weich in ihren Muskeln an, dergleichen die Nerven des Herzens, und einige tiefe Aeste an der Hand, und einige Zweige der Zwischenknochenmuskeln am Fuße sind.
Da sich die Maße der Nerven durch keine Kunst vergrössern läßt, so kann man sie nicht so weit, als die Schlagadern verfolgen [Spaltenumbruch]q; daß man aber dennoch bis zu den allerkleinsten Nervenfäden gelangen könne q*, giebt die Sache selbst zu vermuthen, indem selbige eben sowohl, als die größten Muskelstreifen, von der Kraft des Willens beherrscht werden, welche blos durch die Nerven bishieher gelangen kann.
Es ist nicht möglich zu erkennen, ob sie sich durch die kleinste Fäden und weiter zerästeln, und es sind we- nigstens diese Fäden keine Nerven, wie man sonst wohl geglaubt hat r.
Es hat nämlich die Muskelfaser eine Kraft, sich zusammen zu ziehen, welche doch, wie wir gezeiget ha- ben, einem Nerven mangelt; sie hat ferner ihre beson- dre Reitzbarkeit, wenn der Nerve gleich gebunden, oder auf andre Weise zerstöhrt wird, und es streitet selbst die Zähigkeit dawieder, an der sie den Nervenbrei unendlich übertrift s.
Es ist aber auch die Maße der Muskelfasern viel zu gros t, als man von den viel kleinern Nerven erwarten könnte, wenn sich gleich das Zellgewebe u verzehrt hat, und das Blut aus den Muskeln weggeschaft worden.
Man hat auch die Erinnerung gethan, daß die Ner- ven, oft weit von einem Muskel entspringen, und man
mußte,
qAlbin. l. c. Jm Fleische fand sie nicht Leeuzvenhoeck Epist. phy- siol. p. 439. daß sie sich ins Zellge- webe verwandele Fabricius p. 9.
q* Daß sie dahin kommen, phy- siol. Amst. edita p. 388.
rG. Cole. de febr. intermitt. [Spaltenumbruch]
p. 29. Santorin. de fibr. motrice p. 156. Boerhaave n. 405.
sKaauw. impet. fac. n. 254.
tVesal. p. 161.
u Durchs Maceriren gelangte ein Muskel bis zu drei Achtel seiner ersten Grösse Lancisius p. 155.
Die thieriſche Bewegung. XI. Buch.
weich in ihren Muskeln an, dergleichen die Nerven des Herzens, und einige tiefe Aeſte an der Hand, und einige Zweige der Zwiſchenknochenmuskeln am Fuße ſind.
Da ſich die Maße der Nerven durch keine Kunſt vergroͤſſern laͤßt, ſo kann man ſie nicht ſo weit, als die Schlagadern verfolgen [Spaltenumbruch]q; daß man aber dennoch bis zu den allerkleinſten Nervenfaͤden gelangen koͤnne q*, giebt die Sache ſelbſt zu vermuthen, indem ſelbige eben ſowohl, als die groͤßten Muskelſtreifen, von der Kraft des Willens beherrſcht werden, welche blos durch die Nerven bishieher gelangen kann.
Es iſt nicht moͤglich zu erkennen, ob ſie ſich durch die kleinſte Faͤden und weiter zeraͤſteln, und es ſind we- nigſtens dieſe Faͤden keine Nerven, wie man ſonſt wohl geglaubt hat r.
Es hat naͤmlich die Muskelfaſer eine Kraft, ſich zuſammen zu ziehen, welche doch, wie wir gezeiget ha- ben, einem Nerven mangelt; ſie hat ferner ihre beſon- dre Reitzbarkeit, wenn der Nerve gleich gebunden, oder auf andre Weiſe zerſtoͤhrt wird, und es ſtreitet ſelbſt die Zaͤhigkeit dawieder, an der ſie den Nervenbrei unendlich uͤbertrift s.
Es iſt aber auch die Maße der Muskelfaſern viel zu gros t, als man von den viel kleinern Nerven erwarten koͤnnte, wenn ſich gleich das Zellgewebe u verzehrt hat, und das Blut aus den Muskeln weggeſchaft worden.
Man hat auch die Erinnerung gethan, daß die Ner- ven, oft weit von einem Muskel entſpringen, und man
mußte,
qAlbin. l. c. Jm Fleiſche fand ſie nicht Leeuzvenhoeck Epiſt. phy- ſiol. p. 439. daß ſie ſich ins Zellge- webe verwandele Fabricius p. 9.
q* Daß ſie dahin kommen, phy- ſiol. Amſt. edita p. 388.
rG. Cole. de febr. intermitt. [Spaltenumbruch]
p. 29. Santorin. de fibr. motrice p. 156. Boerhaave n. 405.
sKaauw. impet. fac. n. 254.
tVeſal. p. 161.
u Durchs Maceriren gelangte ein Muskel bis zu drei Achtel ſeiner erſten Groͤſſe Lanciſius p. 155.
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Die thieriſche Bewegung. XI. Buch.
weich in ihren Muskeln an, dergleichen die Nerven des
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Zweige der Zwiſchenknochenmuskeln am Fuße ſind.
Da ſich die Maße der Nerven durch keine Kunſt
vergroͤſſern laͤßt, ſo kann man ſie nicht ſo weit, als die
Schlagadern verfolgen
q; daß man aber dennoch bis
zu den allerkleinſten Nervenfaͤden gelangen koͤnne q*,
giebt die Sache ſelbſt zu vermuthen, indem ſelbige eben
ſowohl, als die groͤßten Muskelſtreifen, von der Kraft
des Willens beherrſcht werden, welche blos durch die
Nerven bishieher gelangen kann.
Es iſt nicht moͤglich zu erkennen, ob ſie ſich durch
die kleinſte Faͤden und weiter zeraͤſteln, und es ſind we-
nigſtens dieſe Faͤden keine Nerven, wie man ſonſt wohl
geglaubt hat r.
Es hat naͤmlich die Muskelfaſer eine Kraft, ſich
zuſammen zu ziehen, welche doch, wie wir gezeiget ha-
ben, einem Nerven mangelt; ſie hat ferner ihre beſon-
dre Reitzbarkeit, wenn der Nerve gleich gebunden, oder
auf andre Weiſe zerſtoͤhrt wird, und es ſtreitet ſelbſt die
Zaͤhigkeit dawieder, an der ſie den Nervenbrei unendlich
uͤbertrift s.
Es iſt aber auch die Maße der Muskelfaſern viel zu
gros t, als man von den viel kleinern Nerven erwarten
koͤnnte, wenn ſich gleich das Zellgewebe u verzehrt hat,
und das Blut aus den Muskeln weggeſchaft worden.
Man hat auch die Erinnerung gethan, daß die Ner-
ven, oft weit von einem Muskel entſpringen, und man
mußte,
q Albin. l. c. Jm Fleiſche fand
ſie nicht Leeuzvenhoeck Epiſt. phy-
ſiol. p. 439. daß ſie ſich ins Zellge-
webe verwandele Fabricius p. 9.
q* Daß ſie dahin kommen, phy-
ſiol. Amſt. edita p. 388.
r G. Cole. de febr. intermitt.
p. 29. Santorin. de fibr. motrice
p. 156. Boerhaave n. 405.
s Kaauw. impet. fac. n. 254.
t Veſal. p. 161.
u Durchs Maceriren gelangte
ein Muskel bis zu drei Achtel ſeiner
erſten Groͤſſe Lanciſius p. 155.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 670. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/706>, abgerufen am 23.11.2024.
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