um das Werkzeug selbst vollkommen zu erkennen, bemüht man sich bis zur Stunde vergeblich.
Daß die Bewegung des Regenbogens willkührlich sey (k) und daß sich die Pupille in den Vögeln (l) und Katzen (m), ohne daß sich das Licht dabei veränderte, verengere und erweitere, daß sich auch im Menschen, wenn man sich einbildt, daß ein Object weit entfernet sey, welches man betrachten wolle (n), sich der Stern öfnet. Daß sich überhaupt die Kinder dieses Werkzeuges nach Gefallen bedienen, daß die Erwachsenen dieses Vermö- gen verlernen (o) und ihre Augen dennoch Gegenstände genau zu betrachten gewöhneten (p): und daß endlich die Seele so oft als das Auge vom überflüßigen Lichte nicht verletzet werden kann, den Stern erweiteren, damit mehr Licht eindringen möge (q). Alles dieses sind Gründe be- rühmter Männer, sonderlich von Stahlens Parthey.
Doch dieses ist überhaupt zu weit getrieben, und es läst sich von den leichtesten Versuchen widerlegen. Der Mensch nehme sich mit Ernst vor den Stern entweder zu verengern oder zu erweitern, so wird er doch nicht das mindeste ausrichten, so lange das Licht einerlei Lebhaftig- keit behält. Was die Erweiterung bei entfernten Ge- genständen betrift, so kömmt hier alles auf ein schwäche- res Licht an, und es muß nothwendig ein von entfern- ten Gegenden hergebrachtes Bild schwach seyn, nicht nur wegen der Wenigkeit der Lichtstrahlen, welche para- lel auffallen, sondern welches auch den Mahlern bekannt ist, wegen der darzwischen liegenden blauen Luft.
So lieget ferner die Schwierigkeit an dem Jnstrumente selbst. Man könnte dasselbe sehr leicht erklären, wenn
man
(k)[Spaltenumbruch]BOYLE final. caus. obs. XIV.
(l)PORTERFIELD T. II. pag. 201.
(m)WHIT p. 109.
(n)[Spaltenumbruch]
Von Papagaien PORTER- FIELD Ess. T. II. p. 151.
(o)Idem T. II. p. 147.
(p)TAYLOR p. 105.
(q)PORTERFIELD T. I. p. 118.
Das Geſicht. XIV. Buch.
um das Werkzeug ſelbſt vollkommen zu erkennen, bemuͤht man ſich bis zur Stunde vergeblich.
Daß die Bewegung des Regenbogens willkuͤhrlich ſey (k) und daß ſich die Pupille in den Voͤgeln (l) und Katzen (m), ohne daß ſich das Licht dabei veraͤnderte, verengere und erweitere, daß ſich auch im Menſchen, wenn man ſich einbildt, daß ein Object weit entfernet ſey, welches man betrachten wolle (n), ſich der Stern oͤfnet. Daß ſich uͤberhaupt die Kinder dieſes Werkzeuges nach Gefallen bedienen, daß die Erwachſenen dieſes Vermoͤ- gen verlernen (o) und ihre Augen dennoch Gegenſtaͤnde genau zu betrachten gewoͤhneten (p): und daß endlich die Seele ſo oft als das Auge vom uͤberfluͤßigen Lichte nicht verletzet werden kann, den Stern erweiteren, damit mehr Licht eindringen moͤge (q). Alles dieſes ſind Gruͤnde be- ruͤhmter Maͤnner, ſonderlich von Stahlens Parthey.
Doch dieſes iſt uͤberhaupt zu weit getrieben, und es laͤſt ſich von den leichteſten Verſuchen widerlegen. Der Menſch nehme ſich mit Ernſt vor den Stern entweder zu verengern oder zu erweitern, ſo wird er doch nicht das mindeſte ausrichten, ſo lange das Licht einerlei Lebhaftig- keit behaͤlt. Was die Erweiterung bei entfernten Ge- genſtaͤnden betrift, ſo koͤmmt hier alles auf ein ſchwaͤche- res Licht an, und es muß nothwendig ein von entfern- ten Gegenden hergebrachtes Bild ſchwach ſeyn, nicht nur wegen der Wenigkeit der Lichtſtrahlen, welche para- lel auffallen, ſondern welches auch den Mahlern bekannt iſt, wegen der darzwiſchen liegenden blauen Luft.
So lieget ferner die Schwierigkeit an dem Jnſtrumente ſelbſt. Man koͤnnte daſſelbe ſehr leicht erklaͤren, wenn
man
(k)[Spaltenumbruch]BOYLE final. cauſ. obſ. XIV.
(l)PORTERFIELD T. II. pag. 201.
(m)WHIT p. 109.
(n)[Spaltenumbruch]
Von Papagaien PORTER- FIELD Eſſ. T. II. p. 151.
(o)Idem T. II. p. 147.
(p)TAYLOR p. 105.
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Das Geſicht. XIV. Buch.
um das Werkzeug ſelbſt vollkommen zu erkennen, bemuͤht
man ſich bis zur Stunde vergeblich.
Daß die Bewegung des Regenbogens willkuͤhrlich
ſey (k) und daß ſich die Pupille in den Voͤgeln (l) und
Katzen (m), ohne daß ſich das Licht dabei veraͤnderte,
verengere und erweitere, daß ſich auch im Menſchen,
wenn man ſich einbildt, daß ein Object weit entfernet ſey,
welches man betrachten wolle (n), ſich der Stern oͤfnet.
Daß ſich uͤberhaupt die Kinder dieſes Werkzeuges nach
Gefallen bedienen, daß die Erwachſenen dieſes Vermoͤ-
gen verlernen (o) und ihre Augen dennoch Gegenſtaͤnde
genau zu betrachten gewoͤhneten (p): und daß endlich
die Seele ſo oft als das Auge vom uͤberfluͤßigen Lichte nicht
verletzet werden kann, den Stern erweiteren, damit mehr
Licht eindringen moͤge (q). Alles dieſes ſind Gruͤnde be-
ruͤhmter Maͤnner, ſonderlich von Stahlens Parthey.
Doch dieſes iſt uͤberhaupt zu weit getrieben, und es
laͤſt ſich von den leichteſten Verſuchen widerlegen. Der
Menſch nehme ſich mit Ernſt vor den Stern entweder zu
verengern oder zu erweitern, ſo wird er doch nicht das
mindeſte ausrichten, ſo lange das Licht einerlei Lebhaftig-
keit behaͤlt. Was die Erweiterung bei entfernten Ge-
genſtaͤnden betrift, ſo koͤmmt hier alles auf ein ſchwaͤche-
res Licht an, und es muß nothwendig ein von entfern-
ten Gegenden hergebrachtes Bild ſchwach ſeyn, nicht
nur wegen der Wenigkeit der Lichtſtrahlen, welche para-
lel auffallen, ſondern welches auch den Mahlern bekannt
iſt, wegen der darzwiſchen liegenden blauen Luft.
So lieget ferner die Schwierigkeit an dem Jnſtrumente
ſelbſt. Man koͤnnte daſſelbe ſehr leicht erklaͤren, wenn
man
(k)
BOYLE final. cauſ. obſ. XIV.
(l) PORTERFIELD T. II.
pag. 201.
(m) WHIT p. 109.
(n)
Von Papagaien PORTER-
FIELD Eſſ. T. II. p. 151.
(o) Idem T. II. p. 147.
(p) TAYLOR p. 105.
(q) PORTERFIELD T. I. p. 118.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 822. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/840>, abgerufen am 23.11.2024.
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