Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Gehör. XV. Buch.
welche Fabricius (f) hörte, und welche Wilhelm
Derham
an einem Maulwurfe (g) mit Augen sahe.

Aus diesem Grunde zerstöhret die Zerreissung der
Trummelhaut die Annagung der Knöchgen (h), ihr
Entfallen (i) die Zernagung des langen Ambosschen-
kels (k), und endlich, wenn man den Berichten trauen
darf, der Mangel des Ambosses (l), das Gehör. Da-
durch wird nämlich der allernatürlichste Weg unterbro-
chen, wodurch die Erschütterungen der Luft zum Vor-
hofe gelangen müssen.

Daher haben Thiere, die mit einem Gehör begabt
sind, Knöchgen, welche die thönende Erschütterungen
vom Gehörgange zum Vorhofe durchlassen, und dieses
sind die Thiere von warmen Blute, und die Vögel.
Daher höret unter den Thieren von kaltem Blute die
Eidechse (m) am besten, hierauf folgt der Frosch (n),
welcher zwei Knöchgen hat; die Natter hat schon ein
schwächeres Gehör bei ihrem einzigen Knöchgen, und
weil ihr die halbkreisigen Kanäle (o) fehlen; der Was-
sersalamander (p), der gar keine Knöchgen hat, kann
kaum etwas weniges hören. Folglich kann man billig
behaupten, daß die Ohrknöchgen zur Vollkommenheit des
Gehörs gemacht sind (q).

Es vermag der Steigbiegelmuskel den äussern
Theil des Steigbiegels, tiefer in den Vorhof ein-

zudrük-
(f) [Spaltenumbruch] p. 283.
(g) physic. theol. p. 118.
(h) DUVERNEY, 184. VAL-
SALVA.
(i) HEISTER, not. 60. ad
Compend. anat. BLAIR, Miscel-
lan. p. 142. seqq. delic. Med. chir.
p. 169. VALSALVA, p. 101.
Iourn. de Medec. 1761. m. octobr.
GENGA, anat. chirurg. p.
202. da
blos der Hammer entfallen, soll
nicht das Gehör gänzlich vergan-
[Spaltenumbruch] gen sein. MANGET, biblioth.
p.
264. 265.
(k) VALSALVA, p. 101. 102.
(l) Mar. MERSENNUS, apud
BEUERWYCK, de calculo
p.
86.
(m) GEOFROI, in Mem. des
Savans etrang. p.
191.
(n) Idem p. 169. 172.
(o) Idem p. 181.
(p) p. 185.
(q) ESTEVE, p. 16. &c.

Das Gehoͤr. XV. Buch.
welche Fabricius (f) hoͤrte, und welche Wilhelm
Derham
an einem Maulwurfe (g) mit Augen ſahe.

Aus dieſem Grunde zerſtoͤhret die Zerreiſſung der
Trummelhaut die Annagung der Knoͤchgen (h), ihr
Entfallen (i) die Zernagung des langen Ambosſchen-
kels (k), und endlich, wenn man den Berichten trauen
darf, der Mangel des Amboſſes (l), das Gehoͤr. Da-
durch wird naͤmlich der allernatuͤrlichſte Weg unterbro-
chen, wodurch die Erſchuͤtterungen der Luft zum Vor-
hofe gelangen muͤſſen.

Daher haben Thiere, die mit einem Gehoͤr begabt
ſind, Knoͤchgen, welche die thoͤnende Erſchuͤtterungen
vom Gehoͤrgange zum Vorhofe durchlaſſen, und dieſes
ſind die Thiere von warmen Blute, und die Voͤgel.
Daher hoͤret unter den Thieren von kaltem Blute die
Eidechſe (m) am beſten, hierauf folgt der Froſch (n),
welcher zwei Knoͤchgen hat; die Natter hat ſchon ein
ſchwaͤcheres Gehoͤr bei ihrem einzigen Knoͤchgen, und
weil ihr die halbkreiſigen Kanaͤle (o) fehlen; der Waſ-
ſerſalamander (p), der gar keine Knoͤchgen hat, kann
kaum etwas weniges hoͤren. Folglich kann man billig
behaupten, daß die Ohrknoͤchgen zur Vollkommenheit des
Gehoͤrs gemacht ſind (q).

Es vermag der Steigbiegelmuſkel den aͤuſſern
Theil des Steigbiegels, tiefer in den Vorhof ein-

zudruͤk-
(f) [Spaltenumbruch] p. 283.
(g) phyſic. theol. p. 118.
(h) DUVERNEY, 184. VAL-
SALVA.
(i) HEISTER, not. 60. ad
Compend. anat. BLAIR, Miſcel-
lan. p. 142. ſeqq. delic. Med. chir.
p. 169. VALSALVA, p. 101.
Iourn. de Medec. 1761. m. octobr.
GENGA, anat. chirurg. p.
202. da
blos der Hammer entfallen, ſoll
nicht das Gehoͤr gaͤnzlich vergan-
[Spaltenumbruch] gen ſein. MANGET, biblioth.
p.
264. 265.
(k) VALSALVA, p. 101. 102.
(l) Mar. MERSENNUS, apud
BEUERWYCK, de calculo
p.
86.
(m) GEOFROI, in Mem. des
Savans etrang. p.
191.
(n) Idem p. 169. 172.
(o) Idem p. 181.
(p) p. 185.
(q) ESTEVE, p. 16. &c.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0692" n="674"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das Geho&#x0364;r. <hi rendition="#aq">XV.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
welche <hi rendition="#fr">Fabricius</hi> <note place="foot" n="(f)"><cb/><hi rendition="#aq">p.</hi> 283.</note> ho&#x0364;rte, und welche <hi rendition="#fr">Wilhelm<lb/>
Derham</hi> an einem Maulwurfe <note place="foot" n="(g)"><hi rendition="#aq">phy&#x017F;ic. theol. p.</hi> 118.</note> mit Augen &#x017F;ahe.</p><lb/>
            <p>Aus die&#x017F;em Grunde zer&#x017F;to&#x0364;hret die Zerrei&#x017F;&#x017F;ung der<lb/>
Trummelhaut die Annagung der Kno&#x0364;chgen <note place="foot" n="(h)"><hi rendition="#aq">DUVERNEY, 184. VAL-<lb/>
SALVA.</hi></note>, ihr<lb/>
Entfallen <note place="foot" n="(i)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">HEISTER,</hi> not. 60. ad<lb/>
Compend. anat. BLAIR, Mi&#x017F;cel-<lb/>
lan. p. 142. &#x017F;eqq. delic. Med. chir.<lb/>
p. 169. <hi rendition="#g">VALSALVA,</hi> p. 101.<lb/>
Iourn. de Medec. 1761. m. octobr.<lb/>
GENGA, anat. chirurg. p.</hi> 202. da<lb/>
blos der Hammer entfallen, &#x017F;oll<lb/>
nicht das Geho&#x0364;r ga&#x0364;nzlich vergan-<lb/><cb/>
gen &#x017F;ein. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">MANGET,</hi> biblioth.<lb/>
p.</hi> 264. 265.</note> die Zernagung des langen Ambos&#x017F;chen-<lb/>
kels <note place="foot" n="(k)"><hi rendition="#aq">VALSALVA, p.</hi> 101. 102.</note>, und endlich, wenn man den Berichten trauen<lb/>
darf, der Mangel des Ambo&#x017F;&#x017F;es <note place="foot" n="(l)"><hi rendition="#aq">Mar. MERSENNUS, apud<lb/><hi rendition="#g">BEUERWYCK,</hi> de calculo<lb/>
p.</hi> 86.</note>, das Geho&#x0364;r. Da-<lb/>
durch wird na&#x0364;mlich der allernatu&#x0364;rlich&#x017F;te Weg unterbro-<lb/>
chen, wodurch die Er&#x017F;chu&#x0364;tterungen der Luft zum Vor-<lb/>
hofe gelangen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
            <p>Daher haben Thiere, die mit einem Geho&#x0364;r begabt<lb/>
&#x017F;ind, Kno&#x0364;chgen, welche die tho&#x0364;nende Er&#x017F;chu&#x0364;tterungen<lb/>
vom Geho&#x0364;rgange zum Vorhofe durchla&#x017F;&#x017F;en, und die&#x017F;es<lb/>
&#x017F;ind die Thiere von warmen Blute, und die Vo&#x0364;gel.<lb/>
Daher ho&#x0364;ret unter den Thieren von kaltem Blute die<lb/>
Eidech&#x017F;e <note place="foot" n="(m)"><hi rendition="#aq">GEOFROI, in Mem. des<lb/>
Savans etrang. p.</hi> 191.</note> am be&#x017F;ten, hierauf folgt der Fro&#x017F;ch <note place="foot" n="(n)"><hi rendition="#aq">Idem p.</hi> 169. 172.</note>,<lb/>
welcher zwei Kno&#x0364;chgen hat; die Natter hat &#x017F;chon ein<lb/>
&#x017F;chwa&#x0364;cheres Geho&#x0364;r bei ihrem einzigen Kno&#x0364;chgen, und<lb/>
weil ihr die halbkrei&#x017F;igen Kana&#x0364;le <note place="foot" n="(o)"><hi rendition="#aq">Idem p.</hi> 181.</note> fehlen; der Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er&#x017F;alamander <note place="foot" n="(p)"><hi rendition="#aq">p.</hi> 185.</note>, der gar keine Kno&#x0364;chgen hat, kann<lb/>
kaum etwas weniges ho&#x0364;ren. Folglich kann man billig<lb/>
behaupten, daß die Ohrkno&#x0364;chgen zur Vollkommenheit des<lb/>
Geho&#x0364;rs gemacht &#x017F;ind <note place="foot" n="(q)"><hi rendition="#aq">ESTEVE, p. 16. &amp;c.</hi></note>.</p><lb/>
            <p>Es vermag der Steigbiegelmu&#x017F;kel den a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ern<lb/>
Theil des Steigbiegels, tiefer in den Vorhof ein-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">zudru&#x0364;k-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[674/0692] Das Gehoͤr. XV. Buch. welche Fabricius (f) hoͤrte, und welche Wilhelm Derham an einem Maulwurfe (g) mit Augen ſahe. Aus dieſem Grunde zerſtoͤhret die Zerreiſſung der Trummelhaut die Annagung der Knoͤchgen (h), ihr Entfallen (i) die Zernagung des langen Ambosſchen- kels (k), und endlich, wenn man den Berichten trauen darf, der Mangel des Amboſſes (l), das Gehoͤr. Da- durch wird naͤmlich der allernatuͤrlichſte Weg unterbro- chen, wodurch die Erſchuͤtterungen der Luft zum Vor- hofe gelangen muͤſſen. Daher haben Thiere, die mit einem Gehoͤr begabt ſind, Knoͤchgen, welche die thoͤnende Erſchuͤtterungen vom Gehoͤrgange zum Vorhofe durchlaſſen, und dieſes ſind die Thiere von warmen Blute, und die Voͤgel. Daher hoͤret unter den Thieren von kaltem Blute die Eidechſe (m) am beſten, hierauf folgt der Froſch (n), welcher zwei Knoͤchgen hat; die Natter hat ſchon ein ſchwaͤcheres Gehoͤr bei ihrem einzigen Knoͤchgen, und weil ihr die halbkreiſigen Kanaͤle (o) fehlen; der Waſ- ſerſalamander (p), der gar keine Knoͤchgen hat, kann kaum etwas weniges hoͤren. Folglich kann man billig behaupten, daß die Ohrknoͤchgen zur Vollkommenheit des Gehoͤrs gemacht ſind (q). Es vermag der Steigbiegelmuſkel den aͤuſſern Theil des Steigbiegels, tiefer in den Vorhof ein- zudruͤk- (f) p. 283. (g) phyſic. theol. p. 118. (h) DUVERNEY, 184. VAL- SALVA. (i) HEISTER, not. 60. ad Compend. anat. BLAIR, Miſcel- lan. p. 142. ſeqq. delic. Med. chir. p. 169. VALSALVA, p. 101. Iourn. de Medec. 1761. m. octobr. GENGA, anat. chirurg. p. 202. da blos der Hammer entfallen, ſoll nicht das Gehoͤr gaͤnzlich vergan- gen ſein. MANGET, biblioth. p. 264. 265. (k) VALSALVA, p. 101. 102. (l) Mar. MERSENNUS, apud BEUERWYCK, de calculo p. 86. (m) GEOFROI, in Mem. des Savans etrang. p. 191. (n) Idem p. 169. 172. (o) Idem p. 181. (p) p. 185. (q) ESTEVE, p. 16. &c.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/692
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 674. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/692>, abgerufen am 23.11.2024.