einiger Palmen (r), und dieser Palmwein wird in einer so grossen Hizze des Landes sehr geschwinde fertig; aus Wacholderbeeren, dergleichen in Schweden berümt ist.
Dennoch aber behalten die Weinstökke in Ländern die Oberhand, welche zwischen dem funfzigsten und zwan- zigsten Grade liegen: denn es bringen sehr heisse Länder (s) die von keinem Wechsel des Winters etwas wissen, nur unvollkommne Trauben, indem beständig neue Bee- ren auf Beeren folgen, und niemals alle zu einerlei Zeit gemeinschaftlich reif werden. Sie werden unter dem funfzigsten Grade schwerlich reif, sie bleiben klein und ge- ben mehr Eßig als Wein. Jndessen liefert auch schon Kalifornien in Amerika, so wie das Vorgebirge der gu- ten Hoffnung guten Wein, den man Kapwein nennt. Jndessen scheinen doch die ersten Weinstökke in dem west- lichen Asien gepflanzt zu sein, und sich von da her nach und nach über Europa ausgebreitet zu haben, weil jenseit des Flusses Jndus keine gefunden werden.
§. 23. Die Eigenschaften des Weins.
Es ist allen Weinen an der Art, zu erwärmen, die Kräfte des Wizzes und des Körpers zu stärken, den Puls geschwinder zu machen, die Gemütsbewegungen in ein Feuer zu sezzen, zu berauschen und schläfrig zu machen, nachdem man davon zu viel zu sich genommen.
Der mäßige Gebrauch desselben stärkt die thierische Faser (a), ein übermäßiger macht sie stumpf und schwach. Er berauscht um desto geschwinder, je mehr er von den aufbrausenden Dämpfen enthält, und dieses thun dieje- nigen Weine, welche vom fünf und vierzigsten, bis zum
fünf
(r)[Spaltenumbruch]ADANSON relat. p. 110.
(s) Der Wein reift im Mexiko nicht J. a COSTA hist. natur. L. [Spaltenumbruch]
III. c. 22. nicht auf den Antillen, sondern im sanftern Peru.
(a)ROBINSON Ess. p 314.
A a 2
III. Abſchnitt. Speiſe und Trank.
einiger Palmen (r), und dieſer Palmwein wird in einer ſo groſſen Hizze des Landes ſehr geſchwinde fertig; aus Wacholderbeeren, dergleichen in Schweden beruͤmt iſt.
Dennoch aber behalten die Weinſtoͤkke in Laͤndern die Oberhand, welche zwiſchen dem funfzigſten und zwan- zigſten Grade liegen: denn es bringen ſehr heiſſe Laͤnder (s) die von keinem Wechſel des Winters etwas wiſſen, nur unvollkommne Trauben, indem beſtaͤndig neue Bee- ren auf Beeren folgen, und niemals alle zu einerlei Zeit gemeinſchaftlich reif werden. Sie werden unter dem funfzigſten Grade ſchwerlich reif, ſie bleiben klein und ge- ben mehr Eßig als Wein. Jndeſſen liefert auch ſchon Kalifornien in Amerika, ſo wie das Vorgebirge der gu- ten Hoffnung guten Wein, den man Kapwein nennt. Jndeſſen ſcheinen doch die erſten Weinſtoͤkke in dem weſt- lichen Aſien gepflanzt zu ſein, und ſich von da her nach und nach uͤber Europa ausgebreitet zu haben, weil jenſeit des Fluſſes Jndus keine gefunden werden.
§. 23. Die Eigenſchaften des Weins.
Es iſt allen Weinen an der Art, zu erwaͤrmen, die Kraͤfte des Wizzes und des Koͤrpers zu ſtaͤrken, den Puls geſchwinder zu machen, die Gemuͤtsbewegungen in ein Feuer zu ſezzen, zu berauſchen und ſchlaͤfrig zu machen, nachdem man davon zu viel zu ſich genommen.
Der maͤßige Gebrauch deſſelben ſtaͤrkt die thieriſche Faſer (a), ein uͤbermaͤßiger macht ſie ſtumpf und ſchwach. Er berauſcht um deſto geſchwinder, je mehr er von den aufbrauſenden Daͤmpfen enthaͤlt, und dieſes thun dieje- nigen Weine, welche vom fuͤnf und vierzigſten, bis zum
fuͤnf
(r)[Spaltenumbruch]ADANSON relat. p. 110.
(s) Der Wein reift im Mexiko nicht J. a COSTA hiſt. natur. L. [Spaltenumbruch]
III. c. 22. nicht auf den Antillen, ſondern im ſanftern Peru.
(a)ROBINSON Eſſ. p 314.
A a 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0391"n="355[371]"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">III.</hi> Abſchnitt. Speiſe und Trank.</hi></fw><lb/>
einiger Palmen <noteplace="foot"n="(r)"><cb/><hirendition="#aq">ADANSON relat. p.</hi> 110.</note>, und dieſer Palmwein wird in einer<lb/>ſo groſſen Hizze des Landes ſehr geſchwinde fertig; aus<lb/>
Wacholderbeeren, dergleichen in Schweden beruͤmt iſt.</p><lb/><p>Dennoch aber behalten die Weinſtoͤkke in Laͤndern<lb/>
die Oberhand, welche zwiſchen dem funfzigſten und zwan-<lb/>
zigſten Grade liegen: denn es bringen ſehr heiſſe Laͤnder<lb/><noteplace="foot"n="(s)">Der Wein reift im Mexiko<lb/>
nicht <hirendition="#aq">J. a COSTA hiſt. natur. L.<lb/><cb/>
III. c.</hi> 22. nicht auf den Antillen,<lb/>ſondern im ſanftern Peru.</note> die von keinem Wechſel des Winters etwas wiſſen,<lb/>
nur unvollkommne Trauben, indem beſtaͤndig neue Bee-<lb/>
ren auf Beeren folgen, und niemals alle zu einerlei Zeit<lb/>
gemeinſchaftlich reif werden. Sie werden unter dem<lb/>
funfzigſten Grade ſchwerlich reif, ſie bleiben klein und ge-<lb/>
ben mehr Eßig als Wein. Jndeſſen liefert auch ſchon<lb/>
Kalifornien in Amerika, ſo wie das Vorgebirge der gu-<lb/>
ten Hoffnung guten Wein, den man Kapwein nennt.<lb/>
Jndeſſen ſcheinen doch die erſten Weinſtoͤkke in dem weſt-<lb/>
lichen Aſien gepflanzt zu ſein, und ſich von da her nach<lb/>
und nach uͤber Europa ausgebreitet zu haben, weil jenſeit<lb/>
des Fluſſes Jndus keine gefunden werden.</p></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">§. 23.<lb/>
Die Eigenſchaften des Weins.</hi></head><lb/><p>Es iſt allen Weinen an der Art, zu erwaͤrmen, die<lb/>
Kraͤfte des Wizzes und des Koͤrpers zu ſtaͤrken, den Puls<lb/>
geſchwinder zu machen, die Gemuͤtsbewegungen in ein<lb/>
Feuer zu ſezzen, zu berauſchen und ſchlaͤfrig zu machen,<lb/>
nachdem man davon zu viel zu ſich genommen.</p><lb/><p>Der maͤßige Gebrauch deſſelben ſtaͤrkt die thieriſche<lb/>
Faſer <noteplace="foot"n="(a)"><hirendition="#aq">ROBINSON Eſſ. p</hi> 314.</note>, ein uͤbermaͤßiger macht ſie ſtumpf und ſchwach.<lb/>
Er berauſcht um deſto geſchwinder, je mehr er von den<lb/>
aufbrauſenden Daͤmpfen enthaͤlt, und dieſes thun dieje-<lb/>
nigen Weine, welche vom fuͤnf und vierzigſten, bis zum<lb/><fwplace="bottom"type="sig">A a 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">fuͤnf</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[355[371]/0391]
III. Abſchnitt. Speiſe und Trank.
einiger Palmen (r), und dieſer Palmwein wird in einer
ſo groſſen Hizze des Landes ſehr geſchwinde fertig; aus
Wacholderbeeren, dergleichen in Schweden beruͤmt iſt.
Dennoch aber behalten die Weinſtoͤkke in Laͤndern
die Oberhand, welche zwiſchen dem funfzigſten und zwan-
zigſten Grade liegen: denn es bringen ſehr heiſſe Laͤnder
(s) die von keinem Wechſel des Winters etwas wiſſen,
nur unvollkommne Trauben, indem beſtaͤndig neue Bee-
ren auf Beeren folgen, und niemals alle zu einerlei Zeit
gemeinſchaftlich reif werden. Sie werden unter dem
funfzigſten Grade ſchwerlich reif, ſie bleiben klein und ge-
ben mehr Eßig als Wein. Jndeſſen liefert auch ſchon
Kalifornien in Amerika, ſo wie das Vorgebirge der gu-
ten Hoffnung guten Wein, den man Kapwein nennt.
Jndeſſen ſcheinen doch die erſten Weinſtoͤkke in dem weſt-
lichen Aſien gepflanzt zu ſein, und ſich von da her nach
und nach uͤber Europa ausgebreitet zu haben, weil jenſeit
des Fluſſes Jndus keine gefunden werden.
§. 23.
Die Eigenſchaften des Weins.
Es iſt allen Weinen an der Art, zu erwaͤrmen, die
Kraͤfte des Wizzes und des Koͤrpers zu ſtaͤrken, den Puls
geſchwinder zu machen, die Gemuͤtsbewegungen in ein
Feuer zu ſezzen, zu berauſchen und ſchlaͤfrig zu machen,
nachdem man davon zu viel zu ſich genommen.
Der maͤßige Gebrauch deſſelben ſtaͤrkt die thieriſche
Faſer (a), ein uͤbermaͤßiger macht ſie ſtumpf und ſchwach.
Er berauſcht um deſto geſchwinder, je mehr er von den
aufbrauſenden Daͤmpfen enthaͤlt, und dieſes thun dieje-
nigen Weine, welche vom fuͤnf und vierzigſten, bis zum
fuͤnf
(r)
ADANSON relat. p. 110.
(s) Der Wein reift im Mexiko
nicht J. a COSTA hiſt. natur. L.
III. c. 22. nicht auf den Antillen,
ſondern im ſanftern Peru.
(a) ROBINSON Eſſ. p 314.
A a 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 355[371]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/391>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.