man den innersten Zirkel der Traubenhaut zu einen Schließ- muskel, und die Fasern am übrigen Regenbogen gestralt machen wolte. Auf solche Art würde sich der Schließ- muskel vom gereitzten Regenbogen (r) zusammen und zu- gleich den vorgespannten Regenbogen einwärts ziehen. wenn er wieder erschlaffe, so würde er sich nothwendig, bei schwachem Lichte, in die erste Figur setzen, und so würden seine graden Fasern mit ihrer Federkraft den Re- genbogen verengern und den Stern erweitern (s).
Doch man muß sich keine neue Bauarten aussinnen, welche unser Gesichte nicht bestätiget. Es zeigt sich an der Traubenhaut kein zusammenschnürender Kreiß (t), und es sind nicht einmal die öfnende Fasern deutlich zu se- hen (u). Ja man kann nicht einmal an Katzen, in de- nen sich doch der Stern auf das allergenaueste zusammen zieht, etwas von einer Schließmuskel entdecken.
Vielmehr scheint die Ursache in dem Reitze des Lichts zu liegen, welches durch seine Thätigkeit, von der ich bald reden werde, den Regenbogen einwärts treibt, und die schlangenförmige Runzeln der Gefäße und fäsrige Streife dergestalt entfaltet, daß sie grade werden, und den Re- genbogen erweitern (x). Auf solche Art wird man auch die Augen der Katzen und der andern Thiere, deren Stern eine Linie beträgt, leicht erklären können. Es wäre also der natürliche Zustand des Regenbogens dieser, daß er enge, und der Stern breit wäre (y). Er würde aus diesem Zustande durch den Reitz der Ursachen nicht ohne einige Gewaltthätigkeit verdrängt werden.
Es
(r)[Spaltenumbruch]PORTERFIELD T. I. p. 118.
(s)Idem T. II. p. 96.
(t)WHYTT I. c. DERLIN- COURT p. 195. &c. Einem Sphin- [Spaltenumbruch]
cterem vasculosum VIENSSENS tr. des liquers p. 211.
(x)DEMOURS Mem. des sa- vans etrangers T. II. p. 596. ME- RY p. 263. 264.
(y)p. 371.
F f 4
I. Abſchnitt. Das Auge.
man den innerſten Zirkel der Traubenhaut zu einen Schließ- muskel, und die Faſern am uͤbrigen Regenbogen geſtralt machen wolte. Auf ſolche Art wuͤrde ſich der Schließ- muskel vom gereitzten Regenbogen (r) zuſammen und zu- gleich den vorgeſpannten Regenbogen einwaͤrts ziehen. wenn er wieder erſchlaffe, ſo wuͤrde er ſich nothwendig, bei ſchwachem Lichte, in die erſte Figur ſetzen, und ſo wuͤrden ſeine graden Faſern mit ihrer Federkraft den Re- genbogen verengern und den Stern erweitern (s).
Doch man muß ſich keine neue Bauarten ausſinnen, welche unſer Geſichte nicht beſtaͤtiget. Es zeigt ſich an der Traubenhaut kein zuſammenſchnuͤrender Kreiß (t), und es ſind nicht einmal die oͤfnende Faſern deutlich zu ſe- hen (u). Ja man kann nicht einmal an Katzen, in de- nen ſich doch der Stern auf das allergenaueſte zuſammen zieht, etwas von einer Schließmuskel entdecken.
Vielmehr ſcheint die Urſache in dem Reitze des Lichts zu liegen, welches durch ſeine Thaͤtigkeit, von der ich bald reden werde, den Regenbogen einwaͤrts treibt, und die ſchlangenfoͤrmige Runzeln der Gefaͤße und faͤſrige Streife dergeſtalt entfaltet, daß ſie grade werden, und den Re- genbogen erweitern (x). Auf ſolche Art wird man auch die Augen der Katzen und der andern Thiere, deren Stern eine Linie betraͤgt, leicht erklaͤren koͤnnen. Es waͤre alſo der natuͤrliche Zuſtand des Regenbogens dieſer, daß er enge, und der Stern breit waͤre (y). Er wuͤrde aus dieſem Zuſtande durch den Reitz der Urſachen nicht ohne einige Gewaltthaͤtigkeit verdraͤngt werden.
Es
(r)[Spaltenumbruch]PORTERFIELD T. I. p. 118.
(s)Idem T. II. p. 96.
(t)WHYTT I. c. DERLIN- COURT p. 195. &c. Einem Sphin- [Spaltenumbruch]
cterem vaſculoſum VIENSSENS tr. des liquers p. 211.
(x)DEMOURS Mem. des ſa- vans étrangers T. II. p. 596. ME- RY p. 263. 264.
(y)p. 371.
F f 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0841"n="823"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">I.</hi> Abſchnitt. Das Auge.</hi></fw><lb/>
man den innerſten Zirkel der Traubenhaut zu einen Schließ-<lb/>
muskel, und die Faſern am uͤbrigen Regenbogen geſtralt<lb/>
machen wolte. Auf ſolche Art wuͤrde ſich der Schließ-<lb/>
muskel vom gereitzten Regenbogen <noteplace="foot"n="(r)"><cb/><hirendition="#aq">PORTERFIELD T. I. p.</hi> 118.</note> zuſammen und zu-<lb/>
gleich den vorgeſpannten Regenbogen einwaͤrts ziehen.<lb/>
wenn er wieder erſchlaffe, ſo wuͤrde er ſich nothwendig,<lb/>
bei ſchwachem Lichte, in die erſte Figur ſetzen, und ſo<lb/>
wuͤrden ſeine graden Faſern mit ihrer Federkraft den Re-<lb/>
genbogen verengern und den Stern erweitern <noteplace="foot"n="(s)"><hirendition="#aq">Idem T. II. p.</hi> 96.</note>.</p><lb/><p>Doch man muß ſich keine neue Bauarten ausſinnen,<lb/>
welche unſer Geſichte nicht beſtaͤtiget. Es zeigt ſich an<lb/>
der Traubenhaut kein zuſammenſchnuͤrender Kreiß <noteplace="foot"n="(t)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">WHYTT</hi> I. c. DERLIN-<lb/>
COURT p. 195. &c.</hi> Einem <hirendition="#aq">Sphin-<lb/><cb/>
cterem vaſculoſum VIENSSENS<lb/>
tr. des liquers p.</hi> 211.</note>, und<lb/>
es ſind nicht einmal die oͤfnende Faſern deutlich zu ſe-<lb/>
hen (u). Ja man kann nicht einmal an Katzen, in de-<lb/>
nen ſich doch der Stern auf das allergenaueſte zuſammen<lb/>
zieht, etwas von einer Schließmuskel entdecken.</p><lb/><p>Vielmehr ſcheint die Urſache in dem Reitze des Lichts<lb/>
zu liegen, welches durch ſeine Thaͤtigkeit, von der ich bald<lb/>
reden werde, den Regenbogen einwaͤrts treibt, und die<lb/>ſchlangenfoͤrmige Runzeln der Gefaͤße und faͤſrige Streife<lb/>
dergeſtalt entfaltet, daß ſie grade werden, und den Re-<lb/>
genbogen erweitern <noteplace="foot"n="(x)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">DEMOURS</hi> Mem. des ſa-<lb/>
vans étrangers T. II. p. 596. ME-<lb/>
RY p.</hi> 263. 264.</note>. Auf ſolche Art wird man auch<lb/>
die Augen der Katzen und der andern Thiere, deren<lb/>
Stern eine Linie betraͤgt, leicht erklaͤren koͤnnen. Es<lb/>
waͤre alſo der natuͤrliche Zuſtand des Regenbogens dieſer,<lb/>
daß er enge, und der Stern breit waͤre <noteplace="foot"n="(y)"><hirendition="#aq">p.</hi> 371.</note>. Er wuͤrde<lb/>
aus dieſem Zuſtande durch den Reitz der Urſachen nicht<lb/>
ohne einige Gewaltthaͤtigkeit verdraͤngt werden.</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig">F f 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">Es</fw><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[823/0841]
I. Abſchnitt. Das Auge.
man den innerſten Zirkel der Traubenhaut zu einen Schließ-
muskel, und die Faſern am uͤbrigen Regenbogen geſtralt
machen wolte. Auf ſolche Art wuͤrde ſich der Schließ-
muskel vom gereitzten Regenbogen (r) zuſammen und zu-
gleich den vorgeſpannten Regenbogen einwaͤrts ziehen.
wenn er wieder erſchlaffe, ſo wuͤrde er ſich nothwendig,
bei ſchwachem Lichte, in die erſte Figur ſetzen, und ſo
wuͤrden ſeine graden Faſern mit ihrer Federkraft den Re-
genbogen verengern und den Stern erweitern (s).
Doch man muß ſich keine neue Bauarten ausſinnen,
welche unſer Geſichte nicht beſtaͤtiget. Es zeigt ſich an
der Traubenhaut kein zuſammenſchnuͤrender Kreiß (t), und
es ſind nicht einmal die oͤfnende Faſern deutlich zu ſe-
hen (u). Ja man kann nicht einmal an Katzen, in de-
nen ſich doch der Stern auf das allergenaueſte zuſammen
zieht, etwas von einer Schließmuskel entdecken.
Vielmehr ſcheint die Urſache in dem Reitze des Lichts
zu liegen, welches durch ſeine Thaͤtigkeit, von der ich bald
reden werde, den Regenbogen einwaͤrts treibt, und die
ſchlangenfoͤrmige Runzeln der Gefaͤße und faͤſrige Streife
dergeſtalt entfaltet, daß ſie grade werden, und den Re-
genbogen erweitern (x). Auf ſolche Art wird man auch
die Augen der Katzen und der andern Thiere, deren
Stern eine Linie betraͤgt, leicht erklaͤren koͤnnen. Es
waͤre alſo der natuͤrliche Zuſtand des Regenbogens dieſer,
daß er enge, und der Stern breit waͤre (y). Er wuͤrde
aus dieſem Zuſtande durch den Reitz der Urſachen nicht
ohne einige Gewaltthaͤtigkeit verdraͤngt werden.
Es
(r)
PORTERFIELD T. I. p. 118.
(s) Idem T. II. p. 96.
(t) WHYTT I. c. DERLIN-
COURT p. 195. &c. Einem Sphin-
cterem vaſculoſum VIENSSENS
tr. des liquers p. 211.
(x) DEMOURS Mem. des ſa-
vans étrangers T. II. p. 596. ME-
RY p. 263. 264.
(y) p. 371.
F f 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 823. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/841>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.