haut bekleidet, und voller Dampf sind, andeuten, in- dem ich mehr, als zu wohl weiß, daß an diesem Orte keine wirkliche Höhlungen statt finden [Spaltenumbruch]r.
Mir ist auch eingefallen, ob nicht eine höchst weiche Markschnur auch ihre Gränzen haben könne, über welche sie sich mir ihrer Länge nicht weiter auszustrecken ver- möge, und wenn sie zusammen fiele, unbrauchbar werde, indem auch selbst den Fleischfasern der Muskeln die Länge vorgeschrieben ist s, über welche sie nicht hinaus laufen dürfen. Wenn nun das Gehirn eine einzige Markmaße wäre, deren Tiefe von einer Linie bezeichnet würde, die man von dem holen Wirbel der Hirnschale senkrecht, mit- ten in die Gruben der Hirnschale zöge t, so würde als- dann die Länge einer markigen Faser so groß werden, daß sie sich nicht erhalten könnte [Spaltenumbruch]t*. Nun aber min- dert die Natnr diese Länge um ein ansehnliches dadurch, daß sie die Markröhrchen, die unter den Wandknochen entspringen, in dem erhabnen Ausschnitte der Hirnkam- mern endigt, und wieder neue zu machen anfängt, welche von der öbersten Erhabenheit der gestreiften Körper bis in die unterste Höle der Hirnschale herabgehen. Es liegt auch hier daran nichts, ob das Mark aus Fäden oder Röhrchen gemacht sei, genung, daß solches unge- mein weich, und zum Sinken geschickt ist, indem man mehr, als zuwohl weiß, was vor schwere Uebel schon aus der blossen Erschütterung des Gehirns erfolgen. Jch selbst habe einen Menschen gesehen, der in eine un- terirrdische Grube, deren Decke beschädigt war, gerade hinab und auf den Füssen stehend, gesunken war, da-
von
rp. 40.
s Wie an seinem Orte gesagt werden soll, wenn ich von der Mu- skelfaser handeln werde.
tTarin. t. 2. f. 1. ab F. ad K. welches eine Linie von drei Zoll beträgt.
t* Kleine Thiere haben ein fe- steres Gehirn, und es ist, nach dem Arlet. memoir. de Montp. 1746. im Menschen fester, als im Ochsen. Zäher ist das Nerven- mark in den Jnsekten Lyornet, be- sonders an der Weidenraupe.
Das Gehirn und die Nerven. X. Buch.
haut bekleidet, und voller Dampf ſind, andeuten, in- dem ich mehr, als zu wohl weiß, daß an dieſem Orte keine wirkliche Hoͤhlungen ſtatt finden [Spaltenumbruch]r.
Mir iſt auch eingefallen, ob nicht eine hoͤchſt weiche Markſchnur auch ihre Graͤnzen haben koͤnne, uͤber welche ſie ſich mir ihrer Laͤnge nicht weiter auszuſtrecken ver- moͤge, und wenn ſie zuſammen fiele, unbrauchbar werde, indem auch ſelbſt den Fleiſchfaſern der Muskeln die Laͤnge vorgeſchrieben iſt s, uͤber welche ſie nicht hinaus laufen duͤrfen. Wenn nun das Gehirn eine einzige Markmaße waͤre, deren Tiefe von einer Linie bezeichnet wuͤrde, die man von dem holen Wirbel der Hirnſchale ſenkrecht, mit- ten in die Gruben der Hirnſchale zoͤge t, ſo wuͤrde als- dann die Laͤnge einer markigen Faſer ſo groß werden, daß ſie ſich nicht erhalten koͤnnte [Spaltenumbruch]t*. Nun aber min- dert die Natnr dieſe Laͤnge um ein anſehnliches dadurch, daß ſie die Markroͤhrchen, die unter den Wandknochen entſpringen, in dem erhabnen Ausſchnitte der Hirnkam- mern endigt, und wieder neue zu machen anfaͤngt, welche von der oͤberſten Erhabenheit der geſtreiften Koͤrper bis in die unterſte Hoͤle der Hirnſchale herabgehen. Es liegt auch hier daran nichts, ob das Mark aus Faͤden oder Roͤhrchen gemacht ſei, genung, daß ſolches unge- mein weich, und zum Sinken geſchickt iſt, indem man mehr, als zuwohl weiß, was vor ſchwere Uebel ſchon aus der bloſſen Erſchuͤtterung des Gehirns erfolgen. Jch ſelbſt habe einen Menſchen geſehen, der in eine un- terirrdiſche Grube, deren Decke beſchaͤdigt war, gerade hinab und auf den Fuͤſſen ſtehend, geſunken war, da-
von
rp. 40.
s Wie an ſeinem Orte geſagt werden ſoll, wenn ich von der Mu- skelfaſer handeln werde.
tTarin. t. 2. f. 1. ab F. ad K. welches eine Linie von drei Zoll betraͤgt.
t* Kleine Thiere haben ein fe- ſteres Gehirn, und es iſt, nach dem Arlet. memoir. de Montp. 1746. im Menſchen feſter, als im Ochſen. Zaͤher iſt das Nerven- mark in den Jnſekten Lyornet, be- ſonders an der Weidenraupe.
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Das Gehirn und die Nerven. X. Buch.
haut bekleidet, und voller Dampf ſind, andeuten, in-
dem ich mehr, als zu wohl weiß, daß an dieſem Orte
keine wirkliche Hoͤhlungen ſtatt finden
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Mir iſt auch eingefallen, ob nicht eine hoͤchſt weiche
Markſchnur auch ihre Graͤnzen haben koͤnne, uͤber welche
ſie ſich mir ihrer Laͤnge nicht weiter auszuſtrecken ver-
moͤge, und wenn ſie zuſammen fiele, unbrauchbar werde,
indem auch ſelbſt den Fleiſchfaſern der Muskeln die Laͤnge
vorgeſchrieben iſt s, uͤber welche ſie nicht hinaus laufen
duͤrfen. Wenn nun das Gehirn eine einzige Markmaße
waͤre, deren Tiefe von einer Linie bezeichnet wuͤrde, die
man von dem holen Wirbel der Hirnſchale ſenkrecht, mit-
ten in die Gruben der Hirnſchale zoͤge t, ſo wuͤrde als-
dann die Laͤnge einer markigen Faſer ſo groß werden,
daß ſie ſich nicht erhalten koͤnnte
t*. Nun aber min-
dert die Natnr dieſe Laͤnge um ein anſehnliches dadurch,
daß ſie die Markroͤhrchen, die unter den Wandknochen
entſpringen, in dem erhabnen Ausſchnitte der Hirnkam-
mern endigt, und wieder neue zu machen anfaͤngt, welche
von der oͤberſten Erhabenheit der geſtreiften Koͤrper bis
in die unterſte Hoͤle der Hirnſchale herabgehen. Es
liegt auch hier daran nichts, ob das Mark aus Faͤden
oder Roͤhrchen gemacht ſei, genung, daß ſolches unge-
mein weich, und zum Sinken geſchickt iſt, indem man
mehr, als zuwohl weiß, was vor ſchwere Uebel ſchon
aus der bloſſen Erſchuͤtterung des Gehirns erfolgen.
Jch ſelbſt habe einen Menſchen geſehen, der in eine un-
terirrdiſche Grube, deren Decke beſchaͤdigt war, gerade
hinab und auf den Fuͤſſen ſtehend, geſunken war, da-
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r p. 40.
s Wie an ſeinem Orte geſagt
werden ſoll, wenn ich von der Mu-
skelfaſer handeln werde.
t Tarin. t. 2. f. 1. ab F. ad K.
welches eine Linie von drei Zoll
betraͤgt.
t* Kleine Thiere haben ein fe-
ſteres Gehirn, und es iſt, nach
dem Arlet. memoir. de Montp.
1746. im Menſchen feſter, als im
Ochſen. Zaͤher iſt das Nerven-
mark in den Jnſekten Lyornet, be-
ſonders an der Weidenraupe.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 632. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/668>, abgerufen am 25.11.2024.
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