Wenn ein klingender Körper, der von der Luft oder einem andern harten Körper getroffen worden, zittert, so ist diese Bebung nicht eine Sache von einem einzigen, oder ungetheilten Zeitpunkte, sondern sie wird noch lan- ge wiederholet, und es wächset, und es nimmt ein sol- cher Körper wechselweise ab (b). Man kann diese Be- bungen, wie wir erwähnt haben, da sie lange Zeit fort- dauren, an einer klingenden Glokke leicht mit Augen se- hen; und es kann ein aufmerksames Ohr zugleich den, von der Glokke gemachten Thon, langsam durch wech- selnde Schläge endlich verstummen hören. Eben diese Fortdauer der Thöne kann man auch bei den musikali- schen Saiten, und überhaupt bei allen klingenden Kör- pern, was ihr Zittern betrift, beobachten. Hieraus läßt sich leichtlich abnehmen, daß auch diese Schalle eines und eben desselben Körpers, aus vielen auf einan- der folgenden Thönen in eins zusammenfliessen, so daß ein zartes Gehör in einem Schalle, so gar bis fünf gleichartige unterscheiden kann (c).
Doch man hat vorlängst schon die subtile Entdekkung gemacht, daß diese wechselnde Bebungen in einigen Exempeln sehr geschwinde auf einander folgen, in an- deren hingegen nur langsam, so daß ein klingendes Jnstrument, innerhalb einer gegebenen Zeit bald mehr, bald weniger Schläge thut.
Ferner, daß unser Ohr anders gerührt werde, wenn der bewegte Körper schnelle Bebungen macht, und an- ders, wenn derselbe langsam zittert. Man nennt da-
her
(b)[Spaltenumbruch]p. 250.
(c)[Spaltenumbruch]BUFFON, Histoir. natur. T. III. p. 336.
Das Gehoͤr. XV. Buch.
§. 13. Die Schwingungen des klingenden Koͤrpers.
Wenn ein klingender Koͤrper, der von der Luft oder einem andern harten Koͤrper getroffen worden, zittert, ſo iſt dieſe Bebung nicht eine Sache von einem einzigen, oder ungetheilten Zeitpunkte, ſondern ſie wird noch lan- ge wiederholet, und es waͤchſet, und es nimmt ein ſol- cher Koͤrper wechſelweiſe ab (b). Man kann dieſe Be- bungen, wie wir erwaͤhnt haben, da ſie lange Zeit fort- dauren, an einer klingenden Glokke leicht mit Augen ſe- hen; und es kann ein aufmerkſames Ohr zugleich den, von der Glokke gemachten Thon, langſam durch wech- ſelnde Schlaͤge endlich verſtummen hoͤren. Eben dieſe Fortdauer der Thoͤne kann man auch bei den muſikali- ſchen Saiten, und uͤberhaupt bei allen klingenden Koͤr- pern, was ihr Zittern betrift, beobachten. Hieraus laͤßt ſich leichtlich abnehmen, daß auch dieſe Schalle eines und eben deſſelben Koͤrpers, aus vielen auf einan- der folgenden Thoͤnen in eins zuſammenflieſſen, ſo daß ein zartes Gehoͤr in einem Schalle, ſo gar bis fuͤnf gleichartige unterſcheiden kann (c).
Doch man hat vorlaͤngſt ſchon die ſubtile Entdekkung gemacht, daß dieſe wechſelnde Bebungen in einigen Exempeln ſehr geſchwinde auf einander folgen, in an- deren hingegen nur langſam, ſo daß ein klingendes Jnſtrument, innerhalb einer gegebenen Zeit bald mehr, bald weniger Schlaͤge thut.
Ferner, daß unſer Ohr anders geruͤhrt werde, wenn der bewegte Koͤrper ſchnelle Bebungen macht, und an- ders, wenn derſelbe langſam zittert. Man nennt da-
her
(b)[Spaltenumbruch]p. 250.
(c)[Spaltenumbruch]BUFFON, Hiſtoir. natur. T. III. p. 336.
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Das Gehoͤr. XV. Buch.
§. 13.
Die Schwingungen des klingenden Koͤrpers.
Wenn ein klingender Koͤrper, der von der Luft oder
einem andern harten Koͤrper getroffen worden, zittert,
ſo iſt dieſe Bebung nicht eine Sache von einem einzigen,
oder ungetheilten Zeitpunkte, ſondern ſie wird noch lan-
ge wiederholet, und es waͤchſet, und es nimmt ein ſol-
cher Koͤrper wechſelweiſe ab (b). Man kann dieſe Be-
bungen, wie wir erwaͤhnt haben, da ſie lange Zeit fort-
dauren, an einer klingenden Glokke leicht mit Augen ſe-
hen; und es kann ein aufmerkſames Ohr zugleich den,
von der Glokke gemachten Thon, langſam durch wech-
ſelnde Schlaͤge endlich verſtummen hoͤren. Eben dieſe
Fortdauer der Thoͤne kann man auch bei den muſikali-
ſchen Saiten, und uͤberhaupt bei allen klingenden Koͤr-
pern, was ihr Zittern betrift, beobachten. Hieraus
laͤßt ſich leichtlich abnehmen, daß auch dieſe Schalle
eines und eben deſſelben Koͤrpers, aus vielen auf einan-
der folgenden Thoͤnen in eins zuſammenflieſſen, ſo daß
ein zartes Gehoͤr in einem Schalle, ſo gar bis fuͤnf
gleichartige unterſcheiden kann (c).
Doch man hat vorlaͤngſt ſchon die ſubtile Entdekkung
gemacht, daß dieſe wechſelnde Bebungen in einigen
Exempeln ſehr geſchwinde auf einander folgen, in an-
deren hingegen nur langſam, ſo daß ein klingendes
Jnſtrument, innerhalb einer gegebenen Zeit bald mehr,
bald weniger Schlaͤge thut.
Ferner, daß unſer Ohr anders geruͤhrt werde, wenn
der bewegte Koͤrper ſchnelle Bebungen macht, und an-
ders, wenn derſelbe langſam zittert. Man nennt da-
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(c)
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 650. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/668>, abgerufen am 23.11.2024.
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