Jm Munde selbst durchdringt der Speichel die Spei- se, und übergiebt sie fast aufgelöst dem Magen: das Ge- tränke schwächt die scharfe Speisen; es mischt sich unter die zerbissnen und gekäute Speisen, erweicht sie zu einem flüßigen Teige, der geschikkt ist herabgeschlukkt und ver- daut zu werden; weil er lange Zeit von den Kinnbakken und dex Zunge durch einander gemengt worden, so löset er die Salze auf und verdünnt sie: er vereinigt die Oele mit dem Wasser, welches eine höchst nötige Sache ist (k); den Geschmakk vermischt er zu einem gleichartigen Meng- sel; er führt die Luft, die durch ihrem Schaum zähe und eingewikkelt ist, in die kleinste Zwischenräume der nähren- den Theile ein. Er bequemt auch den Geschmakk der Speisen nach unsrem Sinne, indem er die Salze auflö- set, der mit Gedult durchgekneten Speise eine Annem- lichkeit giebt (l) und auf solche Weise den Menschen zu dem so notwendigen und nüzzlichen Geschäfte des Käuens einladet. Blos durch das Lekken heilen sich die Hunde fast alle ihre Wunden, und man hat den Speichel schon zu den Flechten (m) der Augenentzündung (n), häslichen Geschwüren (o), Kröpfen, und zu den Honiggeschwül- sten (p) vortreflich gefunden.
Jm Speichel hat J. F. Helvetius(q) dieser ein- siedlerische Adept, den Stein der Weisen gesucht.
Daher speit man ihn nicht ohne Nachtheil der gan- zen Verdauung aus, und dieses ist ein Fehler beim Ta- bakrauchen. Daher rührte blos aus dem Misbrauche zu Speien (r) oder vom Verluste des Speichels in
Wun-
(k)[Spaltenumbruch]BOERHAAVE I. c. p. 185.
(l)Conf EUMD. J. R. M.
(m)MARCION der Sinirner apud PLINIUM L. XXVIII. c. 7,
(n)ROEPER saliv crit. c. I.
(o)NUCK p. 52. Ed. II.
(p)[Spaltenumbruch]Conf. SCHURIG Sialogr. p. 21. 28.
(q)RZASZYNSKI Hist. Nat. Pol. T. II. p. 503.
(r)BAGLIVI p. 427. HARDER
apiar.
Die Naͤſſe XVIII. Buch
Jm Munde ſelbſt durchdringt der Speichel die Spei- ſe, und uͤbergiebt ſie faſt aufgeloͤſt dem Magen: das Ge- traͤnke ſchwaͤcht die ſcharfe Speiſen; es miſcht ſich unter die zerbiſſnen und gekaͤute Speiſen, erweicht ſie zu einem fluͤßigen Teige, der geſchikkt iſt herabgeſchlukkt und ver- daut zu werden; weil er lange Zeit von den Kinnbakken und dex Zunge durch einander gemengt worden, ſo loͤſet er die Salze auf und verduͤnnt ſie: er vereinigt die Oele mit dem Waſſer, welches eine hoͤchſt noͤtige Sache iſt (k); den Geſchmakk vermiſcht er zu einem gleichartigen Meng- ſel; er fuͤhrt die Luft, die durch ihrem Schaum zaͤhe und eingewikkelt iſt, in die kleinſte Zwiſchenraͤume der naͤhren- den Theile ein. Er bequemt auch den Geſchmakk der Speiſen nach unſrem Sinne, indem er die Salze aufloͤ- ſet, der mit Gedult durchgekneten Speiſe eine Annem- lichkeit giebt (l) und auf ſolche Weiſe den Menſchen zu dem ſo notwendigen und nuͤzzlichen Geſchaͤfte des Kaͤuens einladet. Blos durch das Lekken heilen ſich die Hunde faſt alle ihre Wunden, und man hat den Speichel ſchon zu den Flechten (m) der Augenentzuͤndung (n), haͤslichen Geſchwuͤren (o), Kroͤpfen, und zu den Honiggeſchwuͤl- ſten (p) vortreflich gefunden.
Jm Speichel hat J. F. Helvetius(q) dieſer ein- ſiedleriſche Adept, den Stein der Weiſen geſucht.
Daher ſpeit man ihn nicht ohne Nachtheil der gan- zen Verdauung aus, und dieſes iſt ein Fehler beim Ta- bakrauchen. Daher ruͤhrte blos aus dem Misbrauche zu Speien (r) oder vom Verluſte des Speichels in
Wun-
(k)[Spaltenumbruch]BOERHAAVE I. c. p. 185.
(l)Conf EUMD. J. R. M.
(m)MARCION der Sinirner apud PLINIUM L. XXVIII. c. 7,
(n)ROEPER ſaliv crit. c. I.
(o)NUCK p. 52. Ed. II.
(p)[Spaltenumbruch]Conf. SCHURIG Sialogr. p. 21. 28.
(q)RZASZYNSKI Hiſt. Nat. Pol. T. II. p. 503.
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Die Naͤſſe XVIII. Buch
Jm Munde ſelbſt durchdringt der Speichel die Spei-
ſe, und uͤbergiebt ſie faſt aufgeloͤſt dem Magen: das Ge-
traͤnke ſchwaͤcht die ſcharfe Speiſen; es miſcht ſich unter
die zerbiſſnen und gekaͤute Speiſen, erweicht ſie zu einem
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daut zu werden; weil er lange Zeit von den Kinnbakken
und dex Zunge durch einander gemengt worden, ſo loͤſet
er die Salze auf und verduͤnnt ſie: er vereinigt die Oele
mit dem Waſſer, welches eine hoͤchſt noͤtige Sache iſt (k);
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ſel; er fuͤhrt die Luft, die durch ihrem Schaum zaͤhe und
eingewikkelt iſt, in die kleinſte Zwiſchenraͤume der naͤhren-
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Speiſen nach unſrem Sinne, indem er die Salze aufloͤ-
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dem ſo notwendigen und nuͤzzlichen Geſchaͤfte des Kaͤuens
einladet. Blos durch das Lekken heilen ſich die Hunde
faſt alle ihre Wunden, und man hat den Speichel ſchon
zu den Flechten (m) der Augenentzuͤndung (n), haͤslichen
Geſchwuͤren (o), Kroͤpfen, und zu den Honiggeſchwuͤl-
ſten (p) vortreflich gefunden.
Jm Speichel hat J. F. Helvetius (q) dieſer ein-
ſiedleriſche Adept, den Stein der Weiſen geſucht.
Daher ſpeit man ihn nicht ohne Nachtheil der gan-
zen Verdauung aus, und dieſes iſt ein Fehler beim Ta-
bakrauchen. Daher ruͤhrte blos aus dem Misbrauche
zu Speien (r) oder vom Verluſte des Speichels in
Wun-
(k)
BOERHAAVE I. c. p. 185.
(l) Conf EUMD. J. R. M.
(m) MARCION der Sinirner
apud PLINIUM L. XXVIII. c. 7,
(n) ROEPER ſaliv crit. c. I.
(o) NUCK p. 52. Ed. II.
(p)
Conf. SCHURIG Sialogr.
p. 21. 28.
(q) RZASZYNSKI Hiſt. Nat.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/118>, abgerufen am 22.11.2024.
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