weil das Oel in die Blutadern zurükk getreten: daß in der Frucht das Nezz mager, aber die Galle zugleich oh- ne Geschmakk sei.
Es ist auch schon längst gezeiget worden, daß die Verdauung sehr geschwächt worden; so bald man das Nezz weggeschnitten: daß der Magen eine beständige Käl- te empfunden (y), welche bis zum Tode fortgedauret, daß man ganzer Jahre lang (z) ein Reissen im Leibe em- pfunden, daß die Verdauung schwer geworden, und eine Wassersucht erfolgt sei, ein andrer Mensch habe den Appetit verloren, sei ausgezert, und habe sich bis zum Tode so fortgequält (b).
Man fügt noch diesem, und zwar mit Grunde bei, daß die Fettigkeit des mesenterii und mesocoli in eben dieser Absicht zur Leber geführet werde (c).
Und dennoch lassen sich dagegen Einwürfe machen, davon einige änliche bereits zu dieser Absicht aufgezeich- net sind. Männer, die nicht eben ohne Ansehn sind, sagen, wenn ein grosses Stükk des Nezzes, wenigstens des Grimmdarmmagennezzes zerstört worden, so sei die Verdauung nicht gehemmt gewesen (d), und wenn der Magen ja etwas gelitten, so wollen sie lieber, daß er hierbei mechanisch gelitten, weil man das Nezz in Brü- chen und Wunden abgezogen, und der gereizte Magen davon Schmerzen empfunden hätte (e).
Es
(y)[Spaltenumbruch]GALEN. us. part. L. IV. c. 9.
(z)GENGA anat. Chir. p. 66.
(b)BIANCHI hist hepat. II. p. 1138.
(c)MORGAGN. Advers. anat. III. anim. 2.
(d)RIOLAN. anthrop. p. 99. enchir. p. 101. FOREST obs. [Spaltenumbruch]
chir. 7. L. VI. VOGEL von Brüchen p. 194. Ed. II. BECKET obs. 41
(e) davon unerträgliche Schmer- zen im Grunde des Magens POTT on rupturos p. 64.
Bekleidung. des Unterleib. XX. Buch.
weil das Oel in die Blutadern zuruͤkk getreten: daß in der Frucht das Nezz mager, aber die Galle zugleich oh- ne Geſchmakk ſei.
Es iſt auch ſchon laͤngſt gezeiget worden, daß die Verdauung ſehr geſchwaͤcht worden; ſo bald man das Nezz weggeſchnitten: daß der Magen eine beſtaͤndige Kaͤl- te empfunden (y), welche bis zum Tode fortgedauret, daß man ganzer Jahre lang (z) ein Reiſſen im Leibe em- pfunden, daß die Verdauung ſchwer geworden, und eine Waſſerſucht erfolgt ſei, ein andrer Menſch habe den Appetit verloren, ſei ausgezert, und habe ſich bis zum Tode ſo fortgequaͤlt (b).
Man fuͤgt noch dieſem, und zwar mit Grunde bei, daß die Fettigkeit des meſenterii und meſocoli in eben dieſer Abſicht zur Leber gefuͤhret werde (c).
Und dennoch laſſen ſich dagegen Einwuͤrfe machen, davon einige aͤnliche bereits zu dieſer Abſicht aufgezeich- net ſind. Maͤnner, die nicht eben ohne Anſehn ſind, ſagen, wenn ein groſſes Stuͤkk des Nezzes, wenigſtens des Grimmdarmmagennezzes zerſtoͤrt worden, ſo ſei die Verdauung nicht gehemmt geweſen (d), und wenn der Magen ja etwas gelitten, ſo wollen ſie lieber, daß er hierbei mechaniſch gelitten, weil man das Nezz in Bruͤ- chen und Wunden abgezogen, und der gereizte Magen davon Schmerzen empfunden haͤtte (e).
Es
(y)[Spaltenumbruch]GALEN. uſ. part. L. IV. c. 9.
(z)GENGA anat. Chir. p. 66.
(b)BIANCHI hiſt hepat. II. p. 1138.
(c)MORGAGN. Adverſ. anat. III. anim. 2.
(d)RIOLAN. anthrop. p. 99. enchir. p. 101. FOREST obſ. [Spaltenumbruch]
chir. 7. L. VI. VOGEL von Brüchen p. 194. Ed. II. BECKET obſ. 41
(e) davon unertraͤgliche Schmer- zen im Grunde des Magens POTT on rupturos p. 64.
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[560[576]/0596]
Bekleidung. des Unterleib. XX. Buch.
weil das Oel in die Blutadern zuruͤkk getreten: daß in
der Frucht das Nezz mager, aber die Galle zugleich oh-
ne Geſchmakk ſei.
Es iſt auch ſchon laͤngſt gezeiget worden, daß die
Verdauung ſehr geſchwaͤcht worden; ſo bald man das
Nezz weggeſchnitten: daß der Magen eine beſtaͤndige Kaͤl-
te empfunden (y), welche bis zum Tode fortgedauret,
daß man ganzer Jahre lang (z) ein Reiſſen im Leibe em-
pfunden, daß die Verdauung ſchwer geworden, und
eine Waſſerſucht erfolgt ſei, ein andrer Menſch habe
den Appetit verloren, ſei ausgezert, und habe ſich bis
zum Tode ſo fortgequaͤlt (b).
Man fuͤgt noch dieſem, und zwar mit Grunde bei,
daß die Fettigkeit des meſenterii und meſocoli in eben
dieſer Abſicht zur Leber gefuͤhret werde (c).
Und dennoch laſſen ſich dagegen Einwuͤrfe machen,
davon einige aͤnliche bereits zu dieſer Abſicht aufgezeich-
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ſagen, wenn ein groſſes Stuͤkk des Nezzes, wenigſtens
des Grimmdarmmagennezzes zerſtoͤrt worden, ſo ſei die
Verdauung nicht gehemmt geweſen (d), und wenn der
Magen ja etwas gelitten, ſo wollen ſie lieber, daß er
hierbei mechaniſch gelitten, weil man das Nezz in Bruͤ-
chen und Wunden abgezogen, und der gereizte Magen
davon Schmerzen empfunden haͤtte (e).
Es
(y)
GALEN. uſ. part. L. IV. c. 9.
(z) GENGA anat. Chir. p. 66.
(b) BIANCHI hiſt hepat. II.
p. 1138.
(c) MORGAGN. Adverſ. anat.
III. anim. 2.
(d) RIOLAN. anthrop. p. 99.
enchir. p. 101. FOREST obſ.
chir. 7. L. VI. VOGEL von
Brüchen p. 194. Ed. II. BECKET
obſ. 41
(e) davon unertraͤgliche Schmer-
zen im Grunde des Magens POTT
on rupturos p. 64.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 560[576]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/596>, abgerufen am 22.11.2024.
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