Endlich ist in der Scheide, von der wir geredet ha- ben, und welche von der dünnen Gehirnhaut entsprin- get, ein Mark enthalten (q), welches in der Frucht wie ein Gehirnmark, in erwachsenen Menschen etwas härter, und am härtesten in einigen Thieren ist, der- gleichen die Wasservögel sind. Jch habe diejenige faserige Schnüre in Menschen niemals gesehen (r), wel- che anderen Nerven ähnlich sein sollen, obgleich an die- sen Nerven einige Streifen hervorkommen, welche nach seiner Länge laufen. Man kann an einem Ochsenauge die Nervenschnüre deutlich sehen, welche sich von der dünnen Gehirnhaut einfinden. Dieses zeiget sich an den Fischen, und so gar auch an den kleinen ganz deut- lich: und es sammlen sich eben so, wie in dem grossen Eustachianischen Fische so auch in den kleinsten Tro- ctis die Markplätchens in Falten, in eine einzige Schnur, und eben so unterscheidet sich auch überhaupt der Seh- nerve im Reiher durch seine parallele Falten. Doch es zeiget sich auch das Fadengewebe, welches hier die Plät- chen verbindet, ganz leichtlich.
Da sehr viele kleine Schlagadern, von denen ich am andern Orte reden will, durch dieses Mark, entweder zum Auge hinlaufen, oder doch zu dem Wesen des Mar- kes selbst gehören, so erscheinen am Sehnerven pori(s),
wenn
(q)[Spaltenumbruch]FALLOPIUS p. 138. Vid. Vid. L. III. c. 2. MALPIGH de cerebr. p. 9. MERY memoires de l'Acad. 1712. p. 254. v. HORNE Duct. saliv. III. Weisse Theile, siehe LEEUWENHOECK l. c. gleichsam Milchtropsen, drangen hervor, wenn man den Nerven drükkte MAIOR Colleg. med. cur. spec. III. Vielleicht war die- ses die breyige Materie an dem Sehnerven einer blinden Stutte MURALT Vadem. p. 223. und gleichsam eine Gehirnsubstanz im [Spaltenumbruch]
Ochsen philos. transact. n. 108. und vorlängst bei dem SPIGE- LIUS p. 186.
(r)Habet VESAL Chin. rad. p. 187. ROLFINCK. MALPIGH negat. MERY p. 257.
(s)RUYSCH l. c. Epist. XIII. Tab. 16. f. 4. 5. Thes. X. n. 164 etc. WILLIS BRIGGS ophthal- mogr. f. 6. conf. PORTER- FIELD Ess. T. III. p. 256. et MORGAGN. Epist. XVII. n. 39. ex porco.
H. Phisiol. 5. B. D d d
II. Abſchnitt. Das Auge.
Endlich iſt in der Scheide, von der wir geredet ha- ben, und welche von der duͤnnen Gehirnhaut entſprin- get, ein Mark enthalten (q), welches in der Frucht wie ein Gehirnmark, in erwachſenen Menſchen etwas haͤrter, und am haͤrteſten in einigen Thieren iſt, der- gleichen die Waſſervoͤgel ſind. Jch habe diejenige faſerige Schnuͤre in Menſchen niemals geſehen (r), wel- che anderen Nerven aͤhnlich ſein ſollen, obgleich an die- ſen Nerven einige Streifen hervorkommen, welche nach ſeiner Laͤnge laufen. Man kann an einem Ochſenauge die Nervenſchnuͤre deutlich ſehen, welche ſich von der duͤnnen Gehirnhaut einfinden. Dieſes zeiget ſich an den Fiſchen, und ſo gar auch an den kleinen ganz deut- lich: und es ſammlen ſich eben ſo, wie in dem groſſen Euſtachianiſchen Fiſche ſo auch in den kleinſten Tro- ctis die Markplaͤtchens in Falten, in eine einzige Schnur, und eben ſo unterſcheidet ſich auch uͤberhaupt der Seh- nerve im Reiher durch ſeine parallele Falten. Doch es zeiget ſich auch das Fadengewebe, welches hier die Plaͤt- chen verbindet, ganz leichtlich.
Da ſehr viele kleine Schlagadern, von denen ich am andern Orte reden will, durch dieſes Mark, entweder zum Auge hinlaufen, oder doch zu dem Weſen des Mar- kes ſelbſt gehoͤren, ſo erſcheinen am Sehnerven pori(s),
wenn
(q)[Spaltenumbruch]FALLOPIUS p. 138. Vid. Vid. L. III. c. 2. MALPIGH de cerebr. p. 9. MERY memoires de l’Acad. 1712. p. 254. v. HORNE Duct. ſaliv. III. Weiſſe Theile, ſiehe LEEUWENHOECK l. c. gleichſam Milchtropſen, drangen hervor, wenn man den Nerven druͤkkte MAIOR Colleg. med. cur. ſpec. III. Vielleicht war die- ſes die breyige Materie an dem Sehnerven einer blinden Stutte MURALT Vadem. p. 223. und gleichſam eine Gehirnſubſtanz im [Spaltenumbruch]
Ochſen philoſ. transact. n. 108. und vorlaͤngſt bei dem SPIGE- LIUS p. 186.
(r)Habet VESAL Chin. rad. p. 187. ROLFINCK. MALPIGH negat. MERY p. 257.
(s)RUYSCH l. c. Epiſt. XIII. Tab. 16. f. 4. 5. Theſ. X. n. 164 etc. WILLIS BRIGGS ophthal- mogr. f. 6. conf. PORTER- FIELD Eſſ. T. III. p. 256. et MORGAGN. Epiſt. XVII. n. 39. ex porco.
H. Phiſiol. 5. B. D d d
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II. Abſchnitt. Das Auge.
Endlich iſt in der Scheide, von der wir geredet ha-
ben, und welche von der duͤnnen Gehirnhaut entſprin-
get, ein Mark enthalten (q), welches in der Frucht
wie ein Gehirnmark, in erwachſenen Menſchen etwas
haͤrter, und am haͤrteſten in einigen Thieren iſt, der-
gleichen die Waſſervoͤgel ſind. Jch habe diejenige
faſerige Schnuͤre in Menſchen niemals geſehen (r), wel-
che anderen Nerven aͤhnlich ſein ſollen, obgleich an die-
ſen Nerven einige Streifen hervorkommen, welche nach
ſeiner Laͤnge laufen. Man kann an einem Ochſenauge
die Nervenſchnuͤre deutlich ſehen, welche ſich von der
duͤnnen Gehirnhaut einfinden. Dieſes zeiget ſich an
den Fiſchen, und ſo gar auch an den kleinen ganz deut-
lich: und es ſammlen ſich eben ſo, wie in dem groſſen
Euſtachianiſchen Fiſche ſo auch in den kleinſten Tro-
ctis die Markplaͤtchens in Falten, in eine einzige Schnur,
und eben ſo unterſcheidet ſich auch uͤberhaupt der Seh-
nerve im Reiher durch ſeine parallele Falten. Doch es
zeiget ſich auch das Fadengewebe, welches hier die Plaͤt-
chen verbindet, ganz leichtlich.
Da ſehr viele kleine Schlagadern, von denen ich am
andern Orte reden will, durch dieſes Mark, entweder
zum Auge hinlaufen, oder doch zu dem Weſen des Mar-
kes ſelbſt gehoͤren, ſo erſcheinen am Sehnerven pori (s),
wenn
(q)
FALLOPIUS p. 138. Vid.
Vid. L. III. c. 2. MALPIGH de
cerebr. p. 9. MERY memoires de
l’Acad. 1712. p. 254. v. HORNE
Duct. ſaliv. III. Weiſſe Theile,
ſiehe LEEUWENHOECK l. c.
gleichſam Milchtropſen, drangen
hervor, wenn man den Nerven
druͤkkte MAIOR Colleg. med.
cur. ſpec. III. Vielleicht war die-
ſes die breyige Materie an dem
Sehnerven einer blinden Stutte
MURALT Vadem. p. 223. und
gleichſam eine Gehirnſubſtanz im
Ochſen philoſ. transact. n. 108.
und vorlaͤngſt bei dem SPIGE-
LIUS p. 186.
(r) Habet VESAL Chin. rad.
p. 187. ROLFINCK. MALPIGH
negat. MERY p. 257.
(s) RUYSCH l. c. Epiſt. XIII.
Tab. 16. f. 4. 5. Theſ. X. n. 164
etc. WILLIS BRIGGS ophthal-
mogr. f. 6. conf. PORTER-
FIELD Eſſ. T. III. p. 256. et
MORGAGN. Epiſt. XVII. n. 39.
ex porco.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 785. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/803>, abgerufen am 23.11.2024.
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