Es scheint aber, um einen so schnellen Todt hervor- zubringen, nicht blos eine Verminderung in Verdauung der Speisen hinlänglich zu seyn, noch der kalte Schweis, und die Ohnmacht, welche nach dem Berichte berümter Männer, auf die Wunden der Gallenblase gefolgt sind, aus dieser Ursache entstanden zu seyn (e).
Zur Erklärung dieser Erscheinungen, nehmen be- rümte Männer ihre besondere Hipothesen zur Hand: Silvius will (f), daß die ins Blut zurükkgetretene Gal- le, zu wiederholten malen in der rechten Herzkammer aufwalle, und auf solche Art das Feuer im Herzen er- nähre: daher brause das Blut der Frucht (g), wegen der unwirksamen Galle nicht auf, und es vertrete die Galle die Stelle des Oels für die Lampe des Herzens (h). Die Galle theile auch ohne diese Effervescenz, wenn sie ins Blut zurükkkomme, dem ganzen thierischen Körper Empfindlichkeit, Wärme, und Lebhaftigkeit mit (i), und sie sei fast die einzige Ursache von aller körperlichen Bewe- gung, von dem Schlagen des Herzens, vom Schlafe, und was dergleichen mehr ist. Doch dieses alles ist zu übertrieben, da die Galle in einem gesunden Thiere nicht ins Blut zurükktritt, und wie wir erzält haben, von der verstopften Leber, oder unnüzzen Gallenblase ein langsa- mer Todt erfolgt, entweder weil sie mit Steinen überla- den, und ungeschikkt ist, etwas ins Gedärm durchzulas- sen (k), oder weil sie durch ein Geschwür zernagt ist, und die Galle aus der Wunde der Seite abfliessen läst.
Vielleicht lassen sich also dergleichen Todesfälle, von der äussersten Schärfe einer faulgewordnen Galle (l) her-
holen,
(e)[Spaltenumbruch]BIERWIRTH.
(f)Diss. X n. 55 56. siehe L. nostr. VI. p. 288. DUCCINI p. 242.
(g)SWAMMERDAM respir. p. 113.
(h)DUCCINI.
(i)[Spaltenumbruch]WOODWARD cases p. 201. & conf. BYLFIELD letter o WOODWARD Lond. 1719. 8.
(k)p. 569. &c.
(l)G. v. SWIETEN T. III. p. 500.
Die Galle. XXIII. Buch.
Es ſcheint aber, um einen ſo ſchnellen Todt hervor- zubringen, nicht blos eine Verminderung in Verdauung der Speiſen hinlaͤnglich zu ſeyn, noch der kalte Schweis, und die Ohnmacht, welche nach dem Berichte beruͤmter Maͤnner, auf die Wunden der Gallenblaſe gefolgt ſind, aus dieſer Urſache entſtanden zu ſeyn (e).
Zur Erklaͤrung dieſer Erſcheinungen, nehmen be- ruͤmte Maͤnner ihre beſondere Hipotheſen zur Hand: Silvius will (f), daß die ins Blut zuruͤkkgetretene Gal- le, zu wiederholten malen in der rechten Herzkammer aufwalle, und auf ſolche Art das Feuer im Herzen er- naͤhre: daher brauſe das Blut der Frucht (g), wegen der unwirkſamen Galle nicht auf, und es vertrete die Galle die Stelle des Oels fuͤr die Lampe des Herzens (h). Die Galle theile auch ohne dieſe Efferveſcenz, wenn ſie ins Blut zuruͤkkkomme, dem ganzen thieriſchen Koͤrper Empfindlichkeit, Waͤrme, und Lebhaftigkeit mit (i), und ſie ſei faſt die einzige Urſache von aller koͤrperlichen Bewe- gung, von dem Schlagen des Herzens, vom Schlafe, und was dergleichen mehr iſt. Doch dieſes alles iſt zu uͤbertrieben, da die Galle in einem geſunden Thiere nicht ins Blut zuruͤkktritt, und wie wir erzaͤlt haben, von der verſtopften Leber, oder unnuͤzzen Gallenblaſe ein langſa- mer Todt erfolgt, entweder weil ſie mit Steinen uͤberla- den, und ungeſchikkt iſt, etwas ins Gedaͤrm durchzulaſ- ſen (k), oder weil ſie durch ein Geſchwuͤr zernagt iſt, und die Galle aus der Wunde der Seite abflieſſen laͤſt.
Vielleicht laſſen ſich alſo dergleichen Todesfaͤlle, von der aͤuſſerſten Schaͤrfe einer faulgewordnen Galle (l) her-
holen,
(e)[Spaltenumbruch]BIERWIRTH.
(f)Diſſ. X n. 55 56. ſiehe L. noſtr. VI. p. 288. DUCCINI p. 242.
(g)SWAMMERDAM reſpir. p. 113.
(h)DUCCINI.
(i)[Spaltenumbruch]WOODWARD caſes p. 201. & conf. BYLFIELD letter o WOODWARD Lond. 1719. 8.
(k)p. 569. &c.
(l)G. v. SWIETEN T. III. p. 500.
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Die Galle. XXIII. Buch.
Es ſcheint aber, um einen ſo ſchnellen Todt hervor-
zubringen, nicht blos eine Verminderung in Verdauung
der Speiſen hinlaͤnglich zu ſeyn, noch der kalte Schweis,
und die Ohnmacht, welche nach dem Berichte beruͤmter
Maͤnner, auf die Wunden der Gallenblaſe gefolgt ſind,
aus dieſer Urſache entſtanden zu ſeyn (e).
Zur Erklaͤrung dieſer Erſcheinungen, nehmen be-
ruͤmte Maͤnner ihre beſondere Hipotheſen zur Hand:
Silvius will (f), daß die ins Blut zuruͤkkgetretene Gal-
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aufwalle, und auf ſolche Art das Feuer im Herzen er-
naͤhre: daher brauſe das Blut der Frucht (g), wegen
der unwirkſamen Galle nicht auf, und es vertrete die
Galle die Stelle des Oels fuͤr die Lampe des Herzens (h).
Die Galle theile auch ohne dieſe Efferveſcenz, wenn ſie
ins Blut zuruͤkkkomme, dem ganzen thieriſchen Koͤrper
Empfindlichkeit, Waͤrme, und Lebhaftigkeit mit (i), und
ſie ſei faſt die einzige Urſache von aller koͤrperlichen Bewe-
gung, von dem Schlagen des Herzens, vom Schlafe,
und was dergleichen mehr iſt. Doch dieſes alles iſt zu
uͤbertrieben, da die Galle in einem geſunden Thiere nicht
ins Blut zuruͤkktritt, und wie wir erzaͤlt haben, von der
verſtopften Leber, oder unnuͤzzen Gallenblaſe ein langſa-
mer Todt erfolgt, entweder weil ſie mit Steinen uͤberla-
den, und ungeſchikkt iſt, etwas ins Gedaͤrm durchzulaſ-
ſen (k), oder weil ſie durch ein Geſchwuͤr zernagt iſt, und
die Galle aus der Wunde der Seite abflieſſen laͤſt.
Vielleicht laſſen ſich alſo dergleichen Todesfaͤlle, von
der aͤuſſerſten Schaͤrfe einer faulgewordnen Galle (l) her-
holen,
(e)
BIERWIRTH.
(f) Diſſ. X n. 55 56. ſiehe L.
noſtr. VI. p. 288. DUCCINI
p. 242.
(g) SWAMMERDAM reſpir.
p. 113.
(h) DUCCINI.
(i)
WOODWARD caſes p. 201.
& conf. BYLFIELD letter o
WOODWARD Lond. 1719. 8.
(k) p. 569. &c.
(l) G. v. SWIETEN T. III.
p. 500.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 902. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/922>, abgerufen am 27.11.2024.
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