Es hat ferner Franz Bayle(b) nachdem er einem Hunde ein Brechmittel eingegeben, seinen Finger in den Magen dieses lebendigen Thieres gestekkt, und kaum ei- nige Bewegung angemerkt, und an einem andern Orte beobachtet, daß sich das Erbrechen lege, wenn der Un- terleib offen wäre, und wieder komme, wenn man ihn zusammennähe (c). So hat Peter Chirac(d) nach einem gegebnen Brechmittel gesehen, daß sich der Ma- gen kaum, und nur schwach bewege, daß man von einer so schwachen Bewegung dergleichen heftige Zufälle des Erbrechens auf keinerlei Weise erwarten könnte. Die- sen Versuch hat ein Genueser Baciacci vor dem G. Cole(e) dergestalt wiederholt, daß der Magen blos ei- nem äusserlichen Drukke gehorchte. Eben diese Anmer- kung haben vor Kurzem einige berümte Männer wieder vor die Hand genommen, und befunden, daß an einem lebendigen Hunde der gereizte Magen kein Erbrechen er- regte (f): es erschien die antiperistaltische Vewegung an dem sich erbrechenden Thiere nur gelinde (g) oder sie stell- re sich nur spät ein (h) und meine Versuche haben mich dieses ebensalls überzeugt (i).
Sie musten also eine andere Ursache des Erbrechens ausfindig machen, weil der Magen zu dieser Heftigkeit nicht hinlänglich war. Es sahe also an einer Wölfin (k) der vortrefliche Wepfer, daß sich der Unterleib heftig zu- sammenzog, und daß das Erbrechen vornämlich alsdann
erfolg-
(b)[Spaltenumbruch]Senac. Ess. de phys. p. 116.
(c)Corp. anim. p. 348.
(d)Eph. Nat. Cur. Dec. II. ann. 4. obs. 125. Daher bey dem TOURNEFORT Hist. des plant. ant. de Paris Ed. 1700. in praef. und in Hist. Acad. scient. p. 116. und bei dem H. HAGUENOT de Heo Pürcell of vapeurs p. 47. sq.
(e)De Febr. intermitt. p. 88.
(f)G. v. SWIETEN Comment. T. II. p. 153.
(g)[Spaltenumbruch]AINSLIE de vomitu idio- path. p. 15. SCHULZE de Emesi Exp. 2.
(h)SCHWARZ n. 23.
(i)Exper. 304. 227. von Quek- silbersublimate Exp. 319. von Ar- senik.
(k)p. 160. 161. 178. SCHWARZ n. II. Ein, in die Wunde des Un- terleibes gestekkter Finger wird ge- prest MAN de natur. human p. 21 22.
Der Magen. XIX. Buch.
Es hat ferner Franz Bayle(b) nachdem er einem Hunde ein Brechmittel eingegeben, ſeinen Finger in den Magen dieſes lebendigen Thieres geſtekkt, und kaum ei- nige Bewegung angemerkt, und an einem andern Orte beobachtet, daß ſich das Erbrechen lege, wenn der Un- terleib offen waͤre, und wieder komme, wenn man ihn zuſammennaͤhe (c). So hat Peter Chirac(d) nach einem gegebnen Brechmittel geſehen, daß ſich der Ma- gen kaum, und nur ſchwach bewege, daß man von einer ſo ſchwachen Bewegung dergleichen heftige Zufaͤlle des Erbrechens auf keinerlei Weiſe erwarten koͤnnte. Die- ſen Verſuch hat ein Genueſer Baciacci vor dem G. Cole(e) dergeſtalt wiederholt, daß der Magen blos ei- nem aͤuſſerlichen Drukke gehorchte. Eben dieſe Anmer- kung haben vor Kurzem einige beruͤmte Maͤnner wieder vor die Hand genommen, und befunden, daß an einem lebendigen Hunde der gereizte Magen kein Erbrechen er- regte (f): es erſchien die antiperiſtaltiſche Vewegung an dem ſich erbrechenden Thiere nur gelinde (g) oder ſie ſtell- re ſich nur ſpaͤt ein (h) und meine Verſuche haben mich dieſes ebenſalls uͤberzeugt (i).
Sie muſten alſo eine andere Urſache des Erbrechens ausfindig machen, weil der Magen zu dieſer Heftigkeit nicht hinlaͤnglich war. Es ſahe alſo an einer Woͤlfin (k) der vortrefliche Wepfer, daß ſich der Unterleib heftig zu- ſammenzog, und daß das Erbrechen vornaͤmlich alsdann
erfolg-
(b)[Spaltenumbruch]Senac. Eſſ. de phyſ. p. 116.
(c)Corp. anim. p. 348.
(d)Eph. Nat. Cur. Dec. II. ann. 4. obſ. 125. Daher bey dem TOURNEFORT Hiſt. des plant. ant. de Paris Ed. 1700. in præf. und in Hiſt. Acad. ſcient. p. 116. und bei dem H. HAGUENOT de Heo Pürcell of vapeurs p. 47. ſq.
(e)De Febr. intermitt. p. 88.
(f)G. v. SWIETEN Comment. T. II. p. 153.
(g)[Spaltenumbruch]AINSLIE de vomitu idio- path. p. 15. SCHULZE de Emeſi Exp. 2.
(h)SCHWARZ n. 23.
(i)Exper. 304. 227. von Quek- ſilberſublimate Exp. 319. von Ar- ſenik.
(k)p. 160. 161. 178. SCHWARZ n. II. Ein, in die Wunde des Un- terleibes geſtekkter Finger wird ge- preſt MAN de natur. human p. 21 22.
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[418[434]/0454]
Der Magen. XIX. Buch.
Es hat ferner Franz Bayle (b) nachdem er einem
Hunde ein Brechmittel eingegeben, ſeinen Finger in den
Magen dieſes lebendigen Thieres geſtekkt, und kaum ei-
nige Bewegung angemerkt, und an einem andern Orte
beobachtet, daß ſich das Erbrechen lege, wenn der Un-
terleib offen waͤre, und wieder komme, wenn man ihn
zuſammennaͤhe (c). So hat Peter Chirac (d) nach
einem gegebnen Brechmittel geſehen, daß ſich der Ma-
gen kaum, und nur ſchwach bewege, daß man von einer
ſo ſchwachen Bewegung dergleichen heftige Zufaͤlle des
Erbrechens auf keinerlei Weiſe erwarten koͤnnte. Die-
ſen Verſuch hat ein Genueſer Baciacci vor dem G.
Cole (e) dergeſtalt wiederholt, daß der Magen blos ei-
nem aͤuſſerlichen Drukke gehorchte. Eben dieſe Anmer-
kung haben vor Kurzem einige beruͤmte Maͤnner wieder
vor die Hand genommen, und befunden, daß an einem
lebendigen Hunde der gereizte Magen kein Erbrechen er-
regte (f): es erſchien die antiperiſtaltiſche Vewegung an
dem ſich erbrechenden Thiere nur gelinde (g) oder ſie ſtell-
re ſich nur ſpaͤt ein (h) und meine Verſuche haben mich
dieſes ebenſalls uͤberzeugt (i).
Sie muſten alſo eine andere Urſache des Erbrechens
ausfindig machen, weil der Magen zu dieſer Heftigkeit
nicht hinlaͤnglich war. Es ſahe alſo an einer Woͤlfin (k)
der vortrefliche Wepfer, daß ſich der Unterleib heftig zu-
ſammenzog, und daß das Erbrechen vornaͤmlich alsdann
erfolg-
(b)
Senac. Eſſ. de phyſ. p. 116.
(c) Corp. anim. p. 348.
(d) Eph. Nat. Cur. Dec. II.
ann. 4. obſ. 125. Daher bey dem
TOURNEFORT Hiſt. des plant.
ant. de Paris Ed. 1700. in præf.
und in Hiſt. Acad. ſcient. p. 116.
und bei dem H. HAGUENOT de
Heo Pürcell of vapeurs p. 47. ſq.
(e) De Febr. intermitt. p. 88.
(f) G. v. SWIETEN Comment.
T. II. p. 153.
(g)
AINSLIE de vomitu idio-
path. p. 15. SCHULZE de Emeſi
Exp. 2.
(h) SCHWARZ n. 23.
(i) Exper. 304. 227. von Quek-
ſilberſublimate Exp. 319. von Ar-
ſenik.
(k) p. 160. 161. 178. SCHWARZ
n. II. Ein, in die Wunde des Un-
terleibes geſtekkter Finger wird ge-
preſt MAN de natur. human p.
21 22.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 418[434]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/454>, abgerufen am 21.11.2024.
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