheiten zeichnet Stenonius(d*) und Bilſius nennet es den Jrrgar- ten. Er hielte ſelbigen fuͤr ein limphatiſches Herz, aus welchem das Flieswaſſer, ſowohl aufwaͤrts zu den Glied- maaßen zum Kopfe, zu den Speicheldruͤſen, zu den Thraͤnendruͤſen, zur Bruſt, und zur Lunge; als auch abwaͤrts zu den untern Theilen des Koͤrpers ſeine Aeſte verſchikke (e).
Man kann auch hieher die zahlreiche Milchgefaͤſſe rech- nen, welche bei dem Anfange der neuen Entdekkung zum Gehirn (f), zur Bruſtdruͤſe (f*), zur Lunge (g), zu
den
(a)p. 227. u. ſ. f.
(b)p. 215. &c.
(c)L. III. p. 252.
(d)Conf. de lympha L. III. p. 253.
(d*) Bei der Einfuͤgung in die Schluͤſſelblutader Act. Hafn. T. II.
(e)Diſſ. Epiſt p. 22.
(f)A. de MARCHETT. bei [Spaltenumbruch]
dem CAMER. Epiſt. Taurin p. 148. zum Trichter, und zur Schleim- druͤſe.
(f*)DORSTEN. de duct. thor. n. 10. nahe bei der Bruſtdruͤſe ſahe einen Milchgang FLORENTINUS, ich meyne einen Aſt des Bruſt- kanals de lacte p. 76. conf. p 225.
(g)MARCHETT.
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II. Abſchn. Beweg. der Nahrungsmilch.
§. 3.
Die Gegenſeitige Meinung des Bilſius.
Wir haben geſagt, daß in einem geoͤfneten Thiere
dieſe eben beſchriebene Bewegung des Nahrungsſaftes
und des Flieswaſſers nicht beſtaͤndig, und ſo zuverlaͤßig
(a) vorkomme, daß nicht auch ſowohl der Chilus (b),
als das Flieswaſſer nach einer gegentheiligen Richtung
zuruͤkk ſtroͤmen koͤnnten (c).
Aus dieſem Grunde, wie auch aus der vorgefaßten
hohen Meinung von der Leber, iſt es wie ich vermuthe
geſchehen, daß Bilſius (d), nebſt einer Menge ſeiner
Anhaͤnger, die Bewegung der durch den Bruſtkanal
flieſſenden Feuchtigkeit umkehren.
Dieſer vornehme Mann bediente ſich in ſeiner Er-
klaͤrung der Kruͤmmungen, dergleichen im Bruſtkanale
nicht ſelten ſind; ihre groſſe Verſchiedenheiten zeichnet
Stenonius (d*) und Bilſius nennet es den Jrrgar-
ten. Er hielte ſelbigen fuͤr ein limphatiſches Herz, aus
welchem das Flieswaſſer, ſowohl aufwaͤrts zu den Glied-
maaßen zum Kopfe, zu den Speicheldruͤſen, zu den
Thraͤnendruͤſen, zur Bruſt, und zur Lunge; als auch
abwaͤrts zu den untern Theilen des Koͤrpers ſeine Aeſte
verſchikke (e).
Man kann auch hieher die zahlreiche Milchgefaͤſſe rech-
nen, welche bei dem Anfange der neuen Entdekkung zum
Gehirn (f), zur Bruſtdruͤſe (f*), zur Lunge (g), zu
den
(a) p. 227. u. ſ. f.
(b) p. 215. &c.
(c) L. III. p. 252.
(d) Conf. de lympha L. III.
p. 253.
(d*) Bei der Einfuͤgung in die
Schluͤſſelblutader Act. Hafn. T. II.
(e) Diſſ. Epiſt p. 22.
(f) A. de MARCHETT. bei
dem CAMER. Epiſt. Taurin p. 148.
zum Trichter, und zur Schleim-
druͤſe.
(f*) DORSTEN. de duct. thor.
n. 10. nahe bei der Bruſtdruͤſe ſahe
einen Milchgang FLORENTINUS,
ich meyne einen Aſt des Bruſt-
kanals de lacte p. 76. conf. p 225.
(g) MARCHETT.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/377>, abgerufen am 24.11.2024.
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