diesen Nerven allein in allen Thieren, welche hören (e). Allein das ist eine andere Frage, in welcher Gegend die Seele den Schall eigentlich vernehme, und wie ein ein- ziger sehr weicher Brei, so viel Thöne zu unterscheiden, hinlänglich sein kann.
Man könnte vermuthen, daß der Vorhof der Sizz des Gehörs sei (e*), da sich in demselben vornämlich der Nervenbrei befindet, und in allen bekandten Thieren, wenn diese gleich fast taub sind, dennoch etwas vorhof- ähnliches antreffen läßt (f). Allein es können ohnmög- lich, die so zierlich angelegte Schnekke, und die halb- zirklichen Kanäle vergebens gemacht sein; und es hören überhaupt Thiere nur undeutlich, welche nur einen Vor- hof bekommen haben (g).
Wenn also in dem Vorhofe allein undeutlich gehört wird, so wird doch noch etwas Kraft zu hören in der Schnekke und in den halbzirklichen Kanälen übrig blei- ben, und vielleicht hängt die feinere Unterscheidungs- kraft der Thöne von einem dieser Theile, oder von bei- den ab.
Welches von beiden wahrscheinlicher sei, liesse sich entweder aus dem Bau, oder aus der vergleichenden Anatomie bestimmen. Wir würden viel gewinnen, wenn man das Gehör der Fische kennte. Ob aber gleich viele berühmte Männer dasselbe behaupten, und auch den Jnsekten ein Gehör zuschreiben (h), so zweifeln doch andere daran (i), oder man leugnet es
gar
(e)[Spaltenumbruch]GEOFROI, l. c. p. 191. auch am Wassersalamander p. 186. Rochen, CALDESI, p. 13.
(e*)ita DEIDIER, anat. p. 312. DUVERNEY, posth. II. p. 542.
(f) an der Natter, die keine halbzirkliche Kanäle hat GEO- FROI, p. 181. An der Schlange p. 185. Blindschleiche p. 179.
(g)[Spaltenumbruch]
Die Natter hört schlechten als der Frosch; und dieser schlech- ter, als die Eidechse. Idem p. 191.
(h)LYONNET, insect. theol. II. 5. Da es unter diesen welche giebt, welche singend sind.
(i)NOLLET, Mem. de l' A- cad. 1743. p. 201.
III. Abſchnitt. Werkzeug.
dieſen Nerven allein in allen Thieren, welche hoͤren (e). Allein das iſt eine andere Frage, in welcher Gegend die Seele den Schall eigentlich vernehme, und wie ein ein- ziger ſehr weicher Brei, ſo viel Thoͤne zu unterſcheiden, hinlaͤnglich ſein kann.
Man koͤnnte vermuthen, daß der Vorhof der Sizz des Gehoͤrs ſei (e*), da ſich in demſelben vornaͤmlich der Nervenbrei befindet, und in allen bekandten Thieren, wenn dieſe gleich faſt taub ſind, dennoch etwas vorhof- aͤhnliches antreffen laͤßt (f). Allein es koͤnnen ohnmoͤg- lich, die ſo zierlich angelegte Schnekke, und die halb- zirklichen Kanaͤle vergebens gemacht ſein; und es hoͤren uͤberhaupt Thiere nur undeutlich, welche nur einen Vor- hof bekommen haben (g).
Wenn alſo in dem Vorhofe allein undeutlich gehoͤrt wird, ſo wird doch noch etwas Kraft zu hoͤren in der Schnekke und in den halbzirklichen Kanaͤlen uͤbrig blei- ben, und vielleicht haͤngt die feinere Unterſcheidungs- kraft der Thoͤne von einem dieſer Theile, oder von bei- den ab.
Welches von beiden wahrſcheinlicher ſei, lieſſe ſich entweder aus dem Bau, oder aus der vergleichenden Anatomie beſtimmen. Wir wuͤrden viel gewinnen, wenn man das Gehoͤr der Fiſche kennte. Ob aber gleich viele beruͤhmte Maͤnner daſſelbe behaupten, und auch den Jnſekten ein Gehoͤr zuſchreiben (h), ſo zweifeln doch andere daran (i), oder man leugnet es
gar
(e)[Spaltenumbruch]GEOFROI, l. c. p. 191. auch am Waſſerſalamander p. 186. Rochen, CALDESI, p. 13.
(e*)ita DEIDIER, anat. p. 312. DUVERNEY, poſth. II. p. 542.
(f) an der Natter, die keine halbzirkliche Kanaͤle hat GEO- FROI, p. 181. An der Schlange p. 185. Blindſchleiche p. 179.
(g)[Spaltenumbruch]
Die Natter hoͤrt ſchlechten als der Froſch; und dieſer ſchlech- ter, als die Eidechſe. Idem p. 191.
(h)LYONNET, inſect. theol. II. 5. Da es unter dieſen welche giebt, welche ſingend ſind.
(i)NOLLET, Mem. de l’ A- cad. 1743. p. 201.
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Allein das iſt eine andere Frage, in welcher Gegend die
Seele den Schall eigentlich vernehme, und wie ein ein-
ziger ſehr weicher Brei, ſo viel Thoͤne zu unterſcheiden,
hinlaͤnglich ſein kann.
Man koͤnnte vermuthen, daß der Vorhof der Sizz
des Gehoͤrs ſei (e*), da ſich in demſelben vornaͤmlich der
Nervenbrei befindet, und in allen bekandten Thieren,
wenn dieſe gleich faſt taub ſind, dennoch etwas vorhof-
aͤhnliches antreffen laͤßt (f). Allein es koͤnnen ohnmoͤg-
lich, die ſo zierlich angelegte Schnekke, und die halb-
zirklichen Kanaͤle vergebens gemacht ſein; und es hoͤren
uͤberhaupt Thiere nur undeutlich, welche nur einen Vor-
hof bekommen haben (g).
Wenn alſo in dem Vorhofe allein undeutlich gehoͤrt
wird, ſo wird doch noch etwas Kraft zu hoͤren in der
Schnekke und in den halbzirklichen Kanaͤlen uͤbrig blei-
ben, und vielleicht haͤngt die feinere Unterſcheidungs-
kraft der Thoͤne von einem dieſer Theile, oder von bei-
den ab.
Welches von beiden wahrſcheinlicher ſei, lieſſe ſich
entweder aus dem Bau, oder aus der vergleichenden
Anatomie beſtimmen. Wir wuͤrden viel gewinnen,
wenn man das Gehoͤr der Fiſche kennte. Ob aber
gleich viele beruͤhmte Maͤnner daſſelbe behaupten,
und auch den Jnſekten ein Gehoͤr zuſchreiben (h),
ſo zweifeln doch andere daran (i), oder man leugnet es
gar
(e)
GEOFROI, l. c. p. 191.
auch am Waſſerſalamander p. 186.
Rochen, CALDESI, p. 13.
(e*) ita DEIDIER, anat. p. 312.
DUVERNEY, poſth. II. p. 542.
(f) an der Natter, die keine
halbzirkliche Kanaͤle hat GEO-
FROI, p. 181. An der Schlange
p. 185. Blindſchleiche p. 179.
(g)
Die Natter hoͤrt ſchlechten
als der Froſch; und dieſer ſchlech-
ter, als die Eidechſe. Idem
p. 191.
(h) LYONNET, inſect. theol.
II. 5. Da es unter dieſen welche
giebt, welche ſingend ſind.
(i) NOLLET, Mem. de l’ A-
cad. 1743. p. 201.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 685. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/703>, abgerufen am 23.11.2024.
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