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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

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Der Wille. XVII. Buch.

Der Kummer oder die Traurigkeit unterbricht
das Schlagen des Herzens, daß wir uns genöthigt sehen,
durch Seufzer den Durchgang durch die Lunge zu erleich-
tern; sie schlägt den Appetit nieder (h), und schwächt
Kräfte, und Ausdünstung (i), wie auch die monatliche
Reinigung (k); Sie eröffnet die Schweislöcher, um
das Gift der Pest in sich zu nehmen (k*), sie macht blas-
se Farbe, und schleinige Wassergeschwülste; sie verschlim-
mert die Scirrhos und den Krebs (l), und ist die Ur-
sache des Scorbuts, und der bösartigen Krankheiten in
belagerten Städten (m).

Eine grössere Traurigkeit verursacht Herzklopfen (n),
einen ungleichen Pulß, der an beiden Aermen verschieden
ist (n*), den heissen Brand an Wunden (o), und schwar-
zen Staar (p); endlich tödtet sie entweder im Kurzen,
oder bisweilen plözzlich (q). Sie hängt der Seele so
hartnäkkig an, daß sie sich nicht einmal vom Opio bezwin-
gen läst (r).

Das Heimweh ist eine Art von Kummer (s), welches
bei den Unterthanen meiner Republik, und auch den
Bürgern gemein ist, und aus einem Verlangen nach den
Seinigen entsteht. Dieses Uebel verzehrt allmählich die
Kranken, und tödtet sie (t), bisweilen verwandelt es sich
in eine Erstarrung (t*) und Tollheit, sonsten aber in

lang-
(h) [Spaltenumbruch] SCHELHAMMER p. 176.
(i) ROBINSON food and dis-
charges p. 77. SANCTOR de per-
spir. VII n
15. Von Kummer eine
Diarhoe. BAGLIO.
(k) SCHELHAMMER SCHU-
RIG parthenol. p. 156. MERCU-
RIALIS morb. mul. L. IV.
(k*) Jnnerhalb zwo Stunden
vor grossein Kummer an der Pest
gestorben Recueil sur la Peste p 244.
(l) PECHLIN L. III. obs. 21.
(m) BAGLIO. prax p. 150.
(n) WOODWARD p. 98.
(n*) [Spaltenumbruch] MORGAGN. Sed & caus.
morb. 1. p.
254.
(o) DIONIS p 472.
(p) SCHNEIDER de catarrh.
p.
428.
(q) CARDAN. subtil. Pag. 375.
ROBINSON of splcen. p. 91. NI-
GHOLLS de vi animae medica p.
16.
(r) YOUNG opium p. 28.
(s) SULZER über SUHEUCH-
ZER Naturgesch. pag. 87. 88.
AUENBRUKKER p
44.
(t) BARRERE nov. ed. obs. V.
VI &c.
(t*) IDEM obs. 5. p. 20. auch
gehenunter Harn.
Der Wille. XVII. Buch.

Der Kummer oder die Traurigkeit unterbricht
das Schlagen des Herzens, daß wir uns genoͤthigt ſehen,
durch Seufzer den Durchgang durch die Lunge zu erleich-
tern; ſie ſchlaͤgt den Appetit nieder (h), und ſchwaͤcht
Kraͤfte, und Ausduͤnſtung (i), wie auch die monatliche
Reinigung (k); Sie eroͤffnet die Schweisloͤcher, um
das Gift der Peſt in ſich zu nehmen (k*), ſie macht blaſ-
ſe Farbe, und ſchleinige Waſſergeſchwuͤlſte; ſie verſchlim-
mert die Scirrhos und den Krebs (l), und iſt die Ur-
ſache des Scorbuts, und der boͤsartigen Krankheiten in
belagerten Staͤdten (m).

Eine groͤſſere Traurigkeit verurſacht Herzklopfen (n),
einen ungleichen Pulß, der an beiden Aermen verſchieden
iſt (n*), den heiſſen Brand an Wunden (o), und ſchwar-
zen Staar (p); endlich toͤdtet ſie entweder im Kurzen,
oder bisweilen ploͤzzlich (q). Sie haͤngt der Seele ſo
hartnaͤkkig an, daß ſie ſich nicht einmal vom Opio bezwin-
gen laͤſt (r).

Das Heimweh iſt eine Art von Kummer (s), welches
bei den Unterthanen meiner Republik, und auch den
Buͤrgern gemein iſt, und aus einem Verlangen nach den
Seinigen entſteht. Dieſes Uebel verzehrt allmaͤhlich die
Kranken, und toͤdtet ſie (t), bisweilen verwandelt es ſich
in eine Erſtarrung (t*) und Tollheit, ſonſten aber in

lang-
(h) [Spaltenumbruch] SCHELHAMMER p. 176.
(i) ROBINSON food and dis-
charges p. 77. SANCTOR de per-
ſpir. VII n
15. Von Kummer eine
Diarhoe. BAGLIO.
(k) SCHELHAMMER SCHU-
RIG parthenol. p. 156. MERCU-
RIALIS morb. mul. L. IV.
(k*) Jnnerhalb zwo Stunden
vor groſſein Kummer an der Peſt
geſtorben Recueil ſur la Peſte p 244.
(l) PECHLIN L. III. obſ. 21.
(m) BAGLIO. prax p. 150.
(n) WOODWARD p. 98.
(n*) [Spaltenumbruch] MORGAGN. Sed & cauſ.
morb. 1. p.
254.
(o) DIONIS p 472.
(p) SCHNEIDER de catarrh.
p.
428.
(q) CARDAN. ſubtil. Pag. 375.
ROBINSON of ſplcen. p. 91. NI-
GHOLLS de vi animæ medica p.
16.
(r) YOUNG opium p. 28.
(s) SULZER uͤber SUHEUCH-
ZER Naturgeſch. pag. 87. 88.
AUENBRUKKER p
44.
(t) BARRERE nov. ed. obſ. V.
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(t*) IDEM obſ. 5. p. 20. auch
gehenunter Harn.
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[1124/1142] Der Wille. XVII. Buch. Der Kummer oder die Traurigkeit unterbricht das Schlagen des Herzens, daß wir uns genoͤthigt ſehen, durch Seufzer den Durchgang durch die Lunge zu erleich- tern; ſie ſchlaͤgt den Appetit nieder (h), und ſchwaͤcht Kraͤfte, und Ausduͤnſtung (i), wie auch die monatliche Reinigung (k); Sie eroͤffnet die Schweisloͤcher, um das Gift der Peſt in ſich zu nehmen (k*), ſie macht blaſ- ſe Farbe, und ſchleinige Waſſergeſchwuͤlſte; ſie verſchlim- mert die Scirrhos und den Krebs (l), und iſt die Ur- ſache des Scorbuts, und der boͤsartigen Krankheiten in belagerten Staͤdten (m). Eine groͤſſere Traurigkeit verurſacht Herzklopfen (n), einen ungleichen Pulß, der an beiden Aermen verſchieden iſt (n*), den heiſſen Brand an Wunden (o), und ſchwar- zen Staar (p); endlich toͤdtet ſie entweder im Kurzen, oder bisweilen ploͤzzlich (q). Sie haͤngt der Seele ſo hartnaͤkkig an, daß ſie ſich nicht einmal vom Opio bezwin- gen laͤſt (r). Das Heimweh iſt eine Art von Kummer (s), welches bei den Unterthanen meiner Republik, und auch den Buͤrgern gemein iſt, und aus einem Verlangen nach den Seinigen entſteht. Dieſes Uebel verzehrt allmaͤhlich die Kranken, und toͤdtet ſie (t), bisweilen verwandelt es ſich in eine Erſtarrung (t*) und Tollheit, ſonſten aber in lang- (h) SCHELHAMMER p. 176. (i) ROBINSON food and dis- charges p. 77. SANCTOR de per- ſpir. VII n 15. Von Kummer eine Diarhoe. BAGLIO. (k) SCHELHAMMER SCHU- RIG parthenol. p. 156. MERCU- RIALIS morb. mul. L. IV. (k*) Jnnerhalb zwo Stunden vor groſſein Kummer an der Peſt geſtorben Recueil ſur la Peſte p 244. (l) PECHLIN L. III. obſ. 21. (m) BAGLIO. prax p. 150. (n) WOODWARD p. 98. (n*) MORGAGN. Sed & cauſ. morb. 1. p. 254. (o) DIONIS p 472. (p) SCHNEIDER de catarrh. p. 428. (q) CARDAN. ſubtil. Pag. 375. ROBINSON of ſplcen. p. 91. NI- GHOLLS de vi animæ medica p. 16. (r) YOUNG opium p. 28. (s) SULZER uͤber SUHEUCH- ZER Naturgeſch. pag. 87. 88. AUENBRUKKER p 44. (t) BARRERE nov. ed. obſ. V. VI &c. (t*) IDEM obſ. 5. p. 20. auch gehenunter Harn.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 1124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/1142>, abgerufen am 06.06.2024.