Blutadern aufgenommen wird, oder durch die Hornhaut ausdünstet. Es scheinet beides zu geschehen: denn es ist dieses die allgemeine Natur der Blutadern, und es min- dert sich das Auge eines sterbenden Menschen, welches doch sehr aufgeschwollen ist, sogleich am Gewichte, es fällt die Hornhaut nieder (x), es verringert sich die Men- ge der Feuchtigkeit, und das unter die Hornhaut ausge- tretene Blut, wird von der wäßrigen Feuchtigkeit wieder eingesogen. Man sollte glauben, daß Blutadern zuge- gen sind, ob man sie gleich noch nicht genug bestimmt hat (y), weil die Augen ungemein ausschwellen (z), wenn man die Drosselader unterbindet. Jndessen hat vor kur- zen ein Wundarzt hierauf geantwortet, daß sich die wäßrige Feuchtigkeit bei Unterbindung der Blutadern, weder ver- mehre, noch bei Unterbindung der Schlagadern ver- mindere (a), wir haben aber die Ursachen von dieser Er- scheinung bereits an einem andern Orte gemeldet (b).
§. 23. Die Kammer des Auges.
Als zuerst die Neuern den Sizz des Staares in der Crystallinse festsezzten, so nahmen sie zum vornehmsten Grunde seiner Ursache auch dieses mit an, daß die meh- resten Staare, hinter der Traubenhaut ihre Stelle hät- ten (c). Daß aber hinter der Hornhaut, und vor der Crystallinse, der Raum so klein sei, daß überhaupt da- selbst der Staar keinen Plazz fände, hingegen haben die Gegner, und Versechter des häutigen Staares (d) zwi- schen der Traubenhaut und Linse einen grossen Zwischen-
raum
(x)[Spaltenumbruch]PETIT Mem. de l' Acad. 1723. & 1728.
(y)HOVIUS p. 97. t. 5. f. 1. An der Traubenhaut ZINN p. 150. am Reganbogen und Sternbänd- chen.
(z)CHROUET NUCK p. 91.
(a)O HALLORAN p. 98.
(b)[Spaltenumbruch]Lib. X. Sect. XI.
(c)LEAUSON p. 123.
(d)WOOLHOUSE de cataract. p. 70. ad 74. Einen breiteren. Noch für die hintere Gegend IDE- MA p. 34. dir Jrrthum entstand ex VESALII icone.
Das Geſicht. XVI. Buch.
Blutadern aufgenommen wird, oder durch die Hornhaut ausduͤnſtet. Es ſcheinet beides zu geſchehen: denn es iſt dieſes die allgemeine Natur der Blutadern, und es min- dert ſich das Auge eines ſterbenden Menſchen, welches doch ſehr aufgeſchwollen iſt, ſogleich am Gewichte, es faͤllt die Hornhaut nieder (x), es verringert ſich die Men- ge der Feuchtigkeit, und das unter die Hornhaut ausge- tretene Blut, wird von der waͤßrigen Feuchtigkeit wieder eingeſogen. Man ſollte glauben, daß Blutadern zuge- gen ſind, ob man ſie gleich noch nicht genug beſtimmt hat (y), weil die Augen ungemein auſſchwellen (z), wenn man die Droſſelader unterbindet. Jndeſſen hat vor kur- zen ein Wundarzt hierauf geantwortet, daß ſich die waͤßrige Feuchtigkeit bei Unterbindung der Blutadern, weder ver- mehre, noch bei Unterbindung der Schlagadern ver- mindere (a), wir haben aber die Urſachen von dieſer Er- ſcheinung bereits an einem andern Orte gemeldet (b).
§. 23. Die Kammer des Auges.
Als zuerſt die Neuern den Sizz des Staares in der Cryſtallinſe feſtſezzten, ſo nahmen ſie zum vornehmſten Grunde ſeiner Urſache auch dieſes mit an, daß die meh- reſten Staare, hinter der Traubenhaut ihre Stelle haͤt- ten (c). Daß aber hinter der Hornhaut, und vor der Cryſtallinſe, der Raum ſo klein ſei, daß uͤberhaupt da- ſelbſt der Staar keinen Plazz faͤnde, hingegen haben die Gegner, und Verſechter des haͤutigen Staares (d) zwi- ſchen der Traubenhaut und Linſe einen groſſen Zwiſchen-
raum
(x)[Spaltenumbruch]PETIT Mém. de l’ Acad. 1723. & 1728.
(y)HOVIUS p. 97. t. 5. f. 1. An der Traubenhaut ZINN p. 150. am Reganbogen und Sternbaͤnd- chen.
(z)CHROUET NUCK p. 91.
(a)O HALLORAN p. 98.
(b)[Spaltenumbruch]Lib. X. Sect. XI.
(c)LEAUSON p. 123.
(d)WOOLHOUSE de cataract. p. 70. ad 74. Einen breiteren. Noch fuͤr die hintere Gegend IDE- MA p. 34. dir Jrrthum entſtand ex VESALII icone.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0892"n="874"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Das Geſicht. <hirendition="#aq">XVI.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
Blutadern aufgenommen wird, oder durch die Hornhaut<lb/>
ausduͤnſtet. Es ſcheinet beides zu geſchehen: denn es iſt<lb/>
dieſes die allgemeine Natur der Blutadern, und es min-<lb/>
dert ſich das Auge eines ſterbenden Menſchen, welches<lb/>
doch ſehr aufgeſchwollen iſt, ſogleich am Gewichte, es<lb/>
faͤllt die Hornhaut nieder <noteplace="foot"n="(x)"><cb/><hirendition="#aq"><hirendition="#g">PETIT</hi> Mém. de l’ Acad.<lb/>
1723. &</hi> 1728.</note>, es verringert ſich die Men-<lb/>
ge der Feuchtigkeit, und das unter die Hornhaut ausge-<lb/>
tretene Blut, wird von der waͤßrigen Feuchtigkeit wieder<lb/>
eingeſogen. Man ſollte glauben, daß Blutadern zuge-<lb/>
gen ſind, ob man ſie gleich noch nicht genug beſtimmt hat<lb/><noteplace="foot"n="(y)"><hirendition="#aq">HOVIUS p. 97. t. 5. f.</hi> 1.<lb/>
An der Traubenhaut <hirendition="#aq">ZINN p.</hi> 150.<lb/>
am Reganbogen und Sternbaͤnd-<lb/>
chen.</note>, weil die Augen ungemein auſſchwellen <noteplace="foot"n="(z)"><hirendition="#aq">CHROUET NUCK p.</hi> 91.</note>, wenn<lb/>
man die Droſſelader unterbindet. Jndeſſen hat vor kur-<lb/>
zen ein Wundarzt hierauf geantwortet, daß ſich die waͤßrige<lb/>
Feuchtigkeit bei Unterbindung der Blutadern, weder ver-<lb/>
mehre, noch bei Unterbindung der Schlagadern ver-<lb/>
mindere <noteplace="foot"n="(a)"><hirendition="#aq">O HALLORAN p.</hi> 98.</note>, wir haben aber die Urſachen von dieſer Er-<lb/>ſcheinung bereits an einem andern Orte gemeldet <noteplace="foot"n="(b)"><cb/><hirendition="#aq">Lib. X. Sect. XI.</hi></note>.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 23.<lb/><hirendition="#b">Die Kammer des Auges.</hi></head><lb/><p>Als zuerſt die Neuern den Sizz des Staares in der<lb/>
Cryſtallinſe feſtſezzten, ſo nahmen ſie zum vornehmſten<lb/>
Grunde ſeiner Urſache auch dieſes mit an, daß die meh-<lb/>
reſten Staare, hinter der Traubenhaut ihre Stelle haͤt-<lb/>
ten <noteplace="foot"n="(c)"><hirendition="#aq">LEAUSON p.</hi> 123.</note>. Daß aber hinter der Hornhaut, und vor der<lb/>
Cryſtallinſe, der Raum ſo klein ſei, daß uͤberhaupt da-<lb/>ſelbſt der Staar keinen Plazz faͤnde, hingegen haben die<lb/>
Gegner, und Verſechter des haͤutigen Staares <noteplace="foot"n="(d)"><hirendition="#aq">WOOLHOUSE de cataract.<lb/>
p. 70. ad</hi> 74. Einen breiteren.<lb/>
Noch fuͤr die hintere Gegend <hirendition="#aq">IDE-<lb/>
MA p.</hi> 34. dir Jrrthum entſtand<lb/><hirendition="#aq">ex VESALII icone.</hi></note> zwi-<lb/>ſchen der Traubenhaut und Linſe einen groſſen Zwiſchen-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">raum</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[874/0892]
Das Geſicht. XVI. Buch.
Blutadern aufgenommen wird, oder durch die Hornhaut
ausduͤnſtet. Es ſcheinet beides zu geſchehen: denn es iſt
dieſes die allgemeine Natur der Blutadern, und es min-
dert ſich das Auge eines ſterbenden Menſchen, welches
doch ſehr aufgeſchwollen iſt, ſogleich am Gewichte, es
faͤllt die Hornhaut nieder (x), es verringert ſich die Men-
ge der Feuchtigkeit, und das unter die Hornhaut ausge-
tretene Blut, wird von der waͤßrigen Feuchtigkeit wieder
eingeſogen. Man ſollte glauben, daß Blutadern zuge-
gen ſind, ob man ſie gleich noch nicht genug beſtimmt hat
(y), weil die Augen ungemein auſſchwellen (z), wenn
man die Droſſelader unterbindet. Jndeſſen hat vor kur-
zen ein Wundarzt hierauf geantwortet, daß ſich die waͤßrige
Feuchtigkeit bei Unterbindung der Blutadern, weder ver-
mehre, noch bei Unterbindung der Schlagadern ver-
mindere (a), wir haben aber die Urſachen von dieſer Er-
ſcheinung bereits an einem andern Orte gemeldet (b).
§. 23.
Die Kammer des Auges.
Als zuerſt die Neuern den Sizz des Staares in der
Cryſtallinſe feſtſezzten, ſo nahmen ſie zum vornehmſten
Grunde ſeiner Urſache auch dieſes mit an, daß die meh-
reſten Staare, hinter der Traubenhaut ihre Stelle haͤt-
ten (c). Daß aber hinter der Hornhaut, und vor der
Cryſtallinſe, der Raum ſo klein ſei, daß uͤberhaupt da-
ſelbſt der Staar keinen Plazz faͤnde, hingegen haben die
Gegner, und Verſechter des haͤutigen Staares (d) zwi-
ſchen der Traubenhaut und Linſe einen groſſen Zwiſchen-
raum
(x)
PETIT Mém. de l’ Acad.
1723. & 1728.
(y) HOVIUS p. 97. t. 5. f. 1.
An der Traubenhaut ZINN p. 150.
am Reganbogen und Sternbaͤnd-
chen.
(z) CHROUET NUCK p. 91.
(a) O HALLORAN p. 98.
(b)
Lib. X. Sect. XI.
(c) LEAUSON p. 123.
(d) WOOLHOUSE de cataract.
p. 70. ad 74. Einen breiteren.
Noch fuͤr die hintere Gegend IDE-
MA p. 34. dir Jrrthum entſtand
ex VESALII icone.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 874. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/892>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.