ein schwaches Gehör haben, ihre Hand (i) unter einem rechten Winkel mit dem Kopfe hinter das Ohr an, wenn sie die Worte ihres gegenüberstehenden Freundes besser hören wollen. Endlich stekken Personen von schlechtem Gehöre einen sehr weiten (k), geraden (l) und schnekken- förmig gekrümmten (m) Trichter in den Gehörgang; da- mit sie den Schall von einer recht grossen Fläche sammeln mögen. Daher hören auch gemeiniglich Menschen schlechter, denen die Ohren abgeschnitten sind (n).
Dadurch erhält man nicht nur, daß viele klingende Strahlen in die Schnekke, und den Gehörgang zusam- men kommen, sondern auch, da das äusserliche Ohr viel weiter, und der Gang viel enger ist, so nehmen die Thöne ungemein an Stärke zu, und sie sammeln sich an der Trommelhaut, wie bei einem Brennpunkte. Hier thut die Natur eben das, was ein ins Ohr gehal- tenes Sprachrohr, oder das Dionysiusohr, durch wel- ches derjenige, welcher im Mittelpunkte saß, auch den allerkleinsten Schall, ungemein stärker vernahm (o).
Andere bringen eine wiederschallende Trummel (p) ans Ohr, damit die gespannte Haut den Schall auffange, den der Widerschall in der holen Kapsel vermehren, und also auf die Trummelhaut stärkere Schläge thun muß.
End-
(i)[Spaltenumbruch]HADRIANUS, apud. GALENUM, de usu partium L. XI. c. 12. DUVERNEY, pag. 69. C. HOFMANN, instit. pag. 171. BOERHAAVE, praelect. T. IV. p. 411. Iourn. oecon. 1753. fe- vrier.
(k)I. NICIUS ERYTHRAEUS, F. B. LALLIO tribuit, sed GA- LENUS jam habet.
(l) Das Gehörröhrchen p. 262. POLINIERE, exper. de phys. p. 320. CLAYTON, miscell. cur. T. III. p. 283. den Weg des ein- [Spaltenumbruch]
gefallnen Wassers entdekkte durch diesen Kunstgriff ABANT, obs. anat. c. 10.
(m)(KIRCHER), Musurg. L. IX. 305. le CAT. p. 293.
(n) Davon rührte ein bestän- diges Getöse, und gleichsam ein Heuschrekkengezische, besiehe art. de faire les raports pag. 102.
(o) Mit dem Menschenrohre vergleichet solches der P. della VALLE, Vogage, T. VIII. pag. 192.
(p)Seb. TRUCHET, Bres- lauer Samml. 1718. p. 1000.
T t 5
III. Abſchnitt. Werkzeug.
ein ſchwaches Gehoͤr haben, ihre Hand (i) unter einem rechten Winkel mit dem Kopfe hinter das Ohr an, wenn ſie die Worte ihres gegenuͤberſtehenden Freundes beſſer hoͤren wollen. Endlich ſtekken Perſonen von ſchlechtem Gehoͤre einen ſehr weiten (k), geraden (l) und ſchnekken- foͤrmig gekruͤmmten (m) Trichter in den Gehoͤrgang; da- mit ſie den Schall von einer recht groſſen Flaͤche ſammeln moͤgen. Daher hoͤren auch gemeiniglich Menſchen ſchlechter, denen die Ohren abgeſchnitten ſind (n).
Dadurch erhaͤlt man nicht nur, daß viele klingende Strahlen in die Schnekke, und den Gehoͤrgang zuſam- men kommen, ſondern auch, da das aͤuſſerliche Ohr viel weiter, und der Gang viel enger iſt, ſo nehmen die Thoͤne ungemein an Staͤrke zu, und ſie ſammeln ſich an der Trommelhaut, wie bei einem Brennpunkte. Hier thut die Natur eben das, was ein ins Ohr gehal- tenes Sprachrohr, oder das Dionyſiusohr, durch wel- ches derjenige, welcher im Mittelpunkte ſaß, auch den allerkleinſten Schall, ungemein ſtaͤrker vernahm (o).
Andere bringen eine wiederſchallende Trummel (p) ans Ohr, damit die geſpannte Haut den Schall auffange, den der Widerſchall in der holen Kapſel vermehren, und alſo auf die Trummelhaut ſtaͤrkere Schlaͤge thun muß.
End-
(i)[Spaltenumbruch]HADRIANUS, apud. GALENUM, de uſu partium L. XI. c. 12. DUVERNEY, pag. 69. C. HOFMANN, inſtit. pag. 171. BOERHAAVE, prælect. T. IV. p. 411. Iourn. œcon. 1753. fe- vrier.
(k)I. NICIUS ERYTHRAEUS, F. B. LALLIO tribuit, ſed GA- LENUS jam habet.
(l) Das Gehoͤrroͤhrchen p. 262. POLINIERE, exper. de phyſ. p. 320. CLAYTON, miſcell. cur. T. III. p. 283. den Weg des ein- [Spaltenumbruch]
gefallnen Waſſers entdekkte durch dieſen Kunſtgriff ABANT, obſ. anat. c. 10.
(m)(KIRCHER), Muſurg. L. IX. 305. le CAT. p. 293.
(n) Davon ruͤhrte ein beſtaͤn- diges Getoͤſe, und gleichſam ein Heuſchrekkengeziſche, beſiehe art. de faire les raports pag. 102.
(o) Mit dem Menſchenrohre vergleichet ſolches der P. della VALLE, Vogage, T. VIII. pag. 192.
(p)Seb. TRUCHET, Bres- lauer Samml. 1718. p. 1000.
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III. Abſchnitt. Werkzeug.
ein ſchwaches Gehoͤr haben, ihre Hand (i) unter einem
rechten Winkel mit dem Kopfe hinter das Ohr an, wenn
ſie die Worte ihres gegenuͤberſtehenden Freundes beſſer
hoͤren wollen. Endlich ſtekken Perſonen von ſchlechtem
Gehoͤre einen ſehr weiten (k), geraden (l) und ſchnekken-
foͤrmig gekruͤmmten (m) Trichter in den Gehoͤrgang; da-
mit ſie den Schall von einer recht groſſen Flaͤche ſammeln
moͤgen. Daher hoͤren auch gemeiniglich Menſchen
ſchlechter, denen die Ohren abgeſchnitten ſind (n).
Dadurch erhaͤlt man nicht nur, daß viele klingende
Strahlen in die Schnekke, und den Gehoͤrgang zuſam-
men kommen, ſondern auch, da das aͤuſſerliche Ohr viel
weiter, und der Gang viel enger iſt, ſo nehmen die
Thoͤne ungemein an Staͤrke zu, und ſie ſammeln ſich
an der Trommelhaut, wie bei einem Brennpunkte.
Hier thut die Natur eben das, was ein ins Ohr gehal-
tenes Sprachrohr, oder das Dionyſiusohr, durch wel-
ches derjenige, welcher im Mittelpunkte ſaß, auch den
allerkleinſten Schall, ungemein ſtaͤrker vernahm (o).
Andere bringen eine wiederſchallende Trummel (p)
ans Ohr, damit die geſpannte Haut den Schall auffange,
den der Widerſchall in der holen Kapſel vermehren, und
alſo auf die Trummelhaut ſtaͤrkere Schlaͤge thun muß.
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HADRIANUS, apud.
GALENUM, de uſu partium
L. XI. c. 12. DUVERNEY, pag.
69. C. HOFMANN, inſtit. pag.
171. BOERHAAVE, prælect. T.
IV. p. 411. Iourn. œcon. 1753. fe-
vrier.
(k) I. NICIUS ERYTHRAEUS,
F. B. LALLIO tribuit, ſed GA-
LENUS jam habet.
(l) Das Gehoͤrroͤhrchen p. 262.
POLINIERE, exper. de phyſ.
p. 320. CLAYTON, miſcell. cur.
T. III. p. 283. den Weg des ein-
gefallnen Waſſers entdekkte durch
dieſen Kunſtgriff ABANT, obſ.
anat. c. 10.
(m) (KIRCHER), Muſurg.
L. IX. 305. le CAT. p. 293.
(n) Davon ruͤhrte ein beſtaͤn-
diges Getoͤſe, und gleichſam ein
Heuſchrekkengeziſche, beſiehe art.
de faire les raports pag. 102.
(o) Mit dem Menſchenrohre
vergleichet ſolches der P. della
VALLE, Vogage, T. VIII.
pag. 192.
(p) Seb. TRUCHET, Bres-
lauer Samml. 1718. p. 1000.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 665. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/683>, abgerufen am 23.11.2024.
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