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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

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II. Abschnitt. Schweis.
beträgt. Sich sieben Stunden nach dem Essen bis zur
zwölften Stunde üben, macht eine starke unmerkliche
Ausdünstung (u). Wenn die Ausdünstung einem ge-
sunden Menschen mangelt, so wird sie durch Leibesübung
ersezzt (x). Unser Körper kann durch Bewegungen so
dünstend gemacht werden, daß er sich darüber verzert (y).

So gar ist die Winterkälte nicht einmal hinderlich,
wofern nur die Kraft des Herzens hinlänglich ist. Es
verzerte nämlich die Muskelbewegung von acht und einem
halben Pfunde Speise und Trank, die man in einem Tage
zu sich nahm, vier, oder die Helfte des Gewichtes (z).
Die Wallfische werden, wenn sie schnell schwimmen, im
Eismeere so heis, daß sie stinken und rauchen (a). Die
kalte Luft macht starke Körper leichter (a*). Daher sind
Menschen, die sich in der grösten Kälte üben, bei voll-
kommner Gesundheit (b), sie essen stark, vertragen die
härteste Speisen (c), und fülen, nach dem Exempel des
Brutus (d), oft einen unersättlichen Hundshunger. Jm
Winter ist der Magen hizziger (d*). Endlich vermert
auch ein kaltes Bad die Ausdünstung (e); davon werden
die Schotten und Jrrländer, wenn sie aus dem Bade
kommen, rot und heis (f), und sie werfen sich in den
Schnee, um warm zu werden (g). Diese Gewonheit

herrscht
(u) [Spaltenumbruch] SANCTOR. V. n. 7.
(x) Idem ibid. n. 34.
(y) n. 8.
(z) RYE n. 297.
(a) MARTENS Spizzbergi-
sche Reisen.
(a*) SANCTOR. f. 2. n. 5.
Ergo hyeme transpiratio perfe-
ctior. B. MURRY Paris
1736.
(b) Am Exempel der Holländer,
welche bei der Meerenge Weigats
überwinterten. add MARTENS
Spizzbergische Reisen, pag. 127.
LORRY alim. II. p.
329.
(c) LISTER de humor. pag.
386. 387.
(d) [Spaltenumbruch] Da er Apollonia im Schnee
belagerte, PLUTARCHUS in
vita. BARTHOLINUS de nive
pag. 187. RHAZES ad MAN-
SOREM L. V. c. 6. BOERHAAV.
loc. cit.
und vorlängst XENO-
PHON
in expedit. Cyri Min.
(d*) HIPPOCRATES apho-
rism. I. n.
15.
(e) KINNEIR. p. 66.
(f) COLE perspir. p. 149.
(g) LISTER in aphorism. p.
137. BOERHAAVE praelect.
T. III. p.
620.
Y 2

II. Abſchnitt. Schweis.
betraͤgt. Sich ſieben Stunden nach dem Eſſen bis zur
zwoͤlften Stunde uͤben, macht eine ſtarke unmerkliche
Ausduͤnſtung (u). Wenn die Ausduͤnſtung einem ge-
ſunden Menſchen mangelt, ſo wird ſie durch Leibesuͤbung
erſezzt (x). Unſer Koͤrper kann durch Bewegungen ſo
duͤnſtend gemacht werden, daß er ſich daruͤber verzert (y).

So gar iſt die Winterkaͤlte nicht einmal hinderlich,
wofern nur die Kraft des Herzens hinlaͤnglich iſt. Es
verzerte naͤmlich die Muſkelbewegung von acht und einem
halben Pfunde Speiſe und Trank, die man in einem Tage
zu ſich nahm, vier, oder die Helfte des Gewichtes (z).
Die Wallfiſche werden, wenn ſie ſchnell ſchwimmen, im
Eismeere ſo heis, daß ſie ſtinken und rauchen (a). Die
kalte Luft macht ſtarke Koͤrper leichter (a*). Daher ſind
Menſchen, die ſich in der groͤſten Kaͤlte uͤben, bei voll-
kommner Geſundheit (b), ſie eſſen ſtark, vertragen die
haͤrteſte Speiſen (c), und fuͤlen, nach dem Exempel des
Brutus (d), oft einen unerſaͤttlichen Hundshunger. Jm
Winter iſt der Magen hizziger (d*). Endlich vermert
auch ein kaltes Bad die Ausduͤnſtung (e); davon werden
die Schotten und Jrrlaͤnder, wenn ſie aus dem Bade
kommen, rot und heis (f), und ſie werfen ſich in den
Schnee, um warm zu werden (g). Dieſe Gewonheit

herrſcht
(u) [Spaltenumbruch] SANCTOR. V. n. 7.
(x) Idem ibid. n. 34.
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(z) RYE n. 297.
(a) MARTENS Spizzbergi-
ſche Reiſen.
(a*) SANCTOR. f. 2. n. 5.
Ergo hyeme tranſpiratio perfe-
ctior. B. MURRY Paris
1736.
(b) Am Exempel der Hollaͤnder,
welche bei der Meerenge Weigats
uͤberwinterten. add MARTENS
Spizzbergiſche Reiſen, pag. 127.
LORRY alim. II. p.
329.
(c) LISTER de humor. pag.
386. 387.
(d) [Spaltenumbruch] Da er Apollonia im Schnee
belagerte, PLUTARCHUS in
vita. BARTHOLINUS de nive
pag. 187. RHAZES ad MAN-
SOREM L. V. c. 6. BOERHAAV.
loc. cit.
und vorlaͤngſt XENO-
PHON
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(d*) HIPPOCRATES apho-
riſm. I. n.
15.
(e) KINNEIR. p. 66.
(f) COLE perſpir. p. 149.
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[339/0357] II. Abſchnitt. Schweis. betraͤgt. Sich ſieben Stunden nach dem Eſſen bis zur zwoͤlften Stunde uͤben, macht eine ſtarke unmerkliche Ausduͤnſtung (u). Wenn die Ausduͤnſtung einem ge- ſunden Menſchen mangelt, ſo wird ſie durch Leibesuͤbung erſezzt (x). Unſer Koͤrper kann durch Bewegungen ſo duͤnſtend gemacht werden, daß er ſich daruͤber verzert (y). So gar iſt die Winterkaͤlte nicht einmal hinderlich, wofern nur die Kraft des Herzens hinlaͤnglich iſt. Es verzerte naͤmlich die Muſkelbewegung von acht und einem halben Pfunde Speiſe und Trank, die man in einem Tage zu ſich nahm, vier, oder die Helfte des Gewichtes (z). Die Wallfiſche werden, wenn ſie ſchnell ſchwimmen, im Eismeere ſo heis, daß ſie ſtinken und rauchen (a). Die kalte Luft macht ſtarke Koͤrper leichter (a*). Daher ſind Menſchen, die ſich in der groͤſten Kaͤlte uͤben, bei voll- kommner Geſundheit (b), ſie eſſen ſtark, vertragen die haͤrteſte Speiſen (c), und fuͤlen, nach dem Exempel des Brutus (d), oft einen unerſaͤttlichen Hundshunger. Jm Winter iſt der Magen hizziger (d*). Endlich vermert auch ein kaltes Bad die Ausduͤnſtung (e); davon werden die Schotten und Jrrlaͤnder, wenn ſie aus dem Bade kommen, rot und heis (f), und ſie werfen ſich in den Schnee, um warm zu werden (g). Dieſe Gewonheit herrſcht (u) SANCTOR. V. n. 7. (x) Idem ibid. n. 34. (y) n. 8. (z) RYE n. 297. (a) MARTENS Spizzbergi- ſche Reiſen. (a*) SANCTOR. f. 2. n. 5. Ergo hyeme tranſpiratio perfe- ctior. B. MURRY Paris 1736. (b) Am Exempel der Hollaͤnder, welche bei der Meerenge Weigats uͤberwinterten. add MARTENS Spizzbergiſche Reiſen, pag. 127. LORRY alim. II. p. 329. (c) LISTER de humor. pag. 386. 387. (d) Da er Apollonia im Schnee belagerte, PLUTARCHUS in vita. BARTHOLINUS de nive pag. 187. RHAZES ad MAN- SOREM L. V. c. 6. BOERHAAV. loc. cit. und vorlaͤngſt XENO- PHON in expedit. Cyri Min. (d*) HIPPOCRATES apho- riſm. I. n. 15. (e) KINNEIR. p. 66. (f) COLE perſpir. p. 149. (g) LISTER in aphoriſm. p. 137. BOERHAAVE prælect. T. III. p. 620. Y 2

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/357>, abgerufen am 24.11.2024.