Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

Bild:
<< vorherige Seite
I. Abschnitt. Werkzeug.

Folglich ist dasjenige, was man ein Wärzchen nennt,
kein einzelner kleiner Hügel, sondern ein Haufe kleiner
Hügel, und wenn man es macerirt (p), so zerteilt es sich
in dergleichen. Es sind nämlich diese kleine Gefässe, und
diese kleine Nerven, ohne Zweifel durch ein Fadengewebe
mit einander verbunden, wodurch sie ihre Festigkeit erhal-
ten (q), und wodurch diese kleine Hügel also ihr Entstehen
bekommen.

Man sagt, daß die Wärzchen an ihrer Spizze durch-
löchert sind, und ein Haar durchlassen (r), welches ich
von einigen zugeben will. Allein es hat nicht das Ansehn,
daß ein wirkliches Haar mit dem Wärzchen was zu thun
habe. Es kömmt nämlich weder an dem fülenden Brei
der Hand, noch des Fusses, oder an der Mannseichel
und der Zunge ein Haar zum Vorschein, wo dieser Brei
unter der Haut liegt.

Man darf nicht zweifeln, daß sie das Gefül verrich-
ten, weil sie an diesen Stellen grösser sind, und daselbst
mehr entblöst liegen, wo das Gefül seinen vornemsten
Sizz hat, wie an der Eichel der männlichen Ruthe, und
an der Spizze der Finger und der Zeen, oder der Zunge,
oder da sie kleiner sind, wo die Natur ein schwächeres
Gefül verlangt. Da Nerven in sie laufen, und da sie
den äussern Gegenständen um desto mehr ausgesezzt sind,
je heftiger ein ausgestrekkter und erhabner Theil, der
sich in Fäden verlängert, von einem widerstehenden Kör-
per getroffen wird, als eine flache oder niedergedrükkte
Fläche.

Man
(p) [Spaltenumbruch] SCHAAF de tactu p. 31.
Aus fünf bis sechs kleinen HINZE
n.
16. Am Elefanten, Philos.
Trans. n. 326. DUVERNEY Jour-
nal des Sav. 1689. n.
19.
(q) GORTERI. c. Daß sie
grösser als die Nerven sind, und
[Spaltenumbruch] noch etwas anders in sich nehmen,
erinnert billig SIMSON essays
pag.
243.
(r) Der berümte de COUR-
CELLES
l. c.
Am Elefanten
Phil. Trans. n. 326.
O. 4
I. Abſchnitt. Werkzeug.

Folglich iſt dasjenige, was man ein Waͤrzchen nennt,
kein einzelner kleiner Huͤgel, ſondern ein Haufe kleiner
Huͤgel, und wenn man es macerirt (p), ſo zerteilt es ſich
in dergleichen. Es ſind naͤmlich dieſe kleine Gefaͤſſe, und
dieſe kleine Nerven, ohne Zweifel durch ein Fadengewebe
mit einander verbunden, wodurch ſie ihre Feſtigkeit erhal-
ten (q), und wodurch dieſe kleine Huͤgel alſo ihr Entſtehen
bekommen.

Man ſagt, daß die Waͤrzchen an ihrer Spizze durch-
loͤchert ſind, und ein Haar durchlaſſen (r), welches ich
von einigen zugeben will. Allein es hat nicht das Anſehn,
daß ein wirkliches Haar mit dem Waͤrzchen was zu thun
habe. Es koͤmmt naͤmlich weder an dem fuͤlenden Brei
der Hand, noch des Fuſſes, oder an der Mannseichel
und der Zunge ein Haar zum Vorſchein, wo dieſer Brei
unter der Haut liegt.

Man darf nicht zweifeln, daß ſie das Gefuͤl verrich-
ten, weil ſie an dieſen Stellen groͤſſer ſind, und daſelbſt
mehr entbloͤſt liegen, wo das Gefuͤl ſeinen vornemſten
Sizz hat, wie an der Eichel der maͤnnlichen Ruthe, und
an der Spizze der Finger und der Zeen, oder der Zunge,
oder da ſie kleiner ſind, wo die Natur ein ſchwaͤcheres
Gefuͤl verlangt. Da Nerven in ſie laufen, und da ſie
den aͤuſſern Gegenſtaͤnden um deſto mehr ausgeſezzt ſind,
je heftiger ein ausgeſtrekkter und erhabner Theil, der
ſich in Faͤden verlaͤngert, von einem widerſtehenden Koͤr-
per getroffen wird, als eine flache oder niedergedruͤkkte
Flaͤche.

Man
(p) [Spaltenumbruch] SCHAAF de tactu p. 31.
Aus fuͤnf bis ſechs kleinen HINZE
n.
16. Am Elefanten, Philoſ.
Tranſ. n. 326. DUVERNEY Jour-
nal des Sav. 1689. n.
19.
(q) GORTERI. c. Daß ſie
groͤſſer als die Nerven ſind, und
[Spaltenumbruch] noch etwas anders in ſich nehmen,
erinnert billig SIMSON eſſays
pag.
243.
(r) Der beruͤmte de COUR-
CELLES
l. c.
Am Elefanten
Phil. Tranſ. n. 326.
O. 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0265" n="247"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I.</hi> Ab&#x017F;chnitt. Werkzeug.</hi> </fw><lb/>
            <p>Folglich i&#x017F;t dasjenige, was man ein Wa&#x0364;rzchen nennt,<lb/>
kein einzelner kleiner Hu&#x0364;gel, &#x017F;ondern ein Haufe kleiner<lb/>
Hu&#x0364;gel, und wenn man es macerirt <note place="foot" n="(p)"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">SCHAAF</hi> de tactu p.</hi> 31.<lb/>
Aus fu&#x0364;nf bis &#x017F;echs kleinen <hi rendition="#aq">HINZE<lb/>
n.</hi> 16. Am Elefanten, <hi rendition="#aq">Philo&#x017F;.<lb/>
Tran&#x017F;. n. 326. DUVERNEY Jour-<lb/>
nal des Sav. 1689. n.</hi> 19.</note>, &#x017F;o zerteilt es &#x017F;ich<lb/>
in dergleichen. Es &#x017F;ind na&#x0364;mlich die&#x017F;e kleine Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, und<lb/>
die&#x017F;e kleine Nerven, ohne Zweifel durch ein Fadengewebe<lb/>
mit einander verbunden, wodurch &#x017F;ie ihre Fe&#x017F;tigkeit erhal-<lb/>
ten <note place="foot" n="(q)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">GORTERI.</hi> c.</hi> Daß &#x017F;ie<lb/>
gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er als die Nerven &#x017F;ind, und<lb/><cb/>
noch etwas anders in &#x017F;ich nehmen,<lb/>
erinnert billig <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">SIMSON</hi> e&#x017F;&#x017F;ays<lb/>
pag.</hi> 243.</note>, und wodurch die&#x017F;e kleine Hu&#x0364;gel al&#x017F;o ihr Ent&#x017F;tehen<lb/>
bekommen.</p><lb/>
            <p>Man &#x017F;agt, daß die Wa&#x0364;rzchen an ihrer Spizze durch-<lb/>
lo&#x0364;chert &#x017F;ind, und ein Haar durchla&#x017F;&#x017F;en <note place="foot" n="(r)">Der beru&#x0364;mte <hi rendition="#aq">de <hi rendition="#g">COUR-<lb/>
CELLES</hi> l. c.</hi> Am Elefanten<lb/><hi rendition="#aq">Phil. Tran&#x017F;. n.</hi> 326.</note>, welches ich<lb/>
von einigen zugeben will. Allein es hat nicht das An&#x017F;ehn,<lb/>
daß ein wirkliches Haar mit dem Wa&#x0364;rzchen was zu thun<lb/>
habe. Es ko&#x0364;mmt na&#x0364;mlich weder an dem fu&#x0364;lenden Brei<lb/>
der Hand, noch des Fu&#x017F;&#x017F;es, oder an der Mannseichel<lb/>
und der Zunge ein Haar zum Vor&#x017F;chein, wo die&#x017F;er Brei<lb/>
unter der Haut liegt.</p><lb/>
            <p>Man darf nicht zweifeln, daß &#x017F;ie das Gefu&#x0364;l verrich-<lb/>
ten, weil &#x017F;ie an die&#x017F;en Stellen gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er &#x017F;ind, und da&#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
mehr entblo&#x0364;&#x017F;t liegen, wo das Gefu&#x0364;l &#x017F;einen vornem&#x017F;ten<lb/>
Sizz hat, wie an der Eichel der ma&#x0364;nnlichen Ruthe, und<lb/>
an der Spizze der Finger und der Zeen, oder der Zunge,<lb/>
oder da &#x017F;ie kleiner &#x017F;ind, wo die Natur ein &#x017F;chwa&#x0364;cheres<lb/>
Gefu&#x0364;l verlangt. Da Nerven in &#x017F;ie laufen, und da &#x017F;ie<lb/>
den a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ern Gegen&#x017F;ta&#x0364;nden um de&#x017F;to mehr ausge&#x017F;ezzt &#x017F;ind,<lb/>
je heftiger ein ausge&#x017F;trekkter und erhabner Theil, der<lb/>
&#x017F;ich in Fa&#x0364;den verla&#x0364;ngert, von einem wider&#x017F;tehenden Ko&#x0364;r-<lb/>
per getroffen wird, als eine flache oder niedergedru&#x0364;kkte<lb/>
Fla&#x0364;che.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">O. 4</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">Man</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[247/0265] I. Abſchnitt. Werkzeug. Folglich iſt dasjenige, was man ein Waͤrzchen nennt, kein einzelner kleiner Huͤgel, ſondern ein Haufe kleiner Huͤgel, und wenn man es macerirt (p), ſo zerteilt es ſich in dergleichen. Es ſind naͤmlich dieſe kleine Gefaͤſſe, und dieſe kleine Nerven, ohne Zweifel durch ein Fadengewebe mit einander verbunden, wodurch ſie ihre Feſtigkeit erhal- ten (q), und wodurch dieſe kleine Huͤgel alſo ihr Entſtehen bekommen. Man ſagt, daß die Waͤrzchen an ihrer Spizze durch- loͤchert ſind, und ein Haar durchlaſſen (r), welches ich von einigen zugeben will. Allein es hat nicht das Anſehn, daß ein wirkliches Haar mit dem Waͤrzchen was zu thun habe. Es koͤmmt naͤmlich weder an dem fuͤlenden Brei der Hand, noch des Fuſſes, oder an der Mannseichel und der Zunge ein Haar zum Vorſchein, wo dieſer Brei unter der Haut liegt. Man darf nicht zweifeln, daß ſie das Gefuͤl verrich- ten, weil ſie an dieſen Stellen groͤſſer ſind, und daſelbſt mehr entbloͤſt liegen, wo das Gefuͤl ſeinen vornemſten Sizz hat, wie an der Eichel der maͤnnlichen Ruthe, und an der Spizze der Finger und der Zeen, oder der Zunge, oder da ſie kleiner ſind, wo die Natur ein ſchwaͤcheres Gefuͤl verlangt. Da Nerven in ſie laufen, und da ſie den aͤuſſern Gegenſtaͤnden um deſto mehr ausgeſezzt ſind, je heftiger ein ausgeſtrekkter und erhabner Theil, der ſich in Faͤden verlaͤngert, von einem widerſtehenden Koͤr- per getroffen wird, als eine flache oder niedergedruͤkkte Flaͤche. Man (p) SCHAAF de tactu p. 31. Aus fuͤnf bis ſechs kleinen HINZE n. 16. Am Elefanten, Philoſ. Tranſ. n. 326. DUVERNEY Jour- nal des Sav. 1689. n. 19. (q) GORTERI. c. Daß ſie groͤſſer als die Nerven ſind, und noch etwas anders in ſich nehmen, erinnert billig SIMSON eſſays pag. 243. (r) Der beruͤmte de COUR- CELLES l. c. Am Elefanten Phil. Tranſ. n. 326. O. 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/265
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/265>, abgerufen am 22.11.2024.