An dieses hängt sich, vermittelst loser Zellfäden, mit einiger Beweglichkeit die Membran über der Hirn- schale (membrana epicrania) an, und diese ist gemei- niglich loser, als andere Membranen, und von einem Glanze, wie eine Sehne (b), dennoch aber auch zell- förmig, und zwischen ihr und der Haut befindet sich wie- der ein Zellgewebe, das gar nicht dichte ist, und etwas trokkene und härtliche Fettigkeit in sich schließt.
Sie fängt sich an bei dem vorragenden Kamme des Hinterhaupts sehen zu lassen, wo sie sich mit den sehni- gen Fasern der Kopfmuskeln, die hier eingelenkt sind, vermischet (c). Sie läuft nach vorne zu über den Schlä- femuskel, ist nicht so stark am Ohre (d) und Jochbei- ne (e), wo sie feste anhängt, und also macht, daß der Schläfemuskel zwischen dem Knochenhäutchen, und die- ser Membran zu liegen kömmt. Diejenigen, welche behaupten, daß unter dem Schläfemuskel kein Knochen- häutchen sei (f), glauben, daß sich, eben so, wie an an- dern Orten im menschlichen Körper, muskulöse Fasern in den Knochen werfen. Doch man kann an der Frucht leicht sehen, daß sich die Muskeln eigentlich in das Knochenhäutchen endigen.
Die Alten haben diese Membran hin und wieder für das Knochenhäutchen angesehen, und geglaubt, daß sich zwischen beiden Fett, und der Schläfemuskel (a)
befin-
(b) Uebers Kreuz laufende Fa- sern LUDWIG, WINSLOW n. 197.
(c)[Spaltenumbruch]WINSLOW n. 197. VER- DIER pag. 196. LUDWIG p. 8. LIEUTAUD p. 119. add.
(d)ALBIN p. 141.
(e)LUDEWIG p. VI. LAU- RENT, p. 520. FALLOP pag. 216. ALBIN ibid. WINSLOW n. 200.
(f)LIEUTAUD p. 119. VER- HEYEN pag. 211. ANDR. LAU- RENT p. 188. 520.
(a)[Spaltenumbruch]LUDWIG de membrana epicrania p. IV. V. coiffe apo- neurotique WINSLOW n. 196. sqq. VERDIER p. 196. GA- LEA aponeurotica, WEIT- BRECHT Comm. Acad Pe- trop T. VI. pag 132. Tenue in- volucrum. ALBIN de musc. L. II. c. 1. p. 138.
Das Geſicht. XVI. Buch.
An dieſes haͤngt ſich, vermittelſt loſer Zellfaͤden, mit einiger Beweglichkeit die Membran uͤber der Hirn- ſchale (membrana epicrania) an, und dieſe iſt gemei- niglich loſer, als andere Membranen, und von einem Glanze, wie eine Sehne (b), dennoch aber auch zell- foͤrmig, und zwiſchen ihr und der Haut befindet ſich wie- der ein Zellgewebe, das gar nicht dichte iſt, und etwas trokkene und haͤrtliche Fettigkeit in ſich ſchließt.
Sie faͤngt ſich an bei dem vorragenden Kamme des Hinterhaupts ſehen zu laſſen, wo ſie ſich mit den ſehni- gen Faſern der Kopfmuſkeln, die hier eingelenkt ſind, vermiſchet (c). Sie laͤuft nach vorne zu uͤber den Schlaͤ- femuſkel, iſt nicht ſo ſtark am Ohre (d) und Jochbei- ne (e), wo ſie feſte anhaͤngt, und alſo macht, daß der Schlaͤfemuſkel zwiſchen dem Knochenhaͤutchen, und die- ſer Membran zu liegen koͤmmt. Diejenigen, welche behaupten, daß unter dem Schlaͤfemuſkel kein Knochen- haͤutchen ſei (f), glauben, daß ſich, eben ſo, wie an an- dern Orten im menſchlichen Koͤrper, muſkuloͤſe Faſern in den Knochen werfen. Doch man kann an der Frucht leicht ſehen, daß ſich die Muſkeln eigentlich in das Knochenhaͤutchen endigen.
Die Alten haben dieſe Membran hin und wieder fuͤr das Knochenhaͤutchen angeſehen, und geglaubt, daß ſich zwiſchen beiden Fett, und der Schlaͤfemuſkel (a)
befin-
(b) Uebers Kreuz laufende Fa- ſern LUDWIG, WINSLOW n. 197.
(c)[Spaltenumbruch]WINSLOW n. 197. VER- DIER pag. 196. LUDWIG p. 8. LIEUTAUD p. 119. add.
(d)ALBIN p. 141.
(e)LUDEWIG p. VI. LAU- RENT, p. 520. FALLOP pag. 216. ALBIN ibid. WINSLOW n. 200.
(f)LIEUTAUD p. 119. VER- HEYEN pag. 211. ANDR. LAU- RENT p. 188. 520.
(a)[Spaltenumbruch]LUDWIG de membrana epicrania p. IV. V. coiffe apo- neurotique WINSLOW n. 196. ſqq. VERDIER p. 196. GA- LEA aponeurotica, WEIT- BRECHT Comm. Acad Pe- trop T. VI. pag 132. Tenue in- volucrum. ALBIN de muſc. L. II. c. 1. p. 138.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0734"n="716"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Das Geſicht. <hirendition="#aq">XVI.</hi> Buch.</hi></fw><lb/><p>An dieſes haͤngt ſich, vermittelſt loſer Zellfaͤden, mit<lb/>
einiger Beweglichkeit <hirendition="#fr">die Membran uͤber der Hirn-<lb/>ſchale</hi> (<hirendition="#aq">membrana epicrania</hi>) an, und dieſe iſt gemei-<lb/>
niglich loſer, als andere Membranen, und von einem<lb/>
Glanze, wie eine Sehne <noteplace="foot"n="(b)">Uebers Kreuz laufende Fa-<lb/>ſern <hirendition="#aq"><hirendition="#g">LUDWIG,</hi> WINSLOW<lb/>
n.</hi> 197.</note>, dennoch aber auch zell-<lb/>
foͤrmig, und zwiſchen ihr und der Haut befindet ſich wie-<lb/>
der ein Zellgewebe, das gar nicht dichte iſt, und etwas<lb/>
trokkene und haͤrtliche Fettigkeit in ſich ſchließt.</p><lb/><p>Sie faͤngt ſich an bei dem vorragenden Kamme des<lb/>
Hinterhaupts ſehen zu laſſen, wo ſie ſich mit den ſehni-<lb/>
gen Faſern der Kopfmuſkeln, die hier eingelenkt ſind,<lb/>
vermiſchet <noteplace="foot"n="(c)"><cb/><hirendition="#aq">WINSLOW n. 197. VER-<lb/>
DIER pag. 196. <hirendition="#g">LUDWIG</hi><lb/>
p. 8. LIEUTAUD p. 119. add.</hi></note>. Sie laͤuft nach vorne zu uͤber den Schlaͤ-<lb/>
femuſkel, iſt nicht ſo ſtark am Ohre <noteplace="foot"n="(d)"><hirendition="#aq">ALBIN p.</hi> 141.</note> und Jochbei-<lb/>
ne <noteplace="foot"n="(e)"><hirendition="#aq">LUDEWIG p. VI. LAU-<lb/>
RENT, p. 520. FALLOP pag.<lb/>
216. <hirendition="#g">ALBIN</hi> ibid. WINSLOW<lb/>
n.</hi> 200.</note>, wo ſie feſte anhaͤngt, und alſo macht, daß der<lb/>
Schlaͤfemuſkel zwiſchen dem Knochenhaͤutchen, und die-<lb/>ſer Membran zu liegen koͤmmt. Diejenigen, welche<lb/>
behaupten, daß unter dem Schlaͤfemuſkel kein Knochen-<lb/>
haͤutchen ſei <noteplace="foot"n="(f)"><hirendition="#aq">LIEUTAUD p. 119. VER-<lb/>
HEYEN pag. 211. ANDR. LAU-<lb/>
RENT p.</hi> 188. 520.</note>, glauben, daß ſich, eben ſo, wie an an-<lb/>
dern Orten im menſchlichen Koͤrper, muſkuloͤſe Faſern<lb/>
in den Knochen werfen. Doch man kann an der Frucht<lb/>
leicht ſehen, daß ſich die Muſkeln eigentlich in das<lb/>
Knochenhaͤutchen endigen.</p><lb/><p>Die Alten haben dieſe Membran hin und wieder<lb/>
fuͤr das Knochenhaͤutchen angeſehen, und geglaubt,<lb/>
daß ſich zwiſchen beiden Fett, und der Schlaͤfemuſkel<lb/><fwplace="bottom"type="catch">befin-</fw><lb/><noteplace="foot"n="(a)"><cb/><hirendition="#aq">LUDWIG de membrana<lb/>
epicrania p. IV. V. coiffe apo-<lb/>
neurotique WINSLOW n. 196.<lb/>ſqq. <hirendition="#g">VERDIER</hi> p. 196. <hirendition="#g">GA-<lb/>
LEA</hi> aponeurotica, <hirendition="#g">WEIT-<lb/>
BRECHT</hi> Comm. Acad Pe-<lb/>
trop T. VI. pag 132. Tenue in-<lb/>
volucrum. <hirendition="#g">ALBIN</hi> de muſc.<lb/>
L. II. c. 1. p.</hi> 138.</note><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[716/0734]
Das Geſicht. XVI. Buch.
An dieſes haͤngt ſich, vermittelſt loſer Zellfaͤden, mit
einiger Beweglichkeit die Membran uͤber der Hirn-
ſchale (membrana epicrania) an, und dieſe iſt gemei-
niglich loſer, als andere Membranen, und von einem
Glanze, wie eine Sehne (b), dennoch aber auch zell-
foͤrmig, und zwiſchen ihr und der Haut befindet ſich wie-
der ein Zellgewebe, das gar nicht dichte iſt, und etwas
trokkene und haͤrtliche Fettigkeit in ſich ſchließt.
Sie faͤngt ſich an bei dem vorragenden Kamme des
Hinterhaupts ſehen zu laſſen, wo ſie ſich mit den ſehni-
gen Faſern der Kopfmuſkeln, die hier eingelenkt ſind,
vermiſchet (c). Sie laͤuft nach vorne zu uͤber den Schlaͤ-
femuſkel, iſt nicht ſo ſtark am Ohre (d) und Jochbei-
ne (e), wo ſie feſte anhaͤngt, und alſo macht, daß der
Schlaͤfemuſkel zwiſchen dem Knochenhaͤutchen, und die-
ſer Membran zu liegen koͤmmt. Diejenigen, welche
behaupten, daß unter dem Schlaͤfemuſkel kein Knochen-
haͤutchen ſei (f), glauben, daß ſich, eben ſo, wie an an-
dern Orten im menſchlichen Koͤrper, muſkuloͤſe Faſern
in den Knochen werfen. Doch man kann an der Frucht
leicht ſehen, daß ſich die Muſkeln eigentlich in das
Knochenhaͤutchen endigen.
Die Alten haben dieſe Membran hin und wieder
fuͤr das Knochenhaͤutchen angeſehen, und geglaubt,
daß ſich zwiſchen beiden Fett, und der Schlaͤfemuſkel
befin-
(a)
(b) Uebers Kreuz laufende Fa-
ſern LUDWIG, WINSLOW
n. 197.
(c)
WINSLOW n. 197. VER-
DIER pag. 196. LUDWIG
p. 8. LIEUTAUD p. 119. add.
(d) ALBIN p. 141.
(e) LUDEWIG p. VI. LAU-
RENT, p. 520. FALLOP pag.
216. ALBIN ibid. WINSLOW
n. 200.
(f) LIEUTAUD p. 119. VER-
HEYEN pag. 211. ANDR. LAU-
RENT p. 188. 520.
(a)
LUDWIG de membrana
epicrania p. IV. V. coiffe apo-
neurotique WINSLOW n. 196.
ſqq. VERDIER p. 196. GA-
LEA aponeurotica, WEIT-
BRECHT Comm. Acad Pe-
trop T. VI. pag 132. Tenue in-
volucrum. ALBIN de muſc.
L. II. c. 1. p. 138.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 716. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/734>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.