Andere schreiben dagegen, daß die Galle leicht in ei- ne Fäulnis gerathe (d), und zwar geschwinde (e), ja un- ter allen menschlichen Säften am allergeschwindesten (f). Dieses soll die Menschengalle noch geschwinder, als die Ochsengalle (g) thun, und sich inwendig im Menschen, oder Thiere von Krankheiten so verändern, daß sie mit destillirten Säuren aufbrauset, und in der Gelbesucht (h), in der epidemischen Seuche der Ochsen (i), in der unga- rischen Krankheit (k), und fast in allen bösartigen Krank- heiten (l), verdorben sey. Sie erzeugt in der Rinder- seuche Luft, wie es scheint, und sie dehnt daher die Gal- lenblase um desto stärker auseinander, je heftiger die Krankheit ist (m).
Mit mehr Genauigkeit bezeugt der berümte Gaber, daß die Menschengalle an külem Orte, innerhalb zwo Stunden nach dem Tode (n) bereits zu stinken anfange, und mit Scheidewasser brause (o), oder dieses mit andern sauren Säften dieser Art in einer Wärme von 25. R. Graden innerhalb vier und zwanzig Stunden thue (p), und sie sey, unter den menschlichen Flüßigkeiten diejeni- ge, welche unter allen am geschwindesten einen Ansazz zum Brausen bekomme (q), und auch mit dem Eßige brause (r). Andre berümte Männer lassen sie später, und innerhalb drei Tagen in Fäulnis gerathen (s). Sie
war
(d)[Spaltenumbruch]BOEHMER de effect. rub. NARCISS. p. 3. VISSCHER Phil. trans. n. 495 BAGLIV. p. 431.
(e) wird bald von selbst stinkend ALSTON on quiklime p. 35.
(f)BOERHAAVE Praelect. I. p. 430. VISSCHER n. 34. NAR- CISS. SENAC. Ess. de physiq. I. p. 311.
(g)GABER p. 78.
(h)PRINGLE diseases of the army. p. 435.
(i)SALCHOW von der Vieh- seuche mit dem Vitriolgeiste.
(k)HOFMANN acid. viscid. [Spaltenumbruch]
p. 35. da sie in gesunden Menschen nicht aufbrauset.
(l)SCHREIBER de peste p. 87
(m)Phil. trans. n. 456. aus- gedehnt, daß sie in ihrem Gefässe nicht raum hat. HEBENSTREIT de calore p. 45. in dieser Krankheit stinkt sie MANGET reflex. p. 196.
(n)Miscell. Taurin. p. 76. sic MOSEDER p. 14.
(o)Add. VISSCHER.
(p)ibid.
(q)p. 78.
(r)ibid.
(s)VISSCHER n. 39.
Die Galle. XXIII. Buch.
Andere ſchreiben dagegen, daß die Galle leicht in ei- ne Faͤulnis gerathe (d), und zwar geſchwinde (e), ja un- ter allen menſchlichen Saͤften am allergeſchwindeſten (f). Dieſes ſoll die Menſchengalle noch geſchwinder, als die Ochſengalle (g) thun, und ſich inwendig im Menſchen, oder Thiere von Krankheiten ſo veraͤndern, daß ſie mit deſtillirten Saͤuren aufbrauſet, und in der Gelbeſucht (h), in der epidemiſchen Seuche der Ochſen (i), in der unga- riſchen Krankheit (k), und faſt in allen boͤsartigen Krank- heiten (l), verdorben ſey. Sie erzeugt in der Rinder- ſeuche Luft, wie es ſcheint, und ſie dehnt daher die Gal- lenblaſe um deſto ſtaͤrker auseinander, je heftiger die Krankheit iſt (m).
Mit mehr Genauigkeit bezeugt der beruͤmte Gaber, daß die Menſchengalle an kuͤlem Orte, innerhalb zwo Stunden nach dem Tode (n) bereits zu ſtinken anfange, und mit Scheidewaſſer brauſe (o), oder dieſes mit andern ſauren Saͤften dieſer Art in einer Waͤrme von 25. R. Graden innerhalb vier und zwanzig Stunden thue (p), und ſie ſey, unter den menſchlichen Fluͤßigkeiten diejeni- ge, welche unter allen am geſchwindeſten einen Anſazz zum Brauſen bekomme (q), und auch mit dem Eßige brauſe (r). Andre beruͤmte Maͤnner laſſen ſie ſpaͤter, und innerhalb drei Tagen in Faͤulnis gerathen (s). Sie
war
(d)[Spaltenumbruch]BOEHMER de effect. rub. NARCISS. p. 3. VISSCHER Phil. tranſ. n. 495 BAGLIV. p. 431.
(e) wird bald von ſelbſt ſtinkend ALSTON on quiklime p. 35.
(f)BOERHAAVE Prælect. I. p. 430. VISSCHER n. 34. NAR- CISS. SENAC. Eſſ. de phyſiq. I. p. 311.
(g)GABER p. 78.
(h)PRINGLE diſeaſes of the army. p. 435.
(i)SALCHOW von der Vieh- ſeuche mit dem Vitriolgeiſte.
(k)HOFMANN acid. viſcid. [Spaltenumbruch]
p. 35. da ſie in geſunden Menſchen nicht aufbrauſet.
(l)SCHREIBER de peſte p. 87
(m)Phil. tranſ. n. 456. aus- gedehnt, daß ſie in ihrem Gefaͤſſe nicht raum hat. HEBENSTREIT de calore p. 45. in dieſer Krankheit ſtinkt ſie MANGET reflex. p. 196.
(n)Miſcell. Taurin. p. 76. ſic MOSEDER p. 14.
(o)Add. VISSCHER.
(p)ibid.
(q)p. 78.
(r)ibid.
(s)VISSCHER n. 39.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0842"n="822"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Die Galle. <hirendition="#aq">XXIII.</hi> Buch.</hi></fw><lb/><p>Andere ſchreiben dagegen, daß die Galle leicht in ei-<lb/>
ne Faͤulnis gerathe <noteplace="foot"n="(d)"><cb/><hirendition="#aq">BOEHMER de effect. rub.<lb/>
NARCISS. p. 3. VISSCHER Phil.<lb/>
tranſ. n. 495 BAGLIV. p.</hi> 431.</note>, und zwar geſchwinde <noteplace="foot"n="(e)">wird bald von ſelbſt ſtinkend<lb/><hirendition="#aq">ALSTON on quiklime p.</hi> 35.</note>, ja un-<lb/>
ter allen menſchlichen Saͤften am allergeſchwindeſten <noteplace="foot"n="(f)"><hirendition="#aq">BOERHAAVE Prælect. I.<lb/>
p. 430. VISSCHER n. 34. NAR-<lb/>
CISS. SENAC. Eſſ. de phyſiq. I.<lb/>
p.</hi> 311.</note>.<lb/>
Dieſes ſoll die Menſchengalle noch geſchwinder, als die<lb/>
Ochſengalle <noteplace="foot"n="(g)"><hirendition="#aq">GABER p.</hi> 78.</note> thun, und ſich inwendig im Menſchen,<lb/>
oder Thiere von Krankheiten ſo veraͤndern, daß ſie mit<lb/>
deſtillirten Saͤuren aufbrauſet, und in der Gelbeſucht <noteplace="foot"n="(h)"><hirendition="#aq">PRINGLE diſeaſes of the<lb/>
army. p.</hi> 435.</note>,<lb/>
in der epidemiſchen Seuche der Ochſen <noteplace="foot"n="(i)"><hirendition="#aq">SALCHOW von der Vieh-<lb/>ſeuche</hi> mit dem Vitriolgeiſte.</note>, in der unga-<lb/>
riſchen Krankheit <noteplace="foot"n="(k)"><hirendition="#aq">HOFMANN acid. viſcid.<lb/><cb/>
p.</hi> 35. da ſie in geſunden Menſchen<lb/>
nicht aufbrauſet.</note>, und faſt in allen boͤsartigen Krank-<lb/>
heiten <noteplace="foot"n="(l)"><hirendition="#aq">SCHREIBER de peſte p.</hi> 87</note>, verdorben ſey. Sie erzeugt in der Rinder-<lb/>ſeuche Luft, wie es ſcheint, und ſie dehnt daher die Gal-<lb/>
lenblaſe um deſto ſtaͤrker auseinander, je heftiger die<lb/>
Krankheit iſt <noteplace="foot"n="(m)"><hirendition="#aq">Phil. tranſ. n.</hi> 456. aus-<lb/>
gedehnt, daß ſie in ihrem Gefaͤſſe<lb/>
nicht raum hat. <hirendition="#aq">HEBENSTREIT<lb/>
de calore p.</hi> 45. in dieſer Krankheit<lb/>ſtinkt ſie <hirendition="#aq">MANGET reflex. p.</hi> 196.</note>.</p><lb/><p>Mit mehr Genauigkeit bezeugt der beruͤmte <hirendition="#fr">Gaber,</hi><lb/>
daß die Menſchengalle an kuͤlem Orte, innerhalb zwo<lb/>
Stunden nach dem Tode <noteplace="foot"n="(n)"><hirendition="#aq">Miſcell. Taurin. p. 76. ſic<lb/>
MOSEDER p.</hi> 14.</note> bereits zu ſtinken anfange,<lb/>
und mit Scheidewaſſer brauſe <noteplace="foot"n="(o)"><hirendition="#aq">Add. VISSCHER.</hi></note>, oder dieſes mit andern<lb/>ſauren Saͤften dieſer Art in einer Waͤrme von 25. R.<lb/>
Graden innerhalb vier und zwanzig Stunden thue <noteplace="foot"n="(p)"><hirendition="#aq">ibid.</hi></note>,<lb/>
und ſie ſey, unter den menſchlichen Fluͤßigkeiten diejeni-<lb/>
ge, welche unter allen am geſchwindeſten einen Anſazz<lb/>
zum Brauſen bekomme <noteplace="foot"n="(q)"><hirendition="#aq">p.</hi> 78.</note>, und auch mit dem Eßige<lb/>
brauſe <noteplace="foot"n="(r)"><hirendition="#aq">ibid.</hi></note>. Andre beruͤmte Maͤnner laſſen ſie ſpaͤter,<lb/>
und innerhalb drei Tagen in Faͤulnis gerathen <noteplace="foot"n="(s)"><hirendition="#aq">VISSCHER n.</hi> 39.</note>. Sie<lb/><fwplace="bottom"type="catch">war</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[822/0842]
Die Galle. XXIII. Buch.
Andere ſchreiben dagegen, daß die Galle leicht in ei-
ne Faͤulnis gerathe (d), und zwar geſchwinde (e), ja un-
ter allen menſchlichen Saͤften am allergeſchwindeſten (f).
Dieſes ſoll die Menſchengalle noch geſchwinder, als die
Ochſengalle (g) thun, und ſich inwendig im Menſchen,
oder Thiere von Krankheiten ſo veraͤndern, daß ſie mit
deſtillirten Saͤuren aufbrauſet, und in der Gelbeſucht (h),
in der epidemiſchen Seuche der Ochſen (i), in der unga-
riſchen Krankheit (k), und faſt in allen boͤsartigen Krank-
heiten (l), verdorben ſey. Sie erzeugt in der Rinder-
ſeuche Luft, wie es ſcheint, und ſie dehnt daher die Gal-
lenblaſe um deſto ſtaͤrker auseinander, je heftiger die
Krankheit iſt (m).
Mit mehr Genauigkeit bezeugt der beruͤmte Gaber,
daß die Menſchengalle an kuͤlem Orte, innerhalb zwo
Stunden nach dem Tode (n) bereits zu ſtinken anfange,
und mit Scheidewaſſer brauſe (o), oder dieſes mit andern
ſauren Saͤften dieſer Art in einer Waͤrme von 25. R.
Graden innerhalb vier und zwanzig Stunden thue (p),
und ſie ſey, unter den menſchlichen Fluͤßigkeiten diejeni-
ge, welche unter allen am geſchwindeſten einen Anſazz
zum Brauſen bekomme (q), und auch mit dem Eßige
brauſe (r). Andre beruͤmte Maͤnner laſſen ſie ſpaͤter,
und innerhalb drei Tagen in Faͤulnis gerathen (s). Sie
war
(d)
BOEHMER de effect. rub.
NARCISS. p. 3. VISSCHER Phil.
tranſ. n. 495 BAGLIV. p. 431.
(e) wird bald von ſelbſt ſtinkend
ALSTON on quiklime p. 35.
(f) BOERHAAVE Prælect. I.
p. 430. VISSCHER n. 34. NAR-
CISS. SENAC. Eſſ. de phyſiq. I.
p. 311.
(g) GABER p. 78.
(h) PRINGLE diſeaſes of the
army. p. 435.
(i) SALCHOW von der Vieh-
ſeuche mit dem Vitriolgeiſte.
(k) HOFMANN acid. viſcid.
p. 35. da ſie in geſunden Menſchen
nicht aufbrauſet.
(l) SCHREIBER de peſte p. 87
(m) Phil. tranſ. n. 456. aus-
gedehnt, daß ſie in ihrem Gefaͤſſe
nicht raum hat. HEBENSTREIT
de calore p. 45. in dieſer Krankheit
ſtinkt ſie MANGET reflex. p. 196.
(n) Miſcell. Taurin. p. 76. ſic
MOSEDER p. 14.
(o) Add. VISSCHER.
(p) ibid.
(q) p. 78.
(r) ibid.
(s) VISSCHER n. 39.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 822. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/842>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.