Jm Menschen hat es hingegen schon mehrere Schwie- rigkeiten damit, obgleich Kuysch den Wangen, Lefzen und dem Schlunde eine wärzige Bekleidung zum Ueber- zuge giebt, und dergleichen auch dem Magen und dem Gedärme (b) zuschreibt. Eben dieser Autor sahe am Gaumen kostende Wärzchen, die kleiner, als Sandkör- nerchen waren (c).
Der berümte Kaauw erwähnt, um die Mündung des Stenonianischen Ganges zottige Wärzchen (d) und Zotten, die vom eingesprizten Wachse steif wurden (e), gefunden zu haben.
Die neuern Aerzte glauben daß diese Wärzchen der Bakken und des Gaumens das Schmekken verrichten (f).
Es giebt hier viele dunkle Stellen. Es scheint wun- derbar zu sein, daß einerlei Sinn durch Werkzeuge von verschiednem Baue verrichtet werden soll, und man kann nicht mit vollkommner Zuverläßigkeit angeben, ob diese Zotten am Gaumen und den Bakken Wärzchen sind, ob es ausdünstende Flokken, oder überhaupt nur fühlende Wärzchen sind.
Und dennoch könnte man fast glauben, daß Thiere (g), die kaum eine Zunge, noch deutliche Wärzchen, noch einen Kopf haben, eines Sinnes beraubt sein sollten, der mit dem Geschmakke verwandt wäre, weil sie blos solchen Speisen nachgehen, die sich für sie schikken, und sich hin- gegen der andern enthalten. Selbst die Polipen (h) ver- stehen, Thierchen, die nicht für ihren Mund sind, wieder auszuspeien.
Zwei-
(b)[Spaltenumbruch]Adv. II. P. 9. p. 25. 26.
(c)Thes. II. ass. 4. n. 12.
(d)Thes. X. n. 136. tab. 1. f. 1. und nach dem Mikroskopio f. 2.
(e)n. 113.
(f)LUCHTMANNS pag. 76.
(g)[Spaltenumbruch]
An den Vögeln sind wenig Wärzchen SBARAGLI vigil. p. 80. An den Fischen gar keine. Idem.
(h)Rösel Jnsekten T. III. p. 550.
Der Geſchmak. XIII. Buch.
Jm Menſchen hat es hingegen ſchon mehrere Schwie- rigkeiten damit, obgleich Kuyſch den Wangen, Lefzen und dem Schlunde eine waͤrzige Bekleidung zum Ueber- zuge giebt, und dergleichen auch dem Magen und dem Gedaͤrme (b) zuſchreibt. Eben dieſer Autor ſahe am Gaumen koſtende Waͤrzchen, die kleiner, als Sandkoͤr- nerchen waren (c).
Der beruͤmte Kaauw erwaͤhnt, um die Muͤndung des Stenonianiſchen Ganges zottige Waͤrzchen (d) und Zotten, die vom eingeſprizten Wachſe ſteif wurden (e), gefunden zu haben.
Die neuern Aerzte glauben daß dieſe Waͤrzchen der Bakken und des Gaumens das Schmekken verrichten (f).
Es giebt hier viele dunkle Stellen. Es ſcheint wun- derbar zu ſein, daß einerlei Sinn durch Werkzeuge von verſchiednem Baue verrichtet werden ſoll, und man kann nicht mit vollkommner Zuverlaͤßigkeit angeben, ob dieſe Zotten am Gaumen und den Bakken Waͤrzchen ſind, ob es ausduͤnſtende Flokken, oder uͤberhaupt nur fuͤhlende Waͤrzchen ſind.
Und dennoch koͤnnte man faſt glauben, daß Thiere (g), die kaum eine Zunge, noch deutliche Waͤrzchen, noch einen Kopf haben, eines Sinnes beraubt ſein ſollten, der mit dem Geſchmakke verwandt waͤre, weil ſie blos ſolchen Speiſen nachgehen, die ſich fuͤr ſie ſchikken, und ſich hin- gegen der andern enthalten. Selbſt die Polipen (h) ver- ſtehen, Thierchen, die nicht fuͤr ihren Mund ſind, wieder auszuſpeien.
Zwei-
(b)[Spaltenumbruch]Adv. II. P. 9. p. 25. 26.
(c)Theſ. II. aſſ. 4. n. 12.
(d)Theſ. X. n. 136. tab. 1. f. 1. und nach dem Mikroſkopio f. 2.
(e)n. 113.
(f)LUCHTMANNS pag. 76.
(g)[Spaltenumbruch]
An den Voͤgeln ſind wenig Waͤrzchen SBARAGLI vigil. p. 80. An den Fiſchen gar keine. Idem.
(h)Roͤſel Jnſekten T. III. p. 550.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0428"n="410"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Der Geſchmak. <hirendition="#aq">XIII.</hi> Buch.</hi></fw><lb/><p>Jm Menſchen hat es hingegen ſchon mehrere Schwie-<lb/>
rigkeiten damit, obgleich <hirendition="#fr">Kuyſch</hi> den Wangen, Lefzen<lb/>
und dem Schlunde eine waͤrzige Bekleidung zum Ueber-<lb/>
zuge giebt, und dergleichen auch dem Magen und dem<lb/>
Gedaͤrme <noteplace="foot"n="(b)"><cb/><hirendition="#aq">Adv. II. P. 9. p.</hi> 25. 26.</note> zuſchreibt. Eben dieſer Autor ſahe am<lb/>
Gaumen koſtende Waͤrzchen, die kleiner, als Sandkoͤr-<lb/>
nerchen waren <noteplace="foot"n="(c)"><hirendition="#aq">Theſ. II. aſſ. 4. n.</hi> 12.</note>.</p><lb/><p>Der beruͤmte <hirendition="#fr">Kaauw</hi> erwaͤhnt, um die Muͤndung<lb/>
des <hirendition="#fr">Stenonianiſchen</hi> Ganges zottige Waͤrzchen <noteplace="foot"n="(d)"><hirendition="#aq">Theſ. X. n. 136. tab. 1. f.</hi> 1.<lb/>
und nach dem Mikroſkopio <hirendition="#aq">f.</hi> 2.</note><lb/>
und Zotten, die vom eingeſprizten Wachſe ſteif wurden <noteplace="foot"n="(e)"><hirendition="#aq">n.</hi> 113.</note>,<lb/>
gefunden zu haben.</p><lb/><p>Die neuern Aerzte glauben daß dieſe Waͤrzchen der<lb/>
Bakken und des Gaumens das Schmekken verrichten <noteplace="foot"n="(f)"><hirendition="#aq">LUCHTMANNS pag.</hi> 76.</note>.</p><lb/><p>Es giebt hier viele dunkle Stellen. Es ſcheint wun-<lb/>
derbar zu ſein, daß einerlei Sinn durch Werkzeuge von<lb/>
verſchiednem Baue verrichtet werden ſoll, und man kann<lb/>
nicht mit vollkommner Zuverlaͤßigkeit angeben, ob dieſe<lb/>
Zotten am Gaumen und den Bakken Waͤrzchen ſind, ob<lb/>
es ausduͤnſtende Flokken, oder uͤberhaupt nur fuͤhlende<lb/>
Waͤrzchen ſind.</p><lb/><p>Und dennoch koͤnnte man faſt glauben, daß Thiere <noteplace="foot"n="(g)"><cb/>
An den Voͤgeln ſind wenig<lb/>
Waͤrzchen <hirendition="#aq"><hirendition="#g">SBARAGLI</hi> vigil.<lb/>
p.</hi> 80. An den Fiſchen gar keine.<lb/><hirendition="#aq">Idem.</hi></note>,<lb/>
die kaum eine Zunge, noch deutliche Waͤrzchen, noch einen<lb/>
Kopf haben, eines Sinnes beraubt ſein ſollten, der mit<lb/>
dem Geſchmakke verwandt waͤre, weil ſie blos ſolchen<lb/>
Speiſen nachgehen, die ſich fuͤr ſie ſchikken, und ſich hin-<lb/>
gegen der andern enthalten. Selbſt die Polipen <noteplace="foot"n="(h)"><hirendition="#fr">Roͤſel</hi> Jnſekten <hirendition="#aq">T. III. p.</hi><lb/>
550.</note> ver-<lb/>ſtehen, Thierchen, die nicht fuͤr ihren Mund ſind, wieder<lb/>
auszuſpeien.</p></div></div><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#b">Zwei-</hi></fw><lb/></div></body></text></TEI>
[410/0428]
Der Geſchmak. XIII. Buch.
Jm Menſchen hat es hingegen ſchon mehrere Schwie-
rigkeiten damit, obgleich Kuyſch den Wangen, Lefzen
und dem Schlunde eine waͤrzige Bekleidung zum Ueber-
zuge giebt, und dergleichen auch dem Magen und dem
Gedaͤrme (b) zuſchreibt. Eben dieſer Autor ſahe am
Gaumen koſtende Waͤrzchen, die kleiner, als Sandkoͤr-
nerchen waren (c).
Der beruͤmte Kaauw erwaͤhnt, um die Muͤndung
des Stenonianiſchen Ganges zottige Waͤrzchen (d)
und Zotten, die vom eingeſprizten Wachſe ſteif wurden (e),
gefunden zu haben.
Die neuern Aerzte glauben daß dieſe Waͤrzchen der
Bakken und des Gaumens das Schmekken verrichten (f).
Es giebt hier viele dunkle Stellen. Es ſcheint wun-
derbar zu ſein, daß einerlei Sinn durch Werkzeuge von
verſchiednem Baue verrichtet werden ſoll, und man kann
nicht mit vollkommner Zuverlaͤßigkeit angeben, ob dieſe
Zotten am Gaumen und den Bakken Waͤrzchen ſind, ob
es ausduͤnſtende Flokken, oder uͤberhaupt nur fuͤhlende
Waͤrzchen ſind.
Und dennoch koͤnnte man faſt glauben, daß Thiere (g),
die kaum eine Zunge, noch deutliche Waͤrzchen, noch einen
Kopf haben, eines Sinnes beraubt ſein ſollten, der mit
dem Geſchmakke verwandt waͤre, weil ſie blos ſolchen
Speiſen nachgehen, die ſich fuͤr ſie ſchikken, und ſich hin-
gegen der andern enthalten. Selbſt die Polipen (h) ver-
ſtehen, Thierchen, die nicht fuͤr ihren Mund ſind, wieder
auszuſpeien.
Zwei-
(b)
Adv. II. P. 9. p. 25. 26.
(c) Theſ. II. aſſ. 4. n. 12.
(d) Theſ. X. n. 136. tab. 1. f. 1.
und nach dem Mikroſkopio f. 2.
(e) n. 113.
(f) LUCHTMANNS pag. 76.
(g)
An den Voͤgeln ſind wenig
Waͤrzchen SBARAGLI vigil.
p. 80. An den Fiſchen gar keine.
Idem.
(h) Roͤſel Jnſekten T. III. p.
550.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 410. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/428>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.