sich entweder in den obern Augenknorpel (u), oder in die nächste Haut (x). Folglich hebt er das ganze Augen- lied in die Höhe, und öffnet für das Licht das Auge. Er wirkt bei Verliebten, und in der Bewunderung (y). Er war schon den Alten, und vielleicht selbst dem Ga- len bekandt, da die Araber (z), welche den Galen auszuschreiben pflegten, schon davon reden. Doch lie- set man in den Galenischen Schriften, welche noch übrig sind (a), daß die schiefe Muskeln in die Augen- knorpel inserirt werden. Die Ehre, diesen Muskel wieder auf die Bahn gebracht zu haben, eignen sich Arantius(b) und Fallopius zu (c). Jndessen eignet sie doch selbst Vesal dem Eustach zu (d).
Das untere Augenlied ist nicht unbeweglich, wie ich bei einigen lese (e). Jch habe wahrgenommen, daß es sich an lebendigen Menschen, und sonderlich in dem empfindlichen Geschlechte niederläßt, und gegen den in- nern und äussern Winkel zu bewegt (f).
Jch habe nämlich gefunden, daß vom runden Muskel der Augenlieder, allezeit zween oft auch drei Pakke aus dessen untern Theile herauslaufen.
Das
(u)[Spaltenumbruch]ALBIN p. 174. t. XI. f. 21. CASSER t. 1. f. 3. EUSTA- CHIUS.
(x)ZINN. p. 249.
(y)PARSONS p. 53.
(z)AVICENNA pag. 13. L. I. doctor. I. fen. 1. wo er sagt, der Knorpel sei die Befestigung des Augenliedmuskels. Ein Mu- skel verschliesset das Augenlied, THEOPHILUS c. 18. L. IV. hat CARPUS p. CCCCLVI.
(a)De vsu part. L. X. c. 9. ORIBAS pag. 178. 179. welcher leugnet p. 181. einen Muskel des innern Winkels gesehen zu ha- [Spaltenumbruch]
ben. Gegen den Anfang der ver- besserten Anatomie hatte man am obern Augenliede zwei Muskeln, als C. STEPHANUS pag. 298. tum LOESEL de renibus p. 58.
(b)Ann 1548. obs. c 18. p. 67.
(c)p. 65 bis zum Jahre 1553. Jhm schreibt es zu CARCANUS.
(d) Daß er durch den Fleiß der Romer aufgemuntert, sol- ches gefunden. Exam. obs. FAL- LOP. p. 48.
(e)GALEN loc. affect. L. IV. c. 2 ORIBAS p. 180.
(f) Mit Recht, daß es beweg- lich sei, sagt RIOLANUS p. 271. ANDRY orthoped. II. p. 105.
Das Geſicht. XVI. Buch.
ſich entweder in den obern Augenknorpel (u), oder in die naͤchſte Haut (x). Folglich hebt er das ganze Augen- lied in die Hoͤhe, und oͤffnet fuͤr das Licht das Auge. Er wirkt bei Verliebten, und in der Bewunderung (y). Er war ſchon den Alten, und vielleicht ſelbſt dem Ga- len bekandt, da die Araber (z), welche den Galen auszuſchreiben pflegten, ſchon davon reden. Doch lie- ſet man in den Galeniſchen Schriften, welche noch uͤbrig ſind (a), daß die ſchiefe Muſkeln in die Augen- knorpel inſerirt werden. Die Ehre, dieſen Muſkel wieder auf die Bahn gebracht zu haben, eignen ſich Arantius(b) und Fallopius zu (c). Jndeſſen eignet ſie doch ſelbſt Veſal dem Euſtach zu (d).
Das untere Augenlied iſt nicht unbeweglich, wie ich bei einigen leſe (e). Jch habe wahrgenommen, daß es ſich an lebendigen Menſchen, und ſonderlich in dem empfindlichen Geſchlechte niederlaͤßt, und gegen den in- nern und aͤuſſern Winkel zu bewegt (f).
Jch habe naͤmlich gefunden, daß vom runden Muſkel der Augenlieder, allezeit zween oft auch drei Pakke aus deſſen untern Theile herauslaufen.
Das
(u)[Spaltenumbruch]ALBIN p. 174. t. XI. f. 21. CASSER t. 1. f. 3. EUSTA- CHIUS.
(x)ZINN. p. 249.
(y)PARSONS p. 53.
(z)AVICENNA pag. 13. L. I. doctor. I. fen. 1. wo er ſagt, der Knorpel ſei die Befeſtigung des Augenliedmuſkels. Ein Mu- ſkel verſchlieſſet das Augenlied, THEOPHILUS c. 18. L. IV. hat CARPUS p. CCCCLVI.
(a)De vſu part. L. X. c. 9. ORIBAS pag. 178. 179. welcher leugnet p. 181. einen Muſkel des innern Winkels geſehen zu ha- [Spaltenumbruch]
ben. Gegen den Anfang der ver- beſſerten Anatomie hatte man am obern Augenliede zwei Muſkeln, als C. STEPHANUS pag. 298. tum LOESEL de renibus p. 58.
(b)Ann 1548. obſ. c 18. p. 67.
(c)p. 65 bis zum Jahre 1553. Jhm ſchreibt es zu CARCANUS.
(d) Daß er durch den Fleiß der Romer aufgemuntert, ſol- ches gefunden. Exam. obſ. FAL- LOP. p. 48.
(e)GALEN loc. affect. L. IV. c. 2 ORIBAS p. 180.
(f) Mit Recht, daß es beweg- lich ſei, ſagt RIOLANUS p. 271. ANDRY orthoped. II. p. 105.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0784"n="766"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Das Geſicht. <hirendition="#aq">XVI.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>ſich entweder in den obern Augenknorpel <noteplace="foot"n="(u)"><cb/><hirendition="#aq">ALBIN p. 174. t. XI. f. 21.<lb/><hirendition="#g">CASSER</hi> t. 1. f. 3. <hirendition="#g">EUSTA-<lb/>
CHIUS.</hi></hi></note>, oder in die<lb/>
naͤchſte Haut <noteplace="foot"n="(x)"><hirendition="#aq">ZINN. p.</hi> 249.</note>. Folglich hebt er das ganze Augen-<lb/>
lied in die Hoͤhe, und oͤffnet fuͤr das Licht das Auge. Er<lb/>
wirkt bei Verliebten, und in der Bewunderung <noteplace="foot"n="(y)"><hirendition="#aq">PARSONS p.</hi> 53.</note>.<lb/>
Er war ſchon den Alten, und vielleicht ſelbſt dem <hirendition="#fr">Ga-<lb/>
len</hi> bekandt, da die Araber <noteplace="foot"n="(z)"><hirendition="#aq">AVICENNA pag. 13. L. I.<lb/>
doctor. I. fen.</hi> 1. wo er ſagt, der<lb/>
Knorpel ſei die Befeſtigung des<lb/>
Augenliedmuſkels. Ein Mu-<lb/>ſkel verſchlieſſet das Augenlied,<lb/><hirendition="#aq">THEOPHILUS c. 18. L. IV.</hi> hat<lb/><hirendition="#aq">CARPUS p. CCCCLVI.</hi></note>, welche den <hirendition="#fr">Galen</hi><lb/>
auszuſchreiben pflegten, ſchon davon reden. Doch lie-<lb/>ſet man in den <hirendition="#fr">Galeniſchen</hi> Schriften, welche noch<lb/>
uͤbrig ſind <noteplace="foot"n="(a)"><hirendition="#aq">De vſu part. L. X. c. 9.<lb/>
ORIBAS pag.</hi> 178. 179. welcher<lb/>
leugnet <hirendition="#aq">p.</hi> 181. einen Muſkel des<lb/>
innern Winkels geſehen zu ha-<lb/><cb/>
ben. Gegen den Anfang der ver-<lb/>
beſſerten Anatomie hatte man am<lb/>
obern Augenliede zwei Muſkeln,<lb/>
als <hirendition="#aq">C. STEPHANUS pag. 298.<lb/>
tum LOESEL de renibus p.</hi> 58.</note>, daß die ſchiefe Muſkeln in die Augen-<lb/>
knorpel inſerirt werden. Die Ehre, dieſen Muſkel<lb/>
wieder auf die Bahn gebracht zu haben, eignen ſich<lb/><hirendition="#fr">Arantius</hi><noteplace="foot"n="(b)"><hirendition="#aq">Ann 1548. obſ. c 18. p.</hi> 67.</note> und <hirendition="#fr">Fallopius</hi> zu <noteplace="foot"n="(c)"><hirendition="#aq">p.</hi> 65 bis zum Jahre 1553.<lb/>
Jhm ſchreibt es zu <hirendition="#aq">CARCANUS.</hi></note>. Jndeſſen eignet<lb/>ſie doch ſelbſt <hirendition="#fr">Veſal</hi> dem <hirendition="#fr">Euſtach</hi> zu <noteplace="foot"n="(d)">Daß er durch den Fleiß<lb/>
der Romer aufgemuntert, ſol-<lb/>
ches gefunden. <hirendition="#aq">Exam. obſ. FAL-<lb/>
LOP. p.</hi> 48.</note>.</p><lb/><p>Das untere Augenlied iſt nicht unbeweglich, wie ich<lb/>
bei einigen leſe <noteplace="foot"n="(e)"><hirendition="#aq">GALEN loc. affect. L. IV.<lb/>
c. 2 ORIBAS p.</hi> 180.</note>. Jch habe wahrgenommen, daß es<lb/>ſich an lebendigen Menſchen, und ſonderlich in dem<lb/>
empfindlichen Geſchlechte niederlaͤßt, und gegen den in-<lb/>
nern und aͤuſſern Winkel zu bewegt <noteplace="foot"n="(f)">Mit Recht, daß es beweg-<lb/>
lich ſei, ſagt <hirendition="#aq">RIOLANUS p. 271.<lb/>
ANDRY orthoped. II. p.</hi> 105.</note>.</p><lb/><p>Jch habe naͤmlich gefunden, daß vom runden Muſkel<lb/>
der Augenlieder, allezeit zween oft auch drei Pakke aus<lb/>
deſſen untern Theile herauslaufen.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Das</fw><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[766/0784]
Das Geſicht. XVI. Buch.
ſich entweder in den obern Augenknorpel (u), oder in die
naͤchſte Haut (x). Folglich hebt er das ganze Augen-
lied in die Hoͤhe, und oͤffnet fuͤr das Licht das Auge. Er
wirkt bei Verliebten, und in der Bewunderung (y).
Er war ſchon den Alten, und vielleicht ſelbſt dem Ga-
len bekandt, da die Araber (z), welche den Galen
auszuſchreiben pflegten, ſchon davon reden. Doch lie-
ſet man in den Galeniſchen Schriften, welche noch
uͤbrig ſind (a), daß die ſchiefe Muſkeln in die Augen-
knorpel inſerirt werden. Die Ehre, dieſen Muſkel
wieder auf die Bahn gebracht zu haben, eignen ſich
Arantius (b) und Fallopius zu (c). Jndeſſen eignet
ſie doch ſelbſt Veſal dem Euſtach zu (d).
Das untere Augenlied iſt nicht unbeweglich, wie ich
bei einigen leſe (e). Jch habe wahrgenommen, daß es
ſich an lebendigen Menſchen, und ſonderlich in dem
empfindlichen Geſchlechte niederlaͤßt, und gegen den in-
nern und aͤuſſern Winkel zu bewegt (f).
Jch habe naͤmlich gefunden, daß vom runden Muſkel
der Augenlieder, allezeit zween oft auch drei Pakke aus
deſſen untern Theile herauslaufen.
Das
(u)
ALBIN p. 174. t. XI. f. 21.
CASSER t. 1. f. 3. EUSTA-
CHIUS.
(x) ZINN. p. 249.
(y) PARSONS p. 53.
(z) AVICENNA pag. 13. L. I.
doctor. I. fen. 1. wo er ſagt, der
Knorpel ſei die Befeſtigung des
Augenliedmuſkels. Ein Mu-
ſkel verſchlieſſet das Augenlied,
THEOPHILUS c. 18. L. IV. hat
CARPUS p. CCCCLVI.
(a) De vſu part. L. X. c. 9.
ORIBAS pag. 178. 179. welcher
leugnet p. 181. einen Muſkel des
innern Winkels geſehen zu ha-
ben. Gegen den Anfang der ver-
beſſerten Anatomie hatte man am
obern Augenliede zwei Muſkeln,
als C. STEPHANUS pag. 298.
tum LOESEL de renibus p. 58.
(b) Ann 1548. obſ. c 18. p. 67.
(c) p. 65 bis zum Jahre 1553.
Jhm ſchreibt es zu CARCANUS.
(d) Daß er durch den Fleiß
der Romer aufgemuntert, ſol-
ches gefunden. Exam. obſ. FAL-
LOP. p. 48.
(e) GALEN loc. affect. L. IV.
c. 2 ORIBAS p. 180.
(f) Mit Recht, daß es beweg-
lich ſei, ſagt RIOLANUS p. 271.
ANDRY orthoped. II. p. 105.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 766. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/784>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.