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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768.

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Der achte Abschnitt.
§. 1.
Die Muthmassungen.

Dasienige, was wir bisher erzählt haben, läßt
sich noch durch das Zeugniß der Sinne erweislich machen,
und wir haben keine Fehler begehen können, wofern
man in den Versuchen nicht geirrt hat. Doch es läßt
sich auch dieser Fehler dadurch leicht verbessern, daß man
ihn wiederholt und dadurch bestätigt, daß wir, entweder
die beständige Weise, welche die Natur mit den Dingen
hält, richtig wahrgenommen haben, oder, daß wir von der
Unzulänglichkeit der Versuche, und einigen irrigen Hand-
griffen, betrogen worden, und von dem Wege der Wahr-
heit ausgeleitet sind. Doch es wird uns nicht eben so
leichte fallen, uns vor Jrrwegen in demienigen in Acht
zu nehmen, welches wir hier vorzutragen haben, indem
der kleinste Theil dieses Vortrages eine Sache der Sin-
nen ist, hingegen alles übrige aus gesammelten Wahr-
scheinlichkeiten zusammengesetzt werden muß, die so viel
Gewalt haben müssen, daß sie uns zur Wahrheit Hof-
nung machen, aber so wenig Dauer haben, daß sie nicht
vor hinlänglich erachtet werden könne, einen andern zu
überführen.

Wir wollen in dieser zweifelhaften Lehre von den
Nerven den Anfang machen. Wir haben gezeigt [Spaltenumbruch] a,
daß nicht nur die Eindrücke der Sinne, vermittelst der
Nerven, ins Gehirn gebracht werden, sondern, daß sich
auch dagegen der Quell [Spaltenumbruch] a* der Bewegungen, vom
Gehirn, durch die Nerven zu den bestimmten Theilen
herab bewege.

Was
a p. 305. &c.
a* p. 322. seq.
H. Phisiol. 4. B. N n




Der achte Abſchnitt.
§. 1.
Die Muthmaſſungen.

Dasienige, was wir bisher erzaͤhlt haben, laͤßt
ſich noch durch das Zeugniß der Sinne erweislich machen,
und wir haben keine Fehler begehen koͤnnen, wofern
man in den Verſuchen nicht geirrt hat. Doch es laͤßt
ſich auch dieſer Fehler dadurch leicht verbeſſern, daß man
ihn wiederholt und dadurch beſtaͤtigt, daß wir, entweder
die beſtaͤndige Weiſe, welche die Natur mit den Dingen
haͤlt, richtig wahrgenommen haben, oder, daß wir von der
Unzulaͤnglichkeit der Verſuche, und einigen irrigen Hand-
griffen, betrogen worden, und von dem Wege der Wahr-
heit ausgeleitet ſind. Doch es wird uns nicht eben ſo
leichte fallen, uns vor Jrrwegen in demienigen in Acht
zu nehmen, welches wir hier vorzutragen haben, indem
der kleinſte Theil dieſes Vortrages eine Sache der Sin-
nen iſt, hingegen alles uͤbrige aus geſammelten Wahr-
ſcheinlichkeiten zuſammengeſetzt werden muß, die ſo viel
Gewalt haben muͤſſen, daß ſie uns zur Wahrheit Hof-
nung machen, aber ſo wenig Dauer haben, daß ſie nicht
vor hinlaͤnglich erachtet werden koͤnne, einen andern zu
uͤberfuͤhren.

Wir wollen in dieſer zweifelhaften Lehre von den
Nerven den Anfang machen. Wir haben gezeigt [Spaltenumbruch] a,
daß nicht nur die Eindruͤcke der Sinne, vermittelſt der
Nerven, ins Gehirn gebracht werden, ſondern, daß ſich
auch dagegen der Quell [Spaltenumbruch] a* der Bewegungen, vom
Gehirn, durch die Nerven zu den beſtimmten Theilen
herab bewege.

Was
a p. 305. &c.
a* p. 322. ſeq.
H. Phiſiol. 4. B. N n
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[561/0597] Der achte Abſchnitt. §. 1. Die Muthmaſſungen. Dasienige, was wir bisher erzaͤhlt haben, laͤßt ſich noch durch das Zeugniß der Sinne erweislich machen, und wir haben keine Fehler begehen koͤnnen, wofern man in den Verſuchen nicht geirrt hat. Doch es laͤßt ſich auch dieſer Fehler dadurch leicht verbeſſern, daß man ihn wiederholt und dadurch beſtaͤtigt, daß wir, entweder die beſtaͤndige Weiſe, welche die Natur mit den Dingen haͤlt, richtig wahrgenommen haben, oder, daß wir von der Unzulaͤnglichkeit der Verſuche, und einigen irrigen Hand- griffen, betrogen worden, und von dem Wege der Wahr- heit ausgeleitet ſind. Doch es wird uns nicht eben ſo leichte fallen, uns vor Jrrwegen in demienigen in Acht zu nehmen, welches wir hier vorzutragen haben, indem der kleinſte Theil dieſes Vortrages eine Sache der Sin- nen iſt, hingegen alles uͤbrige aus geſammelten Wahr- ſcheinlichkeiten zuſammengeſetzt werden muß, die ſo viel Gewalt haben muͤſſen, daß ſie uns zur Wahrheit Hof- nung machen, aber ſo wenig Dauer haben, daß ſie nicht vor hinlaͤnglich erachtet werden koͤnne, einen andern zu uͤberfuͤhren. Wir wollen in dieſer zweifelhaften Lehre von den Nerven den Anfang machen. Wir haben gezeigt a, daß nicht nur die Eindruͤcke der Sinne, vermittelſt der Nerven, ins Gehirn gebracht werden, ſondern, daß ſich auch dagegen der Quell a* der Bewegungen, vom Gehirn, durch die Nerven zu den beſtimmten Theilen herab bewege. Was a p. 305. &c. a* p. 322. ſeq. H. Phiſiol. 4. B. N n

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 561. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/597>, abgerufen am 23.11.2024.