Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

Bild:
<< vorherige Seite

III. Abschnitt. Ursachen.
und andre von einer widrigen Jdee herrührende Begier-
den, zu den Auswürfen (k) bei.

Es sei das Bewustsein der in diesen Bewegungen
wirksamen Seele, gar nicht bei der Thätigkeit des Her-
zens (l) zugegen, so wie es bei andern (m) recht willkürli-
chen Bewegungen vermisst werde, so bald selbige uns sehr
gewönlich geworden, indem man, wenn man Sachen
überlege, gehen, essen und verschiedenes verrichten könne,
ohne sich desselben bewust zu sein, und dahin rechnen sie
auch die Bewegungen des Regenbogens und das Anstren-
gen der Gehörmuskeln, welches man ohne Bewustsein ver-
richte. Wir wären uns öfters des Wollens überhaupt,
doch nicht des einzelnen Muskels bewust, welcher sich dem-
ohngeachtet doch bewege (n). Man verrichte offenbar
willkürliche Bewegungen (o), als mit den Fingern in der
Musik, wobei doch das Bewustsein des Willens sehr dun-
kel sei, und es würden die Saiten nicht gut klingen, wo-
fern die Seele nicht so lange vergesse, daß sie Finger habe
(p). Sie vergesse, daß sie aritmetische Aufgaben vor sich
habe, und zäle dennoch die Schwingungen im Ohre (q).

Die Seele regiert, sagen sie, auch ihr Eingeweide,
durch den blossen Verstand, ohne alle Ueberlegung und
Vernunftschlüsse (r), hingegen stelle sie sich blos die aus-

ser
(k) [Spaltenumbruch] STAHL autocratia natu-
rae germ. 296. ALBERTI
von
der S[verlorenes Material - Zeichen fehlt] pag. 167. wie das Er-
brech[verlorenes Material - Zeichen fehlt] Stulgehen von unan-
geneht[verlorenes Material - Zeichen fehlt] Jdeen. WHYTT
mot. pag.
253.
(l) Nach einer Vermutung
vom Herzen. BORELLUS prop.
80. SAUVAGES Journal de
medic. l. c. PORTERFIELD
act. Edimb. loc. cit. p. 216. 217.
RIDLEY p. 163. WHYTT
p. 302. etc.
(m) [Spaltenumbruch] CRUSIUS Naturlehre,
pag. 1089. WHYTT vital mot.
p. 300. STAHL diff. rat. et ra-
tiocin.
wie bei dem Atemholen.
NICOLAI Einbildungskraft,
pag. 73.
(n) PORTERFIELD of
the Eye T. II. p.
138.
(o) SAUVAGES Journal
de med. loc. cit. adde HART-
LEY
pag.
108.
(q) Ibid.
(r) SAUVAGES de imper.
anim. n.
11.
J 2

III. Abſchnitt. Urſachen.
und andre von einer widrigen Jdee herruͤhrende Begier-
den, zu den Auswuͤrfen (k) bei.

Es ſei das Bewuſtſein der in dieſen Bewegungen
wirkſamen Seele, gar nicht bei der Thaͤtigkeit des Her-
zens (l) zugegen, ſo wie es bei andern (m) recht willkuͤrli-
chen Bewegungen vermiſſt werde, ſo bald ſelbige uns ſehr
gewoͤnlich geworden, indem man, wenn man Sachen
uͤberlege, gehen, eſſen und verſchiedenes verrichten koͤnne,
ohne ſich deſſelben bewuſt zu ſein, und dahin rechnen ſie
auch die Bewegungen des Regenbogens und das Anſtren-
gen der Gehoͤrmuſkeln, welches man ohne Bewuſtſein ver-
richte. Wir waͤren uns oͤfters des Wollens uͤberhaupt,
doch nicht des einzelnen Muſkels bewuſt, welcher ſich dem-
ohngeachtet doch bewege (n). Man verrichte offenbar
willkuͤrliche Bewegungen (o), als mit den Fingern in der
Muſik, wobei doch das Bewuſtſein des Willens ſehr dun-
kel ſei, und es wuͤrden die Saiten nicht gut klingen, wo-
fern die Seele nicht ſo lange vergeſſe, daß ſie Finger habe
(p). Sie vergeſſe, daß ſie aritmetiſche Aufgaben vor ſich
habe, und zaͤle dennoch die Schwingungen im Ohre (q).

Die Seele regiert, ſagen ſie, auch ihr Eingeweide,
durch den bloſſen Verſtand, ohne alle Ueberlegung und
Vernunftſchluͤſſe (r), hingegen ſtelle ſie ſich blos die auſ-

ſer
(k) [Spaltenumbruch] STAHL autocratia natu-
ræ germ. 296. ALBERTI
von
der S[verlorenes Material – Zeichen fehlt] pag. 167. wie das Er-
brech[verlorenes Material – Zeichen fehlt] Stulgehen von unan-
geneht[verlorenes Material – Zeichen fehlt] Jdeen. WHYTT
mot. pag.
253.
(l) Nach einer Vermutung
vom Herzen. BORELLUS prop.
80. SAUVAGES Journal de
medic. l. c. PORTERFIELD
act. Edimb. loc. cit. p. 216. 217.
RIDLEY p. 163. WHYTT
p. 302. etc.
(m) [Spaltenumbruch] CRUSIUS Naturlehre,
pag. 1089. WHYTT vital mot.
p. 300. STAHL diff. rat. et ra-
tiocin.
wie bei dem Atemholen.
NICOLAI Einbildungskraft,
pag. 73.
(n) PORTERFIELD of
the Eye T. II. p.
138.
(o) SAUVAGES Journal
de med. loc. cit. adde HART-
LEY
pag.
108.
(q) Ibid.
(r) SAUVAGES de imper.
anim. n.
11.
J 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0149" n="131"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">III.</hi> Ab&#x017F;chnitt. Ur&#x017F;achen.</hi></fw><lb/>
und andre von einer widrigen Jdee herru&#x0364;hrende Begier-<lb/>
den, zu den Auswu&#x0364;rfen <note place="foot" n="(k)"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">STAHL</hi> autocratia natu-<lb/>
ræ germ. 296. <hi rendition="#g">ALBERTI</hi></hi> von<lb/>
der S<gap reason="lost" unit="chars"/> <hi rendition="#aq">pag.</hi> 167. wie das Er-<lb/>
brech<gap reason="lost" unit="chars"/> Stulgehen von unan-<lb/>
geneht<gap reason="lost" unit="chars"/> Jdeen. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">WHYTT</hi><lb/>
mot. pag.</hi> 253.</note> bei.</p><lb/>
          <p>Es &#x017F;ei das Bewu&#x017F;t&#x017F;ein der in die&#x017F;en Bewegungen<lb/>
wirk&#x017F;amen Seele, gar nicht bei der Tha&#x0364;tigkeit des Her-<lb/>
zens <note place="foot" n="(l)">Nach einer Vermutung<lb/>
vom Herzen. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">BORELLUS</hi> prop.<lb/>
80. <hi rendition="#g">SAUVAGES</hi> Journal de<lb/>
medic. l. c. <hi rendition="#g">PORTERFIELD</hi><lb/>
act. Edimb. loc. cit. p. 216. 217.<lb/><hi rendition="#g">RIDLEY</hi> p. 163. <hi rendition="#g">WHYTT</hi><lb/>
p. 302. etc.</hi></note> zugegen, &#x017F;o wie es bei andern <note place="foot" n="(m)"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">CRUSIUS</hi></hi> Naturlehre,<lb/><hi rendition="#aq">pag. 1089. <hi rendition="#g">WHYTT</hi> vital mot.<lb/>
p. 300. <hi rendition="#g">STAHL</hi> diff. rat. et ra-<lb/>
tiocin.</hi> wie bei dem Atemholen.<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">NICOLAI</hi></hi> Einbildungskraft,<lb/><hi rendition="#aq">pag.</hi> 73.</note> recht willku&#x0364;rli-<lb/>
chen Bewegungen vermi&#x017F;&#x017F;t werde, &#x017F;o bald &#x017F;elbige uns &#x017F;ehr<lb/>
gewo&#x0364;nlich geworden, indem man, wenn man Sachen<lb/>
u&#x0364;berlege, gehen, e&#x017F;&#x017F;en und ver&#x017F;chiedenes verrichten ko&#x0364;nne,<lb/>
ohne &#x017F;ich de&#x017F;&#x017F;elben bewu&#x017F;t zu &#x017F;ein, und dahin rechnen &#x017F;ie<lb/>
auch die Bewegungen des Regenbogens und das An&#x017F;tren-<lb/>
gen der Geho&#x0364;rmu&#x017F;keln, welches man ohne Bewu&#x017F;t&#x017F;ein ver-<lb/>
richte. Wir wa&#x0364;ren uns o&#x0364;fters des Wollens u&#x0364;berhaupt,<lb/>
doch nicht des einzelnen Mu&#x017F;kels bewu&#x017F;t, welcher &#x017F;ich dem-<lb/>
ohngeachtet doch bewege <note place="foot" n="(n)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">PORTERFIELD</hi> of<lb/>
the Eye T. II. p.</hi> 138.</note>. Man verrichte offenbar<lb/>
willku&#x0364;rliche Bewegungen <note place="foot" n="(o)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">SAUVAGES</hi> Journal<lb/>
de med. loc. cit. adde <hi rendition="#g">HART-<lb/>
LEY</hi> pag.</hi> 108.</note>, als mit den Fingern in der<lb/>
Mu&#x017F;ik, wobei doch das Bewu&#x017F;t&#x017F;ein des Willens &#x017F;ehr dun-<lb/>
kel &#x017F;ei, und es wu&#x0364;rden die Saiten nicht gut klingen, wo-<lb/>
fern die Seele nicht &#x017F;o lange verge&#x017F;&#x017F;e, daß &#x017F;ie Finger habe<lb/>
(p). Sie verge&#x017F;&#x017F;e, daß &#x017F;ie aritmeti&#x017F;che Aufgaben vor &#x017F;ich<lb/>
habe, und za&#x0364;le dennoch die Schwingungen im Ohre <note place="foot" n="(q)"><hi rendition="#aq">Ibid.</hi></note>.</p><lb/>
          <p>Die Seele regiert, &#x017F;agen &#x017F;ie, auch ihr Eingeweide,<lb/>
durch den blo&#x017F;&#x017F;en Ver&#x017F;tand, ohne alle Ueberlegung und<lb/>
Vernunft&#x017F;chlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e <note place="foot" n="(r)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">SAUVAGES</hi> de imper.<lb/>
anim. n.</hi> 11.</note>, hingegen &#x017F;telle &#x017F;ie &#x017F;ich blos die au&#x017F;-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">J 2</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;er</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[131/0149] III. Abſchnitt. Urſachen. und andre von einer widrigen Jdee herruͤhrende Begier- den, zu den Auswuͤrfen (k) bei. Es ſei das Bewuſtſein der in dieſen Bewegungen wirkſamen Seele, gar nicht bei der Thaͤtigkeit des Her- zens (l) zugegen, ſo wie es bei andern (m) recht willkuͤrli- chen Bewegungen vermiſſt werde, ſo bald ſelbige uns ſehr gewoͤnlich geworden, indem man, wenn man Sachen uͤberlege, gehen, eſſen und verſchiedenes verrichten koͤnne, ohne ſich deſſelben bewuſt zu ſein, und dahin rechnen ſie auch die Bewegungen des Regenbogens und das Anſtren- gen der Gehoͤrmuſkeln, welches man ohne Bewuſtſein ver- richte. Wir waͤren uns oͤfters des Wollens uͤberhaupt, doch nicht des einzelnen Muſkels bewuſt, welcher ſich dem- ohngeachtet doch bewege (n). Man verrichte offenbar willkuͤrliche Bewegungen (o), als mit den Fingern in der Muſik, wobei doch das Bewuſtſein des Willens ſehr dun- kel ſei, und es wuͤrden die Saiten nicht gut klingen, wo- fern die Seele nicht ſo lange vergeſſe, daß ſie Finger habe (p). Sie vergeſſe, daß ſie aritmetiſche Aufgaben vor ſich habe, und zaͤle dennoch die Schwingungen im Ohre (q). Die Seele regiert, ſagen ſie, auch ihr Eingeweide, durch den bloſſen Verſtand, ohne alle Ueberlegung und Vernunftſchluͤſſe (r), hingegen ſtelle ſie ſich blos die auſ- ſer (k) STAHL autocratia natu- ræ germ. 296. ALBERTI von der S_ pag. 167. wie das Er- brech_ Stulgehen von unan- geneht_ Jdeen. WHYTT mot. pag. 253. (l) Nach einer Vermutung vom Herzen. BORELLUS prop. 80. SAUVAGES Journal de medic. l. c. PORTERFIELD act. Edimb. loc. cit. p. 216. 217. RIDLEY p. 163. WHYTT p. 302. etc. (m) CRUSIUS Naturlehre, pag. 1089. WHYTT vital mot. p. 300. STAHL diff. rat. et ra- tiocin. wie bei dem Atemholen. NICOLAI Einbildungskraft, pag. 73. (n) PORTERFIELD of the Eye T. II. p. 138. (o) SAUVAGES Journal de med. loc. cit. adde HART- LEY pag. 108. (q) Ibid. (r) SAUVAGES de imper. anim. n. 11. J 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/149
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/149>, abgerufen am 22.11.2024.