bewegung, von der obenein hinzukommenden Nervenbe- wegung, verstärkt und grösser gemacht werde (m). Dem- ohngeachtet schreibt doch dieser Arzt seinen Tonus nicht nur allen und jeden Theilen in einem Thiere, sondern auch insonderheit den Pareuchimatibus (Mittelsubstanzen, zwischen Fleisch und Blut) zu, ja, er lehret ausserdem, daß derselbe von der Seele beherrscht und die Fasern von der Seele gespannt, oder nachgelassen werden.
Fast eben dieses ist auch die Lebenskraft des Sorters (n), welche ebenfalls allen Fasern gemein sein soll. Die Oscillation (Schwingung), wie sie Boerhaave(o) nennt, weicht nicht sehr von unsrer Kraft ab, nur daß dieser vortrefliche Mann, die Kraft der Nerven, an kei- nem Orte von der Muskelkraft absondert. So nennt auch Friederich Winter(p) die Reizbarkeit ein Princi- pium der Bewegung, und er geht in so fern von uns ab, daß er lehrt, sie habe ihren Sizz in den Nerven, und werde von dem Reize des Geistes zur Bewegung veranlast.
Als hierauf meine Versuche bekannt wurden, so ge- wann die Reizbarkeit plötzlich ein so grosses Ansehn, daß man von derselben im menschlichen Körper überhaupt alle Bewegungen des Lebens, und die unwillkürliche Bewe- gungen (q) oder wenigftens doch die meresten darunter (r), sonderlich die Schläge des Herzens (s) herleitete.
So-
(m)[Spaltenumbruch]pag. 548. Dieses ist auch beinahe die Meinung des berümten KRüGERI diff. elat. et toni, pag. 15.
(n)de motu vitali.
(o)de viribus medicam. p. 140.
(p)Orat. inaug. p. 80. 82. 85.
(q)Idem ibid. p. 88. 89. PAR- SONS musc. mot. pag. 64. 65. ZIMMERM add. BIKKER. p. 60. CIGNA n. 2. p. 272. v. GEUNS p. 36. ANDREAE p. 45. J. Vinc. PETRINI in [Spaltenumbruch]
praef. n. 304. Die Reizbarkeit ist die Natur selbst BIKKER p. 47. 48. J. MAN. de natura ho- min. p. 10. Est euormoun GAU- BIUS p. 75. 76. 77.
(r) Die unwillkürlichen, und die Bewegungen des Lebens, WHYTT p. 325. KRüGER etc.
(s)CARRERE p. 14. KRü- GER Grundriß etc. n. 20. PAR- SONS I. C. Die Bewegung der Holader hängt von selbiger ab. CARRERE p. 12.
Thieriſche Bewegung. XI. Buch.
bewegung, von der obenein hinzukommenden Nervenbe- wegung, verſtaͤrkt und groͤſſer gemacht werde (m). Dem- ohngeachtet ſchreibt doch dieſer Arzt ſeinen Tonus nicht nur allen und jeden Theilen in einem Thiere, ſondern auch inſonderheit den Pareuchimatibus (Mittelſubſtanzen, zwiſchen Fleiſch und Blut) zu, ja, er lehret auſſerdem, daß derſelbe von der Seele beherrſcht und die Faſern von der Seele geſpannt, oder nachgelaſſen werden.
Faſt eben dieſes iſt auch die Lebenskraft des Sorters (n), welche ebenfalls allen Faſern gemein ſein ſoll. Die Oſcillation (Schwingung), wie ſie Boerhaave(o) nennt, weicht nicht ſehr von unſrer Kraft ab, nur daß dieſer vortrefliche Mann, die Kraft der Nerven, an kei- nem Orte von der Muſkelkraft abſondert. So nennt auch Friederich Winter(p) die Reizbarkeit ein Princi- pium der Bewegung, und er geht in ſo fern von uns ab, daß er lehrt, ſie habe ihren Sizz in den Nerven, und werde von dem Reize des Geiſtes zur Bewegung veranlaſt.
Als hierauf meine Verſuche bekannt wurden, ſo ge- wann die Reizbarkeit ploͤtzlich ein ſo groſſes Anſehn, daß man von derſelben im menſchlichen Koͤrper uͤberhaupt alle Bewegungen des Lebens, und die unwillkuͤrliche Bewe- gungen (q) oder wenigftens doch die mereſten darunter (r), ſonderlich die Schlaͤge des Herzens (s) herleitete.
So-
(m)[Spaltenumbruch]pag. 548. Dieſes iſt auch beinahe die Meinung des beruͤmten KRüGERI diff. elat. et toni, pag. 15.
(n)de motu vitali.
(o)de viribus medicam. p. 140.
(p)Orat. inaug. p. 80. 82. 85.
(q)Idem ibid. p. 88. 89. PAR- SONS muſc. mot. pag. 64. 65. ZIMMERM add. BIKKER. p. 60. CIGNA n. 2. p. 272. v. GEUNS p. 36. ANDREÆ p. 45. J. Vinc. PETRINI in [Spaltenumbruch]
præf. n. 304. Die Reizbarkeit iſt die Natur ſelbſt BIKKER p. 47. 48. J. MAN. de natura ho- min. p. 10. Eſt ευορμουν GAU- BIUS p. 75. 76. 77.
(r) Die unwillkuͤrlichen, und die Bewegungen des Lebens, WHYTT p. 325. KRüGER etc.
(s)CARRERE p. 14. KRü- GER Grundriß ꝛc. n. 20. PAR- SONS I. C. Die Bewegung der Holader haͤngt von ſelbiger ab. CARRERE p. 12.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0054"n="36"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Thieriſche Bewegung. <hirendition="#aq">XI.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
bewegung, von der obenein hinzukommenden Nervenbe-<lb/>
wegung, verſtaͤrkt und groͤſſer gemacht werde <noteplace="foot"n="(m)"><cb/><hirendition="#aq">pag.</hi> 548. Dieſes iſt auch<lb/>
beinahe die Meinung des beruͤmten<lb/><hirendition="#aq"><hirendition="#g">KRüGERI</hi> diff. elat. et toni,<lb/>
pag.</hi> 15.</note>. Dem-<lb/>
ohngeachtet ſchreibt doch dieſer Arzt ſeinen Tonus nicht<lb/>
nur allen und jeden Theilen in einem Thiere, ſondern<lb/>
auch inſonderheit den Pareuchimatibus (Mittelſubſtanzen,<lb/>
zwiſchen Fleiſch und Blut) zu, ja, er lehret auſſerdem,<lb/>
daß derſelbe von der Seele beherrſcht und die Faſern<lb/>
von der Seele geſpannt, oder nachgelaſſen werden.</p><lb/><p>Faſt eben dieſes iſt auch die Lebenskraft des <hirendition="#fr">Sorters</hi><lb/><noteplace="foot"n="(n)"><hirendition="#aq">de motu vitali.</hi></note>, welche ebenfalls allen Faſern gemein ſein ſoll. Die<lb/>
Oſcillation (Schwingung), wie ſie <hirendition="#fr">Boerhaave</hi><noteplace="foot"n="(o)"><hirendition="#aq">de viribus medicam. p.</hi> 140.</note><lb/>
nennt, weicht nicht ſehr von unſrer Kraft ab, nur daß<lb/>
dieſer vortrefliche Mann, die Kraft der Nerven, an kei-<lb/>
nem Orte von der Muſkelkraft abſondert. So nennt<lb/>
auch Friederich <hirendition="#fr">Winter</hi><noteplace="foot"n="(p)"><hirendition="#aq">Orat. inaug. p.</hi> 80. 82. 85.</note> die Reizbarkeit ein Princi-<lb/>
pium der Bewegung, und er geht in ſo fern von uns ab,<lb/>
daß er lehrt, ſie habe ihren Sizz in den Nerven, und<lb/>
werde von dem Reize des Geiſtes zur Bewegung veranlaſt.</p><lb/><p>Als hierauf meine Verſuche bekannt wurden, ſo ge-<lb/>
wann die Reizbarkeit ploͤtzlich ein ſo groſſes Anſehn, daß<lb/>
man von derſelben im menſchlichen Koͤrper uͤberhaupt alle<lb/>
Bewegungen des Lebens, und die unwillkuͤrliche Bewe-<lb/>
gungen <noteplace="foot"n="(q)"><hirendition="#aq">Idem ibid. p. 88. 89. <hirendition="#g">PAR-<lb/>
SONS</hi> muſc. mot. pag. 64. 65.<lb/><hirendition="#g">ZIMMERM</hi> add. <hirendition="#g">BIKKER.</hi><lb/>
p. 60. <hirendition="#g">CIGNA</hi> n. 2. p. 272.<lb/>
v. <hirendition="#g">GEUNS</hi> p. 36. <hirendition="#g">ANDREÆ</hi><lb/>
p. 45. J. Vinc. <hirendition="#g">PETRINI</hi> in<lb/><cb/>
præf. n.</hi> 304. Die Reizbarkeit iſt<lb/>
die Natur ſelbſt <hirendition="#aq"><hirendition="#g">BIKKER</hi> p.<lb/>
47. 48. J. <hirendition="#g">MAN.</hi> de natura ho-<lb/>
min. p. 10. Eſt ευορμουν<hirendition="#g">GAU-<lb/>
BIUS</hi> p.</hi> 75. 76. 77.</note> oder wenigftens doch die mereſten darunter<lb/><noteplace="foot"n="(r)">Die unwillkuͤrlichen, und die<lb/>
Bewegungen des Lebens, <hirendition="#aq">WHYTT<lb/>
p. 325. <hirendition="#g">KRüGER</hi> etc.</hi></note>, ſonderlich die Schlaͤge des Herzens <noteplace="foot"n="(s)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">CARRERE</hi> p. 14. <hirendition="#g">KRü-<lb/>
GER</hi></hi> Grundriß ꝛc. <hirendition="#aq">n. 20. <hirendition="#g">PAR-<lb/>
SONS</hi> I. C.</hi> Die Bewegung<lb/>
der Holader haͤngt von ſelbiger ab.<lb/><hirendition="#aq"><hirendition="#g">CARRERE</hi> p.</hi> 12.</note> herleitete.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">So-</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[36/0054]
Thieriſche Bewegung. XI. Buch.
bewegung, von der obenein hinzukommenden Nervenbe-
wegung, verſtaͤrkt und groͤſſer gemacht werde (m). Dem-
ohngeachtet ſchreibt doch dieſer Arzt ſeinen Tonus nicht
nur allen und jeden Theilen in einem Thiere, ſondern
auch inſonderheit den Pareuchimatibus (Mittelſubſtanzen,
zwiſchen Fleiſch und Blut) zu, ja, er lehret auſſerdem,
daß derſelbe von der Seele beherrſcht und die Faſern
von der Seele geſpannt, oder nachgelaſſen werden.
Faſt eben dieſes iſt auch die Lebenskraft des Sorters
(n), welche ebenfalls allen Faſern gemein ſein ſoll. Die
Oſcillation (Schwingung), wie ſie Boerhaave (o)
nennt, weicht nicht ſehr von unſrer Kraft ab, nur daß
dieſer vortrefliche Mann, die Kraft der Nerven, an kei-
nem Orte von der Muſkelkraft abſondert. So nennt
auch Friederich Winter (p) die Reizbarkeit ein Princi-
pium der Bewegung, und er geht in ſo fern von uns ab,
daß er lehrt, ſie habe ihren Sizz in den Nerven, und
werde von dem Reize des Geiſtes zur Bewegung veranlaſt.
Als hierauf meine Verſuche bekannt wurden, ſo ge-
wann die Reizbarkeit ploͤtzlich ein ſo groſſes Anſehn, daß
man von derſelben im menſchlichen Koͤrper uͤberhaupt alle
Bewegungen des Lebens, und die unwillkuͤrliche Bewe-
gungen (q) oder wenigftens doch die mereſten darunter
(r), ſonderlich die Schlaͤge des Herzens (s) herleitete.
So-
(m)
pag. 548. Dieſes iſt auch
beinahe die Meinung des beruͤmten
KRüGERI diff. elat. et toni,
pag. 15.
(n) de motu vitali.
(o) de viribus medicam. p. 140.
(p) Orat. inaug. p. 80. 82. 85.
(q) Idem ibid. p. 88. 89. PAR-
SONS muſc. mot. pag. 64. 65.
ZIMMERM add. BIKKER.
p. 60. CIGNA n. 2. p. 272.
v. GEUNS p. 36. ANDREÆ
p. 45. J. Vinc. PETRINI in
præf. n. 304. Die Reizbarkeit iſt
die Natur ſelbſt BIKKER p.
47. 48. J. MAN. de natura ho-
min. p. 10. Eſt ευορμουν GAU-
BIUS p. 75. 76. 77.
(r) Die unwillkuͤrlichen, und die
Bewegungen des Lebens, WHYTT
p. 325. KRüGER etc.
(s) CARRERE p. 14. KRü-
GER Grundriß ꝛc. n. 20. PAR-
SONS I. C. Die Bewegung
der Holader haͤngt von ſelbiger ab.
CARRERE p. 12.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/54>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.