chen, mittelst der Schwingungen, vom Finger zum Ge- hirne brächten, so müsten eben die Nervenfasern, der gemeinschaftlichen Art der Saiten zu folge, ihre Schwin- gungen in der That vom Gehirne zu den Fingern ablei- ten, oder noch um etwas leichter fortsetzen, da die klei- nen Fingernerven von den Bebungen der grössern Arm- nerven leichter in Bewegung gebracht werden müssen, als die grossen obern Nervenstämme, oder auch das Ge- hirn selbst von dem kleinen Nerven eines einzigen Ner- ven bewegt werden. Es geschicht freilich wohl derglei- chen an den Saiten, aber nicht an den Thieren, und folg- lich ist der Nerve keine Saite, welche Schwingungen macht.
Es müste ferner bei der Bewegbarkeit eines Nerven, die Schwingung vom Finger oder von dem gereitzten Ner- ven eines Muskels, eben so die Strasse hinaufnehmen, und einen andern Muskel zum Krampfe reitzen, der von einerlei Mutterstämme seine Aeste her hat, wofern die Nervenbebungen, die Bewegung durch die Nerven von einem zum andern Muskeln fortführten. Es läßt sich auch hier an der Saite nichts Oberes oder Unteres ge- denken, und es würden die Schwingungen nicht mühsa- mer über sich in die Höhe lauffen, als sie in die untere Gegenden herablaufen. Allein es geschicht von diesem allen natürlicher Weise gar nichts, und es steigt die Empfindung so wenig hernieder, als die Bewegung in die Höhe steigt. Folglich richten sich die Nerven nicht nach der Natur der schwingenden Saiten.
6. Wir übergehen viele andere Gründe, als die äus- serste Geschwindigkeit des Nervengeschäftes, die man von einer, durch äusserst weiche Körper fortgesetzten Be- wegung, nicht erwarten kann m, daß die Nerven, so lan- ge sie weich und unelastisch sind, viel besser wirken, hin-
gegen
mLangrisch musc. mot. p. 69.
Das Gehirn und die Nerven. X. Buch.
chen, mittelſt der Schwingungen, vom Finger zum Ge- hirne braͤchten, ſo muͤſten eben die Nervenfaſern, der gemeinſchaftlichen Art der Saiten zu folge, ihre Schwin- gungen in der That vom Gehirne zu den Fingern ablei- ten, oder noch um etwas leichter fortſetzen, da die klei- nen Fingernerven von den Bebungen der groͤſſern Arm- nerven leichter in Bewegung gebracht werden muͤſſen, als die groſſen obern Nervenſtaͤmme, oder auch das Ge- hirn ſelbſt von dem kleinen Nerven eines einzigen Ner- ven bewegt werden. Es geſchicht freilich wohl derglei- chen an den Saiten, aber nicht an den Thieren, und folg- lich iſt der Nerve keine Saite, welche Schwingungen macht.
Es muͤſte ferner bei der Bewegbarkeit eines Nerven, die Schwingung vom Finger oder von dem gereitzten Ner- ven eines Muskels, eben ſo die Straſſe hinaufnehmen, und einen andern Muskel zum Krampfe reitzen, der von einerlei Mutterſtaͤmme ſeine Aeſte her hat, wofern die Nervenbebungen, die Bewegung durch die Nerven von einem zum andern Muskeln fortfuͤhrten. Es laͤßt ſich auch hier an der Saite nichts Oberes oder Unteres ge- denken, und es wuͤrden die Schwingungen nicht muͤhſa- mer uͤber ſich in die Hoͤhe lauffen, als ſie in die untere Gegenden herablaufen. Allein es geſchicht von dieſem allen natuͤrlicher Weiſe gar nichts, und es ſteigt die Empfindung ſo wenig hernieder, als die Bewegung in die Hoͤhe ſteigt. Folglich richten ſich die Nerven nicht nach der Natur der ſchwingenden Saiten.
6. Wir uͤbergehen viele andere Gruͤnde, als die aͤuſ- ſerſte Geſchwindigkeit des Nervengeſchaͤftes, die man von einer, durch aͤuſſerſt weiche Koͤrper fortgeſetzten Be- wegung, nicht erwarten kann m, daß die Nerven, ſo lan- ge ſie weich und unelaſtiſch ſind, viel beſſer wirken, hin-
gegen
mLangriſch muſc. mot. p. 69.
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Das Gehirn und die Nerven. X. Buch.
chen, mittelſt der Schwingungen, vom Finger zum Ge-
hirne braͤchten, ſo muͤſten eben die Nervenfaſern, der
gemeinſchaftlichen Art der Saiten zu folge, ihre Schwin-
gungen in der That vom Gehirne zu den Fingern ablei-
ten, oder noch um etwas leichter fortſetzen, da die klei-
nen Fingernerven von den Bebungen der groͤſſern Arm-
nerven leichter in Bewegung gebracht werden muͤſſen,
als die groſſen obern Nervenſtaͤmme, oder auch das Ge-
hirn ſelbſt von dem kleinen Nerven eines einzigen Ner-
ven bewegt werden. Es geſchicht freilich wohl derglei-
chen an den Saiten, aber nicht an den Thieren, und folg-
lich iſt der Nerve keine Saite, welche Schwingungen
macht.
Es muͤſte ferner bei der Bewegbarkeit eines Nerven,
die Schwingung vom Finger oder von dem gereitzten Ner-
ven eines Muskels, eben ſo die Straſſe hinaufnehmen,
und einen andern Muskel zum Krampfe reitzen, der von
einerlei Mutterſtaͤmme ſeine Aeſte her hat, wofern die
Nervenbebungen, die Bewegung durch die Nerven von
einem zum andern Muskeln fortfuͤhrten. Es laͤßt ſich
auch hier an der Saite nichts Oberes oder Unteres ge-
denken, und es wuͤrden die Schwingungen nicht muͤhſa-
mer uͤber ſich in die Hoͤhe lauffen, als ſie in die untere
Gegenden herablaufen. Allein es geſchicht von dieſem
allen natuͤrlicher Weiſe gar nichts, und es ſteigt die
Empfindung ſo wenig hernieder, als die Bewegung in
die Hoͤhe ſteigt. Folglich richten ſich die Nerven nicht
nach der Natur der ſchwingenden Saiten.
6. Wir uͤbergehen viele andere Gruͤnde, als die aͤuſ-
ſerſte Geſchwindigkeit des Nervengeſchaͤftes, die man
von einer, durch aͤuſſerſt weiche Koͤrper fortgeſetzten Be-
wegung, nicht erwarten kann m, daß die Nerven, ſo lan-
ge ſie weich und unelaſtiſch ſind, viel beſſer wirken, hin-
gegen
m Langriſch muſc. mot. p. 69.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 572. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/608>, abgerufen am 23.11.2024.
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