Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Gallenblase. XXIII. Buch.
zur Unterstüzzung ihrer gegenseitigen Gedanken bei-
bringen.

Sie sagen daher erstlich, es sei die Blase, in einer
Menge von Exempeln, da der cistische Gang von Stei-
nen verstopft gewesen, dennoch voller Galle, und sehr
gros gefunden worden (b): so sei die Galle, bei eben
diesen Hindernissen, aus dem Geschwüre geflossen (c),
und sie glauben, daß sie auf keinem andern Wege ange-
kommen wäre; denn es stünde den berümten Männern
frei, sich dieses Grundes zu bedienen, in der Blase selbst
erzeugt sich keine Galle.

Hierauf antworte ich; man mus sich niemals eine
Bauart zum Behuf seiner Hipothese erdichten, und man
mus sich auf die Augen in Dingen verlassen, die von
den Augen entdekkt werden können. Wenn man ferner,
wie ich bereits angeführt habe, den ductus cysticus (d)
unterbindet, so findet man die Blase leer, und eben so
auch alsdenn leer, wenn die Leber, wegen Verstopfung
des ductus cystici, oder wenn selbiger wenigstens mit
Schleim angefüllt ist (e), oder wegen eines besondern
Scirrhi, keine Galle liefern könnte (f). So dringt
durch den Lebergang, in die Blase nicht einmal die Luft
vom Aufblasen ein, wenn der ductus cysticus gebunden
wird (g).

Was
(b) [Spaltenumbruch] REINHART de ictero ROE-
DERER progr. ann. 1758. SENAC.
in Heister p. 172. FANTON diss.
anat. p.
263. faste zwei Pfunde.
RAYMOND I c. II. p. 242. 244.
sieben Zoll lang LUDWIG I. c.
BLAS misc. p.
298. sehr weit MIEG
Thes. anat.
darinnen Anderthalb
Pinten Galle RUYSCH obs. auch
da ein callus den ductum cysticum
zusammendrükkte BAGLIV. p. 579.
der ductus cysticus zusammenge-
wachsen. HENKEL VII. Saml.
p. 22. 23. BLAS L. II. obs.
4.
(c) [Spaltenumbruch] TACONUS Comm. Bonon.
T. II. P. I. p.
216.
(d) SEGER p. 14. 20. dies ist
ein schöner Versuch. ORTLOB
p.
135.
(e) SEGER p. 14.
(f) KERKRING obs. 82. LUD-
WIG HORST obs.
7.
(g) Primit. Polon. II. p. 122.

Die Gallenblaſe. XXIII. Buch.
zur Unterſtuͤzzung ihrer gegenſeitigen Gedanken bei-
bringen.

Sie ſagen daher erſtlich, es ſei die Blaſe, in einer
Menge von Exempeln, da der ciſtiſche Gang von Stei-
nen verſtopft geweſen, dennoch voller Galle, und ſehr
gros gefunden worden (b): ſo ſei die Galle, bei eben
dieſen Hinderniſſen, aus dem Geſchwuͤre gefloſſen (c),
und ſie glauben, daß ſie auf keinem andern Wege ange-
kommen waͤre; denn es ſtuͤnde den beruͤmten Maͤnnern
frei, ſich dieſes Grundes zu bedienen, in der Blaſe ſelbſt
erzeugt ſich keine Galle.

Hierauf antworte ich; man mus ſich niemals eine
Bauart zum Behuf ſeiner Hipotheſe erdichten, und man
mus ſich auf die Augen in Dingen verlaſſen, die von
den Augen entdekkt werden koͤnnen. Wenn man ferner,
wie ich bereits angefuͤhrt habe, den ductus cyſticus (d)
unterbindet, ſo findet man die Blaſe leer, und eben ſo
auch alsdenn leer, wenn die Leber, wegen Verſtopfung
des ductus cyſtici, oder wenn ſelbiger wenigſtens mit
Schleim angefuͤllt iſt (e), oder wegen eines beſondern
Scirrhi, keine Galle liefern koͤnnte (f). So dringt
durch den Lebergang, in die Blaſe nicht einmal die Luft
vom Aufblaſen ein, wenn der ductus cyſticus gebunden
wird (g).

Was
(b) [Spaltenumbruch] REINHART de ictero ROE-
DERER progr. ann. 1758. SENAC.
in Heiſter p. 172. FANTON diſſ.
anat. p.
263. faſte zwei Pfunde.
RAYMOND I c. II. p. 242. 244.
ſieben Zoll lang LUDWIG I. c.
BLAS miſc. p.
298. ſehr weit MIEG
Theſ. anat.
darinnen Anderthalb
Pinten Galle RUYSCH obſ. auch
da ein callus den ductum cyſticum
zuſammendruͤkkte BAGLIV. p. 579.
der ductus cyſticus zuſammenge-
wachſen. HENKEL VII. Saml.
p. 22. 23. BLAS L. II. obſ.
4.
(c) [Spaltenumbruch] TACONUS Comm. Bonon.
T. II. P. I. p.
216.
(d) SEGER p. 14. 20. dies iſt
ein ſchoͤner Verſuch. ORTLOB
p.
135.
(e) SEGER p. 14.
(f) KERKRING obſ. 82. LUD-
WIG HORST obſ.
7.
(g) Primit. Polon. II. p. 122.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0880" n="860"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die Gallenbla&#x017F;e. <hi rendition="#aq">XXIII.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
zur Unter&#x017F;tu&#x0364;zzung ihrer gegen&#x017F;eitigen Gedanken bei-<lb/>
bringen.</p><lb/>
            <p>Sie &#x017F;agen daher er&#x017F;tlich, es &#x017F;ei die Bla&#x017F;e, in einer<lb/>
Menge von Exempeln, da der ci&#x017F;ti&#x017F;che Gang von Stei-<lb/>
nen ver&#x017F;topft gewe&#x017F;en, dennoch voller Galle, und &#x017F;ehr<lb/>
gros gefunden worden <note place="foot" n="(b)"><cb/><hi rendition="#aq">REINHART de ictero ROE-<lb/>
DERER progr. ann. 1758. SENAC.<lb/>
in Hei&#x017F;ter p. 172. FANTON di&#x017F;&#x017F;.<lb/>
anat. p.</hi> 263. fa&#x017F;te zwei Pfunde.<lb/><hi rendition="#aq">RAYMOND I c. II. p.</hi> 242. 244.<lb/>
&#x017F;ieben Zoll lang <hi rendition="#aq">LUDWIG I. c.<lb/>
BLAS mi&#x017F;c. p.</hi> 298. &#x017F;ehr weit <hi rendition="#aq">MIEG<lb/>
The&#x017F;. anat.</hi> darinnen Anderthalb<lb/>
Pinten Galle <hi rendition="#aq">RUYSCH ob&#x017F;.</hi> auch<lb/>
da ein <hi rendition="#aq">callus</hi> den <hi rendition="#aq">ductum cy&#x017F;ticum</hi><lb/>
zu&#x017F;ammendru&#x0364;kkte <hi rendition="#aq">BAGLIV. p.</hi> 579.<lb/>
der <hi rendition="#aq">ductus cy&#x017F;ticus</hi> zu&#x017F;ammenge-<lb/>
wach&#x017F;en. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">HENKEL</hi> VII. Saml.<lb/>
p. 22. 23. BLAS L. II. ob&#x017F;.</hi> 4.</note>: &#x017F;o &#x017F;ei die Galle, bei eben<lb/>
die&#x017F;en Hinderni&#x017F;&#x017F;en, aus dem Ge&#x017F;chwu&#x0364;re geflo&#x017F;&#x017F;en <note place="foot" n="(c)"><cb/><hi rendition="#aq">TACONUS Comm. Bonon.<lb/>
T. II. P. I. p.</hi> 216.</note>,<lb/>
und &#x017F;ie glauben, daß &#x017F;ie auf keinem andern Wege ange-<lb/>
kommen wa&#x0364;re; denn es &#x017F;tu&#x0364;nde den beru&#x0364;mten Ma&#x0364;nnern<lb/>
frei, &#x017F;ich die&#x017F;es Grundes zu bedienen, in der Bla&#x017F;e &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
erzeugt &#x017F;ich keine Galle.</p><lb/>
            <p>Hierauf antworte ich; man mus &#x017F;ich niemals eine<lb/>
Bauart zum Behuf &#x017F;einer Hipothe&#x017F;e erdichten, und man<lb/>
mus &#x017F;ich auf die Augen in Dingen verla&#x017F;&#x017F;en, die von<lb/>
den Augen entdekkt werden ko&#x0364;nnen. Wenn man ferner,<lb/>
wie ich bereits angefu&#x0364;hrt habe, den <hi rendition="#aq">ductus cy&#x017F;ticus</hi> <note place="foot" n="(d)"><hi rendition="#aq">SEGER p.</hi> 14. 20. dies i&#x017F;t<lb/>
ein &#x017F;cho&#x0364;ner Ver&#x017F;uch. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">ORTLOB</hi><lb/>
p.</hi> 135.</note><lb/>
unterbindet, &#x017F;o findet man die Bla&#x017F;e leer, und eben &#x017F;o<lb/>
auch alsdenn leer, wenn die Leber, wegen Ver&#x017F;topfung<lb/>
des <hi rendition="#aq">ductus cy&#x017F;tici,</hi> oder wenn &#x017F;elbiger wenig&#x017F;tens mit<lb/>
Schleim angefu&#x0364;llt i&#x017F;t <note place="foot" n="(e)"><hi rendition="#aq">SEGER p.</hi> 14.</note>, oder wegen eines be&#x017F;ondern<lb/>
Scirrhi, keine Galle liefern ko&#x0364;nnte <note place="foot" n="(f)"><hi rendition="#aq">KERKRING ob&#x017F;. 82. LUD-<lb/>
WIG HORST ob&#x017F;.</hi> 7.</note>. So dringt<lb/>
durch den Lebergang, in die Bla&#x017F;e nicht einmal die Luft<lb/>
vom Aufbla&#x017F;en ein, wenn der <hi rendition="#aq">ductus cy&#x017F;ticus</hi> gebunden<lb/>
wird <note place="foot" n="(g)"><hi rendition="#aq">Primit. Polon. II. p.</hi> 122.</note>.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Was</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[860/0880] Die Gallenblaſe. XXIII. Buch. zur Unterſtuͤzzung ihrer gegenſeitigen Gedanken bei- bringen. Sie ſagen daher erſtlich, es ſei die Blaſe, in einer Menge von Exempeln, da der ciſtiſche Gang von Stei- nen verſtopft geweſen, dennoch voller Galle, und ſehr gros gefunden worden (b): ſo ſei die Galle, bei eben dieſen Hinderniſſen, aus dem Geſchwuͤre gefloſſen (c), und ſie glauben, daß ſie auf keinem andern Wege ange- kommen waͤre; denn es ſtuͤnde den beruͤmten Maͤnnern frei, ſich dieſes Grundes zu bedienen, in der Blaſe ſelbſt erzeugt ſich keine Galle. Hierauf antworte ich; man mus ſich niemals eine Bauart zum Behuf ſeiner Hipotheſe erdichten, und man mus ſich auf die Augen in Dingen verlaſſen, die von den Augen entdekkt werden koͤnnen. Wenn man ferner, wie ich bereits angefuͤhrt habe, den ductus cyſticus (d) unterbindet, ſo findet man die Blaſe leer, und eben ſo auch alsdenn leer, wenn die Leber, wegen Verſtopfung des ductus cyſtici, oder wenn ſelbiger wenigſtens mit Schleim angefuͤllt iſt (e), oder wegen eines beſondern Scirrhi, keine Galle liefern koͤnnte (f). So dringt durch den Lebergang, in die Blaſe nicht einmal die Luft vom Aufblaſen ein, wenn der ductus cyſticus gebunden wird (g). Was (b) REINHART de ictero ROE- DERER progr. ann. 1758. SENAC. in Heiſter p. 172. FANTON diſſ. anat. p. 263. faſte zwei Pfunde. RAYMOND I c. II. p. 242. 244. ſieben Zoll lang LUDWIG I. c. BLAS miſc. p. 298. ſehr weit MIEG Theſ. anat. darinnen Anderthalb Pinten Galle RUYSCH obſ. auch da ein callus den ductum cyſticum zuſammendruͤkkte BAGLIV. p. 579. der ductus cyſticus zuſammenge- wachſen. HENKEL VII. Saml. p. 22. 23. BLAS L. II. obſ. 4. (c) TACONUS Comm. Bonon. T. II. P. I. p. 216. (d) SEGER p. 14. 20. dies iſt ein ſchoͤner Verſuch. ORTLOB p. 135. (e) SEGER p. 14. (f) KERKRING obſ. 82. LUD- WIG HORST obſ. 7. (g) Primit. Polon. II. p. 122.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/880
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 860. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/880>, abgerufen am 01.07.2024.