einen Einflus von der Schlagader schlissen lasse, weil auch nach Unterbindung der Blutadern, zwar nicht allemal (m), aber doch oft, eine dergleichen Lähmung erfolgt (n).
Daß aber die Schnur an der Aorte, wegen der zu- gleich mit gebundnen Nerven (o) oder auch wegen der auf- gehobnen Gemeinschaft des Rükkenmarkes (p) mit dem Blute, eine Lähmung verursache (q), scheint nicht mit den Erscheinungen bei der Lähmung überein zu stimmen, in- dem solche nur nach Unterbindung der Schlagadern zu erfolgen pflegt (r).
Der Geschwulst, die Steifigkeit, und Bewegung an einem Gliede, nach Anfüllung der Schlagader gehöret zu der Ausdämpfung des eingesprizzten Wassers in das Zell- gewebe (s), und diese bringt nicht nur einen Geschwulst, Steifigkeit, sondern auch ein Zusammenziehen an todten Körpern zum Vorschein, und ich habe diesen lustigen Ver- such sehr oft an todten Kindern mit Fischleim vorgenom- men. Was die Ursache der hervorgebrachten Bewegung an ganz frischen Leichnamen, oder an lebendigen Thieren anbelangt (s*), so könnte man solche auf Rechnung des reizbaren Wesens der Muskeln schreiben. Und daher erfolgt auch eben dergleichen, wenn man Blutadern mit Wasser aussprizzt (s**).
§. 21.
(m)[Spaltenumbruch]
Dies leugnet VIEUSSENS system. vasor. p. 105. et POZZI pag. 80. da die Holader gebunden war.
(n)BATTIE princip. p. 58. 60. KAAUW n. 292. 293. add. ASTRUC loc. cit. pag. 22.
(o)La MURE loc. cit.
(p)ASTRUC apud MAN- GET p. 22. HINGANT in Thes. E. m. mufcularis a spiritu. LALLEMANT thes.
(q)[Spaltenumbruch]MORGAGN. adv. II. anim. 8.
(r) Diesem Versuche trauet wenig zu SWAMMERDAM bibl. pag. 850.
(s) So urtheilt mit uns der vortrefliche KAAUW n. 303. 304. et illustr. WINTER pag. 33. 34.
(s*)SWAMMERDAM de respirat. Coroll. 3. 4.
(s**)HALES pag. 116.
Thieriſche Bewegung. XI. Buch.
einen Einflus von der Schlagader ſchliſſen laſſe, weil auch nach Unterbindung der Blutadern, zwar nicht allemal (m), aber doch oft, eine dergleichen Laͤhmung erfolgt (n).
Daß aber die Schnur an der Aorte, wegen der zu- gleich mit gebundnen Nerven (o) oder auch wegen der auf- gehobnen Gemeinſchaft des Ruͤkkenmarkes (p) mit dem Blute, eine Laͤhmung verurſache (q), ſcheint nicht mit den Erſcheinungen bei der Laͤhmung uͤberein zu ſtimmen, in- dem ſolche nur nach Unterbindung der Schlagadern zu erfolgen pflegt (r).
Der Geſchwulſt, die Steifigkeit, und Bewegung an einem Gliede, nach Anfuͤllung der Schlagader gehoͤret zu der Ausdaͤmpfung des eingeſprizzten Waſſers in das Zell- gewebe (s), und dieſe bringt nicht nur einen Geſchwulſt, Steifigkeit, ſondern auch ein Zuſammenziehen an todten Koͤrpern zum Vorſchein, und ich habe dieſen luſtigen Ver- ſuch ſehr oft an todten Kindern mit Fiſchleim vorgenom- men. Was die Urſache der hervorgebrachten Bewegung an ganz friſchen Leichnamen, oder an lebendigen Thieren anbelangt (s*), ſo koͤnnte man ſolche auf Rechnung des reizbaren Weſens der Muſkeln ſchreiben. Und daher erfolgt auch eben dergleichen, wenn man Blutadern mit Waſſer ausſprizzt (s**).
§. 21.
(m)[Spaltenumbruch]
Dies leugnet VIEUSSENS ſyſtem. vaſor. p. 105. et POZZI pag. 80. da die Holader gebunden war.
(n)BATTIE princip. p. 58. 60. KAAUW n. 292. 293. add. ASTRUC loc. cit. pag. 22.
(o)La MURE loc. cit.
(p)ASTRUC apud MAN- GET p. 22. HINGANT in Theſ. E. m. mufcularis a ſpiritu. LALLEMANT theſ.
(q)[Spaltenumbruch]MORGAGN. adv. II. anim. 8.
(r) Dieſem Verſuche trauet wenig zu SWAMMERDAM bibl. pag. 850.
(s) So urtheilt mit uns der vortrefliche KAAUW n. 303. 304. et illuſtr. WINTER pag. 33. 34.
(s*)SWAMMERDAM de reſpirat. Coroll. 3. 4.
(s**)HALES pag. 116.
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Thieriſche Bewegung. XI. Buch.
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aber doch oft, eine dergleichen Laͤhmung erfolgt (n).
Daß aber die Schnur an der Aorte, wegen der zu-
gleich mit gebundnen Nerven (o) oder auch wegen der auf-
gehobnen Gemeinſchaft des Ruͤkkenmarkes (p) mit dem
Blute, eine Laͤhmung verurſache (q), ſcheint nicht mit den
Erſcheinungen bei der Laͤhmung uͤberein zu ſtimmen, in-
dem ſolche nur nach Unterbindung der Schlagadern zu
erfolgen pflegt (r).
Der Geſchwulſt, die Steifigkeit, und Bewegung an
einem Gliede, nach Anfuͤllung der Schlagader gehoͤret zu
der Ausdaͤmpfung des eingeſprizzten Waſſers in das Zell-
gewebe (s), und dieſe bringt nicht nur einen Geſchwulſt,
Steifigkeit, ſondern auch ein Zuſammenziehen an todten
Koͤrpern zum Vorſchein, und ich habe dieſen luſtigen Ver-
ſuch ſehr oft an todten Kindern mit Fiſchleim vorgenom-
men. Was die Urſache der hervorgebrachten Bewegung
an ganz friſchen Leichnamen, oder an lebendigen Thieren
anbelangt (s*), ſo koͤnnte man ſolche auf Rechnung
des reizbaren Weſens der Muſkeln ſchreiben. Und daher
erfolgt auch eben dergleichen, wenn man Blutadern mit
Waſſer ausſprizzt (s**).
§. 21.
(m)
Dies leugnet VIEUSSENS
ſyſtem. vaſor. p. 105. et POZZI
pag. 80. da die Holader gebunden
war.
(n) BATTIE princip. p. 58. 60.
KAAUW n. 292. 293. add.
ASTRUC loc. cit. pag. 22.
(o) La MURE loc. cit.
(p) ASTRUC apud MAN-
GET p. 22. HINGANT in
Theſ. E. m. mufcularis a ſpiritu.
LALLEMANT theſ.
(q)
MORGAGN. adv. II.
anim. 8.
(r) Dieſem Verſuche trauet
wenig zu SWAMMERDAM bibl.
pag. 850.
(s) So urtheilt mit uns der
vortrefliche KAAUW n. 303.
304. et illuſtr. WINTER pag.
33. 34.
(s*) SWAMMERDAM de
reſpirat. Coroll. 3. 4.
(s**) HALES pag. 116.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/192>, abgerufen am 25.11.2024.
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