Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Abschnitt. Das Auge.
Flokken, und mit Gefässen bemahlt ist, welche sie von
dem Regenbogen von erloschener Farbe bekömmt (n), die
aber dennoch durch die Kunst der Anatomie leicht ausge-
sprizzt werden können, roth werden, und sich in ein
Nezze durchflechten. Hiezu kömmt nun nach der Er-
fahrung des berühmten Hunters, welche ich erst jetzo,
da diese Blätter die Presse verlassen, mir zu Gesichte
kommen, ein ungemein zartes Häutchen mit seinen Ge-
fässen, welches fast vom Rande der Kapsel der Cry-
stallinse sich erhebt (n*), und sich an den Rand des
Sterns anschließt.

Man findet diese Haut, welche wir beschreiben, be-
ständig an der Frucht eines Menschen bis zum siebenten
Monathe. Sie mangelt demselben, wenn er an die
Welt gebracht wird (o); so daß man davon nicht ein-
mahl einige Spuren mehr davon übrig findet. Doch
hat man bisweilen dieselbe an einigen blinden Menschen
noch wahrgenommen (p). Jch habe sie an den jungen
Vögeln nicht gefunden (q), und ich wundere mich desto-
mehr darüber, daß sie ehemahls vom Cortesius am
Adler (r), und nachgehends auch von den Parisern (s)
gefunden worden.

Geschichts etwa dieser Haut wegen, daß ein neuge-
bohrnes Kind nicht sehen kann (s*)? Oder ist die Er-

fahrung
(n) [Spaltenumbruch] V. icon. L. L. WACHEN-
DORFII et nostram l. c.
(n*) Med. Comm. I. p. 63.
(o) Opusc. p. 342. Add. HEU-
ERMANN physiol. T. IV. pag.

468. 469. sollen erst 7 Wochen
nach der Geburt verschwinden
III. ACRELL om fostrets siuk
domar. pag.
33. 34. und nach der
Geburt Cl. GATAKER pag 55.
Doch ich habe oft genung nach
der Geburt keine mehr gefunden.
(p) LITTRE memoires de
l'Acad. 1707. p. 495. 496. KEN-
NEDY Ophthalmograph.
(q) [Spaltenumbruch] De la form. du poulet
p.
170.
(r) Bei dem ALDROVANDO
Ornithol T. I. p.
226. Er nen-
net es eine vor den iris vorge-
spannte sehr zarte und durchsich-
tige Haut.
(s) Memoires pour servir a
l' Histoire des animaux T. III.
p. II. p.
97. 98.
(s*) RIOLAN. n. 409. MUS-
SCHENBROECK c. 39. BUF-
FON T. III. p.
317.

II. Abſchnitt. Das Auge.
Flokken, und mit Gefaͤſſen bemahlt iſt, welche ſie von
dem Regenbogen von erloſchener Farbe bekoͤmmt (n), die
aber dennoch durch die Kunſt der Anatomie leicht ausge-
ſprizzt werden koͤnnen, roth werden, und ſich in ein
Nezze durchflechten. Hiezu koͤmmt nun nach der Er-
fahrung des beruͤhmten Hunters, welche ich erſt jetzo,
da dieſe Blaͤtter die Preſſe verlaſſen, mir zu Geſichte
kommen, ein ungemein zartes Haͤutchen mit ſeinen Ge-
faͤſſen, welches faſt vom Rande der Kapſel der Cry-
ſtallinſe ſich erhebt (n*), und ſich an den Rand des
Sterns anſchließt.

Man findet dieſe Haut, welche wir beſchreiben, be-
ſtaͤndig an der Frucht eines Menſchen bis zum ſiebenten
Monathe. Sie mangelt demſelben, wenn er an die
Welt gebracht wird (o); ſo daß man davon nicht ein-
mahl einige Spuren mehr davon uͤbrig findet. Doch
hat man bisweilen dieſelbe an einigen blinden Menſchen
noch wahrgenommen (p). Jch habe ſie an den jungen
Voͤgeln nicht gefunden (q), und ich wundere mich deſto-
mehr daruͤber, daß ſie ehemahls vom Corteſius am
Adler (r), und nachgehends auch von den Pariſern (s)
gefunden worden.

Geſchichts etwa dieſer Haut wegen, daß ein neuge-
bohrnes Kind nicht ſehen kann (s*)? Oder iſt die Er-

fahrung
(n) [Spaltenumbruch] V. icon. L. L. WACHEN-
DORFII et noſtram l. c.
(n*) Med. Comm. I. p. 63.
(o) Opuſc. p. 342. Add. HEU-
ERMANN phyſiol. T. IV. pag.

468. 469. ſollen erſt 7 Wochen
nach der Geburt verſchwinden
III. ACRELL om foſtrets ſiuk
domar. pag.
33. 34. und nach der
Geburt Cl. GATAKER pag 55.
Doch ich habe oft genung nach
der Geburt keine mehr gefunden.
(p) LITTRE memoires de
l’Acad. 1707. p. 495. 496. KEN-
NEDY Ophthalmograph.
(q) [Spaltenumbruch] De la form. du poulet
p.
170.
(r) Bei dem ALDROVANDO
Ornithol T. I. p.
226. Er nen-
net es eine vor den iris vorge-
ſpannte ſehr zarte und durchſich-
tige Haut.
(s) Memoires pour ſervir à
l’ Hiſtoire des animaux T. III.
p. II. p.
97. 98.
(s*) RIOLAN. n. 409. MUS-
SCHENBROECK c. 39. BUF-
FON T. III. p.
317.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0833" n="815"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Ab&#x017F;chnitt. Das Auge.</hi></fw><lb/>
Flokken, und mit Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;en bemahlt i&#x017F;t, welche &#x017F;ie von<lb/>
dem Regenbogen von erlo&#x017F;chener Farbe beko&#x0364;mmt <note place="foot" n="(n)"><cb/><hi rendition="#aq">V. icon. L. L. WACHEN-<lb/>
DORFII et no&#x017F;tram l. c.</hi></note>, die<lb/>
aber dennoch durch die Kun&#x017F;t der Anatomie leicht ausge-<lb/>
&#x017F;prizzt werden ko&#x0364;nnen, roth werden, und &#x017F;ich in ein<lb/>
Nezze durchflechten. Hiezu ko&#x0364;mmt nun nach der Er-<lb/>
fahrung des beru&#x0364;hmten <hi rendition="#fr">Hunters,</hi> welche ich er&#x017F;t jetzo,<lb/>
da die&#x017F;e Bla&#x0364;tter die Pre&#x017F;&#x017F;e verla&#x017F;&#x017F;en, mir zu Ge&#x017F;ichte<lb/>
kommen, ein ungemein zartes Ha&#x0364;utchen mit &#x017F;einen Ge-<lb/>
fa&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, welches fa&#x017F;t vom Rande der Kap&#x017F;el der Cry-<lb/>
&#x017F;tallin&#x017F;e &#x017F;ich erhebt <note place="foot" n="(n*)"><hi rendition="#aq">Med. Comm. I. p.</hi> 63.</note>, und &#x017F;ich an den Rand des<lb/>
Sterns an&#x017F;chließt.</p><lb/>
            <p>Man findet die&#x017F;e Haut, welche wir be&#x017F;chreiben, be-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;ndig an der Frucht eines Men&#x017F;chen bis zum &#x017F;iebenten<lb/>
Monathe. Sie mangelt dem&#x017F;elben, wenn er an die<lb/>
Welt gebracht wird <note place="foot" n="(o)"><hi rendition="#aq">Opu&#x017F;c. p. 342. Add. HEU-<lb/>
ERMANN phy&#x017F;iol. T. IV. pag.</hi><lb/>
468. 469. &#x017F;ollen er&#x017F;t 7 Wochen<lb/>
nach der Geburt ver&#x017F;chwinden<lb/><hi rendition="#aq">III. <hi rendition="#g">ACRELL</hi> om fo&#x017F;trets &#x017F;iuk<lb/>
domar. pag.</hi> 33. 34. und nach der<lb/>
Geburt <hi rendition="#aq">Cl. GATAKER pag</hi> 55.<lb/>
Doch ich habe oft genung nach<lb/>
der Geburt keine mehr gefunden.</note>; &#x017F;o daß man davon nicht ein-<lb/>
mahl einige Spuren mehr davon u&#x0364;brig findet. Doch<lb/>
hat man bisweilen die&#x017F;elbe an einigen blinden Men&#x017F;chen<lb/>
noch wahrgenommen <note place="foot" n="(p)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">LITTRE</hi> memoires de<lb/>
l&#x2019;Acad. 1707. p. 495. 496. KEN-<lb/>
NEDY Ophthalmograph.</hi></note>. Jch habe &#x017F;ie an den jungen<lb/>
Vo&#x0364;geln nicht gefunden <note place="foot" n="(q)"><cb/><hi rendition="#aq">De la form. du poulet<lb/>
p.</hi> 170.</note>, und ich wundere mich de&#x017F;to-<lb/>
mehr daru&#x0364;ber, daß &#x017F;ie ehemahls vom <hi rendition="#fr">Corte&#x017F;ius</hi> am<lb/>
Adler <note place="foot" n="(r)">Bei dem <hi rendition="#aq">ALDROVANDO<lb/>
Ornithol T. I. p.</hi> 226. Er nen-<lb/>
net es eine vor den <hi rendition="#aq">iris</hi> vorge-<lb/>
&#x017F;pannte &#x017F;ehr zarte und durch&#x017F;ich-<lb/>
tige Haut.</note>, und nachgehends auch von den <hi rendition="#fr">Pari&#x017F;ern</hi> <note place="foot" n="(s)"><hi rendition="#aq">Memoires pour &#x017F;ervir à<lb/>
l&#x2019; Hi&#x017F;toire des animaux T. III.<lb/>
p. II. p.</hi> 97. 98.</note><lb/>
gefunden worden.</p><lb/>
            <p>Ge&#x017F;chichts etwa die&#x017F;er Haut wegen, daß ein neuge-<lb/>
bohrnes Kind nicht &#x017F;ehen kann <note place="foot" n="(s*)"><hi rendition="#aq">RIOLAN. n. 409. MUS-<lb/>
SCHENBROECK c. 39. BUF-<lb/>
FON T. III. p.</hi> 317.</note>? Oder i&#x017F;t die Er-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">fahrung</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[815/0833] II. Abſchnitt. Das Auge. Flokken, und mit Gefaͤſſen bemahlt iſt, welche ſie von dem Regenbogen von erloſchener Farbe bekoͤmmt (n), die aber dennoch durch die Kunſt der Anatomie leicht ausge- ſprizzt werden koͤnnen, roth werden, und ſich in ein Nezze durchflechten. Hiezu koͤmmt nun nach der Er- fahrung des beruͤhmten Hunters, welche ich erſt jetzo, da dieſe Blaͤtter die Preſſe verlaſſen, mir zu Geſichte kommen, ein ungemein zartes Haͤutchen mit ſeinen Ge- faͤſſen, welches faſt vom Rande der Kapſel der Cry- ſtallinſe ſich erhebt (n*), und ſich an den Rand des Sterns anſchließt. Man findet dieſe Haut, welche wir beſchreiben, be- ſtaͤndig an der Frucht eines Menſchen bis zum ſiebenten Monathe. Sie mangelt demſelben, wenn er an die Welt gebracht wird (o); ſo daß man davon nicht ein- mahl einige Spuren mehr davon uͤbrig findet. Doch hat man bisweilen dieſelbe an einigen blinden Menſchen noch wahrgenommen (p). Jch habe ſie an den jungen Voͤgeln nicht gefunden (q), und ich wundere mich deſto- mehr daruͤber, daß ſie ehemahls vom Corteſius am Adler (r), und nachgehends auch von den Pariſern (s) gefunden worden. Geſchichts etwa dieſer Haut wegen, daß ein neuge- bohrnes Kind nicht ſehen kann (s*)? Oder iſt die Er- fahrung (n) V. icon. L. L. WACHEN- DORFII et noſtram l. c. (n*) Med. Comm. I. p. 63. (o) Opuſc. p. 342. Add. HEU- ERMANN phyſiol. T. IV. pag. 468. 469. ſollen erſt 7 Wochen nach der Geburt verſchwinden III. ACRELL om foſtrets ſiuk domar. pag. 33. 34. und nach der Geburt Cl. GATAKER pag 55. Doch ich habe oft genung nach der Geburt keine mehr gefunden. (p) LITTRE memoires de l’Acad. 1707. p. 495. 496. KEN- NEDY Ophthalmograph. (q) De la form. du poulet p. 170. (r) Bei dem ALDROVANDO Ornithol T. I. p. 226. Er nen- net es eine vor den iris vorge- ſpannte ſehr zarte und durchſich- tige Haut. (s) Memoires pour ſervir à l’ Hiſtoire des animaux T. III. p. II. p. 97. 98. (s*) RIOLAN. n. 409. MUS- SCHENBROECK c. 39. BUF- FON T. III. p. 317.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/833
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 815. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/833>, abgerufen am 23.11.2024.