Das Blei ist eines von den schlimmsten Giften, es wirkt zwar langsam (l), aber mit desto grösserm Nach- drukke. Ein damit inficirter Wein, oder das von Blei- dächern verdorbne Wasser (m)(n) zerstört die peristalti- sche Bewegung, und erregt Kolikschmerzen, die fast un- heilbar sind. Schon vom Staube des geriebnen Blei- weisses entstand eine heftige Kolik (o). Doch es verur- sacht dieses Metall überhaupt Magenentzündungen (o*), Geschwüre und tödtliches Keichen (p).
Das Kupfer wirkt schneller, entweder daß es gleich ein Erbrechen macht, oder überhaupt tödtet, und dieses an Hunden (q) und Vögeln (r): nicht gelinder wirkt es im Menschen (s), es vermag auch die Luft mit seinem pe- stilenzialischen Rauche zu vergiften, daß Leute in der Nachbarschaft krank werden, und bleich aussehen (t), und es können keine Gewächse, ausser das Kraut empetrum; die mit Kupferdünsten angefüllte Luft der Pahlunschen Kupfergruben vertragen. Vormals leitete der scharssin- nige God. Thomasius das schwere Gebrechen der Kin- der von der Milch her, die man in schlecht verzinnten Ku- pfergeschirren aufbehält (u).
§. 11. Das Meersalz.
Man kann das Salz aus dem Reiche der Foßilien hieher ziehen; denn obgleich die salzige Brunnen damit
ange-
(l)[Spaltenumbruch]FRICK venen. p. 267.
(m)FRONCHIN p. 66.
(n) Der im zusammengezognen Gedärme davon gesammelte Koth in ganz kleinen Kügelchen, mit Sil- berglätte überzogen ILSEMANN colic. Saturn.
(o)TRONCHIN p. 64.
(o*) Von Bleizukker HILLE- FELD p. 54.
(p)ZELLER docimasia ann. 1707.
(q)[Spaltenumbruch]Journ. oecon. 1753. Jul.
(r) Die von einem blau und weis bemaltem Brette gekostet hat- ten KRUGER von der Erziehung der Kinder p. 163.
(s)Ibid. Obs. a Societ. Lond. II. p. 148. VANDERMONDE Journ. de Med. T. II.
(t)Du BOIS non ergo colicae pictonum venae sect.
(u)SCHULZE mors in olla n. 17.
X 4
III. Abſchnitt. Speiſe und Trank.
Das Blei iſt eines von den ſchlimmſten Giften, es wirkt zwar langſam (l), aber mit deſto groͤſſerm Nach- drukke. Ein damit inficirter Wein, oder das von Blei- daͤchern verdorbne Waſſer (m)(n) zerſtoͤrt die periſtalti- ſche Bewegung, und erregt Kolikſchmerzen, die faſt un- heilbar ſind. Schon vom Staube des geriebnen Blei- weiſſes entſtand eine heftige Kolik (o). Doch es verur- ſacht dieſes Metall uͤberhaupt Magenentzuͤndungen (o*), Geſchwuͤre und toͤdtliches Keichen (p).
Das Kupfer wirkt ſchneller, entweder daß es gleich ein Erbrechen macht, oder uͤberhaupt toͤdtet, und dieſes an Hunden (q) und Voͤgeln (r): nicht gelinder wirkt es im Menſchen (s), es vermag auch die Luft mit ſeinem pe- ſtilenzialiſchen Rauche zu vergiften, daß Leute in der Nachbarſchaft krank werden, und bleich ausſehen (t), und es koͤnnen keine Gewaͤchſe, auſſer das Kraut empetrum; die mit Kupferduͤnſten angefuͤllte Luft der Pahlunſchen Kupfergruben vertragen. Vormals leitete der ſcharſſin- nige God. Thomaſius das ſchwere Gebrechen der Kin- der von der Milch her, die man in ſchlecht verzinnten Ku- pfergeſchirren aufbehaͤlt (u).
§. 11. Das Meerſalz.
Man kann das Salz aus dem Reiche der Foßilien hieher ziehen; denn obgleich die ſalzige Brunnen damit
ange-
(l)[Spaltenumbruch]FRICK venen. p. 267.
(m)FRONCHIN p. 66.
(n) Der im zuſammengezognen Gedaͤrme davon geſammelte Koth in ganz kleinen Kuͤgelchen, mit Sil- berglaͤtte uͤberzogen ILSEMANN colic. Saturn.
(o)TRONCHIN p. 64.
(o*) Von Bleizukker HILLE- FELD p. 54.
(p)ZELLER docimaſia ann. 1707.
(q)[Spaltenumbruch]Journ. oecon. 1753. Jul.
(r) Die von einem blau und weis bemaltem Brette gekoſtet hat- ten KRUGER von der Erziehung der Kinder p. 163.
(s)Ibid. Obſ. a Societ. Lond. II. p. 148. VANDERMONDE Journ. de Med. T. II.
(t)Du BOIS non ergo colicae pictonum venae ſect.
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[311[327]/0347]
III. Abſchnitt. Speiſe und Trank.
Das Blei iſt eines von den ſchlimmſten Giften, es
wirkt zwar langſam (l), aber mit deſto groͤſſerm Nach-
drukke. Ein damit inficirter Wein, oder das von Blei-
daͤchern verdorbne Waſſer (m) (n) zerſtoͤrt die periſtalti-
ſche Bewegung, und erregt Kolikſchmerzen, die faſt un-
heilbar ſind. Schon vom Staube des geriebnen Blei-
weiſſes entſtand eine heftige Kolik (o). Doch es verur-
ſacht dieſes Metall uͤberhaupt Magenentzuͤndungen (o*),
Geſchwuͤre und toͤdtliches Keichen (p).
Das Kupfer wirkt ſchneller, entweder daß es gleich
ein Erbrechen macht, oder uͤberhaupt toͤdtet, und dieſes
an Hunden (q) und Voͤgeln (r): nicht gelinder wirkt es
im Menſchen (s), es vermag auch die Luft mit ſeinem pe-
ſtilenzialiſchen Rauche zu vergiften, daß Leute in der
Nachbarſchaft krank werden, und bleich ausſehen (t), und
es koͤnnen keine Gewaͤchſe, auſſer das Kraut empetrum;
die mit Kupferduͤnſten angefuͤllte Luft der Pahlunſchen
Kupfergruben vertragen. Vormals leitete der ſcharſſin-
nige God. Thomaſius das ſchwere Gebrechen der Kin-
der von der Milch her, die man in ſchlecht verzinnten Ku-
pfergeſchirren aufbehaͤlt (u).
§. 11.
Das Meerſalz.
Man kann das Salz aus dem Reiche der Foßilien
hieher ziehen; denn obgleich die ſalzige Brunnen damit
ange-
(l)
FRICK venen. p. 267.
(m) FRONCHIN p. 66.
(n) Der im zuſammengezognen
Gedaͤrme davon geſammelte Koth
in ganz kleinen Kuͤgelchen, mit Sil-
berglaͤtte uͤberzogen ILSEMANN
colic. Saturn.
(o) TRONCHIN p. 64.
(o*) Von Bleizukker HILLE-
FELD p. 54.
(p) ZELLER docimaſia ann.
1707.
(q)
Journ. oecon. 1753. Jul.
(r) Die von einem blau und
weis bemaltem Brette gekoſtet hat-
ten KRUGER von der Erziehung
der Kinder p. 163.
(s) Ibid. Obſ. a Societ. Lond.
II. p. 148. VANDERMONDE
Journ. de Med. T. II.
(t) Du BOIS non ergo colicae
pictonum venae ſect.
(u) SCHULZE mors in olla
n. 17.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 311[327]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/347>, abgerufen am 23.11.2024.
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