bracht (h), unter andern, daß man mit Gewißheit kei- ne Nerven in diesen Kanälen zeigen könne, und daß die Richtung derselben zwar kegelförmig, aber auch ihre Oeffnung gleichmäßig sei (i).
Dennoch hat die so künstliche Maschine der Schnekke vorlängst schon die Augen der Phisiologen auf sich ge- wandt, und sie glaubten, daß an keinem andern Orte ein so genaues Gehör, und ein so subtiler Unterscheid der Thöne statt finden könne. Jnsonderheit aber gefiel berühmten Männern die membranöse Splralplatte, nebst den, zwischen beiden Blättern derselben herablaufenden Nerven (k), welche sie sich erwählen. Denn da diese Platte ein wirkliches Dreiekk, und nur zusammengerol- let, und recht winklich ist, dessen Winkel gegen die Spizze der Schnekke sehr spizz zu läuft: so fanden scharf- sinnige Männer sogleich eine kleine Maschine, worin- nen unzähliche Saiten befindlich sind (l). Es zeiget sich ein sehr breiter Anfang an der Grundfläche der Schnek- ke, und sehr kurze Enden nahe an der Spizze, nämlich so, wie sich berühmte Männer diesen Bau vorstellten. Sie meynten demnach, daß die längsten Saiten, die an der Basis liegen, mit den gröbsten Thönen (m), die kür- zesten hingegen, welche an der Spizze sind, mit den feinsten Thönen harmonisch zusammen beben, und durch diese Bebungen der Seele diese Thöne deutlich vorstel- len. Sie machten aber diese Saiten nervig und empfind- lich, weil man glaubte, daß aus der Schnekkenspindel (modiolus) zwischen den beiden Blättern der membra- nösen Platte keine Nervchen hervorkommen; und aus (n)
eben
(h)[Spaltenumbruch]p. 43.
(i)Ibidem & p. 230.
(k)p. 243.
(l)DUVERNEY, p. 98. BOERHAAVE, nom. 563. D. de MAIRAN, Memoires de l'Acad. [Spaltenumbruch]
1737. NOLLET, p. 480. COT- TUNNUS, p. 79. MUSSCHEN- BROECK, n. 1479.
(m)Iidem auctores.
(n)PERRAULT, du bruit p. 246. seqq. DUVERNEY p. 96. COTUNNUS, l. c.
Das Gehoͤr. XV. Buch.
bracht (h), unter andern, daß man mit Gewißheit kei- ne Nerven in dieſen Kanaͤlen zeigen koͤnne, und daß die Richtung derſelben zwar kegelfoͤrmig, aber auch ihre Oeffnung gleichmaͤßig ſei (i).
Dennoch hat die ſo kuͤnſtliche Maſchine der Schnekke vorlaͤngſt ſchon die Augen der Phiſiologen auf ſich ge- wandt, und ſie glaubten, daß an keinem andern Orte ein ſo genaues Gehoͤr, und ein ſo ſubtiler Unterſcheid der Thoͤne ſtatt finden koͤnne. Jnſonderheit aber gefiel beruͤhmten Maͤnnern die membranoͤſe Splralplatte, nebſt den, zwiſchen beiden Blaͤttern derſelben herablaufenden Nerven (k), welche ſie ſich erwaͤhlen. Denn da dieſe Platte ein wirkliches Dreiekk, und nur zuſammengerol- let, und recht winklich iſt, deſſen Winkel gegen die Spizze der Schnekke ſehr ſpizz zu laͤuft: ſo fanden ſcharf- ſinnige Maͤnner ſogleich eine kleine Maſchine, worin- nen unzaͤhliche Saiten befindlich ſind (l). Es zeiget ſich ein ſehr breiter Anfang an der Grundflaͤche der Schnek- ke, und ſehr kurze Enden nahe an der Spizze, naͤmlich ſo, wie ſich beruͤhmte Maͤnner dieſen Bau vorſtellten. Sie meynten demnach, daß die laͤngſten Saiten, die an der Baſis liegen, mit den groͤbſten Thoͤnen (m), die kuͤr- zeſten hingegen, welche an der Spizze ſind, mit den feinſten Thoͤnen harmoniſch zuſammen beben, und durch dieſe Bebungen der Seele dieſe Thoͤne deutlich vorſtel- len. Sie machten aber dieſe Saiten nervig und empfind- lich, weil man glaubte, daß aus der Schnekkenſpindel (modiolus) zwiſchen den beiden Blaͤttern der membra- noͤſen Platte keine Nervchen hervorkommen; und aus (n)
eben
(h)[Spaltenumbruch]p. 43.
(i)Ibidem & p. 230.
(k)p. 243.
(l)DUVERNEY, p. 98. BOERHAAVE, nom. 563. D. de MAIRAN, Memoires de l’Acad. [Spaltenumbruch]
1737. NOLLET, p. 480. COT- TUNNUS, p. 79. MUSSCHEN- BROECK, n. 1479.
(m)Iidem auctores.
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[688/0706]
Das Gehoͤr. XV. Buch.
bracht (h), unter andern, daß man mit Gewißheit kei-
ne Nerven in dieſen Kanaͤlen zeigen koͤnne, und daß die
Richtung derſelben zwar kegelfoͤrmig, aber auch ihre
Oeffnung gleichmaͤßig ſei (i).
Dennoch hat die ſo kuͤnſtliche Maſchine der Schnekke
vorlaͤngſt ſchon die Augen der Phiſiologen auf ſich ge-
wandt, und ſie glaubten, daß an keinem andern Orte
ein ſo genaues Gehoͤr, und ein ſo ſubtiler Unterſcheid
der Thoͤne ſtatt finden koͤnne. Jnſonderheit aber gefiel
beruͤhmten Maͤnnern die membranoͤſe Splralplatte, nebſt
den, zwiſchen beiden Blaͤttern derſelben herablaufenden
Nerven (k), welche ſie ſich erwaͤhlen. Denn da dieſe
Platte ein wirkliches Dreiekk, und nur zuſammengerol-
let, und recht winklich iſt, deſſen Winkel gegen die
Spizze der Schnekke ſehr ſpizz zu laͤuft: ſo fanden ſcharf-
ſinnige Maͤnner ſogleich eine kleine Maſchine, worin-
nen unzaͤhliche Saiten befindlich ſind (l). Es zeiget ſich
ein ſehr breiter Anfang an der Grundflaͤche der Schnek-
ke, und ſehr kurze Enden nahe an der Spizze, naͤmlich
ſo, wie ſich beruͤhmte Maͤnner dieſen Bau vorſtellten.
Sie meynten demnach, daß die laͤngſten Saiten, die an
der Baſis liegen, mit den groͤbſten Thoͤnen (m), die kuͤr-
zeſten hingegen, welche an der Spizze ſind, mit den
feinſten Thoͤnen harmoniſch zuſammen beben, und durch
dieſe Bebungen der Seele dieſe Thoͤne deutlich vorſtel-
len. Sie machten aber dieſe Saiten nervig und empfind-
lich, weil man glaubte, daß aus der Schnekkenſpindel
(modiolus) zwiſchen den beiden Blaͤttern der membra-
noͤſen Platte keine Nervchen hervorkommen; und aus
eben
(n)
(h)
p. 43.
(i) Ibidem & p. 230.
(k) p. 243.
(l) DUVERNEY, p. 98.
BOERHAAVE, nom. 563. D. de
MAIRAN, Memoires de l’Acad.
1737. NOLLET, p. 480. COT-
TUNNUS, p. 79. MUSSCHEN-
BROECK, n. 1479.
(m) Iidem auctores.
(n) PERRAULT, du bruit
p. 246. ſeqq. DUVERNEY p. 96.
COTUNNUS, l. c.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 688. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/706>, abgerufen am 23.11.2024.
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