Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Gefühl. XII. Buch.
um ein vieles, daß sie selbige vielmehr in eine Anziehungs-
kraft verwandelt (n**). Wegen Kälte der Luft war das
Einatmen acht und eine halbe Unze in drittehalb Stun-
den (o). Bei feuchter und kalter Luft mus man weniger
essen, weil man weniger ausdünstet (p). Trokkne Wit-
terung ist gesünder, als Regenwetter, und macht die
Körper leichter (q). Jm Herbste nehmen die Körper an
Gewichte zu, weil man alsdenn weniger ausdünstet (q*).

Selbst die leuchtende Funken, welche aus der Haut
springen, leuchten heller, und sind häufiger, wenn der
Nordwind weht, so wie ihrer zur Zeit der Südwinde
weniger werden (r).

Wenn auf einen heissen Körper eine plözzliche Kälte
auffällt, so ziehen sich die Gefässe schnell zusammen, die in
der Haut die Ausführung zu besorgen haben (r*), und
es werden gleichsam auffahrende Blasen daraus, so daß
es das Ansehen bekömmt, als ob viele Gefässe in ein ein-
ziges zusammengezogen wären, dessen Porus vielen gemein
ist; wenn sich aber dieser Porus von der Kälte einiger-
maßen zuschliest, so scheint es, daß sich das ausdämpfende
Wasser über die Oberfläche der Haut ergiest. Dieses wird
geschwinde von den resorbirenden Gefässen wieder einge-
sogen, es verschwindet, und es befördert den Stulgang,
wie wir oft erinnert haben, oder den Urin. Berümte
Männer argwönen, daß dieses die Hautsphinkters sind,
welche diese Gefässe bei der brennenden Kälte zuschnüren

(s).
(n**) [Spaltenumbruch] KEIL de vi adtrah.
corp. anim. p.
43. und tab 4. dec.
(o) LININGS n. 470. p. 497.
(p) Man mus nicht über vier
Pfunde zu sich nehmen, RYE p.
210.
(q) SANCTORIUS Sect. II. n. 8.
(q*) GORTER pag. 320.
Neue Ausgabe.
(r) BETBEDER hydroceph.
pag.
7. 8.
(r*) [Spaltenumbruch] Der vortrefliche LUDWIG
leitet diese Hügelchen von einem
schmierigen Safte her, der sich in
der Scheide zusammengezogen, und
sich, wegen der Verengerung des
Mundloches, gesammelt, de hum.
cut. inung. n.
24. Doch es scheint
die Ausführung dieses schmierigen
Wesens nicht eben so geschwinde
zu geschehen.

Das Gefuͤhl. XII. Buch.
um ein vieles, daß ſie ſelbige vielmehr in eine Anziehungs-
kraft verwandelt (n**). Wegen Kaͤlte der Luft war das
Einatmen acht und eine halbe Unze in drittehalb Stun-
den (o). Bei feuchter und kalter Luft mus man weniger
eſſen, weil man weniger ausduͤnſtet (p). Trokkne Wit-
terung iſt geſuͤnder, als Regenwetter, und macht die
Koͤrper leichter (q). Jm Herbſte nehmen die Koͤrper an
Gewichte zu, weil man alsdenn weniger ausduͤnſtet (q*).

Selbſt die leuchtende Funken, welche aus der Haut
ſpringen, leuchten heller, und ſind haͤufiger, wenn der
Nordwind weht, ſo wie ihrer zur Zeit der Suͤdwinde
weniger werden (r).

Wenn auf einen heiſſen Koͤrper eine ploͤzzliche Kaͤlte
auffaͤllt, ſo ziehen ſich die Gefaͤſſe ſchnell zuſammen, die in
der Haut die Ausfuͤhrung zu beſorgen haben (r*), und
es werden gleichſam auffahrende Blaſen daraus, ſo daß
es das Anſehen bekoͤmmt, als ob viele Gefaͤſſe in ein ein-
ziges zuſammengezogen waͤren, deſſen Porus vielen gemein
iſt; wenn ſich aber dieſer Porus von der Kaͤlte einiger-
maßen zuſchlieſt, ſo ſcheint es, daß ſich das ausdaͤmpfende
Waſſer uͤber die Oberflaͤche der Haut ergieſt. Dieſes wird
geſchwinde von den reſorbirenden Gefaͤſſen wieder einge-
ſogen, es verſchwindet, und es befoͤrdert den Stulgang,
wie wir oft erinnert haben, oder den Urin. Beruͤmte
Maͤnner argwoͤnen, daß dieſes die Hautſphinkters ſind,
welche dieſe Gefaͤſſe bei der brennenden Kaͤlte zuſchnuͤren

(s).
(n**) [Spaltenumbruch] KEIL de vi adtrah.
corp. anim. p.
43. und tab 4. dec.
(o) LININGS n. 470. p. 497.
(p) Man mus nicht uͤber vier
Pfunde zu ſich nehmen, RYE p.
210.
(q) SANCTORIUS Sect. II. n. 8.
(q*) GORTER pag. 320.
Neue Ausgabe.
(r) BETBEDER hydroceph.
pag.
7. 8.
(r*) [Spaltenumbruch] Der vortrefliche LUDWIG
leitet dieſe Huͤgelchen von einem
ſchmierigen Safte her, der ſich in
der Scheide zuſammengezogen, und
ſich, wegen der Verengerung des
Mundloches, geſammelt, de hum.
cut. inung. n.
24. Doch es ſcheint
die Ausfuͤhrung dieſes ſchmierigen
Weſens nicht eben ſo geſchwinde
zu geſchehen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0368" n="350"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das Gefu&#x0364;hl. <hi rendition="#aq">XII.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
um ein vieles, daß &#x017F;ie &#x017F;elbige vielmehr in eine Anziehungs-<lb/>
kraft verwandelt <note place="foot" n="(n**)"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">KEIL</hi> de vi adtrah.<lb/>
corp. anim. p.</hi> 43. und <hi rendition="#aq">tab 4. dec.</hi></note>. Wegen Ka&#x0364;lte der Luft war das<lb/>
Einatmen acht und eine halbe Unze in drittehalb Stun-<lb/>
den <note place="foot" n="(o)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">LININGS</hi> n. 470. p.</hi> 497.</note>. Bei feuchter und kalter Luft mus man weniger<lb/>
e&#x017F;&#x017F;en, weil man weniger ausdu&#x0364;n&#x017F;tet <note place="foot" n="(p)">Man mus nicht u&#x0364;ber vier<lb/>
Pfunde zu &#x017F;ich nehmen, <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">RYE</hi> p.</hi><lb/>
210.</note>. Trokkne Wit-<lb/>
terung i&#x017F;t ge&#x017F;u&#x0364;nder, als Regenwetter, und macht die<lb/>
Ko&#x0364;rper leichter <note place="foot" n="(q)"><hi rendition="#aq">SANCTORIUS Sect. II. n.</hi> 8.</note>. Jm Herb&#x017F;te nehmen die Ko&#x0364;rper an<lb/>
Gewichte zu, weil man alsdenn weniger ausdu&#x0364;n&#x017F;tet <note place="foot" n="(q*)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">GORTER</hi> pag.</hi> 320.<lb/>
Neue Ausgabe.</note>.</p><lb/>
            <p>Selb&#x017F;t die leuchtende Funken, welche aus der Haut<lb/>
&#x017F;pringen, leuchten heller, und &#x017F;ind ha&#x0364;ufiger, wenn der<lb/>
Nordwind weht, &#x017F;o wie ihrer zur Zeit der Su&#x0364;dwinde<lb/>
weniger werden <note place="foot" n="(r)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">BETBEDER</hi> hydroceph.<lb/>
pag.</hi> 7. 8.</note>.</p><lb/>
            <p>Wenn auf einen hei&#x017F;&#x017F;en Ko&#x0364;rper eine plo&#x0364;zzliche Ka&#x0364;lte<lb/>
auffa&#x0364;llt, &#x017F;o ziehen &#x017F;ich die Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e &#x017F;chnell zu&#x017F;ammen, die in<lb/>
der Haut die Ausfu&#x0364;hrung zu be&#x017F;orgen haben <note place="foot" n="(r*)"><cb/>
Der vortrefliche <hi rendition="#aq">LUDWIG</hi><lb/>
leitet die&#x017F;e Hu&#x0364;gelchen von einem<lb/>
&#x017F;chmierigen Safte her, der &#x017F;ich in<lb/>
der Scheide zu&#x017F;ammengezogen, und<lb/>
&#x017F;ich, wegen der Verengerung des<lb/>
Mundloches, ge&#x017F;ammelt, <hi rendition="#aq">de hum.<lb/>
cut. inung. n.</hi> 24. Doch es &#x017F;cheint<lb/>
die Ausfu&#x0364;hrung die&#x017F;es &#x017F;chmierigen<lb/>
We&#x017F;ens nicht eben &#x017F;o ge&#x017F;chwinde<lb/>
zu ge&#x017F;chehen.</note>, und<lb/>
es werden gleich&#x017F;am auffahrende Bla&#x017F;en daraus, &#x017F;o daß<lb/>
es das An&#x017F;ehen beko&#x0364;mmt, als ob viele Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e in ein ein-<lb/>
ziges zu&#x017F;ammengezogen wa&#x0364;ren, de&#x017F;&#x017F;en Porus vielen gemein<lb/>
i&#x017F;t; wenn &#x017F;ich aber die&#x017F;er Porus von der Ka&#x0364;lte einiger-<lb/>
maßen zu&#x017F;chlie&#x017F;t, &#x017F;o &#x017F;cheint es, daß &#x017F;ich das ausda&#x0364;mpfende<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er u&#x0364;ber die Oberfla&#x0364;che der Haut ergie&#x017F;t. Die&#x017F;es wird<lb/>
ge&#x017F;chwinde von den re&#x017F;orbirenden Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;en wieder einge-<lb/>
&#x017F;ogen, es ver&#x017F;chwindet, und es befo&#x0364;rdert den Stulgang,<lb/>
wie wir oft erinnert haben, oder den Urin. Beru&#x0364;mte<lb/>
Ma&#x0364;nner argwo&#x0364;nen, daß die&#x017F;es die Haut&#x017F;phinkters &#x017F;ind,<lb/>
welche die&#x017F;e Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e bei der brennenden Ka&#x0364;lte zu&#x017F;chnu&#x0364;ren<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">(s).</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[350/0368] Das Gefuͤhl. XII. Buch. um ein vieles, daß ſie ſelbige vielmehr in eine Anziehungs- kraft verwandelt (n**). Wegen Kaͤlte der Luft war das Einatmen acht und eine halbe Unze in drittehalb Stun- den (o). Bei feuchter und kalter Luft mus man weniger eſſen, weil man weniger ausduͤnſtet (p). Trokkne Wit- terung iſt geſuͤnder, als Regenwetter, und macht die Koͤrper leichter (q). Jm Herbſte nehmen die Koͤrper an Gewichte zu, weil man alsdenn weniger ausduͤnſtet (q*). Selbſt die leuchtende Funken, welche aus der Haut ſpringen, leuchten heller, und ſind haͤufiger, wenn der Nordwind weht, ſo wie ihrer zur Zeit der Suͤdwinde weniger werden (r). Wenn auf einen heiſſen Koͤrper eine ploͤzzliche Kaͤlte auffaͤllt, ſo ziehen ſich die Gefaͤſſe ſchnell zuſammen, die in der Haut die Ausfuͤhrung zu beſorgen haben (r*), und es werden gleichſam auffahrende Blaſen daraus, ſo daß es das Anſehen bekoͤmmt, als ob viele Gefaͤſſe in ein ein- ziges zuſammengezogen waͤren, deſſen Porus vielen gemein iſt; wenn ſich aber dieſer Porus von der Kaͤlte einiger- maßen zuſchlieſt, ſo ſcheint es, daß ſich das ausdaͤmpfende Waſſer uͤber die Oberflaͤche der Haut ergieſt. Dieſes wird geſchwinde von den reſorbirenden Gefaͤſſen wieder einge- ſogen, es verſchwindet, und es befoͤrdert den Stulgang, wie wir oft erinnert haben, oder den Urin. Beruͤmte Maͤnner argwoͤnen, daß dieſes die Hautſphinkters ſind, welche dieſe Gefaͤſſe bei der brennenden Kaͤlte zuſchnuͤren (s). (n**) KEIL de vi adtrah. corp. anim. p. 43. und tab 4. dec. (o) LININGS n. 470. p. 497. (p) Man mus nicht uͤber vier Pfunde zu ſich nehmen, RYE p. 210. (q) SANCTORIUS Sect. II. n. 8. (q*) GORTER pag. 320. Neue Ausgabe. (r) BETBEDER hydroceph. pag. 7. 8. (r*) Der vortrefliche LUDWIG leitet dieſe Huͤgelchen von einem ſchmierigen Safte her, der ſich in der Scheide zuſammengezogen, und ſich, wegen der Verengerung des Mundloches, geſammelt, de hum. cut. inung. n. 24. Doch es ſcheint die Ausfuͤhrung dieſes ſchmierigen Weſens nicht eben ſo geſchwinde zu geſchehen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/368
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 350. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/368>, abgerufen am 24.11.2024.