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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

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III. Abschnitt. Werkzeug.

Andere versichern, daß die Karpe, und der Lachs (x)
ein Gehör haben, und sich durch ein Getöse verjagen
lassen (y). Von dem Eidechsenfische, und einer Art
desselben, Warral genannt, versichert ein guter Schrift-
steller, daß sie die Musik liebe, und mit den Dervis-
mönchen herumtanzen (z).

Wenn es erlaubt wäre, anzunehmen, daß die Fische
ein wirkliches Gehör haben; so hätte man für die halb-
zirklichen Kanäle, und für diejenige Meinung viel ge-
wonnen, welche den Sizz dieses Sinnes in diesen Kanä-
len, und mitten in ihrer Länge fest sezzte. Alsdenn
könnte man folgende Schlußrede machen: daß ohne
Ohrknöchgen, ohne Trummel und Schnekke (a) die kal-
te Fische hören; daß die Vögel mit den Knöchgen, doch
aber ohne Schnekke (b), hören; daß beide Thierarten
ihre halbzirkliche Kanäle haben; daß ohne halbzirkliche
Kanäle kein einziges Thier (c), es sei denn bei den
Schlangen (d), und Salamandern (e) ein undeutliches
Gehör lebe; daß dagegen Frösche (f) und Eidechsen (g) bes-
ser hören, die dergleichen Kanäle haben. Berühmte
Männer fügen zu diesem noch, daß auch in den halb-
zirklichen Kanälen ein kegelförmiger Bau, und ordent-
lich abnehmende Längen vorkommen, welche mit vielen
Saiten einstimmen könnten (g*).

Doch es pflichten dieser Meynung sehr wenige
bei, und es hat dagegen Cotunnus vieles vorge-

bracht
(x) [Spaltenumbruch] RICHTER, Ichthyotheo-
log. p.
798.
(y) ROBERG, de salm. p. 14.
(z) SHAW, travels p. 429.
(a) MEAD, de Venenis p. 43.
DUVERNEY, p.
99.
(b) DUVERNEY, ibid. c. de
piscibus DUVERNEY, memoi-
res avant 1699. T. I. pag. 280.
RICHTER, ichthyotheol. p. 63.
[Spaltenumbruch] de raja GEOFROI, p. 188. de
Avibus PERRAULT, pag. 211.
SENAC, Essays p.
629. 630.
(d) GEOFROI, pag. 179.
182. 183.
(e) p. 185. 191.
(f) p. 191. add. 173. 136. 177.
(g) pag. 191. add. pag. 170. &
posth. l. c.
(g*) DUVERNEY, p. 102. 103.
III. Abſchnitt. Werkzeug.

Andere verſichern, daß die Karpe, und der Lachs (x)
ein Gehoͤr haben, und ſich durch ein Getoͤſe verjagen
laſſen (y). Von dem Eidechſenfiſche, und einer Art
deſſelben, Warral genannt, verſichert ein guter Schrift-
ſteller, daß ſie die Muſik liebe, und mit den Dervis-
moͤnchen herumtanzen (z).

Wenn es erlaubt waͤre, anzunehmen, daß die Fiſche
ein wirkliches Gehoͤr haben; ſo haͤtte man fuͤr die halb-
zirklichen Kanaͤle, und fuͤr diejenige Meinung viel ge-
wonnen, welche den Sizz dieſes Sinnes in dieſen Kanaͤ-
len, und mitten in ihrer Laͤnge feſt ſezzte. Alsdenn
koͤnnte man folgende Schlußrede machen: daß ohne
Ohrknoͤchgen, ohne Trummel und Schnekke (a) die kal-
te Fiſche hoͤren; daß die Voͤgel mit den Knoͤchgen, doch
aber ohne Schnekke (b), hoͤren; daß beide Thierarten
ihre halbzirkliche Kanaͤle haben; daß ohne halbzirkliche
Kanaͤle kein einziges Thier (c), es ſei denn bei den
Schlangen (d), und Salamandern (e) ein undeutliches
Gehoͤr lebe; daß dagegen Froͤſche (f) und Eidechſen (g) beſ-
ſer hoͤren, die dergleichen Kanaͤle haben. Beruͤhmte
Maͤnner fuͤgen zu dieſem noch, daß auch in den halb-
zirklichen Kanaͤlen ein kegelfoͤrmiger Bau, und ordent-
lich abnehmende Laͤngen vorkommen, welche mit vielen
Saiten einſtimmen koͤnnten (g*).

Doch es pflichten dieſer Meynung ſehr wenige
bei, und es hat dagegen Cotunnus vieles vorge-

bracht
(x) [Spaltenumbruch] RICHTER, Ichthyotheo-
log. p.
798.
(y) ROBERG, de ſalm. p. 14.
(z) SHAW, travels p. 429.
(a) MEAD, de Venenis p. 43.
DUVERNEY, p.
99.
(b) DUVERNEY, ibid. c. de
piſcibus DUVERNEY, memoi-
res avant 1699. T. I. pag. 280.
RICHTER, ichthyotheol. p. 63.
[Spaltenumbruch] de raja GEOFROI, p. 188. de
Avibus PERRAULT, pag. 211.
SENAC, Eſſays p.
629. 630.
(d) GEOFROI, pag. 179.
182. 183.
(e) p. 185. 191.
(f) p. 191. add. 173. 136. 177.
(g) pag. 191. add. pag. 170. &
poſth. l. c.
(g*) DUVERNEY, p. 102. 103.
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[687/0705] III. Abſchnitt. Werkzeug. Andere verſichern, daß die Karpe, und der Lachs (x) ein Gehoͤr haben, und ſich durch ein Getoͤſe verjagen laſſen (y). Von dem Eidechſenfiſche, und einer Art deſſelben, Warral genannt, verſichert ein guter Schrift- ſteller, daß ſie die Muſik liebe, und mit den Dervis- moͤnchen herumtanzen (z). Wenn es erlaubt waͤre, anzunehmen, daß die Fiſche ein wirkliches Gehoͤr haben; ſo haͤtte man fuͤr die halb- zirklichen Kanaͤle, und fuͤr diejenige Meinung viel ge- wonnen, welche den Sizz dieſes Sinnes in dieſen Kanaͤ- len, und mitten in ihrer Laͤnge feſt ſezzte. Alsdenn koͤnnte man folgende Schlußrede machen: daß ohne Ohrknoͤchgen, ohne Trummel und Schnekke (a) die kal- te Fiſche hoͤren; daß die Voͤgel mit den Knoͤchgen, doch aber ohne Schnekke (b), hoͤren; daß beide Thierarten ihre halbzirkliche Kanaͤle haben; daß ohne halbzirkliche Kanaͤle kein einziges Thier (c), es ſei denn bei den Schlangen (d), und Salamandern (e) ein undeutliches Gehoͤr lebe; daß dagegen Froͤſche (f) und Eidechſen (g) beſ- ſer hoͤren, die dergleichen Kanaͤle haben. Beruͤhmte Maͤnner fuͤgen zu dieſem noch, daß auch in den halb- zirklichen Kanaͤlen ein kegelfoͤrmiger Bau, und ordent- lich abnehmende Laͤngen vorkommen, welche mit vielen Saiten einſtimmen koͤnnten (g*). Doch es pflichten dieſer Meynung ſehr wenige bei, und es hat dagegen Cotunnus vieles vorge- bracht (x) RICHTER, Ichthyotheo- log. p. 798. (y) ROBERG, de ſalm. p. 14. (z) SHAW, travels p. 429. (a) MEAD, de Venenis p. 43. DUVERNEY, p. 99. (b) DUVERNEY, ibid. c. de piſcibus DUVERNEY, memoi- res avant 1699. T. I. pag. 280. RICHTER, ichthyotheol. p. 63. de raja GEOFROI, p. 188. de Avibus PERRAULT, pag. 211. SENAC, Eſſays p. 629. 630. (d) GEOFROI, pag. 179. 182. 183. (e) p. 185. 191. (f) p. 191. add. 173. 136. 177. (g) pag. 191. add. pag. 170. & poſth. l. c. (g*) DUVERNEY, p. 102. 103.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 687. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/705>, abgerufen am 21.06.2024.