Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774.

Bild:
<< vorherige Seite




Dritter Abschnitt.
Die Galle.


§. 1.
Ob es eine gedoppelte Galle gebe.

Anfänglich müssen wir feste sezzen, was man unter dem
Namen, Galle, für eine Flüßigkeit zu verstehen ha-
be. Gemeiniglich nennen wir alle Flüßigkeiten so, die
entweder in der Gallenblase, oder in den Gefässen, so
sich von der Leber gegen den Zwölffingerdarm öffnen, ent-
halten sind. Vor kurzem trat noch Vieussen mit sei-
ner Erklärung auf (a), daß alles dasjenige Flieswasser
genannt zu werden verdiene, was in der Leber vor-
kömmt, und es sey die Leber folglich das vornemste Durch-
seyhinstrument für die Limphe (b).

Hieraus folgt, wenn wir nach diesen Begriffen re-
den wollen, daß es ziemlich viel Thiere, nämlich alle
diejenige, ohne Galle gebe, denen eine, von der Leber
verschiedne Gallenblase von der Natur abgesprochen wor-
den. Und dieses läst sich alsdenn nicht wohl sagen,
wenn einige unter diesen Thieren eine wirkliche und bittre
Galle, als der Hirsch, oder Elephant, in der Leber ha-
ben (c) (d).

Folglich ist das Galle, was aus der Leber durch die
Gallengänge ausfliest; nur ist noch zu fragen übrig, ob

sie
(a) [Spaltenumbruch] Obs. d'anatom. & de me-
dec. prat. p.
171. 173. ein wenig
Galle bekomme sie von den cysti-
schen Aesten p. 171.
(b) p. 218.
(c) [Spaltenumbruch] das Gedärme der Hirschen
ist sehr bitter ARISTOTELES hist.
anim. L. II. c.
15. die Leber etwas
bitter. DOEBEL Jaeger prat. p. 13.
(d) MOULINS.
H. Phisiol. 6. B. E e e




Dritter Abſchnitt.
Die Galle.


§. 1.
Ob es eine gedoppelte Galle gebe.

Anfaͤnglich muͤſſen wir feſte ſezzen, was man unter dem
Namen, Galle, fuͤr eine Fluͤßigkeit zu verſtehen ha-
be. Gemeiniglich nennen wir alle Fluͤßigkeiten ſo, die
entweder in der Gallenblaſe, oder in den Gefaͤſſen, ſo
ſich von der Leber gegen den Zwoͤlffingerdarm oͤffnen, ent-
halten ſind. Vor kurzem trat noch Vieuſſen mit ſei-
ner Erklaͤrung auf (a), daß alles dasjenige Flieswaſſer
genannt zu werden verdiene, was in der Leber vor-
koͤmmt, und es ſey die Leber folglich das vornemſte Durch-
ſeyhinſtrument fuͤr die Limphe (b).

Hieraus folgt, wenn wir nach dieſen Begriffen re-
den wollen, daß es ziemlich viel Thiere, naͤmlich alle
diejenige, ohne Galle gebe, denen eine, von der Leber
verſchiedne Gallenblaſe von der Natur abgeſprochen wor-
den. Und dieſes laͤſt ſich alsdenn nicht wohl ſagen,
wenn einige unter dieſen Thieren eine wirkliche und bittre
Galle, als der Hirſch, oder Elephant, in der Leber ha-
ben (c) (d).

Folglich iſt das Galle, was aus der Leber durch die
Gallengaͤnge ausflieſt; nur iſt noch zu fragen uͤbrig, ob

ſie
(a) [Spaltenumbruch] Obſ. d’anatom. & de me-
dec. prat. p.
171. 173. ein wenig
Galle bekomme ſie von den cyſti-
ſchen Aeſten p. 171.
(b) p. 218.
(c) [Spaltenumbruch] das Gedaͤrme der Hirſchen
iſt ſehr bitter ARISTOTELES hiſt.
anim. L. II. c.
15. die Leber etwas
bitter. DOEBEL Jæger prat. p. 13.
(d) MOULINS.
H. Phiſiol. 6. B. E e e
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0821" n="801"/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Dritter Ab&#x017F;chnitt.<lb/><hi rendition="#g">Die Galle.</hi></hi> </head><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 1.<lb/><hi rendition="#b">Ob es eine gedoppelte Galle gebe.</hi></head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">A</hi>nfa&#x0364;nglich mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en wir fe&#x017F;te &#x017F;ezzen, was man unter dem<lb/>
Namen, Galle, fu&#x0364;r eine Flu&#x0364;ßigkeit zu ver&#x017F;tehen ha-<lb/>
be. Gemeiniglich nennen wir alle Flu&#x0364;ßigkeiten &#x017F;o, die<lb/>
entweder in der Gallenbla&#x017F;e, oder in den Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;o<lb/>
&#x017F;ich von der Leber gegen den Zwo&#x0364;lffingerdarm o&#x0364;ffnen, ent-<lb/>
halten &#x017F;ind. Vor kurzem trat noch <hi rendition="#fr">Vieu&#x017F;&#x017F;en</hi> mit &#x017F;ei-<lb/>
ner Erkla&#x0364;rung auf <note place="foot" n="(a)"><cb/><hi rendition="#aq">Ob&#x017F;. d&#x2019;anatom. &amp; de me-<lb/>
dec. prat. p.</hi> 171. 173. ein wenig<lb/>
Galle bekomme &#x017F;ie von den cy&#x017F;ti-<lb/>
&#x017F;chen Ae&#x017F;ten <hi rendition="#aq">p.</hi> 171.</note>, daß alles dasjenige Flieswa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
genannt zu werden verdiene, was in der Leber vor-<lb/>
ko&#x0364;mmt, und es &#x017F;ey die Leber folglich das vornem&#x017F;te Durch-<lb/>
&#x017F;eyhin&#x017F;trument fu&#x0364;r die Limphe <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq">p.</hi> 218.</note>.</p><lb/>
            <p>Hieraus folgt, wenn wir nach die&#x017F;en Begriffen re-<lb/>
den wollen, daß es ziemlich viel Thiere, na&#x0364;mlich alle<lb/>
diejenige, ohne Galle gebe, denen eine, von der Leber<lb/>
ver&#x017F;chiedne Gallenbla&#x017F;e von der Natur abge&#x017F;prochen wor-<lb/>
den. Und die&#x017F;es la&#x0364;&#x017F;t &#x017F;ich alsdenn nicht wohl &#x017F;agen,<lb/>
wenn einige unter die&#x017F;en Thieren eine wirkliche und bittre<lb/>
Galle, als der Hir&#x017F;ch, oder Elephant, in der Leber ha-<lb/>
ben <note place="foot" n="(c)"><cb/>
das Geda&#x0364;rme der Hir&#x017F;chen<lb/>
i&#x017F;t &#x017F;ehr bitter <hi rendition="#aq">ARISTOTELES hi&#x017F;t.<lb/>
anim. L. II. c.</hi> 15. die Leber etwas<lb/>
bitter. <hi rendition="#aq">DOEBEL Jæger prat. p.</hi> 13.</note> <note place="foot" n="(d)"><hi rendition="#aq">MOULINS.</hi></note>.</p><lb/>
            <p>Folglich i&#x017F;t das Galle, was aus der Leber durch die<lb/>
Gallenga&#x0364;nge ausflie&#x017F;t; nur i&#x017F;t noch zu fragen u&#x0364;brig, ob<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ie</fw><lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">H. Phi&#x017F;iol. 6. B.</hi> E e e</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[801/0821] Dritter Abſchnitt. Die Galle. §. 1. Ob es eine gedoppelte Galle gebe. Anfaͤnglich muͤſſen wir feſte ſezzen, was man unter dem Namen, Galle, fuͤr eine Fluͤßigkeit zu verſtehen ha- be. Gemeiniglich nennen wir alle Fluͤßigkeiten ſo, die entweder in der Gallenblaſe, oder in den Gefaͤſſen, ſo ſich von der Leber gegen den Zwoͤlffingerdarm oͤffnen, ent- halten ſind. Vor kurzem trat noch Vieuſſen mit ſei- ner Erklaͤrung auf (a), daß alles dasjenige Flieswaſſer genannt zu werden verdiene, was in der Leber vor- koͤmmt, und es ſey die Leber folglich das vornemſte Durch- ſeyhinſtrument fuͤr die Limphe (b). Hieraus folgt, wenn wir nach dieſen Begriffen re- den wollen, daß es ziemlich viel Thiere, naͤmlich alle diejenige, ohne Galle gebe, denen eine, von der Leber verſchiedne Gallenblaſe von der Natur abgeſprochen wor- den. Und dieſes laͤſt ſich alsdenn nicht wohl ſagen, wenn einige unter dieſen Thieren eine wirkliche und bittre Galle, als der Hirſch, oder Elephant, in der Leber ha- ben (c) (d). Folglich iſt das Galle, was aus der Leber durch die Gallengaͤnge ausflieſt; nur iſt noch zu fragen uͤbrig, ob ſie (a) Obſ. d’anatom. & de me- dec. prat. p. 171. 173. ein wenig Galle bekomme ſie von den cyſti- ſchen Aeſten p. 171. (b) p. 218. (c) das Gedaͤrme der Hirſchen iſt ſehr bitter ARISTOTELES hiſt. anim. L. II. c. 15. die Leber etwas bitter. DOEBEL Jæger prat. p. 13. (d) MOULINS. H. Phiſiol. 6. B. E e e

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/821
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 801. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/821>, abgerufen am 18.12.2024.