Das übrige dünne Gedärm hat eine Menge Zweige von dem grossen Geflechte(b), welches mitten zwischen den beiden mondförmigen Knoten des Unterleibes die Gekröseschlagader mit einer grossen Menge weicher Stäm- me umfasset.
Es hängen diese Zweige an dem ersten Fadengewebe der Gekröseschlagader, um gleichsam eine neue Nerven- haut diesem Stamme mitzutheilen.
Die ersten Zweige laufen, so wohl selbst, als mit den Schlagadern der Gekröseader zum Zwölffingerdarm hin (c). Von da gehen sie zum Gekröse, und wenn sie sich in weisse Schnüre zertheilt (d), so laufen sie in gerader Richtung, indem sie lang, und wenig ästig sind, zu dem ganzen dünnen Gedärme fort.
An diesem Gedärme hat noch Niemand die Nerven weiter, als bis zum ersten Fadengewebe verfolgt, es be- weiset aber die scharfe Empfindlichkeit derselben von Din- gen, welche man an die innere Haut der Därme bringt, so wie der stumpfe Reiz von Materien, die die äusserste Haut reizen, daß die Nerven bis zum dritten Fadenge- webe (e), und bis zur Convexität der zottigen Haut| fort- gesezzt sind.
Es behauptete ehedem Harder(f), daß an der Ober- fläche der zottigen Haut, welche sich nach dem Gedärme hinwendet, Nervenwärzchen liegen, und es sind dieses heut zu Tage die Brunnerschen Drüsen.
Ruysch
(b)[Spaltenumbruch]ibid. p. 264.
(c)Ibid. I. c.
(d)Ibid.
(e) Komme in die zottige Haut HAYMAN Comm. T. III. p. 345. ich weiß nicht, ob nach einem Ver- suche. Bisweilen verlieren die Därme ihre Empfindung dergestalt, daß auch heisse und salzige Klistire keinen Eindruck mehr machen. So [Spaltenumbruch]
waren die Därme in einem Ge- lähmten ohne Schmerzen zu ha- ben, entzündet. MORGAGN. sed caus. II. p. 14. 25. Doch es entzünden sich auch in hizzigen Krankheiten die Därme ohne Schmerzen.
(f)Eph. Nat. Cur. Dec. III. ann. 1 obs. 96.
Das Gedaͤrme. XXIV. Buch.
Das uͤbrige duͤnne Gedaͤrm hat eine Menge Zweige von dem groſſen Geflechte(b), welches mitten zwiſchen den beiden mondfoͤrmigen Knoten des Unterleibes die Gekroͤſeſchlagader mit einer groſſen Menge weicher Staͤm- me umfaſſet.
Es haͤngen dieſe Zweige an dem erſten Fadengewebe der Gekroͤſeſchlagader, um gleichſam eine neue Nerven- haut dieſem Stamme mitzutheilen.
Die erſten Zweige laufen, ſo wohl ſelbſt, als mit den Schlagadern der Gekroͤſeader zum Zwoͤlffingerdarm hin (c). Von da gehen ſie zum Gekroͤſe, und wenn ſie ſich in weiſſe Schnuͤre zertheilt (d), ſo laufen ſie in gerader Richtung, indem ſie lang, und wenig aͤſtig ſind, zu dem ganzen duͤnnen Gedaͤrme fort.
An dieſem Gedaͤrme hat noch Niemand die Nerven weiter, als bis zum erſten Fadengewebe verfolgt, es be- weiſet aber die ſcharfe Empfindlichkeit derſelben von Din- gen, welche man an die innere Haut der Daͤrme bringt, ſo wie der ſtumpfe Reiz von Materien, die die aͤuſſerſte Haut reizen, daß die Nerven bis zum dritten Fadenge- webe (e), und bis zur Convexitaͤt der zottigen Haut| fort- geſezzt ſind.
Es behauptete ehedem Harder(f), daß an der Ober- flaͤche der zottigen Haut, welche ſich nach dem Gedaͤrme hinwendet, Nervenwaͤrzchen liegen, und es ſind dieſes heut zu Tage die Brunnerſchen Druͤſen.
Ruyſch
(b)[Spaltenumbruch]ibid. p. 264.
(c)Ibid. I. c.
(d)Ibid.
(e) Komme in die zottige Haut HAYMAN Comm. T. III. p. 345. ich weiß nicht, ob nach einem Ver- ſuche. Bisweilen verlieren die Daͤrme ihre Empfindung dergeſtalt, daß auch heiſſe und ſalzige Kliſtire keinen Eindruck mehr machen. So [Spaltenumbruch]
waren die Daͤrme in einem Ge- laͤhmten ohne Schmerzen zu ha- ben, entzuͤndet. MORGAGN. ſed cauſ. II. p. 14. 25. Doch es entzuͤnden ſich auch in hizzigen Krankheiten die Daͤrme ohne Schmerzen.
(f)Eph. Nat. Cur. Dec. III. ann. 1 obſ. 96.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0110"n="74"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Das Gedaͤrme. <hirendition="#aq">XXIV.</hi> Buch.</hi></fw><lb/><p>Das uͤbrige duͤnne Gedaͤrm hat eine Menge Zweige<lb/>
von dem groſſen Geflechte<noteplace="foot"n="(b)"><cb/><hirendition="#aq">ibid. p.</hi> 264.</note>, welches mitten zwiſchen<lb/>
den beiden mondfoͤrmigen Knoten des Unterleibes die<lb/>
Gekroͤſeſchlagader mit einer groſſen Menge weicher Staͤm-<lb/>
me umfaſſet.</p><lb/><p>Es haͤngen dieſe Zweige an dem erſten Fadengewebe<lb/>
der Gekroͤſeſchlagader, um gleichſam eine neue Nerven-<lb/>
haut dieſem Stamme mitzutheilen.</p><lb/><p>Die erſten Zweige laufen, ſo wohl ſelbſt, als mit den<lb/>
Schlagadern der Gekroͤſeader zum Zwoͤlffingerdarm<lb/>
hin <noteplace="foot"n="(c)"><hirendition="#aq">Ibid. I. c.</hi></note>. Von da gehen ſie zum Gekroͤſe, und wenn ſie<lb/>ſich in weiſſe Schnuͤre zertheilt <noteplace="foot"n="(d)"><hirendition="#aq">Ibid.</hi></note>, ſo laufen ſie in gerader<lb/>
Richtung, indem ſie lang, und wenig aͤſtig ſind, zu dem<lb/>
ganzen duͤnnen Gedaͤrme fort.</p><lb/><p>An dieſem Gedaͤrme hat noch Niemand die Nerven<lb/>
weiter, als bis zum erſten Fadengewebe verfolgt, es be-<lb/>
weiſet aber die ſcharfe Empfindlichkeit derſelben von Din-<lb/>
gen, welche man an die innere Haut der Daͤrme bringt,<lb/>ſo wie der ſtumpfe Reiz von Materien, die die aͤuſſerſte<lb/>
Haut reizen, daß die Nerven bis zum dritten Fadenge-<lb/>
webe <noteplace="foot"n="(e)">Komme in die zottige Haut<lb/><hirendition="#aq">HAYMAN Comm. T. III. p.</hi> 345.<lb/>
ich weiß nicht, ob nach einem Ver-<lb/>ſuche. Bisweilen verlieren die<lb/>
Daͤrme ihre Empfindung dergeſtalt,<lb/>
daß auch heiſſe und ſalzige Kliſtire<lb/>
keinen Eindruck mehr machen. So<lb/><cb/>
waren die Daͤrme in einem Ge-<lb/>
laͤhmten ohne Schmerzen zu ha-<lb/>
ben, entzuͤndet. <hirendition="#aq"><hirendition="#g">MORGAGN.</hi><lb/>ſed cauſ. II. p.</hi> 14. 25. Doch es<lb/>
entzuͤnden ſich auch in hizzigen<lb/>
Krankheiten die Daͤrme ohne<lb/>
Schmerzen.</note>, und bis zur Convexitaͤt der zottigen Haut| fort-<lb/>
geſezzt ſind.</p><lb/><p>Es behauptete ehedem <hirendition="#fr">Harder</hi><noteplace="foot"n="(f)"><hirendition="#aq">Eph. Nat. Cur. Dec. III.<lb/>
ann. 1 obſ.</hi> 96.</note>, daß an der Ober-<lb/>
flaͤche der zottigen Haut, welche ſich nach dem Gedaͤrme<lb/>
hinwendet, Nervenwaͤrzchen liegen, und es ſind dieſes<lb/>
heut zu Tage die <hirendition="#fr">Brunnerſchen</hi> Druͤſen.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">Ruyſch</hi></fw><lb/></div></div></div></div></body></text></TEI>
[74/0110]
Das Gedaͤrme. XXIV. Buch.
Das uͤbrige duͤnne Gedaͤrm hat eine Menge Zweige
von dem groſſen Geflechte (b), welches mitten zwiſchen
den beiden mondfoͤrmigen Knoten des Unterleibes die
Gekroͤſeſchlagader mit einer groſſen Menge weicher Staͤm-
me umfaſſet.
Es haͤngen dieſe Zweige an dem erſten Fadengewebe
der Gekroͤſeſchlagader, um gleichſam eine neue Nerven-
haut dieſem Stamme mitzutheilen.
Die erſten Zweige laufen, ſo wohl ſelbſt, als mit den
Schlagadern der Gekroͤſeader zum Zwoͤlffingerdarm
hin (c). Von da gehen ſie zum Gekroͤſe, und wenn ſie
ſich in weiſſe Schnuͤre zertheilt (d), ſo laufen ſie in gerader
Richtung, indem ſie lang, und wenig aͤſtig ſind, zu dem
ganzen duͤnnen Gedaͤrme fort.
An dieſem Gedaͤrme hat noch Niemand die Nerven
weiter, als bis zum erſten Fadengewebe verfolgt, es be-
weiſet aber die ſcharfe Empfindlichkeit derſelben von Din-
gen, welche man an die innere Haut der Daͤrme bringt,
ſo wie der ſtumpfe Reiz von Materien, die die aͤuſſerſte
Haut reizen, daß die Nerven bis zum dritten Fadenge-
webe (e), und bis zur Convexitaͤt der zottigen Haut| fort-
geſezzt ſind.
Es behauptete ehedem Harder (f), daß an der Ober-
flaͤche der zottigen Haut, welche ſich nach dem Gedaͤrme
hinwendet, Nervenwaͤrzchen liegen, und es ſind dieſes
heut zu Tage die Brunnerſchen Druͤſen.
Ruyſch
(b)
ibid. p. 264.
(c) Ibid. I. c.
(d) Ibid.
(e) Komme in die zottige Haut
HAYMAN Comm. T. III. p. 345.
ich weiß nicht, ob nach einem Ver-
ſuche. Bisweilen verlieren die
Daͤrme ihre Empfindung dergeſtalt,
daß auch heiſſe und ſalzige Kliſtire
keinen Eindruck mehr machen. So
waren die Daͤrme in einem Ge-
laͤhmten ohne Schmerzen zu ha-
ben, entzuͤndet. MORGAGN.
ſed cauſ. II. p. 14. 25. Doch es
entzuͤnden ſich auch in hizzigen
Krankheiten die Daͤrme ohne
Schmerzen.
(f) Eph. Nat. Cur. Dec. III.
ann. 1 obſ. 96.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/110>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.