Fehler der Runzeln, oder von dem Zuschnüren der fäch- richen Fäden entstanden sind, um etwas, den kleinen Bläßgen änliches, vorzustellen.
Die meisten unter den allerneusten und berümten Schriftstellern [Spaltenumbruch]r, haben mit uns einerlei Meinung, und es haben einige darunter gewiesen, daß sich dieser Bau mit den geometrischen Verhältnissen nicht verglei- chen lassen s.
Wenn man ferner die Frage, von dem Baue der allerletzten Faser aufwerfen, und fragen wollte, ob die- selbe feste, oder von fächrichen Fäden t unterbrochen, und damit ausgestopft, oder ob sie durchweg hol, als ein Röhrchen sei, so muß man in einer Sache, welche über alle Schärfe menschlicher Sinnen hinaus gehet keine verwegne Aussprüche thun. Es sind die Haare mit ei- nem Zellgewebe ausgestopft, sie sind sonderlich den sehni- gen Fasern nicht ungleich, dabei dennoch stark und elastisch, aber ohne alle Reitzbarkeit. Und eben dieses fehlet auch dem iedermann bekanten Zellgewebe. Folg- lich scheint es, daß hier zur Bildung der Faser ein Zell- gewebe von ganz anderm Wesen, erfordert werde, als uns insgemein bekannt ist. Doch es scheint nicht sehr wahrscheinlich zu sein, daß es zweierlei, dem Wesen nach verschiedene Fächergewebe in einem, und eben demselben Körper geben sollten.
Daß dieienige, was wir Fasern nennen, Gefässe [Spaltenumbruch]u, wirkliche Blutgefässe x, durch welche Blut fliessen solte,
die
rBrowne, Langrisch. II. Lectu- re p. 23. Lieutaud. p. 2.
sPemberton Introd. ad Cowperi myot. ann. 1724. P. 2. p. XXIV. ad LXVI. Tabor. p. 188. 198.
t Daß sie aus einer Schlag- und Blutader entstehen, die mit- telst eines Zellgewebes unter ein- ander verbunden sind, Ludwig. phy- siol. n. 336.
uTubulos, Hooke posthum. p. XIX. praef. Gottsched. de motu musc. Daß in sie aus den Drüsen, (die sonst bekannt sind) kleine Gän- ge gehen, und in die Höle der Fleischfasern auslaufen, behauptet Boulton p. 46. 47.
xSchelhammer. physiolog. pag. CLXXII. Daß es Blutgefässe sind, King Phil. Trans. n. 18. Verheyen p. 266.
Die thieriſche Bewegung. XI. Buch.
Fehler der Runzeln, oder von dem Zuſchnuͤren der faͤch- richen Faͤden entſtanden ſind, um etwas, den kleinen Blaͤßgen aͤnliches, vorzuſtellen.
Die meiſten unter den allerneuſten und beruͤmten Schriftſtellern [Spaltenumbruch]r, haben mit uns einerlei Meinung, und es haben einige darunter gewieſen, daß ſich dieſer Bau mit den geometriſchen Verhaͤltniſſen nicht verglei- chen laſſen s.
Wenn man ferner die Frage, von dem Baue der allerletzten Faſer aufwerfen, und fragen wollte, ob die- ſelbe feſte, oder von faͤchrichen Faͤden t unterbrochen, und damit ausgeſtopft, oder ob ſie durchweg hol, als ein Roͤhrchen ſei, ſo muß man in einer Sache, welche uͤber alle Schaͤrfe menſchlicher Sinnen hinaus gehet keine verwegne Ausſpruͤche thun. Es ſind die Haare mit ei- nem Zellgewebe ausgeſtopft, ſie ſind ſonderlich den ſehni- gen Faſern nicht ungleich, dabei dennoch ſtark und elaſtiſch, aber ohne alle Reitzbarkeit. Und eben dieſes fehlet auch dem iedermann bekanten Zellgewebe. Folg- lich ſcheint es, daß hier zur Bildung der Faſer ein Zell- gewebe von ganz anderm Weſen, erfordert werde, als uns insgemein bekannt iſt. Doch es ſcheint nicht ſehr wahrſcheinlich zu ſein, daß es zweierlei, dem Weſen nach verſchiedene Faͤchergewebe in einem, und eben demſelben Koͤrper geben ſollten.
Daß dieienige, was wir Faſern nennen, Gefaͤſſe [Spaltenumbruch]u, wirkliche Blutgefaͤſſe x, durch welche Blut flieſſen ſolte,
die
rBrowne, Langriſch. II. Lectu- re p. 23. Lieutaud. p. 2.
sPemberton Introd. ad Cowperi myot. ann. 1724. P. 2. p. XXIV. ad LXVI. Tabor. p. 188. 198.
t Daß ſie aus einer Schlag- und Blutader entſtehen, die mit- telſt eines Zellgewebes unter ein- ander verbunden ſind, Ludwig. phy- ſiol. n. 336.
uTubulos, Hooke poſthum. p. XIX. praef. Gottſched. de motu muſc. Daß in ſie aus den Druͤſen, (die ſonſt bekannt ſind) kleine Gaͤn- ge gehen, und in die Hoͤle der Fleiſchfaſern auslaufen, behauptet Boulton p. 46. 47.
xSchelhammer. phyſiolog. pag. CLXXII. Daß es Blutgefaͤſſe ſind, King Phil. Tranſ. n. 18. Verheyen p. 266.
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Die thieriſche Bewegung. XI. Buch.
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Blaͤßgen aͤnliches, vorzuſtellen.
Die meiſten unter den allerneuſten und beruͤmten
Schriftſtellern
r, haben mit uns einerlei Meinung,
und es haben einige darunter gewieſen, daß ſich dieſer
Bau mit den geometriſchen Verhaͤltniſſen nicht verglei-
chen laſſen s.
Wenn man ferner die Frage, von dem Baue der
allerletzten Faſer aufwerfen, und fragen wollte, ob die-
ſelbe feſte, oder von faͤchrichen Faͤden t unterbrochen,
und damit ausgeſtopft, oder ob ſie durchweg hol, als
ein Roͤhrchen ſei, ſo muß man in einer Sache, welche
uͤber alle Schaͤrfe menſchlicher Sinnen hinaus gehet keine
verwegne Ausſpruͤche thun. Es ſind die Haare mit ei-
nem Zellgewebe ausgeſtopft, ſie ſind ſonderlich den ſehni-
gen Faſern nicht ungleich, dabei dennoch ſtark und
elaſtiſch, aber ohne alle Reitzbarkeit. Und eben dieſes
fehlet auch dem iedermann bekanten Zellgewebe. Folg-
lich ſcheint es, daß hier zur Bildung der Faſer ein Zell-
gewebe von ganz anderm Weſen, erfordert werde, als
uns insgemein bekannt iſt. Doch es ſcheint nicht ſehr
wahrſcheinlich zu ſein, daß es zweierlei, dem Weſen nach
verſchiedene Faͤchergewebe in einem, und eben demſelben
Koͤrper geben ſollten.
Daß dieienige, was wir Faſern nennen, Gefaͤſſe
u,
wirkliche Blutgefaͤſſe x, durch welche Blut flieſſen ſolte,
die
r Browne, Langriſch. II. Lectu-
re p. 23. Lieutaud. p. 2.
s Pemberton Introd. ad Cowperi
myot. ann. 1724. P. 2. p. XXIV.
ad LXVI. Tabor. p. 188. 198.
t Daß ſie aus einer Schlag-
und Blutader entſtehen, die mit-
telſt eines Zellgewebes unter ein-
ander verbunden ſind, Ludwig. phy-
ſiol. n. 336.
u Tubulos, Hooke poſthum. p.
XIX. praef. Gottſched. de motu
muſc. Daß in ſie aus den Druͤſen,
(die ſonſt bekannt ſind) kleine Gaͤn-
ge gehen, und in die Hoͤle der
Fleiſchfaſern auslaufen, behauptet
Boulton p. 46. 47.
x Schelhammer. phyſiolog. pag.
CLXXII. Daß es Blutgefaͤſſe ſind,
King Phil. Tranſ. n. 18. Verheyen
p. 266.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 658. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/694>, abgerufen am 16.02.2025.
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