Was nun eigentlich in den Nerven dasienige sei, das zum Empfange der Eindrücke der uns berührenden Körper, und die Bewegung zu ertragen, geschickt sei, so ist dieses eine Sache, über welche man von ie her Fragen aufgeworfen.
§. 2. Die Empfindung wird nicht durch die Mem- branen fortgeleitet.
Wenn die dünne Gehirnhaut ohne Empfindungen ist a+, wenn die harte Gehirnhaut, die Nerven bei dem Ausgange aus der Hirnschaale verläßt, und sie nicht bis zu ihren Enden begleitet b, und wenn auch diese Membran selbst ohne Empfindung ist c, wenn endlich Krämpfe erfolgen, wenn man die tiefe Stellen des Gehirns, die von den Gehirnhäuten noch so weit ab- liegen, verwundet d, so scheint man mit keiner Art von Wahrscheinlichkeit sagen zu können, daß die Sin- nen e und Bewegungen in den Hirnhäuten fortgepflanzt werden, oder, daß die Empfindungen zu diesen Gehirn- häuten hingelangen sollten f, oder, daß sie sich in ihnen endigen könnten g, daß solche folglich der Empfindungs- quell allgemein h, und der Wohnsitz der Seele, heissen könnten i. Eben so wenig kann man zugeben, daß die nervige Membranen mitten in der Empfindung zittern k, und diese Empfindung ins Gehirn übertragen l.
§. 3.
a+[Spaltenumbruch]p. 21.
bp. 191.
cp. 307. seq.
dp. 315.
eNardi noct. genial. p. 36. Nicol. vom Schmerz n. 16. 19. aber auch Nugent. hydrophob. p. 149. der noch die Fäden der Fetthaut zufügt und behauptet, daß sich die Sinnen blos durch die Membra- [Spaltenumbruch]
nen der Nerven fortpflanzen lassen.
fp. 315. 316.
gGohl von dem an Vorurthei- len kranken Verstande p. 99.
hp. 111.
ip. 100.
kCroone musc. p. 9. Krüger physiol. c. 16. n. 321. &c. Godart p. 43.
lCroone ibid.
Das Gehirn und die Nerven. X. Buch.
Was nun eigentlich in den Nerven dasienige ſei, das zum Empfange der Eindruͤcke der uns beruͤhrenden Koͤrper, und die Bewegung zu ertragen, geſchickt ſei, ſo iſt dieſes eine Sache, uͤber welche man von ie her Fragen aufgeworfen.
§. 2. Die Empfindung wird nicht durch die Mem- branen fortgeleitet.
Wenn die duͤnne Gehirnhaut ohne Empfindungen iſt a†, wenn die harte Gehirnhaut, die Nerven bei dem Ausgange aus der Hirnſchaale verlaͤßt, und ſie nicht bis zu ihren Enden begleitet b, und wenn auch dieſe Membran ſelbſt ohne Empfindung iſt c, wenn endlich Kraͤmpfe erfolgen, wenn man die tiefe Stellen des Gehirns, die von den Gehirnhaͤuten noch ſo weit ab- liegen, verwundet d, ſo ſcheint man mit keiner Art von Wahrſcheinlichkeit ſagen zu koͤnnen, daß die Sin- nen e und Bewegungen in den Hirnhaͤuten fortgepflanzt werden, oder, daß die Empfindungen zu dieſen Gehirn- haͤuten hingelangen ſollten f, oder, daß ſie ſich in ihnen endigen koͤnnten g, daß ſolche folglich der Empfindungs- quell allgemein h, und der Wohnſitz der Seele, heiſſen koͤnnten i. Eben ſo wenig kann man zugeben, daß die nervige Membranen mitten in der Empfindung zittern k, und dieſe Empfindung ins Gehirn uͤbertragen l.
§. 3.
a†[Spaltenumbruch]p. 21.
bp. 191.
cp. 307. ſeq.
dp. 315.
eNardi noct. genial. p. 36. Nicol. vom Schmerz n. 16. 19. aber auch Nugent. hydrophob. p. 149. der noch die Faͤden der Fetthaut zufuͤgt und behauptet, daß ſich die Sinnen blos durch die Membra- [Spaltenumbruch]
nen der Nerven fortpflanzen laſſen.
fp. 315. 316.
gGohl von dem an Vorurthei- len kranken Verſtande p. 99.
hp. 111.
ip. 100.
kCroone muſc. p. 9. Krüger phyſiol. c. 16. n. 321. &c. Godart p. 43.
lCroone ibid.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0598"n="562"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Das Gehirn und die Nerven. <hirendition="#aq">X.</hi> Buch.</hi></fw><lb/><p>Was nun eigentlich in den Nerven dasienige ſei,<lb/>
das zum Empfange der Eindruͤcke der uns beruͤhrenden<lb/>
Koͤrper, und die Bewegung zu ertragen, geſchickt ſei,<lb/>ſo iſt dieſes eine Sache, uͤber welche man von ie her<lb/>
Fragen aufgeworfen.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 2.<lb/>
Die Empfindung wird nicht durch die Mem-<lb/>
branen fortgeleitet.</head><lb/><p>Wenn die duͤnne Gehirnhaut ohne Empfindungen<lb/>
iſt <noteplace="foot"n="a†"><cb/><hirendition="#aq">p.</hi> 21.</note>, wenn die harte Gehirnhaut, die Nerven bei<lb/>
dem Ausgange aus der Hirnſchaale verlaͤßt, und ſie<lb/>
nicht bis zu ihren Enden begleitet <noteplace="foot"n="b"><hirendition="#aq">p.</hi> 191.</note>, und wenn auch<lb/>
dieſe Membran ſelbſt ohne Empfindung iſt <noteplace="foot"n="c"><hirendition="#aq">p. 307. ſeq.</hi></note>, wenn<lb/>
endlich Kraͤmpfe erfolgen, wenn man die tiefe Stellen<lb/>
des Gehirns, die von den Gehirnhaͤuten noch ſo weit ab-<lb/>
liegen, verwundet <noteplace="foot"n="d"><hirendition="#aq">p.</hi> 315.</note>, ſo ſcheint man mit keiner Art<lb/>
von Wahrſcheinlichkeit ſagen zu koͤnnen, daß die Sin-<lb/>
nen <noteplace="foot"n="e"><hirendition="#aq"><hirendition="#i">Nardi</hi> noct. genial. p. 36.<lb/><hirendition="#i">Nicol.</hi></hi> vom Schmerz <hirendition="#aq">n.</hi> 16. 19. aber<lb/>
auch <hirendition="#aq"><hirendition="#i">Nugent.</hi> hydrophob. p.</hi> 149.<lb/>
der noch die Faͤden der Fetthaut<lb/>
zufuͤgt und behauptet, daß ſich die<lb/>
Sinnen blos durch die Membra-<lb/><cb/>
nen der Nerven fortpflanzen laſſen.</note> und Bewegungen in den Hirnhaͤuten fortgepflanzt<lb/>
werden, oder, daß die Empfindungen zu dieſen Gehirn-<lb/>
haͤuten hingelangen ſollten <noteplace="foot"n="f"><hirendition="#aq">p.</hi> 315. 316.</note>, oder, daß ſie ſich in ihnen<lb/>
endigen koͤnnten <noteplace="foot"n="g"><hirendition="#aq"><hirendition="#i">Gohl</hi></hi> von dem an Vorurthei-<lb/>
len kranken Verſtande <hirendition="#aq">p.</hi> 99.</note>, daß ſolche folglich der Empfindungs-<lb/>
quell allgemein <noteplace="foot"n="h"><hirendition="#aq">p.</hi> 111.</note>, und der Wohnſitz der Seele, heiſſen<lb/>
koͤnnten <noteplace="foot"n="i"><hirendition="#aq">p.</hi> 100.</note>. Eben ſo wenig kann man zugeben, daß die<lb/>
nervige Membranen mitten in der Empfindung zittern <noteplace="foot"n="k"><hirendition="#aq"><hirendition="#i">Croone</hi> muſc. p. 9. <hirendition="#i">Krüger</hi><lb/>
phyſiol. c. 16. n. 321. &c. <hirendition="#i">Godart</hi><lb/>
p.</hi> 43.</note>,<lb/>
und dieſe Empfindung ins Gehirn uͤbertragen <noteplace="foot"n="l"><hirendition="#aq"><hirendition="#i">Croone</hi> ibid.</hi></note>.</p></div><lb/><fwplace="bottom"type="catch">§. 3.</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[562/0598]
Das Gehirn und die Nerven. X. Buch.
Was nun eigentlich in den Nerven dasienige ſei,
das zum Empfange der Eindruͤcke der uns beruͤhrenden
Koͤrper, und die Bewegung zu ertragen, geſchickt ſei,
ſo iſt dieſes eine Sache, uͤber welche man von ie her
Fragen aufgeworfen.
§. 2.
Die Empfindung wird nicht durch die Mem-
branen fortgeleitet.
Wenn die duͤnne Gehirnhaut ohne Empfindungen
iſt a†, wenn die harte Gehirnhaut, die Nerven bei
dem Ausgange aus der Hirnſchaale verlaͤßt, und ſie
nicht bis zu ihren Enden begleitet b, und wenn auch
dieſe Membran ſelbſt ohne Empfindung iſt c, wenn
endlich Kraͤmpfe erfolgen, wenn man die tiefe Stellen
des Gehirns, die von den Gehirnhaͤuten noch ſo weit ab-
liegen, verwundet d, ſo ſcheint man mit keiner Art
von Wahrſcheinlichkeit ſagen zu koͤnnen, daß die Sin-
nen e und Bewegungen in den Hirnhaͤuten fortgepflanzt
werden, oder, daß die Empfindungen zu dieſen Gehirn-
haͤuten hingelangen ſollten f, oder, daß ſie ſich in ihnen
endigen koͤnnten g, daß ſolche folglich der Empfindungs-
quell allgemein h, und der Wohnſitz der Seele, heiſſen
koͤnnten i. Eben ſo wenig kann man zugeben, daß die
nervige Membranen mitten in der Empfindung zittern k,
und dieſe Empfindung ins Gehirn uͤbertragen l.
§. 3.
a†
p. 21.
b p. 191.
c p. 307. ſeq.
d p. 315.
e Nardi noct. genial. p. 36.
Nicol. vom Schmerz n. 16. 19. aber
auch Nugent. hydrophob. p. 149.
der noch die Faͤden der Fetthaut
zufuͤgt und behauptet, daß ſich die
Sinnen blos durch die Membra-
nen der Nerven fortpflanzen laſſen.
f p. 315. 316.
g Gohl von dem an Vorurthei-
len kranken Verſtande p. 99.
h p. 111.
i p. 100.
k Croone muſc. p. 9. Krüger
phyſiol. c. 16. n. 321. &c. Godart
p. 43.
l Croone ibid.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 562. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/598>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.