Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768.

Bild:
<< vorherige Seite

I. Abschn. Der Muskelbau überhaupt.
statt, indem selbige von Quecksilber verfilbert [Spaltenumbruch] x, oder
von einem gefärbten Safte gefärbt werden y. End-
lich sind die Blutadern wie an andern Orten, so auch in
Muskeln, eine Fortsetzung der Schlagadern. Daß sich
die letztern in immer kleinere Röhrchen verwandeln,
welche einen durchsichtigen Saft enthalten, läßt nicht
nur die Analogie, sondern auch die Zartheit der Fasern
vermuthen, welche alle rothe Kügelchen und die neuen
Gefäßchen verbant z, die gleichsam unter der Hand des
Zerlegers entspringen, indessen daß man einen Muskel
noch besser auszuspritzen bemüht ist.

So zahlreich, als auch hier die Schlagadern immer
zu sein scheinen mögen, so sind sie doch in den Muskeln
kleiner, als in den Eingeweiden, wie man an der Ge-
bärmutter, der Milz, und Lunge sehen kann.

§. 10.
Die Blutadern.

Es begleiten einige Blutadern ihre Schlagadern [Spaltenumbruch] a,
bis in das innerste eines Muskels, sie sind den Stäm-
men gleich, und vergittern sich wiewohl mehr mit den
Aesten, als mit den Stämmen unter einander. Andre
krichen hingegen zu den Muskeln unter der Haut b, be-
gleiten die kleinsten Schlagäderchen, und hängen mit
den tiefen Blutadern der Muskeln, hie und da durch
Verbindungszweige zusammen.

Sie haben hie und da ihre Klappen in grosser
Menge, und ich sehe zur Zeit keinen Muskel vor mir,
dessen Blutadern ohne Klappen wären, das Herz aus-

ge-
x Cowper, Lancisius de corde
p.
154.
y Muys. phil. trans. n. 339.
z Diese lässet Albinus p. 11. zu.
a Siehe die Kupfertafeln Eu-
stachii
fast alle, und des Stuart tab.
3. f.
1. 2.
b Conf. L. II. p. 135.

I. Abſchn. Der Muskelbau uͤberhaupt.
ſtatt, indem ſelbige von Queckſilber verfilbert [Spaltenumbruch] x, oder
von einem gefaͤrbten Safte gefaͤrbt werden y. End-
lich ſind die Blutadern wie an andern Orten, ſo auch in
Muskeln, eine Fortſetzung der Schlagadern. Daß ſich
die letztern in immer kleinere Roͤhrchen verwandeln,
welche einen durchſichtigen Saft enthalten, laͤßt nicht
nur die Analogie, ſondern auch die Zartheit der Faſern
vermuthen, welche alle rothe Kuͤgelchen und die neuen
Gefaͤßchen verbant z, die gleichſam unter der Hand des
Zerlegers entſpringen, indeſſen daß man einen Muskel
noch beſſer auszuſpritzen bemuͤht iſt.

So zahlreich, als auch hier die Schlagadern immer
zu ſein ſcheinen moͤgen, ſo ſind ſie doch in den Muskeln
kleiner, als in den Eingeweiden, wie man an der Ge-
baͤrmutter, der Milz, und Lunge ſehen kann.

§. 10.
Die Blutadern.

Es begleiten einige Blutadern ihre Schlagadern [Spaltenumbruch] a,
bis in das innerſte eines Muskels, ſie ſind den Staͤm-
men gleich, und vergittern ſich wiewohl mehr mit den
Aeſten, als mit den Staͤmmen unter einander. Andre
krichen hingegen zu den Muskeln unter der Haut b, be-
gleiten die kleinſten Schlagaͤderchen, und haͤngen mit
den tiefen Blutadern der Muskeln, hie und da durch
Verbindungszweige zuſammen.

Sie haben hie und da ihre Klappen in groſſer
Menge, und ich ſehe zur Zeit keinen Muskel vor mir,
deſſen Blutadern ohne Klappen waͤren, das Herz aus-

ge-
x Cowper, Lanciſius de corde
p.
154.
y Muys. phil. tranſ. n. 339.
z Dieſe laͤſſet Albinus p. 11. zu.
a Siehe die Kupfertafeln Eu-
ſtachii
faſt alle, und des Stuart tab.
3. f.
1. 2.
b Conf. L. II. p. 135.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0703" n="667"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I.</hi> Ab&#x017F;chn. Der Muskelbau u&#x0364;berhaupt.</hi></fw><lb/>
&#x017F;tatt, indem &#x017F;elbige von Queck&#x017F;ilber verfilbert <cb/>
<note place="foot" n="x"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Cowper, Lanci&#x017F;ius</hi> de corde<lb/>
p.</hi> 154.</note>, oder<lb/>
von einem gefa&#x0364;rbten Safte gefa&#x0364;rbt werden <note place="foot" n="y"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Muys.</hi> phil. tran&#x017F;. n.</hi> 339.</note>. End-<lb/>
lich &#x017F;ind die Blutadern wie an andern Orten, &#x017F;o auch in<lb/>
Muskeln, eine Fort&#x017F;etzung der Schlagadern. Daß &#x017F;ich<lb/>
die letztern in immer kleinere Ro&#x0364;hrchen verwandeln,<lb/>
welche einen durch&#x017F;ichtigen Saft enthalten, la&#x0364;ßt nicht<lb/>
nur die Analogie, &#x017F;ondern auch die Zartheit der Fa&#x017F;ern<lb/>
vermuthen, welche alle rothe Ku&#x0364;gelchen und die neuen<lb/>
Gefa&#x0364;ßchen verbant <note place="foot" n="z">Die&#x017F;e la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Albinus</hi> p.</hi> 11. zu.</note>, die gleich&#x017F;am unter der Hand des<lb/>
Zerlegers ent&#x017F;pringen, inde&#x017F;&#x017F;en daß man einen Muskel<lb/>
noch be&#x017F;&#x017F;er auszu&#x017F;pritzen bemu&#x0364;ht i&#x017F;t.</p><lb/>
            <p>So zahlreich, als auch hier die Schlagadern immer<lb/>
zu &#x017F;ein &#x017F;cheinen mo&#x0364;gen, &#x017F;o &#x017F;ind &#x017F;ie doch in den Muskeln<lb/>
kleiner, als in den Eingeweiden, wie man an der Ge-<lb/>
ba&#x0364;rmutter, der Milz, und Lunge &#x017F;ehen kann.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 10.<lb/>
Die Blutadern.</head><lb/>
            <p>Es begleiten einige Blutadern ihre Schlagadern <cb/>
<note place="foot" n="a">Siehe die Kupfertafeln <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Eu-<lb/>
&#x017F;tachii</hi></hi> fa&#x017F;t alle, und des <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Stuart</hi> tab.<lb/>
3. f.</hi> 1. 2.</note>,<lb/>
bis in das inner&#x017F;te eines Muskels, &#x017F;ie &#x017F;ind den Sta&#x0364;m-<lb/>
men gleich, und vergittern &#x017F;ich wiewohl mehr mit den<lb/>
Ae&#x017F;ten, als mit den Sta&#x0364;mmen unter einander. Andre<lb/>
krichen hingegen zu den Muskeln unter der Haut <note place="foot" n="b"><hi rendition="#aq">Conf. L. II. p.</hi> 135.</note>, be-<lb/>
gleiten die klein&#x017F;ten Schlaga&#x0364;derchen, und ha&#x0364;ngen mit<lb/>
den tiefen Blutadern der Muskeln, hie und da durch<lb/>
Verbindungszweige zu&#x017F;ammen.</p><lb/>
            <p>Sie haben hie und da ihre Klappen in gro&#x017F;&#x017F;er<lb/>
Menge, und ich &#x017F;ehe zur Zeit keinen Muskel vor mir,<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en Blutadern ohne Klappen wa&#x0364;ren, das Herz aus-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ge-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[667/0703] I. Abſchn. Der Muskelbau uͤberhaupt. ſtatt, indem ſelbige von Queckſilber verfilbert x, oder von einem gefaͤrbten Safte gefaͤrbt werden y. End- lich ſind die Blutadern wie an andern Orten, ſo auch in Muskeln, eine Fortſetzung der Schlagadern. Daß ſich die letztern in immer kleinere Roͤhrchen verwandeln, welche einen durchſichtigen Saft enthalten, laͤßt nicht nur die Analogie, ſondern auch die Zartheit der Faſern vermuthen, welche alle rothe Kuͤgelchen und die neuen Gefaͤßchen verbant z, die gleichſam unter der Hand des Zerlegers entſpringen, indeſſen daß man einen Muskel noch beſſer auszuſpritzen bemuͤht iſt. So zahlreich, als auch hier die Schlagadern immer zu ſein ſcheinen moͤgen, ſo ſind ſie doch in den Muskeln kleiner, als in den Eingeweiden, wie man an der Ge- baͤrmutter, der Milz, und Lunge ſehen kann. §. 10. Die Blutadern. Es begleiten einige Blutadern ihre Schlagadern a, bis in das innerſte eines Muskels, ſie ſind den Staͤm- men gleich, und vergittern ſich wiewohl mehr mit den Aeſten, als mit den Staͤmmen unter einander. Andre krichen hingegen zu den Muskeln unter der Haut b, be- gleiten die kleinſten Schlagaͤderchen, und haͤngen mit den tiefen Blutadern der Muskeln, hie und da durch Verbindungszweige zuſammen. Sie haben hie und da ihre Klappen in groſſer Menge, und ich ſehe zur Zeit keinen Muskel vor mir, deſſen Blutadern ohne Klappen waͤren, das Herz aus- ge- x Cowper, Lanciſius de corde p. 154. y Muys. phil. tranſ. n. 339. z Dieſe laͤſſet Albinus p. 11. zu. a Siehe die Kupfertafeln Eu- ſtachii faſt alle, und des Stuart tab. 3. f. 1. 2. b Conf. L. II. p. 135.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/703
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 667. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/703>, abgerufen am 22.11.2024.