§. 12. Die Verschiedenheit im Gehöre verschiedener Menschen.
Wenn in einerlei Menschen das rechte Werkzeug des Gehöres, dem linken ganz ähnlich zu sein pflegt, so ist dergleichen Beschaffenheit nicht eben in verschiedenen Menschen einerlei. Es hat Valsalva bereits längst angemerkt (f), daß dennoch die Maasse der halbzirkli- chen Kanäle bei diesen und jenen Menschen anders be- schaffen sind, und es hat Cassebohm diese Anmerkung in so fern ausgedehnt (g), daß er nicht einmal die von der Länge dieser Kanäle hergenommene Benennungen gelten lies, indem er solche veränderlich fand. So hat auch der sehr genaue Cotunnus(h) manche Gehörknöch- gen, sogar noch einmal so groß, als sonst, gefunden; und ich erinnere mich, daß ich unter den Steigbiegeln, deren ich viele vor mir liegen hatte, nicht zween einan- der recht gleiche angetroffen.
Dieses wäre für uns hinlänglich genung, und wir ha- ben sowohl von dem zu grossen Vermögen zu hören, als auch von dem zu schwachen Erwähnung gethan. Eini- ge Personen hören bisweilen zu scharf in hizzigen Krank- heiten (i), in einer Entzündung der Gehirnhäute (k), wenn sie Wasserscheu geworden (l), im Todtenkram- pfe (m). Wir haben an einem andern Orte die Krank- heit des jüngern Albins(n) berührt. Oft werden histe- rische Weiber auch von den geringsten Thönen in Un- ruhe gesezzt. Es scheint dieses ein Uebel der Nerven zu
sein,
(f)[Spaltenumbruch]Conf. loc. cit. p. 231.
(g)p. 141. 142.
(h)p. 61. da das runde Fen- ster verschlossen war.
(i)BOYLE determinat. effluv. p. 131. GORTER chirurg. repurg. n. 997.
(k)[Spaltenumbruch]ARETAEUS acut. curat. L. I. c. 1. in mania FISCHER de miro sens. augment.
(l)L. X. p. 294.
(m)HILLARY natural. hist. of Barbad. p. 241.
(n)L. X. l. c.
Das Gehoͤr. XV. Buch.
§. 12. Die Verſchiedenheit im Gehoͤre verſchiedener Menſchen.
Wenn in einerlei Menſchen das rechte Werkzeug des Gehoͤres, dem linken ganz aͤhnlich zu ſein pflegt, ſo iſt dergleichen Beſchaffenheit nicht eben in verſchiedenen Menſchen einerlei. Es hat Valſalva bereits laͤngſt angemerkt (f), daß dennoch die Maaſſe der halbzirkli- chen Kanaͤle bei dieſen und jenen Menſchen anders be- ſchaffen ſind, und es hat Caſſebohm dieſe Anmerkung in ſo fern ausgedehnt (g), daß er nicht einmal die von der Laͤnge dieſer Kanaͤle hergenommene Benennungen gelten lies, indem er ſolche veraͤnderlich fand. So hat auch der ſehr genaue Cotunnus(h) manche Gehoͤrknoͤch- gen, ſogar noch einmal ſo groß, als ſonſt, gefunden; und ich erinnere mich, daß ich unter den Steigbiegeln, deren ich viele vor mir liegen hatte, nicht zween einan- der recht gleiche angetroffen.
Dieſes waͤre fuͤr uns hinlaͤnglich genung, und wir ha- ben ſowohl von dem zu groſſen Vermoͤgen zu hoͤren, als auch von dem zu ſchwachen Erwaͤhnung gethan. Eini- ge Perſonen hoͤren bisweilen zu ſcharf in hizzigen Krank- heiten (i), in einer Entzuͤndung der Gehirnhaͤute (k), wenn ſie Waſſerſcheu geworden (l), im Todtenkram- pfe (m). Wir haben an einem andern Orte die Krank- heit des juͤngern Albins(n) beruͤhrt. Oft werden hiſte- riſche Weiber auch von den geringſten Thoͤnen in Un- ruhe geſezzt. Es ſcheint dieſes ein Uebel der Nerven zu
ſein,
(f)[Spaltenumbruch]Conf. loc. cit. p. 231.
(g)p. 141. 142.
(h)p. 61. da das runde Fen- ſter verſchloſſen war.
(i)BOYLE determinat. effluv. p. 131. GORTER chirurg. repurg. n. 997.
(k)[Spaltenumbruch]ARETÆUS acut. curat. L. I. c. 1. in mania FISCHER de miro ſenſ. augment.
(l)L. X. p. 294.
(m)HILLARY natural. hiſt. of Barbad. p. 241.
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Das Gehoͤr. XV. Buch.
§. 12.
Die Verſchiedenheit im Gehoͤre verſchiedener
Menſchen.
Wenn in einerlei Menſchen das rechte Werkzeug
des Gehoͤres, dem linken ganz aͤhnlich zu ſein pflegt, ſo
iſt dergleichen Beſchaffenheit nicht eben in verſchiedenen
Menſchen einerlei. Es hat Valſalva bereits laͤngſt
angemerkt (f), daß dennoch die Maaſſe der halbzirkli-
chen Kanaͤle bei dieſen und jenen Menſchen anders be-
ſchaffen ſind, und es hat Caſſebohm dieſe Anmerkung
in ſo fern ausgedehnt (g), daß er nicht einmal die von
der Laͤnge dieſer Kanaͤle hergenommene Benennungen
gelten lies, indem er ſolche veraͤnderlich fand. So hat
auch der ſehr genaue Cotunnus (h) manche Gehoͤrknoͤch-
gen, ſogar noch einmal ſo groß, als ſonſt, gefunden;
und ich erinnere mich, daß ich unter den Steigbiegeln,
deren ich viele vor mir liegen hatte, nicht zween einan-
der recht gleiche angetroffen.
Dieſes waͤre fuͤr uns hinlaͤnglich genung, und wir ha-
ben ſowohl von dem zu groſſen Vermoͤgen zu hoͤren, als
auch von dem zu ſchwachen Erwaͤhnung gethan. Eini-
ge Perſonen hoͤren bisweilen zu ſcharf in hizzigen Krank-
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wenn ſie Waſſerſcheu geworden (l), im Todtenkram-
pfe (m). Wir haben an einem andern Orte die Krank-
heit des juͤngern Albins (n) beruͤhrt. Oft werden hiſte-
riſche Weiber auch von den geringſten Thoͤnen in Un-
ruhe geſezzt. Es ſcheint dieſes ein Uebel der Nerven zu
ſein,
(f)
Conf. loc. cit. p. 231.
(g) p. 141. 142.
(h) p. 61. da das runde Fen-
ſter verſchloſſen war.
(i) BOYLE determinat. effluv.
p. 131. GORTER chirurg. repurg.
n. 997.
(k)
ARETÆUS acut. curat. L.
I. c. 1. in mania FISCHER de
miro ſenſ. augment.
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(m) HILLARY natural. hiſt.
of Barbad. p. 241.
(n) L. X. l. c.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 700. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/718>, abgerufen am 23.11.2024.
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